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Aufforderung, die Ginweidung der Kirche betreffend Zu der nächsten Sonntag bevorstehenden Einweihung unsrer Kirche werden von uns die öffentlichen Gebäude beflaggt und bez. geschmückt werden. Wir dürfen uns wohl der Hoffnung hingeben, daß auch die sämtlichen Knchgemeinde- glieder durch Flaggen- und sonstigen Schmuck ihrer Freude über den wohl gelungnen Bau werden Ausdruck geben. Lichtenstein, den 28. November 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Bekanntmachung. Nächsten Sonnabend, den 30. d. M., von abends 6 Uhr an sollen im Forbrig'schen Gasthofe zu Hohndorf 2S0 < Kirin. Lobsdorfer Steine zur Anfuhre auf die Lichtenstein-Stollberger, bez. Gersdorfer Straße hier an den Mindestfordernden vergeben werden. Hohndorf, den 27. November 1889. Der Gemeindevorstand. Rein hold. Bekanntmachung. Nächsten Sonnabend, den 30. d. M., von nachmittags 3 Uhr an soll eine Partie Nutz- und Brennholz bei dem Unterzeichneten gegen Barzahlung ver steigert werden. Hohndorf, den 27. November 1889. Der Gemeindevorstaud. Reinhold. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 28. November. Am Sonntag abend wurde aus einem hiesigen Restau rant ein Winterüberzieher gestohlen. Da das Sig nalement des Diebes von anwesenden Gästen ziemlich genau angegeben werden konnte, so ist es der Schntz- mavnschaft im Verein mit der Gendarmerie gelungen, denselben in einem in Bernsdorf in Arbeit stehenden aus Aunaberg gebürtigen Schneidergehilfen zn er mitteln und zn verhaften. *— Hohndorf, 28. November. Ein höchst bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am vergangenen Sonntag abend in der 12. Stunde in unserer Ge meinde. Der Bergarbeiter August Scheibner von hier stürzte zur angegebenen Zeit in seiner Behausung so unglücklich die Treppe herab, daß derselbe an den durch diesen Fall erhaltenen schweren Berletzungen am Montag abend verstorben ist. Der Bedauerns werte stand im 49. Lebensjahre. — Der vom Vorstande erstattete Jahresbericht des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der K önigin stehenden Sächsischen Pestalozzivereins auf die Zeit vom 1. Oktober 1888 bis dahin 1889 giebt aber mals ein lebendiges Bild werkthätiger Nächstenliebe. Der Verein, welcher über unser ganzes Vaterland sich verbreitet, bezweckt die Unterstützung bedürftiger Lehrerwitwen und Lehrerwaisen. Infolgedessen ist die gesamte sächsische Lehrerschaft Mitglied, aber auch edle Menschenfreunde unterstützen das Werk der Liebe durch ihre Gaben. Es ergab sich eine Gesamt-Ein- nahme von 23 528 Mk. 16 Pfg. Hiervon ^wurden als Unterstützungen an 588 Lehrerwaisen 12,145 Mk. nnd an 346 Lehrerwitwen 7215 Mk. verausgabt, sodaß die Summe aller Unterstützuugen aus der Hauptkasse 19,360 Mk. beträgt. Der Verein besitzt gegenwärtig 22 Stiftungen und die Felix-Schenkung. Neu hinzugekvmmen ist'die Wettiner Jubiläumsstif tung in Höhe von 7000 Mk. Die Summe sämt licher Unterstützungen beträgt 22,882 Mk. Das Vereinsvermögen samt Luther-Fonds und Stiftungen (Felix-Schenkung ungerechnet) setzt sich zusammen aus Wertpapieren im Nominalwerte von 185,000 Mk., zwei hypothekarisch ausgeliehenen Kapitalien in Höhe von 2700 Mk., dem auf 5100 Mk. sich belaufenden Zuflüsse zur Königin-Carola-Stiftung und den 7000 Mk. der Wettiner Jubiläumsstiftung, sodaß das Gesamtvermögen des Vereins 198,800 Mk. beträgt. Der Vorsitzende des Vereinsvorstaudes ist Herr Ober schulrat A. Berthelt. Der übrige Vorstand besteht aus den Herren: M. Heger, Schulrat, den Direk toren M. Baron, M. Niederlein, W. Jahn, M. Kleinert, A. Lansky, B. Müller und dem Garnison schul-Oberlehrer a. d. K. Wille. — Auch bei den sächsischen Staatseisenbahnen sollen nunmehr die fremdsprachlichen Aufschriften in den Eiscnbahnräumen entsprechend dem Beschluß des deut schen Eisenbahn-Verkehrs-Verbandes durch deutsch sprachliche Ausdrücke ersetzt werden und soll bis Ende des Jahres 1892 ungeschrieben werden statt Billet- Expedition: Fahrkarten-Ausgabe, statt Gepäck-Expe dition : Gepäck-Abfertigung beziehungsweise Gepäck- Annahme und Gepäck-Ausgabe, statt Güter-Expe- dition : Güterverwaltung'oder Güterabfertigung bezie hungsweise Gütcr-Annahme und Güter-Ausgabe, statt Vestibüle: Vorhalle, statt Korridor: Gang, eintre tenden Falles Haupt- oder Nebengang, statt Garde robe: Handgepäckraum, statt Toilette oder Toiletten- zimmer : Waschzimmer oder Waschraum, statt Damen- toilette: Waschzimmer für Frauen, statt Toilette für Herren: Waschzimmer für Männer, statt Pissoir: Abort. — Mit der nächsten, der 117. König!. Sächs. Landeslotteric gelangen die Lose derselben mit einer anderen Zeichnung zur Ausgabe deshalb, weil die früheren Lose Nachahmung gefunden haben. Wenn auch zunächst zuzugeben ist, daß die neuen, etwas größeren Lose der vermehrten Zeichnungen wegen schwieriger nachzuahmen sind, ausgeschlossen ist eine Fälschung sicher auch hier nicht, will es uns doch dünken, als ob man mit der Neuanfertigung das Richtige nicht getroffen hat: Während früher die Nummern und Buchstaben im rechten Viertel des Loses oben zu finden waren, haben dieselben jetzt eingerahmt, etwas kleiner und doppelt, in vollgedruckten und hohlen Ziffern in der Mitte ihren Platz gefunden. Dies er schwert dem Kollekteur sicher die Durchsicht, kann aber für das spielende Publikum, und darauf kommt es in erster Linie an, im Gewinnfalle unangenehm werden; denn bekanntlich falten, wenn nicht die meisten, so doch viele Spieler, die Lose in vier Teile zusammen und bewahren sie im Portomvnnaie auf. Wie leicht kann es zugehen, schon das Zusammenbrechen der Lose trägt dazu bei, daß nach und nach ein Teil einer Ziffer verletzt wird, oder eine oder mehrere. Da nach Z 167 des Lotterieregulatives den Kollekteuren geboten ist, sich der Einlösung der Gewinnlose, deren wesentliche Teile verletzt sind, wozu nach Z 166 desselben Regu latives auch die Nummern gehören, sich zunächst zu enthalten, kann die Gewinnzahlung leicht eine Ver zögerung erfahren. In keiner anderen deutschen Lotterie hat man den Nummern diesen Platz zugewiesen, Los nummern und Buchstabe gehören jedenfalls nach rechts oben wie früher. Ferner hat der schwächer gedruckte Text an Deutlichkeit gewiß nicht gewonnen, und end lich Hütte das Fremdwort Renovation aus naheliegen den Gründen durch das gute deutsche Wort „Er neuerung" ersetzt weiden können. — Es mehren sich die Klagen üben den zunehmenden Hausierhandel mit Brillen, wobei oftmals der Versuch gemacht wird, recht fragwürdige Ware an den Mann zu bringen. Es sind in letzter Zeit mehrere Fälle zur Kenntnis gekommen, wo ein solcher Händler sich für bereits getragene Brillen, deren reeller Wert höchstens 2—2Ls Mark beträgt, bis zu 6 Mark hat zahlen lassen. Der hierüber ausgefertigte sogenannte.Garantieschein ist völlig wertlos, denn vorsichtiger Weise ist derselbe nur auf 8 Tage Giltigkeit ausgestellt. Daß sich solch ein gewissenloser Hausierer innerhalb dieser Zeit nicht wieder sehen läßt, darf nicht Wunder nehmen; hat er doch alle Ursache, möglichst lange weg zu bleiben. Brillen soll man nur nach Anordnung des Arztes kaufen, sonst kann mau den größten Schaden an seinen Augen erleiden. — Schon vielfaches Unglück ist dadurch geschehen, daß beim Anzünden von Streichhölzchen der abgesprungene Phosphor in eine Wunde an der Hand gekommen ist und den Verlust eines Gliedes oder wohl gar des Lebens zur Folge gehabt hat. Auch in Hermsdorf ist kürzlich ein derartiger Fall passiert, der jedoch noch glücklichen Verlauf genommen hat. Alle, die solches Unglück haben, mögen folgenden wohlgemeinten Rat befolgen: Man mache sich sofort in lauem Wasser eine starke Lösung von Soda und halte das Glied hinein. Der Phosphor geht nämlich mit der Soda sehr leicht eine chemische Verbindung ein und bildet phvsphorsaures Natron, einen ganz un schädlichen Stoff. Gegen Vergiftung durch Phosphor wird auch Terpentinöl angewendet, während das seit her oft angeweudete Mittel, die Milch, als schädlich bezeichnet werden muß, da sich Phosphor in dem Fette der Milch leicht löst und dadurch die Gefahr erhöht, anstatt beseitigt. —- Dresden, 20. November. Die Königl. Kreishauptmaunschaft verbot auf Grund des Sozia listengesetzes das fernere Erscheinen des „Sächsischen Wochenblattes". — Dresden. „Rasch tritt der Tod den Menschen an, es ist ihm keine Frist gegeben!" Der Drechslerobermeister und Stadtverordnete Christoph ist in der Nacht zum Mittwoch eines plötzlichen Todes am Schlagflnß gestorben. Am Abende weilte er noch wohl und munter in einem geselligen Kreise; aber auf dem Heimwege begriffen, ist er, ehe er seine Wohnung erreichte, vom Todesengel erreicht worden. Von einem Mitbewohner seines in der Wallstraße gelegenen Wohn hauses wurde er entseelt auf der Treppe aufgefunden. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. — Waldenburg, 27. Nov. Bei der letzten Kirmes in Garbisdorf setzte ein dortiger Gutsbe sitzer seinen Gästen Heidelbeerkuchen vor, zu dem die Heidelbeeren erst kurz vorher im Freien gepflückt worden waren. Wohl noch nicht dagewesen. — Dem Cigarrenfabrikant Scheffel in Crimmit- schau ist bei der Ueberschwemmung am 20. Mai die Hälfte seines Tabaklagers weggeschwemmt und bearbeitungsunfähig geworden. Trotz vieler Mühe und ihm hierbei 'zu teil gewordener Unterstützung durch das Präsidium der Handels- und Gewerbe kammer Plauen ist es dem Geschädigten nicht ge lungen, die auf diesen Tabak bezahlten 5000 Mark Steuer und Zoll zurückzuerhalten. Das genannte Präsidium hat daher in fraglicher Angelegenheit eine erneute Vorstellung au die Zoll- und Steuer- dirktion gerichtet, nachdem Scheffel vorher den von der Steuerbehörde bis jetzt vermißten Nachweis der erfolgten Vernichtung des Tabaks erbracht hatte. — Kirchberg. Eine von großer Frechheit zeugende Schwindelei wurde vorige Woche hier von einer Frau aus Burkersdorf ausgeführt. Dieselbe gab vor, die Mutter des in Burkersdorf ertrunkenen Knaben zu sein und bettelte in einer Anzahl Fami lien und Geschäften Geld und zum Begräbnis nötige Gegendstände zusammen. Durch zufälliges Eintreten einer anderen Burkersdorfer Frau in ein Geschäft ist jedoch der Betrug entdeckt worden und sieht die Betrügerin, welche übrigens schon früher Schwinde leien verübt haben soll, ihrer Bestrafung entgegen. — Vor Kurzem hatte ein Lanbacher Jagdpächter das Glück, einen seltenen Wasservogel auf dem soge nannten „Großen Teich" zu erlegen. Das Tier in Größe einer ausgewachsenen Ente, mit langem, schwar zen, spitzen Schnabel nnd scharzen Schwimmfüßen ist ein sogenannter Polartaucher und dessen eigentliche Heimat das nördliche Eismeer. W e sich das Tier in hiesige Gegend verflogen hat, ist zu verwundern. — Eine rührende Episode aus der Schlacht von W e iß e n b u r g findet sich in der ersten Liefer ung des bei Jul. Brehse (Leipzig) erscheinenden Merkchens „Heldenthaten deutscher Offiziere und Mannschaften." Ein französischer Artilleriehaupt- manu erzählt: „Meine Batterie und ein Regiment Infanterie stand schon längere Zeit einem deutschen Truppenteil gegenüber, die Kugeln sausten herüber und hinüber, und mancher Brave auf beiden Seiten färbte schon das Gras mit seinem Blute, aber auf einmal wurde unsere Aufmerksamkeit auf ein so außerordentliches Ereignis gelenkt, daß wir unsern Augen nicht trauten. Ein deutscher Soldat kam unter dichtesten Kugelregen guerfeldüber im Lauf schritt auf unsere Abteilung zugeranut, eine Feld flasche hoch in die Höhe haltend. Vor Erstaunen über den Verwegenen hielt jeder der Unsrigen un willkürlich mit Schießen ein, viel weniger fand man sich veranlaßt, auf ihn zu zielen. Endlich war er so nahe an uns herangekommen, daß er und zwar in gutem Französisch uns zurufen konnte: „Kameraden, mein Hauptmann ist schwer verwundet — er leidet an Durst, wir haben kein Wasser und keinen Branntwein — helft ihm!" Die Bewunderung, die man dem braven heldenmütigen Jünglinge zollte, war eine allgemeine, manchem alten Soldaten standen Thränen in den Augen. Man füllte eiligst die Feldflasche mit Wasser und Branntwein. Nach kurzem Dank nnd militärischem Gruß machte er Kehrt und eilte schnellen Schrittes, wie er gekommen, wieder den Seinen zn, um seinem Hauptmann den Labetrunk zu bringen." Z Ueber den Empfang des Reichstags-Prä sidiums beim Kaiser weiß die „Köln.Ztg." noch folgendes zu berichten: Der Kaiser sprach über die diesjährige Ernte, bedauerte, daß aus dem Osten des Reiches die Mitteilungen über den Ausfall der selben weniger günstig lauteten und erkundigte sich, wie der Ertrag der Ernte in der Heimat der Herren zu schätzen sei. Im Laufe der Unterhaltung meinte der Kaiser scherzend, ans einer Hasenjagd in der Nähe Berlins habe er jüngst einen kleineren Land wirt angesprochen, der in seiner Nähe gestanden, er habe sich auch bei ihm nach der Ernte erkundigt nnd beklagt, daß er im Durchschnitt nicht gute Nachrich ten erhalten habe. Darauf habe der Ängeredete gut mütig gemeint, er, der Kaiser, möge sich das nicht zu schwer zu Herzen nehmen, die Landwirte pflegten überhaupt immer gern zu klagen und seien selbst dann nie völlig zufrieden, wenn sie eine recht glänzende Ernte gehabt Hütten. 8 Die deutsche Reichsregierung Nord die neue Republik Brasilien anerkennen, falls die Regierung in Rio de Janeiro durch gesetzmäßigen Beschluß des Parlamentes feierlich sanctioniert werden wird, und die Ruhe und Ordnung im Lande bewahrt bleibt. In Berlin rechnet mau auf Letzteres wohl sicher, den» sonst würden deutsche Kriegsschiffe nach Brasilien zum Schutze der dortigen Deutschen gesandt werden, wo von aber bekanntlich Abstand genommen ist. 8 Zur Warnuug vor der Auswanderung nach Brasilien dient ein Brief eines zn Anfang dieses Jahres dahin ausgewanderten Arbeiters, in welchem er die Behörde in Potsdam um Mittel zur Rück kehr in die Heimat bittet. Der Mann schreibt», a.: „Wir sind durch gewissenlose Agenten nach Brasilien gelockt nnd müssen hungern nnd darben. Krankheiten sind hier an der Tagesordnung, da wir kleine, enge, nasse Wohnungen haben ohne jegliches Fenster, Fußboden oder Decke, von den Sklaven herrührend.