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gestern, Sonntag, vormittag durch die Aufmerksamkeit der Gendarmen in Einsiedel und Burkhardsdorf bei dem um 10 Uhr in letztgenanntem Orte eintreffenden Personenzuge aus einem Coupee herausgeholt, ver haftet und darauf der König!. Staatsanwaltschaft zu geführt. In dem Verhafteten wurde ein in Verdacht gezogener Handarbeiter, welcher, wie allgemein ver lautet, Johann Schneeberger heißt und im Jahre 1846 in Weska in Böhmen geboren sein soll, erkannt. Schnee berger hat mit dem Ermordeten zusammen gearbeitet, hat gewußt, daß derselbe des Sonnabends den Lohn auf irgend einen Neubau trägt, und es ist so bei ihm der Entschluß gereift, den Burschen zu berauben und, weil er von dem Beraubten gekannt war, ihn auch zu ermorden, nm nicht verraten zu werden. Man erzählt, daß der Mörder sein Opfer abgelauert, den Burschen in der Clausstraße in Gablenz noch mit in einen Materialwarenladen genommen und ihm Brannt wein gekauft habe. Da der Mörder nicht wagte, mit der Bahn abzureisen, so war er nach der That mit einer Droschke nach Einsiedel gefahren, war dort in einem Gasthofe über Nacht geblieben, hatte am anderen Morgen die von dem Morde noch etwas blutigen Kleidungsstücke mit anderen vertauscht, war sodann nach Dittersdorf zu Fuß gegangen und hatte dort erst eine Fahrkarte nach Adorf gelöst. Hiernach hatte er den vor 10 Uhr eintreffenden Zug bestiegen, wurde aber aus demselben bald wieder durch die ihm auf den Fersen folgende Gendarmerie herausgeholt und verhaftet. — Schandau. Am 9. November wütete im Elbthal und in unserer Gebirgswelt ein Nordwcst- sturm so heftig, daß die zu Thal fahrenden Schiffe ihre Weiterreise einstellen mußten. Die Schiffer waren diesmal genötigt, die Fahrzeuge hart an das Ufer heranzunehmen und stark zu befestigen. — Johanngeorgenstadt. Das hiesige Schöffengericht verurteilte den Fortbildungsschüler Adner aus Breitenbrunn, Sohn des dortige» Gasthofs besitzers, wegen wörtlicher und thätlicher Beleidigung eines Lehrers während des Unterrichts zu einer Ge fängnisstrafe von fünf Monaten und zum Tragen der Kosten. 8 Berlin, 11. Novbr. Der „Voss. Ztg." wird aus London gemeldet: Hauptmann Wißmann kehrte am Sonntag von der Küste nach Zanzibar zurück. Er nahm Saadani am Freitag ein mit einem Verlust von zwei Toten und vier Verwundeten. Die Banaheri flüchtete in nördlicher Richtung. Die Straße nach Saadani und Mpwapwa ist jetzt offen. 8 Der Kaiser und die Kaiserin sind nach einer sehr guten Reise im bestem Wohlbefinden am Sonn abend nachmittag um 4 Uhr in Corfu angekommen. Am Sonntag vormittag unternahmen die Majestäten einen Ausflug und setzten daun die Reise nach Vene dig fort. 8 Die Kaiserin Friedrich wird in diesen Tagen von Athen aus mit dem griechischen Kronprinzenpaare und dem vr. Schliemann einen Ausflug nach Olympia und Mykenae unternehmen. Auf Schliemanns Vor stellung, daß in gegenwärtiger Jahreszeit das Reisen in Griechenland etwas beschwerlich sei, erwiderte die Kaiserin, daß sie hoffe, die Schönheiten Ler Natur und der Altertumsschätze würden sie für diese Mühe hinreichend entschädigen. Von dieser Reise wird die Kaiserin am 19. November wieder in Athen zurück sein und dort am 21. ihren Geburtstag im Kreise der griechischen Königsfamilie feiern. Am nächsten Tage wird die Abreise nach Italien angetreten. 8 Die Staatssekretäre von Bötticher und Graf Bismarck find am Sonntag nach Friedrichsruhe gereist. l Beide werden in den ersten Tagen dieser Woche in Berlin zurückerwartet. 8 Die Budgetkommission des Reichstages beriet am Montag den Eifenbahnetat. Auf eine Anfrage wurde seitens der Regierung mitgeteilt, daß den Be amten zwei freie Sonntage im Monat gewährt seien. Etwas ungünstiger stehe das Fahrpersonal da, von welchem bis jetzt nur 28 Prozent jeden zweiten Sonn tag frei hätten. Die Abg. von Trege, Hahn, von Strombeck forderten eine Einschränkung der Vergnü gungszüge an Sonntagen, welchem Anträge Äbg. Baumbach entgegentrat, da die Sonntags-Sonderzüge namentlich von Arbeitern benutzt würden. Die einzel nen Positionen des Etats wurden im Ganzen unver ändert angenommen. Z Bei der Reichstagskommisston für das Sozia listengesetz sind eine Reihe von Abänderungsanträgen des Äbg. Kulemann (nat-lib.) eingegangen, welche dem Entwürfe mehr den Charakter eines geschlossenen Ganzen geben sollen. Heute Dienstag beginnen die Verhandlungen. — Der 77jährige freisinnige Reichs tagsabgeordnete Klotz hat die Wiederübernahme eines Mandates für die nächste Session abgelehnt. 8 Bei der preußischen Landtags-Ersatzwahl im Kreise Hünfeld-Gersfeld wurde der Kaplan Dasbach (Zentrum) mit 101 gegen 62 Stimmen gewählt, die auf den Landrat Wehnern sielen. 8 Die deutsche ostafrikanische Gesellschaft hat, wie aus Zanzibar telegraphiert wird, eingewilligt, die Zoll niederlagen bei Tana, nm welche ein Streit mit dem Sultan von Zanzibar entstanden war, letzterem zurück gegeben. 8 Im Hinblick auf die letzte Reichstagssitzung teilt die „Nordd. Allg. Ztg." mit, daß eine Reform der Militärstrafprozeßordnung in Aussicht genommen sei. Die Ängelegenheit müsse aber ruhig beraten werden und lasse sich rächt ohne weiteres zur Ent scheidung bringen, wie verlangt werde. 8 Die deutsche Pflanzer-Gesellschaft hat in einer soeben abgehaltenen außerordentlichen Generalversamm lung beschlossen, nunmehr ihre praktische Thätigkeit in Ostafrika und zwar in Tanga zu beginnen. Der Be amte der Gesellschaft in Ostafrika, der zur Zeit in Lamn sich aufhält, ist angewiesen worden, sich nach Tanga zu begeben. Weitere Beamten der Gesellschaft werden nächstens nach Tanga abgehen. 8 Ein neuer automatischer Abstimmungsapparat, auf welchem „Ja" und „Nein" durch eine weiße und schwarze Klappe bemerkbar gemacht sind, die Erfindung eines russischen Mechanikers, wurde am Freitag im Reichstage vor dem Präsidenten von Levetzow und einer Anzahl von Abgeordneten produziert. 8 Der Premier-Lieutenant Rodig, welcher in die Dienste der Neu-Guinen-Kompagnie getreten war, ist auf der Reise nach der Südsee in Singapore gestorben. ß Worms, 11. Novbr. Die Eröffnung des Festspielhauses ist nunmehr definitiv auf den 20. Nov. festgesetzt. Se. Maj. der Kaiser wird laut Mitteilung des Hofmarschallamtes einer Vorstellung 'Anfangs Dezember beiwohnen. Die Eröffnung findet in Gegen wart Sr. Königl.Hoh. deö Großherzogs von Hessen statt. 8 Ein schweres Gewitter hat sich am Mitt woch über das nördliche Waldeck entladen. Die Luft war dick und warm wie im Sommer. In den westfälischen Grenzdistrikten bei Kannstein, Marsberg u. s. w. haben die niederstürzenden Wassermengen großen Schaden gethan, und namentlich in den bergigeren Gegenden ist ein bclrächiiicher Teil Mutterboden von den besüeten Feldern fortgeschwemmt worden. In dem Dorfe Udorf bei Rhoden fchlug der Blitz in ein Gehöft und zündete, so daß dasselbe bis auf den Der Erbe des Hauses. Roman von Hermine Frankenstein. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Hugh lächelte, aber das Lächeln war blöde und der Blick leer und traurig. Lowder beugte sich tiefer über den Kranken, seine Augen schienen sich in die seinen bohren zu wollen. „Sage mir, Hugh, kennst Du mich nicht, Deinen Freund, Deinen Begleiter?" Keine Antwort. „Kennst Dn Deinen Namen? Weißt Du, wie Du heißt?" Der Blick des Lord schien ängstlich, bekümmert zu werden, aber der göttliche Strahl der Vernunft zeigte sich darin nicht. Mit einem diabolischen Aus drucke erhob sich der Abenteurer — er war nun seiner Sache vollkommen sicher. Innerlich aufjubelnd vor Freude wurde es ihm zu schwül in dem engen Raume und er trat hinaus in das Freie und betrachtete selbstvergessen von der hohen Felsklippe aus, auf der das Fischerhaus erbaut war, die prachtvolle Aussicht auf das mittelländische Meer. Tief in Gedanken versunken bemerkte er das Nahen des Schreibers Palestro nicht. „Vicini teilte mir mit, Ihr wolltet in einer Stunde abreisen, — verhält es sich so?" „Allerdings," entgegnete Lowder in gleichgültigem Tone. „Mein Vater erwartet mich dringend auf Tressilian-Court und auch meine Braut würde es vielleicht nicht entschuldigen, wenn ich länger bliebe, als unbedingt notwendig. In einer Stunde gehe ich nach Palermo, von dort mit dem Mittagsdampfer nach Marseille." „Das Leben ist ein eigenes Ding," sagte der Schreiber, Lowder immer mit forschendem Blick be trachtend, als wolle er in das Innerste seiner Gedanken eindringen. „Sie sehen sich Beide so ähnlich, wie Zwillingsbrüder, sie reisen Beide voll Leben und Hoffnung in Sardinien ab und Einer wird auf dem Wege vom unerbittlichen Schicksale erreicht, während derAudere frohen Mntes in die Heimat zurückkehren kann. Ihr werdet wohl den armen Verunglückten hier lassen?" „Allerdings werde ich das, ich lasse ihn in der Pflege der Vicini's und zahle hierfür einen anstän digen Preis." „Würde es Euch angenehm sein, von Zeit zu Zeit von dem Unglücklichen etwas zu hören? Die Vicini's sind unwissend und haben die Kunst des Schreibens nicht erlernt." „Ihr habt richtig geraten," entgegnete Lowder. „Sehr dankbar würde ich Ench sein, wenn Ihr mir ab und zu einen schriftlichen Bericht über das Be finden des Patienten zukommen ließet. Ich würde dies als Freundschaft von Euch betrachten." „Für eine gewisse Art der Freundschaft bin ich immer empfänglich, Signore," sagte der Schreiber. Lowder schaute den Schreiber scharf und aufmerk sam an. Die schmale, zurückweichende Stirne, die geschlitzten, unheimlich funkelnden Augen, der häßlich geformte Kopf und mehr als Alles, der Ausdruck schlauer Verschmitztheit und finsteren Argwohnes ver rieten dem Engländer, daß er in dem Schreiber einen sicheren Verbündeten finden werde. der Tasche und Angabe geben," ordentlich abzu- * Ui „M. Z." eine kteim höheren k gewandt l Schauspiel gesetzt wer gewähren. Aufsatz üb könne abe' sie nicht e Der Kaise aber von zur Zeit geben, da schäftigt s hiervon n Billet erhc Lehrer die werde. V des Mädck jüngst „B Schauspiel unter den Schülerin, des Kaisers * Hei Frau eine Herzog, „i „Zum Ges meinem Vo Wer aber niemals zr * Di aus zweck» und Vegeta lichen Org< hält. Fast die, obwoh entschieden Nur muß i in einem t es bei Lar Buttermilch nimmt, wa> Genuß blei * M> fälschte« Ml Nimmt ma sammen un Grund eingeäschert wurde. Auch der Hagel hat in einzelnen Gemarkungen Schaden angerichtet. 8 In Glaubitz wurde die 78 Jahre alte Totengräbers-Witwe auf dem Gottesacker vom Schlage gerührt, dadurch gelähmt und der Sprache beraubt. Sie mußte die ganze Nacht zwischen den Gräbern und Leichensteinen liegen, ehe sie am anderen Morgen ge funden wurde. ** Wien, 11. Novbr. Nunmehr ist endgiltig festgesetzt, daß Kaiser Franz Joseph am 13. Novbr. abends mittelst Souderzuges von Wien nach Innsbruck fährt, wo am 14. die Begegnung mit dem deutschen Kaiserpaare stattfindet. In Begleitung Kaiser Franz Josephs werden sich Graf Kalnoty und Generaladju tant Graf Paar befinden. Für die Dauer der Be gegnung sind knapp zwei Stunden in Aussicht genom men. Es findet ein Dejeuner statt, für welches die Hofküche nach Innsbruck beordert worden ist. ** Ueber die Tiefe des Bodensees sind im Laufe dieses Sommers eingehende Untersuchungen angestellt worden, welche ergeben haben, daß die größte Tiefe des Sees in der Nähe von Arbon nicht, wie man bisher anuahm, 272 m oder gar 300 ru, sondern nur 252 in beträgt. ** Brüssel, 8. Nov. Auf Schacht 6 der Zeche Houssu ist heute Morgen ein Dynamit-Attentat verübt worden. ** Nachdem die deutsche ostafrikanische Gesell schaft die Kunde vom Untergange der Emin-Expedition und dem Tode des Dr. Peterö verens für wahr erklärt hatte, laufen plötzlich Meldungen von dem deutschen Reisenden Deuhardt in Witu ein, daß die Katastrophe noch nicht gewiß fei. Peters habe wohl Kämpfe zu bestehen gehabt, von seinen Begleitern könne auch ein Teil verwundet sein, aber die Angabe von seinem Tode beruhe lediglich auf den Angaben eines Arabers, der durchaus nicht unbedingt glaubwürdig sei. Stanley ist bekanntlich drei- oder viermal tot gesagt und lebt heute noch. Wir wollen hoffen, daß es bei Dr. Peters ebenso kommt. — Von Peters Begleiter, Lieutenant von Tiedemann, liegen eine Anzahl von Privatbriefen vor, die übereinstimmend ergeben, daß man mit vielen Mühen zu kämpfen hatte und auch der Gefahren sich bewußt war, die noch in Aussicht standen. Die Expedition hoffte aber doch, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Dr. Peters strengte sich auf das Aeußerste an, die Freundschaft der Eingeborenen zu gewinnen und zu erhalten. abgelehr Deutsch! hinter a fei. Dc Fraktion Der An ung dah Wahlfre Ricker zahlreich Bestimm von Be stehe es S i denselben für nutz und der Kartell ! es Verbi rektifizier ten, die sich nan Kartellm erhörter langen, weil die fürsten c Mi streitet d eingebrac Material Bad Marsck Regierun sozialdem Einschmu Mn Tagesord vorgebrac daß, sowe Abg in Baden Tr, Niemand seines gui mache al werde, se amten nö Vor berfeld Der 138 Mitc fähig. — Deutscher Reichstag. Sitzung vom 11. Nov. Der Reichstag beriet bei düunbesetztem Hause (bei Beginn waren etwa 40 Abgeordnete anwesend) Initiativanträge. Rickert (freis.) begründete seinen Antrag, wo nach die verabschiedeten Offiziere der Militärgerichts barkeit nicht unterliegen sollen. Der Antrag entspreche den vom früheren preußischen Kriegminister ausge sprochenen Intentionen. Singer (Soz.) spricht sich unter Bezugnahme auf einen speziellen Fall, in welchem ein Berliner Droschkenkutscher einem Major a. D. gegenüber nicht zu seinem Recht kommen konnte, für den Antrag Rickert aus. Derfflbe wird angenommen. Ein weiterer Antrag Rickerts auf Vorlegung einer Militärstrafprozeßordnung wird, soweit er die wesent lichen Formen des ordentlichen Strafprozesses für die Militürstrafprozeßordnungverlangt, mit großer Mehrheit angenommen, dagegen in feinem weiteren Teile, wo nach die Militärgerichte im Frieden nur für Dienst vergehen der Militärpersonen zuständig sein sollen, „Seid Ihr arm?" fragte Lowder. Palestro zeigte grinsend die weißen Zähne. „Ja, ich bin arm," antwortete er. „Die Welt war nicht sehr gut gegen mich. Briefschreiben für die arbeitende Klasse und für die Unwissenden wird nicht sonderlich gut bezahlt." Lowder überlegte. Er wünschte von jeder Ver änderung in Hugh's körperlichem und geistigem Zu stande unterrichtet zu werden; und es wäre vielleicht sehr gut, diesen Mann für seine Interessen zu gewinnen. „Ich vermute, hundert Francs wäre eine große Summe für Euch, Signore Palestro?" Die Augen des Schreibers funkelten gierig. „Eine große Summe!" rief er aus. „Ich habe in Jahren nicht hundert Francs gleichzeitig beisammen gehabt!" „Was würdet Ihr also zu fünfhundert Francs sagen? Ich würde Euch diese Summe jährlich geben, unter der Bedingung, daß Ihr mich von dem Zustand des Kranken gut unterrichtet haltet, mir besonders von jeder Veränderung oder Besserung Nachricht gebt." Der Schreiber nahm das Anerbieten bereitwilligst an und seine klauenartigen Finger zuckten fast vor Gier, das versprochene Geld zu erfassen. „Ich will Euch hundert Francs sagte Lowder, „um unser Geschäft schließen." Er nahm fünf Napoleons aus zählte sie Palestro in die Hand. (Fortsetzung folgt,)