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MMMlWrssUM Wochm- mlö KachrichtstilM zugleich WMks-MMM fiir tzohiiSarf, ÜiöSli^ Kttispff, Mkch St. ßgiSik», HtimiPört, MliritNil »Iid Riilsc». Rr. 238. 1889. Amtsblatt für deu Stadtrat ;» Lichtenstei». »N. Jahrgang. — Freitag, deu 11. Oktober Diens Blntt mcheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalteu, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — I n se r a te werden die biergechaltene Korpnszeile oder deren Ranm mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekmmtMllchMß. Die Stelle des hiesigen Hilfsschntzmanns kommt Ende dieses Monats zur Erledigung. Derselbe hat alle Nächte, ferner an den Sonntags-Nachmittagen und Abenden, und zu den 2 Jahrmärkten Dienst zu thnn. Gehalt: 500 Mark. Bewerber, welche beim Militär gedient haben müssen, wollen sich sofort bei uns melden. Lichtenstein, den 10. Oktober 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. RrMleMeyer sofort gefällig! Sparkassen-Expeditlonstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags nnd Sonnabends. GesehaftStage der Sparkasse zu CMnberg: Montag, Donnerstag und Sonnabend. Einlagen werden mit 3V,°° verzinst, Zinsen für Ausleihungen möglichst billig vereinbart. Tagesgeschichte. — Lichtenstein, 10. Okt. Gestern mittag er eignete sich ein schwerer Unglücks fall in der Bret- schneiderschen Sandgrube. Ein bereits älterer braver Arbeiter von hier wurde durch eine herabstürzende Sattdbank verschüttet und erlitt dabei schwere äußere und innere Verletzungen. Der schnell herzugerufene Arzt konstatierte eine Verwundung des Kopfes und der linken Hand, zweifachen Rippenbruch, Quetschung des Brustkorbes und der Leber, Quetschungen des rechten Beines und schweren Splitter-Bruch des linken Fußgelenkes. So erforderte die erste Hilfeleistung eine Zeit von mehr als zwei Stunden, wie lange es aber dauern wird, bis der Bedauernswerte seiner Arbeit wieder nachgehen kann, ist zur Zeit noch nicht abzu sehen. *— Callnberg, 10. Oktober. Heute beging die hiesige Schützengesellschast ihren Herbsteinzug mit Ball. *— Am 9. Oktober früh wurden mit dem um 6 Uhr 24 Min. von Zwickan über St. Egidien abgehenden Zuge 60 Gefangene aus der Anstalt in die Strafanstalt Hoheneck überführt. — Um die Gardinen mehr zu schonen, giebt die praktische Wochenschrift „Fürs Haus" die folgenden Vorschriften: Man hänge die Gardinen, nachdem sie gestärkt sind, an der Hinteren Längs seite, Klammer an Klammer, fadengerade auf, ziehe sie sodann an der untern und obern Schmalseite vorsichtig aus und zupfe jede einzelne eingefaßte Bandzacke nach unten sorgsam aus. Ist die Gar dine nur eben trocken, so nehme mau sie behutsam ab, streiche sie auf einem großen Tisch mit der flachen Hand nach allen Richtungen hin fadengerade aus, lege sie vier- oder sechsfach, so daß die Bogen aufeinander kommen, zusammen, und lasse sie einmal durch die Rolle gehen, sie werden an Glanz und Steife den neuen ähnlich und längst nicht so ange griffen, als durchs Plätten. — Zur Warnung für Leichtgläubige sei darauf aufmerksam gemacht, daß jetzt vielfach Reisende unter dem Vorgeben, das Messer sitze ihnen an der Kehle, sie hätten sich mit Wechsel eingelassen, wären dem Bankerott nahe re., den Leuten Kleider- und andere Stoffe aufzuhängen suchen, was auch häufig gelingt. Dies ist aber wertlose Ware, die inan in jedem reellen Geschäft nm die Hälfte des Preises kauft; erst sieht sie ganz gediegen aus, dieselbe kann aber Regen und Sonnenschein nicht zweimal vertragen, ohne dabei in Fetzen zu gehen. Also Vorsicht, wenn derartige Reisende ihre Schundware als reell anpreisen. — Bekanntlich erfolgt die Auszahlung der Renten u. s. w. aus Anlaß des Unfallversicherungsgesetzes ausschließlich durch die Reichspostanstalten. DieZahl- uugsposten haben bereits einen ganz gewaltigen Um fang angenommen; sie betrugen 1888 schon 8,350,000 Mark und werden für 1889 schon annähernd 12 Mill. Mark erreichen; sie greifen demnach bereits außer ordentlich in die Postbetriebstechnik ein. In Rücksicht hierauf ist neuerdings eine Kommission von solchen Postbeamten nach Äerlin berufen worden, welche in diesem neuen Dienstzweige besonders beschäftigt ge wesen sind, um zu beraten, in welchem Umfange eine Vereinfachung in den bezüglichen Zahlungen herbei geführt werden konnte. — Die großen Kalkwerks des Königreichs Sachsen, sowie auch die der benachbarten Gebiete der Provinz Sachsen weisen einen außerordentlichen Reichtum an Material auf, und so ist es möglich, daß einerseits der Absatz gebrannten Kalkes von Jahr zu Jahr größere Ausdehnung annehmen kann und daß anderer seits zum Brennen nur hochprozentiges Material in Verwendung kommt. Dieser letztere Umstand hat zur Folge gehabt, daß der gebräunte Kalk aus diesen Gegenden den besten Ruf hinsichtlich seiner Brauch barkeit genießt und das Verbreitungsgebiet ein immer umfangreicheres wird. Freilich, es wird auch in jüngster Ze-t Klage über die gedrückten Preise für ge brannten Kalk erhoben, was ebenfalls in dem teilweise massenhaften Vorkommen der Kalksteine seine Ursache hat. Den verhältnismäßig größten Bedarf haben die großen Städte mit ihrer immer mehr zunehmenden Bauthätigkeit. — Da in nächster Woche die Winterkurse an den sächsischen landwirtschaftlichen Schulen und in den Lehrmeiereien beginnen, versäumen wir nicht, diejenigen Landwirte, welche Söhne oder Töchter betreffende Anstalten besuchen lassen und zu gleich Mitglieder des landwirtschaftlichen Kreditver eins im Königreiche Sachsensind, daraufaufmerksam zu machen, daß die Zinsen des auf 32000 M. an gewachsenen Stiftnngskapitals der Mehnertstiftung Ende dieses Jahres zur Verteilung gelangen. Die selben sind, wie gesagt, dazu bestimmt, mittleren oder kleinen Landwirten bei Ansbildung ihrer Söhne nnd Töchter in der Landwirtschaft eine Beihülfe zu ge währen. Sind genügende Gesuche von Vereinsmit gliedern nicht eingegangen, können auch die von Nichtvereinsmitgliedern berücksichtigt werden. Die Gesuche selbst sind bis spätestens 1. November d. I. bei dem Direktorium des landwirtschaftlichen Kreditvereins (Ur. jur. Mehnert) in Dresden einzu reichen und diesen beizufügen: 1. eine Bescheinigung der Ortsbehörde des Wohnortes des Gesuchstellers über den tadellosen Nnf desjenigen Mitgliedes des landwirtschaftlichen Kreditvereins, welches für eines seiner Kinder eine Unterstützung aus der Stiftung beantragt; 2. eine vrtsgerichtliche Bescheinigung über tadellose Führung desjenigen Kindes, für welches die Unterstützung nachgesucht wird; 3. ein selbstge schriebener Lebenslauf und das letzte Schulzeugnis des zu unterstützenden Kindes und 4. eine genaue Mitteilung darüber, zn welchem Zwecke die Stif- tnngserträgnisse in Anspruch genommen werden, ins besondere, in welcher Weise die weitere Ausbildung des betreffenden Sohnes oder der betreffenden Tochter in der Landwirtschaft erfolgen soll. — Dieser Tage ist die offizielle thalerförmige Medaille auf das 800jährige Bestehen das Hauses Wettin zur Ausgabe gelangt. Dieselbe zeigt in feiner Ausführung das Brustbild des Königs Albert und die knieende Saxonia, das Wappen bekränzend. Die Medaille wiegt 18,5 Gramm, ist in Stempel glanz gehalten und wird für 6 Mk. verkauft. — Dr. Rudolf Genoe, welcher als treuer, hochverehrter Freund der „Dresdner Liedertafel" so eben wieder in Dresden verbrachte, um an den glanz vollen Festlichkeiten des Vereins teilzunehmen, ver öffentlichte in den letzten Nummern der „Nat.-Ztg." einige Aufsätze über unseren Königstein. In den selben erzählt er folgende launige Anekdote, die durch Wandgemälde in der Schänkstube des Pavillons der Friedrichsburg m die Erinnerung zurückgerufen wird. Er schreibt: „Es war der joviale Friedrich Wilhelm von Kyau, welcher 1715—1733 den Posten des Kom mandanten hatte, und dessen Lebenslauf Anlaß zn vielen Anekdoten gegeben hat. Es existiert unter dem Titel „Leben und Schwänke Kyau's" ein ganzes Buch über ihn, das aber nur die allerfadesten und nichts sagendsten Dinge enthält, dagegen die hübsche Geschichte verschweigt, welche sich in der Tradition erhalten hat. Sie wird auch in einem langen Gedicht behandelt, welches in eben jener Schänkstube auf eine der Wände sehr leserlich hingepinselt ist. Als August II. den König von Preußen, Friedrich Wilhelm I., zum Be such auf den Königstein hatte, waren die hohen Herren beim Genuß guten Weins in heitere und herzlich ver trauliche Stimmung gekommen. Der König von Preußen gestand seinem Gastgeber, wie sehr er ihn um eine solche Veste, wie der Königstein, wie über haupt um die schönen Berge seines Landes beneide. Beim König August war mit der Weinlanne auch die Gebelaune gesteigert, und mit heiterem Selbstgefühl rief er dem sparsamen Gaste zu: „Nun, ich habe genug davon, und wenn Dir's Vergnügen macht, schenke ich Dir einen von den Bergen. Sieh' da drüben den Lilienstein, der ist noch höher als der Königstein; willst Du ihn haben, so gehört er Dir!" — „Wirklich?" rief Friedrich Wilhelm. „Ist das Dein Ernst? Ich halte Dich beim Wort." — „Ab gemacht!" sprach August. „Eiu geringeres Gastge schenk kann ich solchem Freund nicht machen; also Lilienstein gehört Dir!" Nachdem aber der König von Preußen abgereist war, wurde doch dem freigebigen August das gegebene Versprechen sehr leid. Zwar lebten Sachsen und Preußen noch in guter Freund schaft und in Frieden, aber wer weiß, was kommen konnte! Kurz, das leichtsinnig dargebotene Geschenk machte dem König ernste Sorgen. Als er aber kurze Zeit darauf dem Kommandancen seine schweren Be denken wegen des Liliensteins anvertraute, tröstete ihn der joviale Kyau, indem er ihm versprach, er werde die Sache in Ordnung bringen, wenn der König ihn nach Berlin schicken wolle. Das wurde ihm gestattet, nnd Kyau, der schon unter dem Großen Kurfürsten bei Fehrbellin mit gefochten hatte, kam nach Berlin. Nachdem er zur Audienz beim Könige vvrgelassen war, meldete er diesem mit scheinbarem Ernste: Sein Herr, der König August, ließe ihn freundlichst ersuchen, er möge doch das ihm gemachte Geschenk, den Lilienstein, recht bald abholen lassen; das Ding stünde ihm jetzt im Wege, Weiler den Platz zu anderen Dingen brauche. Ob die Anekdote auf Wahrheit beruht oder nicht, gleichviel, so viel steht fest, daß der Lilienstein nicht