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DWtiMMMWM (A I früher Machen- und Kachrichtsblatt zugleich WjD-A;ciM für Hohihorf, WSlitz, Btrnsdsrf, NiisSorf, Tt. KBieu, heiiirichsori, Umcm imS Riilsm. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. - — — SS. Jahrgang. — Nr. 245. Sonnabend, den 19. Oktober 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — I n s e r a te werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Heute städtische Voltsvibliothek geöffnet von 11-12 Uhr. Tagesgefchichte. *— Der feurige Himmelskörper, über welchen wir berichteten, scheint ans seiner Bahn durch den Weltenraum einen gewaltigen Bogen durchmessen zu haben, wie Berichte aus allen Teilen Sachsens und Preußens melden. — Wiederum ist die Zeit gekommen, in welcher der Ofen seine Pflicht antritt, und dürfte es daher angebracht sein, auf die Nachteile hinzuweisen, welche eine zu starke Zimmerheizung auf den menschlichen Organismus hervorbringt. Eine bekannte Autori tät auf hygienischem Gebiete, Professor Reclam-Leip- zig, äußert sich hierüber wie folgt: Wer die Zim merwärme über 15 Grad erhöht, wird bald bemer ken, daß sein Wärmebedürfnis sich stets steigert, und werden ihm bald 17, ja 20 Grad nicht nehr genü gen. Der Grund hierzu ist folgender: Bei an dauernd starkem Heizen trocknen die Wände, sowie die in dem Zimmer befindlichen Gegenstände aus. Je mehr sie ihre Feuchtigkeit verlieren, nm so mehr saugt die trockene Luft die Feuchtigkeit da auf, wo sie die selbe fast nur noch allein findet, nämlich beim — Menschen. Die unmerkliche Ausdünstung der Haut und der Lunge wird gesteigert. Da nun die Ver dunstung von Feuchtigkeit uns viele Wärme entzieht, so wird durch die gesteigerte Ofenwärme allmählig auch das Wärme-Bedürfnis gesteigert; der Ofen er scheint uns dann als der beste Freund, ist in Wirk lichkeit aber unser ärgster Feind, denn in der erhöhten Zimmerwärme dünsten auch alle anderen Gegenstände mehr aus, und die Lust wird verschlechtert. Inder warmen Luft atmen wir unser notwendigstes Lebens bedürfnis, den Sauerstoff, weniger ein, der Stoff wechsel wird dadurch langsamer und geringer; der Appetit mindert sich, es tritt mürrische Stimmung ein, der Schlaf wird kurz und unruhig, alle Verrichtungen des Körpers lassen zu wünschen übrig. Da haben wir das betrübende Bild der meisten Menschen im Winter. Nur Diejenigen, welche ihrem Ofen niemals gestatten, die Luft über 15 Grad zn erwärmen, sind diesen Leiden nicht unterworfen. — Geldrollen, welche mit der Bezeich nung ihres Inhaltes und mit einem zu dieser Be zeichnung in Beziehung gebrachten Namen versehen worden sind, können nach einer Entscheidung des Reichsgerichts für beweiserhebliche Privaturkunden gelten und es kann mithin das Beschreiben einer solchen Geldrolle mit einer wissentlich falschen Ge haltsangabe als Urkundenfälschung angesehen werden. — Vom Lande. Die rauhe, naßkalte Witter ung erschwert dem Landwirt die Arbeit sehr, sodaß dieselbe im Freien nur langsam von statten geht. Im Gctreidegeschäft war vergangene Woche die Stimmung etwas lebhafter und war hauptsächlich Roggen der Gegenstand vielseitiger Nachfrage. Lie Preise für diesen Artikel konnten sich daher ferner heben, aber auch Weizen vermochte seinen Wertstand sehr gut zu behaupten und zeigte gebesserte Tendenz. — Von den Wahlen zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung, welche bekanntlich am Dienstag in Sachsen stattgefunden haben, konnten wir vorgestern bereits das ausschlaggebende Resultat veröffentlichen. Von den 80 Mitgliedern der Kammer waren, wie wir bereits erwähnt haben, 29 ausgeschieden, sür welche Ersatzwahlen zu erfolgen hatten. Von diesen 29 ge hörten 3 zur national-liberalen, 18 zur konservativen, 5 zur deutsch-freisinnigen, 1 zur sozialdemokratischen und 2 zu der sächsischen Fortschrittspartei, welche sich von den Deutsch-Freisinnigen getrennt und dem Kartell gegen die Sozialdemokraten angeschlossen hat. Das Ergebnis der Wahlen ist, daß die Deutsch-Freisinnigen 2 Mandate verloren haben, und zwar eines (4. länd licher Wahlkreis Löbau-Bernstadt) an die Konservativen und eines (31. ländlicher Wahlkreis Chemnitz) an die Sozialdemokraten; die letzteren haben außerdem ein konservatives Mandat gewonnen (36. ländlicher Wahl kreis Stollberg); im Uebrigen ist der Besitzstand der Konservativen unverändert geblieben, da für diese ein Gewinn und ein Verlust sich aufheben, sodaß sie die selbe Anzahl Sitze, die sie bisher inne hatten, nämlich 18, mit Beschlag belegt haben. Auch die national liberale Partei hat keine Veränderung ihres 3 Kreise betragenden Besitzstandes aufzuweisen. Im Uebrigen aber hat, wie wir schon berührt, die Sozialdemokratie 2 Sitze gewonnen, der Fortschritt innerhalb und außer halb des Cactells je einen Sitz verloren. — Ueber die Leipziger MichaeliSmesse 1889 wird dem „Dresdn. Journ." geschrieben: Es war voraus zusehen, daß das Meßgeschäft in Manufakturwaren, die Stoffe für Herbst und Winter anlangend, ein recht gutes werden würde, da die Fabrikanten schon lange vor der Messe hinreichend mit Aufträgen zu Hause beschäftigt waren, daher nicht allzuviel Ware der Messe zuführen konnten und das nach hier ge brachte Quantum schnellen und guten Absatz fand. Greiz, Gera und andere Orte brachten für das Früh jahr sehr schöne schwarze Cachemirstoffe; diese, schon lange sehr beliebt, fanden schnell Nehmer, und auf neue Muster gingen reichlich Aufträge für das Früh jahr ein. Auch sind die Meeraner Artikel sehr beliebt und gesucht, da auch die dortigen Fabrikanten von eineni Streben beseelt find, des Neuen und Geschmack vollen immer mebr und mehr zu liefern, die sächsischen Manufakturwaren aber auch beständig ihren alten guten Ruf bewahren und sich dem Ausland gegenüber bemüht zeigen, immer mehr Geltung zu erlangen, weshalb man sich auch dem einheimischen Fabrikat gern wieder zuwendet. In der ersten Meßwoche war rege Nachfrage nach den in Apolda und anderen Orten fabrizierten wollenen Artikeln, und es wurden die so geschmackvollen Luxussachen ganz besonders begehrt, auch sanden sich dafür noch später mehrere Käufer. Es wurde den Fabrikanten aber das Geschäft sehr erschwert, da Käufer die durch das Steigen der Woll garne bedingten höheren Preise nickt gern anlegen wollten, Fabrikanten aber doch keinen Schaden erleiden konnten. In den schweren Waren, wie Unterjacken, Beinkleidern re., war der Umsatz ein nur müßiger, doch waren die Fabrikanten im allgemeinen mit dem Meßgeschäft leidlich zufrieden. Für baumwollene Rock- und Hosenstoffe, gestreift wie gemustert, ist die MichaeliSmesse nie günstig, da zur Herbst-, Winter- und Frühjahrszeit meist das sogenannte englische Leder in schwerer Ware bevorzugt ist. Dieses' eng lische Leder, in der ganzen Bautzner Gegend jetzt sehr viel fabriziert in guter, schöner und dauerhafter Qua lität, wird aber meist an Ort und Stelle gleich zu Hosen und Jaquetts verarbeitet und dann zur Messe gebracht, wo solche dann gleich dutzendweise in die Hände der Händler gehen. Diese unter den Arbeiter kreisen jetzt so beliebte Ware fand auf gegenwärtiger Messe aber keinen befriedigenden Umsatz. — Vor einigen Wochen verlor ein jetzt in Dresden wohnender Kantor einer, aus der Provinz auf dem Wege von der Ministerialkasse bis in seine Wohnung in der Johannstadt die vierteljährliche Pension im Betrage von fast 400 Mark. Der Schreck war groß, die Hoffnung, der ehrliche Finder werde sich melden, vergeblich. Ein Tag nach dem andern verging in Unruhe und Sorge. Da kam ein Brief von dem ältesten, auswärts amtierenden Sohn, in welchem dieser seine Eltern bat, sich zu beruhigen; beigefügt war die ganze enorme Summe als Geschenk der vier Geschwister, welche, obgleich nicht wohlhabend und meist in bescheidenen Stellungen, durch eine Re duktion ihrer Sparpfennige das Leben der Eltern in Trost und Freude verwandelten. — Leipzig, 17. Oktober. Am gestrigen Abend meldete sich freiwillig auf dem hiesigen Po lizeiamte ein steckbrieflich verfolgter Handlungs kommis aus Baruth, welcher in Hamburg 1700 Mk. unterschlagen und überdies sich noch eines Betrugs und einer Urkundenfälschung schuldig gemacht hat. Derselbe kam selbstverständlich in Haft. — Zwickau, 16. Okt. (Oeffentl. Verhandlung vor dem Kgl. Landgericht.) Die Schulknaben Johann Franz Weber, geboren am 2. Juli 1875 und Ernst Paul Friedrich, geboren am 2. Dezember 1875, beide in Heinrichsort wohnhaft, verurteilte man wegen Diebstahls zu je 16 Tagen Gefängnis. Dieselben hatten gelegentlich des am 15. August dieses Jahres in Callnberg abgehaltenen Marktes dem Fabrikant Schubert aus Grünhain von dessen offenem Verkaufs stande einen Schnepper mit Hebe entwendet und weiter am 19. Angust d. I. dem Maurer Sonntag in Hein richsort aus dessen verschlossenem Stalle, nachdem sie durch Herausreißen des Stallfensters sich Zugang in denselben verschafft, ein Kaninchen gestohlen. — Zwickau, 17. Okt. Vergangene Nacht wurde von einem Schutzmann in der Nähe des hinter der Glasfabrik gelegenen Zimwerplatzes ein nur mit Hemde und Unterhosen bekleideter Mann auf dem Erdboden liegend und leise wimmernd aufgefunden. Der Mann war erstarrt, vermochte sich nicht zu erheben und wurde deshalb mit Hilfe einiger hinzugekommener Bahn- bediensteten nach der Polizeiwache getragen. Auf dem Wege dahin verstarb jedoch der Mann, in welchem man später den hier Bergstraße wohnhaften 38 Jahre alten Bergarbeiter Herzog erkannte. Derselbe hatte in krankem Zustande durch das Fenster seine Wohn ung verlassen und ist offenbar infolge der Kälte vom Schlage getroffen worden. — In derZwickauer Ratsschulbibliothek sind durch Herrn Lic. Dr. Buchwald wieder zwei neue Lutherfunde gemacht worden: die Sentenzen des Petrus Lombardus und die -Predigten Johann Tauber's. Beide Bücher sind mit zahlreichen Randbemerkungen von Luther's Hand versehen. — Seit mehreren Tagen wird in Zwickau der 17jährige blödsinnige Carl Hermann vermißt. — Zu den am Mittwoch, den 23. Oktober, nachmittags 3 Uhr im Verhandlungssaale der König lichen Amtshauptmannschaft Glauchau stattfin dende 8. diesjährige öffentliche Bezirksansschußsitzung ist folgende Tagesordnung aufgestellt: 1) Geschäft liche Mitteilungen. 2) Die Bezirksanstalt betr.: rr., die Besetzung der Aufseherstelle, l>., die Ueber- tragung der Kassen- und Rechnungsführung über das Bezirksvermögen an den neuen amtshauptmann schaftlichen Kassierer Mittelbach. 3) Dispensations gesuch in Dismembrations-Sachen des p. Haupt in Oberlungwitz. 4) Des P. Rabe in St. Egidien Gesuch um Erhebung eines Wirtschaftsweges zu einem öffentlichen Kvmmunikationswege. 5) Gesuch des Gemeiuderats zu Weidensdorf um Gestattung des Verkaufs von Gemeindeareal. 6) Des p. Müller