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zunächst nach Weimar, von wo sie nach einem Tag Aufenthalt nach Dresden an den Hof des Königs von Sachsen gehen. Hierauf wird die Gesandtschaft den Kaiser von Oesterreich in Wien besuchen und später begicbt sich dieselbe nach Friedrichsruhe, uni die für den Fürsten Bismarck bestimmten Geschenke des Sultans persönlich zu überreichen. Bon Hamburg ans wird dann die Gesandtschaft die Weiterreise nach England antrelen. — lieber das Reiseprogramm des Kaiser paares wird mitgeteilt: Dasselbe reist am 17. Okt. abends über München und Mailand nach Monza, wo der Aufenthalt 1Vs Tag währt. Am 21. Oktbr. morgens erfolgt die Weiterreise nach Genua, wo mittags die Einschiffung staltfindet Die Seefahrt danerl bis zum 25. Oktober. Die Ankunft in Athen erfolgt am 26. Oktober. Entgegen anderen Nachrichten dauert der Aufenthalt in Griechenland nur vier Tage bis zur Beendigung der Bermähluugsfeierlichkeit. Am 31. Oktober erfolgt die Weiterreise nach Konstanti nopel. ß Vielfach wird angenommen, daß die Reichs tagswahlen bereits im Laufe des Januar stattfinden. 8 lieber die Geschenke, welche die Geschandtschaft von Sansibar dem Kaiserpaor überreichte, wird fol gendes berichtet: Die Gaben für den Kaiser bestehen zunächst aus einem wertvollen Säbel, dessen Griff und Scheide in getriebener Holzarbeit hergestellt sind, ferner aus einer silbernen Platte mit eingelegter Gold arbeit, ans einer Kaffeekanne und drei kleinen Ge fäßen in Silber und Gold, aus 2 Dutzend Messern in Lamuarbcil mit Elfenbeingriff und eingelegtem Gold und aus einem Dolch mit Elfenbeingriff. Das Prachtstück der Geschenke für die Kaiserin ist ein kost barer Halsschmuck aus 8 Zentimeter breiten goldenen Gliedern mit einem 10 Zentimeter breiten, schweren goldenen Anhänger. Dazu gehören zwei Paar goldene Armbänder in kunstvoll getriebener Arbeit. — In den Geschenken des Kaisers für die Gesandten sollen noch einige Aendernugeu vorgenommen werden. Es erhält vorerst jeder Gesandte ein Gewehr nnd eine goldene Uhr mit Kelte. Die Uhr zeigt auf der inneren Kapsel das Bild des Kaisers nnd die Widmung, außen das Monogramm in Brillanten. Der Sekretär erhält gleichfalls eine Uhr mit Kette und einen Ring mit dem Namenszug des Kaisers in Brillanten, der Doll- metscher Michalla eine Garnitur Manschetten- und Hemdenknöpfe aus Saphir, umgeben mit Diamanten, und ein Paar Knöpfe mit dem Kaiserlichen Namens zug, von Brillanten umgeben. K Das Berliner Aquarium ist in den Besitz einer durch ihre Größe ausgezeichneten Riesenschlange gelangt. Das 18 Fuß lange Tier wiegt nahezu einen Centner. Die Schlange ist dadurch besonders wert voll, daß sie, was bei so großen Tieren dieser Art selten ist, in der Gefangenschaft Nahrung zu sich nimmt. 8 Ohne Klang und Saug, den Berlinern un bewußt, hat sich im vorigen Monat ein wichtiges Ereignis in der Geschichte der Reichshauptstadt voll zogen: am 14. September hat die Einwohnerzahl Berlins die dritte halbe Million erreicht. Es wurden für den Tag genau 1,499,885 Seelen berechnet, allein mit Berücksichtigung der nachträglich noch gemeldeten Neugeborenen und des Zuschlags, der erfahrungsge mäß den Weggezogenen zugezählt werden muß, ergiebt sich für den 14. September die Zahl von 1,500,103 Einwohnern. 8 U n f a l l - R e ch t s a n w ä l t e. Wer Gelegen heit gehabt hat, den Sitzungen der Schiedsgerichte und des Reichsversicherungsamtes in Berlin beizu wohnen, hat auch die Erfahrung gemacht, daß in den D- ' -.. U'—»-— Um Geld und Geldeswert. Roman von M. Widdern. - (Nachdruck verboten.) Fortsetzung. Sie mußte viel zu bedenken — ernsthaft zu sinnen haben — denn erst das Morgengrauen ließ sie zu dem Bewußtsein kommen — daß nun auch der Körper ruhebedürftig sei, daß sie schlafen müsse, um der Senatorin nicht am Morgen bleich und überwacht ent gegen zu treten und damit den günstigen Eindruck zu verwischen, den sie am Abend auf dieselbe gemacht. — Zum erstenmal seit dem Tode ihres Gatten hatte Lilli Vormissen eine schlechte Nacht gehabt. Zuerst hatte der Schlaf lange ihre Lider geflohen. Als dann aber endlich die Natur ihre Macht ausübte, marterte sie ein böser Traum. Es war ihr, sie trüge eine wunderschöne schneeweiße Katze auf den Armen im Zimmer umher. Ihre Hände liebkosten das pracht volle Tier, welches vor Wohlgefallen fchnurrte. Da öffnete sich Plötzlich eine Thür; ein breitschultriger Mann, dessen Gesicht aber mit einer schwarzen Maske bedeckt war, trat in das Zimmer: „Kathi!" rief der Fremde. In demselben Augen blick stieß die Katze einen unheimlich erschreckenden Ton aus. Im Nu hatte sie sich aufgerichtet und die Krallen ihrer Vorderpfoten in den Hals der Dame geschlagen, die sie so liebevoll umhergetragen. Erbarm ungslos tief gruben sie sich in das Fleisch. Die Senatorin wollte aufschreien — um Hilfe rufen. Aber kein Laut kam über ihre Lippen; sie war bewegungs los — regungslos. Dabei fühlte sie die grausamsten Schmerzen, fühlte, daß die schöne weiße Katze sie Uufallversicherungs - Angelegenheiten die Vertretung der Arbeiter den Berufsgenossenschaften gegenüber häufig eine unzureichende ist. Die Berufsgenossen- schafteu sind gewöhnlich durch ihre juristisch gebildeten Geschäftsführer, häufig sogar durch Rechtsanwälte vertreten, während die Arbeiter, denen es schwer wird, die den Rechtsanwälten zustehenden Hohen Gebühren zu zahlen, genötigt sind, persönlich ihre Gerechtsame wahrzunehmen. Daß hierbei die Arbeiter, trotz des ihnen seitens der Vorsitzenden der genannten Behörden entgegengebrachien Wohlwollens eine schwierige Stel lung ihren Prozeßgegnern gegenüber eiunehmeu, liegt auf der Hand. Um diesem Umstande abzuhelfen, haben sich jetzt in Berlin besondere Unfallversichernngs- Rechtsauwälte, welche im Reichsversicherungsamt ge arbeitet haben, und denen gestattet ist, als Vertreter der Parteien vor dem Amte aufzutreten, niedergelassen. 8 Bei der Untersuchung des auf dem Bahnhofe Falkenberg explodierten Lokomotivkesseis ließ sich feststellen, daß an der inneren Kesselwandung ein alter Riß vorhanden war, welcher die ursprünglich 16 Millimeter starke Wandung in einer Tiefe von 10 Millimetern durchsetzte. Dieser Riß befand sich unter der sogenannten Nietlappung und konnte daher bei keiner Revision der Lokomotive bemerkt werden. Nach Angabe des Heizers ist zur Zeit des Unfalles der höchst zulässige Dampfdruck noch nicht erreicht gewesen, sodaß eine andere Ursache der Explosion wie die oben angegebene nicht angenom men werden kann. Die Lokomotive ist im Jahre 1868 in der Borsig'schen Maschinenfabrik zu Berlin erbaut. Dieselbe ist bis zum 6. August d. I. zur Hauptreparatur in der Werkstatt gewesen, wobei gleichzeitig am 19. Juni die durch das Bahnpolizei- Reglement vorgeschriebene Revision und Druckprobe des Kessels bis auf 5 Atmosphären über den für den selben vorgeschriebenen höchsten Dampfdruck vorge- nommen worden ist, ohne irgeud einen Mangel zu zeigen. 8 Aus Mecklenburg bringt dis „Magdeb. Ztg." folgende interessante Meldung: „Sicherem Ver nehmen nach beabsichtigen die mecklenburgischen Stände auf dem diesjährigen Landtags unter Hinweis auf ein älteres Gesetz bei dem Großherzog Friedrich Franz III. dahin vorstellig zu werden, daß bei der fortdauernden Abwesenheit des Großherzogs — bekanntlich weilt der selbe während der größten Zeit des Jahres in Cannes in Süd-Frankreich — der Erbgroßherzog unter Auf sicht einer vom Großherzog und den Ständen gemein sam zu ernennenden Vormundschaft iu Mecklenburg, beziehungsweise in Deutschland erzogen wird." — Ob die Stände sich zu diesem Schritte versteigen, bleibt aber doch wohl noch abznwarten. 8 Der Schnelldampfer Elbe, Capt. R. Sander vom Norddeutschen Loyd in Bremen, welcher am 21. September von Bremen und am 22. September in Southampton abgegangen war, ist am 1. Oktober 7 Uhr morgens wohlbehalten in Newyork angekommen. ß H am bur g, 1. Oktober. Die Pvlar-Eismeer- Forscher Or. Knikenthal und I)r. Walter sind von ihrer Expedition nach Spitzbergen glücklich hierher zurückgekehrt. § Allgemeines Aufsehen erregte in Passau die Verhaftung der 24 Jahre alten Tochter des Reichs grafen Hoyos. Die Gräfin ist beschuldigt und über führt, gelegentlich eines Civilprozesses des früheren Pächters des Bades Höhenstadt mit dem Grafen einen Meineid geschworen zu haben. Hoyos hat das Bad Höhenstadt an die Privatiers Hager in Mün chen vertauscht. Die Gräfin hat in einer Civilklage gegen ihren Vater, den Grafen Hoyos, die unwahre Thatsache angegeben, sie hätte sich für die Forde rung des Privatklägers nicht verbürgt, während der Kläger das Gegenteil beweisen konnte. Eine In haftierung in die Frohnveste fand bis jetzt noch nicht statt. 8 Sprottau, 2. Oktober. Infolge tagelanger Niederschläge geht der Bober mit Hochwasser. 8 Löwenberg i. Schles., 1. Oktober. In dem benachbarten Krummöls wurde heute eine Frau ermordet aufgefunden. Dem Vernehmen nach liegt Raubmord vor. 8 Ein junges Mädchen in Beuth en sollte am Dienstag mit einem Bergmann Hochzeit halten. Alles war vorbereitet, die Gäste waren versammelt, nur einer fehlte noch und zwar die Hauptperson, der Bräutigam. Die Braut hielt sich für verraten und weinte, ein paar energische Hochzeitsgäste aber machten sich auf den Weg und fanden den unge treuen Bräutigam — in dem Kohlenschachte, wohin er eingefahreu war, weil er in der Zerstreuung Braut und Hochzeit vergessen hatte. 8 Beuchen, 2. Oktober. In Lipinte (Kreis Veuthen) ist nn neugebautes dreistöckiges Wohnhaus eingestürzt. Ob Menschenleben zu beklagen sind, steht noch nicht fest. 8 Würzburg, 2. Oktober. Vergangene Nacht fuhr im Bahnhofe Gmünd ein Sammelzng in einen Güterzug hinein und richtete großen Schaden am Material an. 8 Stuttgart, I. Oktober. Ein gräßliches Eisenbahnunglück ereignete sich mittags 12 Uhr bei der Haltestelle Wildpark auf der kurzen Strecke Stuttgart-Vaihingen (Böblingen) durch Zusammen stoß einer Lokomotive mit dem Personenzug. Sieben Personen sind tot, vierzig, darunter elf schwer, ver wundet. Tot sind: der Maschinenführer Merk, die Wirtin Hof aus Vaihingen, der Rekrut Weudelin Schneider, Frau H. Ponzrats, eine Frau, deren Wüsche die Buchstaben C. S. trügt, ein 20jühriges Mädchen aus Rottweil und der Heizer Strobel, der ganz verkoblt hervorgezogen wurde. Von folgenden Verwundeten sind die Namen bekannt: Fabrikdi rektor Cloß-Vaihingen, Kaufmann Stettiner, Major Dedekind-Rottweil, Bahnmeister Käpplinger, Louis Hof, Jakob Bühler, Marie Glück, Juliane Münz, Katharine Verriegel, Emilie Schneider, Ulrich Trant wein, Babette Wurster, Frau Wanner, Marie Goll mer, Friedericke Schüfer, Johann Hausmann, Paul Günther, Franz Engel aus Glatz (Schlesien); die meisten Anderen sind wohl Württemberger. Beide Maschinen sino zertrümmert, ebenso die drei ersten Wagen des Persvnenzuges, wührend die übrigen Wagen stark beschüdigt sind. Als Ursache des Un glücks wird angegeben: Ein zu Berg fahrender Zug hatte um eine Hilfslokomotive gebeten. Ehe noch die letztere nachgekommen, war der steckenge bliebene Zug selbst wieder weitergekommen und hatte Vaihingen erreicht, woraufhin dort derKreuz- ungszug (Böblingen-Stuttgart) abgelassen wurde, welcher bei der Haltestelle Wildpark im vollsten Lauf auf die Hilfsmaschine stieß. Die Toten und die meisten Verwundeten sind hierher transportiert. 8 Stuttgart, 2. Oktober. DerKönig und die Königin sind vormittags 9 Uhr nach Friedrichshafen abgereist. — Bei dem Eisenbahnunglück sind nachträg lich noch 4 Personen als verwundet angemeldet worden, so daß die Zahl der Verwundeten nunmehr 44 beträgt. ** Paris, 2. Okiober. Laisant wird wegen der hochverräterischen Aeußerungen, die er kürzlich in einer Wahlversammlung that, vor ein Kriegsgericht gestellt werden. — Das „XIX. Jahrhundert" meldet, töten würde, ohne daß der Mann mit der schwarzen Maske sie daran hinderte. Schweißgebadet erwachte die Senatorin. Und so lebhaft war der böse, häßliche Traum gewesen, daß sie gepeinigt nach dem Hals faßte und die weiße Angorakatze suchte. Dabei schweifte auch ihr Blick in das von einer Nachtlampe beleuchtete Gemach, nach der Gestalt des Mannes mit der Maske forschend. Erst als sie weder Katze noch Fremden fand, almete sie erleichtert auf, setzte sich iu die Kissen und lächelte: „Das war Alpdruck!" sagte sie dann. — „Ich habe mir schon so viel von derlei Zufällen erzählen lassen, ohne je daran zu glauben. Nun mußte ich ihn zur Strafe selbst kosten. Hah — aber das war gräßlich," sie schüttelte sich, „und wie lebhaft ich den Schmerz fühlte — ja, ich fühle ihn beinahe noch, hier am Kehlkopf." — Sie schüttelte wieder den Kopf. „Sonderbar ist's auch — daß der Maskenmann die Katze gerade mit dem Namen „Kathi" rief — jenem schönen Namen — den die Fremde trägt, der ich eine Zu flucht für die Nacht geboten." Das rosige Gesichtchen der jungen Witwe hatte sich während dieses Gedankenganges bemerklich ent färbt. Ein Schauer schüttelte sie: „Es giebt Dinge zwischen Himmel und Erde," flüsterten ihre Lippen, „von der sich unsere Schul weisheit nichts träumen läßt. — Ob — ob nun — dieses Alpdrücken — nein, der Traum, der mich ge quält, eine Warnung vom Himmel war — die Fremde ihres Wegs ziehen zu lassen? Die lieben sanften Augen der Senatorin sahen wie ratsuchend im Gemach umher. Dann flog plötzlich ein freundliches Lächeln um den kleinen Mund: „Unsinn — Träume sind Schäume! Es ist einfältig, ihnen eine Bedeutung zuzutrauen und mehr als das! In diesem Falle wäre es grausam, wollte ich dieses Traumes wegen, welchen meine erregten Nerven geboren — gute Vorsätze aufgeben. — Nein, nein, nein!" rief sie energisch in das stille Zimmer hinein — so laut, daß sie fast vor ihrer eigenen Stimme erschrak. „Die Fremde hat den besten Eindruck auf mich gemacht. Sie ist ein feingebildetes Mädchen und ich werde ihr auch weiter helfen. — Ach Gott," setzte die Witwe nach einer Pause hinzu, während sie sinnend vor sich niederblickte, „es ist so leer, so einsam in diesem Hause, seit mein lieber guter Mann in seinem stillen Grab liegt — wie wäre es da — wenn — wenn ich Katharina bäte, den Gedanken an eine Stell ung aufzugebeu, um ganz bei mir zu bleiben als — liebe Schwester — die treue Gefährtin? O, sie wird mir ein Schutz und Stütze sein! Und wenn es den Verwandten meines Mannes einfallen sollte, hierher zukommen, um mich mit ihren Wünschen, die ich — nach den Bestimmungen des Toten, doch nicht erfüllen darf, zu beängstigen — dann brauche ich ihnen nicht allein gegenüberzutreten. Kathi" — sie hielt zusammen schaudernd inne. Dann flüsterte sie ärgerlich: „Welch' kindisches Geschöpf ich bin! Aber die Abkürzung er trage ich jetzt nicht — sie bringt mir — sie bringt mir den abscheulichen Traum in Erinnerung und zaubert mir den befehlenden Ruf des Mannes vor das Ohr, den ich im Schlaf gesehen. — Wirklich, ich muß ernsthaft gegen dieses häßliche Gefühl kämpfen. Am besten thue ich aber wohl, wenn ich meinen