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Lehre" zum Vortrag. Beim Ausgang aus der Kirche wurde eine Kollekte gesammelt, die mit Hinzunahme von Sammelgaben der Teilnehmer an der General versammlung 68 Mark 23 Pfennige erreichte. Diese letz tere nahm unter Leitung des Hrrn Superinten denten Weidauer aus Glauchau, als Vorsitzenden des Vorstandes, bald nach 4 Uhr nachmittag im Saal der Erbschenke ihren Anfang. Derselbe begrüßte die überaus zahlreich erschienenen Teilnehmer, insbesondere die aus 39 Gemeinden angemeldeten Deputierten der Kirchenvorstände, dankte mit herz lichen Worten den Vertretern des Festorts für die aufgewendeten Bemühungen um die lokale Vorberei tung des Festes und gab nach wenigen geschäftlichen Mitteilungen zu Punkt 1 der Tagesordnung Herrn Pfarrer Hoffmann-Ziegelheim das Wort zum Bericht über die am 1.—3. Juli a. c. in Mittweida stattge habte Jahresfeier des Leipziger Hauptvereins, welcher er als Deputierter unseres Zweigvereins angewohnt hatte. Für künftiges Jahr wurden die Herren Hoffmann-Ziegelheim und Niedner-Jerisau mit gleichem Mandat betraut. Nachdem zu Punkt 2 Herr Schatzmeister Walther einen Auszug der Jah resrechnung vorgetragen, trat die Versammlung zu Punkt 3 in Beratung über die Verwendung der eingegangenen Gelder ein. Die Beschlüsse wurden mit absoluter Stimmeneinhelligkeit dahin gefaßt, daß 1) die Kirchenkollekte ernem der deutsch-evan- gel. Gemeinde Burgerhof überwiesen, 2) das verfüg bare Dritteil dem Kirchenbaufonds zu Ostritz zuge- sprvcheu, über welche Gemeinde Herr Pfarrer Scheuffler zuvor aus eingehendster Bekanntschaft sachliche Mitteilungen gemacht und 3) für das zweite Dritteil die Gemeinde Leutschen in Ungarn empfohlen wurde. Zu Punkt 4 meldeten sich als Festvrte für künftige Jahre Dennheritz und Mülsen St. Michael, welche Berücksichtigung finden werden. Zu Punkt 5 widmete der Herr Vorsitzende dem langjährigen treuverdienten Mitglied des Vorstandes, Herrn Bürgermeister Martini, welcher krankheits halber sein Mandat hatte niederlegen müssen, warme Worte der Anerkennung und ehrte die Ver sammlung sein Andenken durch Erheben von den Sitzen, worauf an seiner statt Herr Oberamrsrichter Strauß iu Glauchau gewählt, im Uebrigen der bis herige Vorstand auf Antrag aus der Mitte der Versammlung wieder gewählt wurde. Da besondere Anträge und Vorschläge zu Punkt 6 der Tagesord nung nicht zu erledigen waren, empfing, nach einem Zwischengesang des Kirchenchors, der sich auch in der Hauptversammlung dankenswerter Weise beteiligte Herr Pfarrer Keil aus Rödlitz das Wort zu einer Ansprache über die kirchliche Notlage unserer luthe rischen Glaubensbrüder in den Ostseeprovinzen Ruß lands. Anschaulich und tiefcrgreifend wurde der Versammlung die traurige Notlage vor Augen ge stellt und das Gebet um Wendung allen treuen Evangelischen zur Gewisienspflicht gemacht. Hie rauf gelangt man nach Erledigung der Tagesord nung zum Schluß; das von Herrn Pfarrer Niedner- Jerisau geführte Protokoll wurde genehmigt; der Herr Ortspfarrer, Herr P. Baltzer sprach Schluß gebet und Segen. Gewiß wird gerade diese Jahres feier von bleibenden Eindrücken begleitet sein und im Segen fortwirken. — Lohmen bei Pirna. Bezüglich der dies maligen Ernteaussichten ist zu berichten, daß Feld- und Gartenfrüchte hier und in der ganzen Umgegend ausgezeichnet stehen. Die Kornernte ist nun voll ständig vorüber und befriedig! allgemein. Der Hafer ist dagegen nur zum teil geerntet; der größere Teil Dunkel! Erzählung von Friedrich Friedrich. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Ruft den Kriminalrichter und den Polizei direktor — sie stehen unten im Garten — im Park! Schnell!" rief er einen der Polizeidiener zn und wandte sich dann wieder den Sachen zu. Keine Hand durfte sich daran legen. Erst jetzt erfuhr er, wie dieser geheime und geräumige Wandschrank durch einen Zimmermann der Feuerwehr, der die Wand hatte durchschlagen wollen, entdeckt war. Er hatte die Thür mit der Axt eingeschlagen. Noch stand der Mann daneben und erzählte es ihm selbst. „Dies soll eine gute Nacht für euch werden!" rief ihm Körber zu, indem er dem Manne in freudiger Erregung die Hand drückte. Der Kriminalrichter und Polizeidirektor traten in das Zimmer. Sie wußten noch nicht — worum es sich handelte — sie hatten noch keine Ahnung davon!— „Hier — hier, Herr Kriminalrichter!" rief Körber mit der Hast der Aufregung, indem er den Arm desselben erfaßte und ihn an den Wandschrank Zog. „Hier haben Sie die Beweise gegen Prell! Hier den Spaten, mit dem er das Loch gegraben, — sein Mantel, seine Mütze, die er in jener Nacht getragen, hier die beschmutzten Stiefel — hier das Beinkleid — die Doppelpistole, mit der er aus mich geschossen 4- ha, hier eine andere Pistole, mit der er Berger ermordet. Ha! sehen Sie — sehen Sie steht noch auf dem Halm und wird nächster Tage geschnitten werden. Aepfel, die wichtigste Obstart der dortigen Gegend, giebt es so viel wie in den besten Jahren; gar manche Aepfelbäume mußten daher gestützt werden. Die Nußbäume, minder zahlreich, versprechen einen mittleren Ertrag. — Königstein. Stabsarzt Or.lneci. Lindner hat am Sonntag nachmittag in hiesiger Turnhalle einen unentgeltlichen Unterrichts-Kursus begonnen, welcher Mitglieder von Feuerwehren geschickt machen soll, ihre in schwerem Dienste verunglückten Kameraden die erste Hilfe zu bringen. Es hatten sich zur Teilnahme an demselben Mitglieder der Turnerfeuerwehren aus Pirna, Glashütte, Hohnstein, Sebnitz, Hermsdorf, Rosenthal, von hier n. s. w. eingefunden, welche mit sichtlichem Interesse dem instruktiven Vortrage folgten. — In Döbeln wurde jetzt der Verbandstag des Sächsischen Schuhmacher-Jnnungs-Verbandes ab gehalten, und zwar unter Beteiligung von über 200 Berufsgenossen aus den verschiedensten Städten Sachsens und unter Mitanwcsenheit des Herrn Amtshanptmanns Wittgenstein in der Hauptversammlung. Nach den vvrgetragenen geschäftlichen Berichten umfaßt der Ver band 17 Innungen mit nahezu 450 Mitgliedern. Einen der wichtigsten Gegenstände der Tagesordnung bildete der neue Statuten-Entwurf, welcher nach mancherlei lebhaften Erörterungen schließlich in der Vorgelegeten Fassung angenommen wurde. Ein An trag, betr. die Einführung des Fachzeichen-Unterrichts in sämtlichen Innungen des Verbandes, teils in spezieller Fachzeichenschule, teils in der Fortbildungsschule, wurde ebenso wie der nächste auf Einführung alljährlicher Lehrlings-Prüfungen in sämtlichen Verbands-Innungen, angenommen, während ein dritter Antrag, betr. die Einführung von Verbandsbüchern, von der Tages ordnung abgesetzt wurde. Nachdem sodann die Vor standswahl vollzogen und zum nächsten Verbandstag Oschatz gewühlt worden war, trat man in eine Be sprechung über die Schäden der Militär-Schuhmacher- Werkstätten ein und gelangte zur Annahme folgender Resolution: „Der Gesamtvorstand wird beauftragt, über die Schädigung, welche die Militärwerkstätten dem freien Gewerbe zufügen, bei der hohen Staats behörde vorstellig zu werden und um Abhilfe zu bitten." — Ein Knabe, der sich an einen Spazierwagen anhing, geriet in der Nähe von Klein-Henners dorf mit einer Fußspitze in das Rad, wurde in das selbe cingedreht und war eine Leiche, bevor man den Wagen zum Stehen bringen konnte. — Tautenhain. Am 10. d. vormittags kam ein Trnpp preußischer Kavallerie mit etwa 20 Remontepferdm hier durch; es waren Mannschaften von dem in Langensalza und Mühlhausen garni- sonierenden Thür. Ulanenregiment Nr. 6. Seit der Zeit der Befreiungskriege 1813 bis 1815 ist eine Lanzen tragende Truppengattung hier nicht wieder gesehen worden, und dies waren damals Söhne ans dem rauhen Norden — Kosaken, die, trotzdem sie nicht zum feindlichen Heer gehörten, weit schlimmer hausten, als die Franzosen. -— Einen wohlthuenden Gegensatz zu dem weniger harmlosen Verhalten der in diesem Sommer in den Grenzorten aufgetretenen „Kinder dec Landstraße" bildete das Auftreten der am Sonntag in Eichigt eingetroffeneu, aus zwei Familien bestehenden und ungefähr 10—12 Glieder zählenden Zigeunertruppe, Anverwandte des im Jahr 1873 auf dem Friedhöfe daselbst beerdigten Rohhändlers Johann Hermann aus Melnik in Böhmen, Vater von 10 Kindern. Der z — hier die rote Ballschleife — ein Notizblatt aus Bergers Brieftasche, hier ein Brief an Hugo Berger — und hier — hier!" Er hatte ein kleines Paket erfaßt, das mehrere Briefe enthielt. Er versuchte es zu öffnen, darin zu lesen — die Hand zitterte ihm in freudiger Aufregung, es hüpfte und tanzte alles vor seinen Augen. „Zweifeln Sie nun noch, ob ich in jener Nacht recht gesehen, ob ich Prell erkannt habe oder nicht?" fuhr er fort, da der Kriminalrichter erschreckt, sprachlos dastand. „Gilt nun mein Zeugnis? Sehen Sie jetzt endlich ein, daß Prell der Mörder ist, daß er Berger erschossen hat?" Bestürzt blickte Pintus den Polizeidirektor an. Alle diese Beweise sprachen ja zu deutlich. „Jetzt zweifle ich nicht mehr!" rief er endlich. „Prell ist der Mörder! Ich — wir alle haben Ihnen Unrecht gethan, Körber. Sie haben Recht gehabt -4 Prell ist der Mörder! Ich konnte es nicht glauben, und nun ist es dennoch wahr!" Körber hörte diese Worte kaum. Er befand sich in einem Rausch der Freude. „Herr Direktor!" wandte er sich an den Polizeidirektor, „ich habe mein Entlassungsgesuch geschrieben — es liegt fertig auf meiner Stube — allein jetzt reiche ich es nicht ein. Jetzt habe ich Genugthuung, nach der ich verlangte! Mein guter Stern hat mich denüoch nicht verlassen — endlich, endlich habe ich mein Ziel erreicht!" Der Polizeidirektor begriff Körbers Freude. Er erfaßte seine Hand und drückte sie. „Ich gönne Ihnen diese Genugthuung", sprach er, „Sie haben sie schwer genug verdient." erste Gang, den die Bande unternahm, galt dem Grabe des Vaters und Großvaters. Auch der Mon tag vormittag versammelte die ganze Familie uni die Ruhestätte ihres einstigen Familienoberhauptes. Einen wahrhaft ergreifenden Anblick gewährte es, als Man die Ende der 80er Jahre stehende und seit einiger Zeit vollständig erblindete Ehefran des Hermann an daS mit einem eisernen Kreuze, mit Blumen und Sträuchern würdig geschmückte Grab ihres Ehegatten führte, an dem sie längere Zeit im stillen Gebet ver weilte und bittere Thränen vergoß. Wagen, Pferde und Betten gaben Zeugnis, daß diese Truppe zu den besten ihres Stammes zählte. Ohne die Bewohner schaft in irgend einer Weise belästigt zu haben, zogen die Fahrenden am Montag mittag in der Richtung Hundsgrüu-Adorf weiter. 8 Berlin, 14. August. Am Nachmittag begab sich der Kaiser mit seinen hohen Gästen nach Potsdam, wo die Friedenskirche mit der Gruft Kaiser Friedrichs besucht wurde. Kaiser Franz Joseph legte auch hier einen Kranz nieder. Später fand bei der Kaiserin Augusta auf Schloß Babelsberg Diner statt, nach dessen Verlaufe die Rückkehr nach Berlin erfolgte. 8 Der letzten Volkszählung zufolge sind von den Bewohnern Berlins 758,061 außerhalb Berlins ge boren; davon stammen 683,405 aus Preußen, und zwar allein aus der Mark Brandenburg 210,336. Von Nicht-Preußen ist das Königreich Sachsen am stärksten vertreten. Es leben allein 12,821 Sachsen in Berlin. ß Der Reichskanzler ist bei den Einzugsfeierlich keiten in Berlin vielfach gar nicht erkannt worden, da er statt seiner Kürassieruniform die des Garde- Jnfanterie-Regimentes trug, bei welchem er sila suite steht. Die schon vor acht Tagen gebrachte Mittei lung, Fürst Bismarck werde in diesem Jahre Bad Kissingen nicht besuchen, wird jetzt übrigens bestätigt. Die Köln. Ztg. teilt mit, daß in Kissingen die be stimmte Nachricht eingegangen ist, der Kanzler werde nicht kommen. Wahrscheinlich geht er nach Friedrichs ruhe; ob er zum Besuche des Zaren in Berlin dort hin zurückkehrt, ist noch nicht feststehend, wohl aber wahrscheinlich. ß Der erste offizielle Besuch, den ein Glied der österreichischen Kaiserfamilie dem preußischen Hofe mackste, fand im Februar 1732 statt. Der Herzog Franz von Lochringen, der Gemahl Maria Theresia'« war es, der so Persönliche Beziehungen anknüpfte. König Friedrich Wilhelm I. empfing den hohen Gast in Potsdam, wo derselbe im Stadtschlosse Quartier nahm. Um ihn zu ehren, entsagte der sparsame Regent für einige Tage der gewöhnlichen Einfachheit feines Hofhaltes und befahl, alles so prächtig als möglich einzurichten. Den Hauptplatz im Festprogramm nahmen die Vorführungen der Riesengrenadiere und ein Schnepperschießen ein. Jedesmal, wenn ein glück licher Schuß gefallen war, kam ein Hofsourier, von Dienern und den Querpfeifer-Mohren begleitet, von der Vogelstauge auf den Schießstand mit der betref fenden Meldung, worauf dann der zur Schau ausgestellte Preis dem Gewinner unter Musik überreicht wurde. Den Hauptgewinn bildete ein junger, als Hanswurst gekleideter Bär. Schon im Sommer desselben Jahres 1732 erwiderte der König den ihm gewordenen Besuch in Prag. Z Aus Westfalen, 12. August. In Hersfeld sind in einem Zuge 17 junge Pferde erstickt. Ein Pferdehändler aus Hersfeld hatte auf dem Arotser Viehmarkt 17 schöne Pferde gekauft und dieselben zum Transport in einem Güterwagen verladen lassen. Als der Zug jedoch in Hersfeld eintraf, waren alle Pintus stellte mit dem Feuerwehrzimmermann ein kurzes Verhör an, wie er den Schrank gefunden. Derselbe war nicht allein gewesen. Ein zweiter Zimmermann und zwei Polizeidiener waren als Zeugen dabei gewesen. Er bat die Feuerwehrmänner, das Zimmer zu verlassen, um es, wenn es nötig war, genau in dem jetzigen Zustand zu erhalten. Er verschloß die Thür und ein Polizeidiener mußte vor derselben als Wache bleiben, damit sie nicht aufs neue geöffnet werde. Das Feuer, welches bereits dem Erlöschen nahe war, machte es nicht mehr nötig, die Wand dieses Zimmers zu durchbrechen. Als Körber an der Seite des Kriminalrichters und Polizeidirektors endlich aus dem Hause trat, erglänzten im ersten Rot des heranbrechenden Tages die Gipfel der Bäume in dem Parke. Es war ein schöner Anblick und griff bewegend in Körber's übervolle Brust. „Das Rot bringt mir das Glück zurück!" rief er aus. „Ich war so oft verzweifelt, jetzt habe ich meinen alten Mut wieder! Man soll nie den Kopf hängen lassen!" — Mit dem Richter und Polizeidirektor kehrte er in die Stadt zurück. Pintus war still, schweigend. Der Weg führte vor seiner Wohnung vorbei. Als sie dort ankamen, stand er still. „Körber!" sprach er, „ich habe Ihnen Unrecht gethan. Lassen Sie k uns deshalb keine Feinde werden!" Er streckte ihm die Hand entgegen. Mit voller Kraft schlug Körber darin ein. „Hier!" rief er, „bei Ihnen vergebe und vergesse