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Heren Landwehrmannes um Erlaß des Restes vom Reichs-Darlehn; hinsichtlich des Gesuches von Hertzsch in Ziegelheim um Erlaubnis zum Kleinhandel mit Spirituosen und bezüglich des Schankerlaubnisgesuches der verw. Gebhardt in St. Egidien. Zur Beratung gelaugten sodann endlich noch eine Petition der Ge meinderäte zu Röblitz, Hohndorf und Heinrichsort um Errichtung einer Eisenbahnhaltestelle zum Personen verkehr in Röblitz, sowie die Borschläge zu Staats beihilfe. — Behufs Begründung neuer und Erweite rung bereits bestehender Volksbibliotheken in mehreren Städten und ländlichen Ortschaften des Bezirks. Der öffentlichen Sitzung folgte eine vertrauliche Bespre chung. — Waldenburg, 9. August. Der K. K. Oberst Baron Enis ist aus Bad Teplitz kommend zum Besuch am Fürstlichen Hofe hier eingetroffen. *— Am Donnerstag nachmittags in der 5. Stunde verunglückte die 11jährige Tochter des Bäckers und Oekonom Emil Ebersbach in Ortmannsdorf, auf bedauerliche Weise. Dieselbe hatte Schwämme und Pilze gesucht und sich dann in einem in der Nähe des Waldes liegenden Teich gebadet, leider überraschte sie der Tod durch Hirnschlag. 8 Kirchb erg, 7. August. Als am letzten Sonn tag der bekannte Luftschiffer Securius hinter einem Walde in hiesiger Gegend mit seinem Ballon zu landen versuchte, ertönte plötzlich ein Schuß und eine Kugel pfiff hart am Ohr des Aeronauten vorüber. Derselbe ließ sofort sein Nothorn erschallen, kurz darauf ward auch die Landung bewerkstelligt, doch der Attentäter blieb unermittelt. — Werdau. Das 9sts Jahre alte Schul mädchen Bertha Helene Sammler von hier wurde seit 1. August vormittags vermißt und waren angestellte Nachforschungen vergeblich, sodaß man vermutete, dem armen Kinde sei ein Unglück zugestoßen. Dieser Ver dacht hat sich leider bestätigt, da man die Kleine dieser Tage, nachdem der sogenannte Wehrteich am roten Berg abgelassen worden war, ertrunken in diesem auffand. — Frankenberg, 7. August. Der hier statio nierten Albertinerin, Schwester Sidonie Leonhardt, wurde am Dienstag an Ratsstelle in Gegenwart des Gesamtvorstandes des hiesigen Albertvereins durch Herrn Bürgermeister I)r. Kaeubler die ihr von Ihrer Majestät der Königin Carola in Anerkennung der bisher sowohl hier wie auch an anderen Orten schon geübten unermüdlichen und segensreichenThütigkeitver liehene, am grünweißen Bande zu tragende Auszeich nung „Für treue Dienste als Albertinerin" überreicht. — Borna, 8. August. Bei dem heute früh mit klingendem Spiele erfolgten Abmarsch unserer Garnison in das Pegau-Groitzscher Manövergebiet fiel es allgemein auf, daß au der Ausrüstung der Pferde die große, den Sattel und dessen Zubehör vollständig überdeckende Pelzdecke in Wegfall gekommen war. Dies ist, wie wir hören, für alle sächsischen Kavallerieregimenter angeordnet worden, und fand aus diesem Grunde bereits am 19. Juli hier eine öffentliche Versteigerung dieser überflüssig gewordenen Pelzdecken statt (209 Stück). Neu mit 30 Bi. pro Stück bewertet, erzielten diese wohl etwas abgenutzten, aber noch sehr brauchbaren Decken einen durchschnittlichen Verkaufspreis von L 30 Pfennig. Die erste Garnitur dieser Pelz decken bleibt den sächsischen Kavallerie-Regimentern für Paradezwecke erhalten. ! — Königstein, 7. August. Ein junger Arzt aus Holland, welcher auf einer Vergnügungsreise dürch die sächsisch-böhmische Schweiz begriffen war, besuchte am vergangenen Montage auch den hohen Schneeberg bei Bodenbach in Böhmen. Durch andere Reisende hatte ein Kellner des Schneeberg-Restaurants ganz zufällig von der ärztlichen Eigenschaft des Hol- länoers Kenntnis erlangt und richtet daher an den- sstben die Bitte, ihm wegen einer gefährlichen Schnitt wunde beirätig zu sein. Der holländische Arzt war chenschenfreundlich genug, seine Hilfe nicht zu ver sagen und verband die vernachlässigte Wunde kunst gerecht unter Anwendung antiseptischer Mittel. Auch die Wirtin des Restaurants nahm die Hilfe des Hol länders in Anspruch für eine Dienstperson, die sich beim Tragen eures schweren Korbes auf den hohen Berg übernommen hatte. Der Jünger Aesculaps wäre für seine Menschenfreundlichkeit beinahe übel belohnt worden; denn als derselbe beim Abstieg vom Berge das böhmische Dorf Schneeberg berührte, wurde er von einem österreichischen Grenzjäger, welcher von dem Vorgefallenen unterichtet worden war, angehal ten und wegen unbefugter Ausübung der ärztlichen Praxis zur Verantwortung gezogen. Nur dem zufäl ligen Hinzukommen eines hochgestellten österreichischen Beamten, welcher Zeuge der uneigennützigen Hilfs bereitschaft des jungen Arztes auf dem hohen Schnee berge gewesen, war es zu verdanken, daß der Hol länder seine Tour nach Schweizermühl und König stein unbehelligt fortsetzen konnte. Der holländische Arzt hat sich fest vorgenommen auf seinen weiteren Reisen im Auslande niemals wieder ärztlichen Bei stand zu leisten. — Sonntag findet in Döbeln der Verbandstag des Sächsischen Schuhmacher-Jnnungs-Verbandes statt. — Aus dem Erzgebirge, 8. August. Der Besuch des Fichtelberges ist, seitdem das Unter- knnftshaus auf demselben eröffnet worden, ein ganz außerordentlicher. An verschiedenen Tagen war daS Fichtelberghaus geradezu zeitweilig überfüllt, und viele Touristen, die in demselben übernachten wollten, mußten weiter wandern. Durch die Bahnen nach Johanngeorgenstadt und Rittersgrün wird der Besuch des BergeS wesentlich erleichtert. Der Bewirtschaftung des Fichtelberghauses wird allseitige Anerkennung gezollt. Viel gekauft werden auch die Photographien und Postkarten vom Fichtelberghause, die der Erzgebirgsverein hat anfertigen lassen. Von dem so bedeutenden Fremdenverkehr haben natürlich die Städte Oberwiesenthal und Gottesgab ebenfalls vielfachen Nutzen. Mit Ende der Ferien wird der Besuch des Berges natürlich ein geringerer werden, doch eignen sich gerade die Spätsommer und Herbsttage sehr zu Wanderungen in unserem Erzgebirge. — Oschatz. Der Feldpolizeidienst während des Manövers des königl. sächsischen Armeekorps wird durch 97 Gendarmen einschließlich der Ober gendarmen rc. ausgeübt werden. Z Berlin, 9. August. Die Besuchsreisedes Kaisers Franz Josef nach Berlin betreffend, so ist mitzuteileu, daß Se. Majestät am Montag früh 6 Uhr 30 Min. mittelst Separathofzuges der Staats eisenbahn (nicht Nordwestbahn) zunächst in Aussig a. E. kurzen Aufenthalt nehmen wird, woselbst ihm die Spitzen der Behörden vorgestellt werden. Weiter wird dortselbst der Kaiser von Oesterreich unter Führung des Fürsten Moritz von Lobkowitz eine Adelsdeputation empfangen. Während für den Kai ser und den Erzherzog Franz Ferdinand von Este das Dejeuner im Salonwagen serviert werden wird, speist die große Suite im Restaurations-Saale des Bahnhofes. Um 7 Uhr erfolgt dann die Weiterfahrt über Bodenbach bis Niedersedlitz, wo der Hofzug halten wird. Während dort der Kaiser Franz Josef, Erzherzog Ferdinand, der Minister des Aeußeren, Graf Kalnocky, Feldzeugmeister Freih. v. Beck und einige Adjutanten aussteigen und nach Schloß Pillnitz fahren, wo der österreichische Kaiser dem Könige von Sachsen einen Besuch abstattet, fahren die übrigen zur Suite gehörigen Personen, sowie die Dienerschaft inzwischen mit einem Teile des Hofzuges weiter bis nach Dresden, wo sie die später erfolgende Ankunft des Kaisers von Oesterreich und des Königs von Sachsen abwarten. Der Aufenthalt des Kaisers in Pillnitz und in Dresden wird nach bisherigen Dispositionen drei Stunden währen, worauf die Weiterreise nach Berlin stattfindet. Die Ankunft erfolgt auf dein Bahn hofe Tiergarten, woselbst Se. Maj. der Kaiser und sämtliche Prinzen des Königl. Hauses, welche zur Zeit iu Berlin und Potsdam weilen, sowie die Prin zen aus souveränen deutschen Häusern zur Empfangs begrüßung anwesend sein werden. Die Ehrenwache stellt die Leibkompanie des 1. Garde-Regiments z. F. Bei der Anwesenheit des Kaisers von Oesterreich wird das Rathaus mit österreichischen, ungarischen und deutschen Fahnen geschmückt werden, ebenso wer den die Straße unter den Linden bis zum Schloß, wie auch die angrenzenden Straßen Festschmuckanlegen. Die Personen des Ehrendienstes werden ebenfalls beteiligt sein. Der Oberst Berzeviczy von Berze- vicze, erster Stallmeister des Kaisers von Oesterreich, ist bereits gestern nachmittag 12^4 Uhr aus Wien hier eingetroffen und im Königl. Schlosse abgestiegen. Zugleich mit demselben langten auch bereits ein Ober bereiter, ein Bereiter, sowie sechs Reitknechte nebst sechs Reitpferden gestern um dieselbe Zeit-in Berlin an. 8 Berlin, 9. August. In Arles,-einer Stadt Südfrankreiches, nahe dem Rhonedelta am Mittel ländischen Meere, sind zwei Deutsche uamests Gaspard aus Zittau (Sachsen) und Höbel aus Hannover wegen Spionage verhaftet worden. s 8 Berlin. Ein großer Pretiosendiebstahl ist am Montag in Wannsee vollführt worden. ! Die Frau eines dortigen Villenbesitzers hatte ihr Schniuckkästchen, in welchem sich verschiedene Brillantbrochsn, Kreuze, Ohrringe, Ringe rc. im Werte von zusammen 18 000 M. befanden, mit in die Veranda des Gartens ge nommen und dort einen Augenblick unbeaufsichtigt stehen lassen. Als die Dame nach kurzer Entfernung wiederkam, war das Kästchen mit den Pretstsen ver schwunden. Die Polizei hat bereits allen 'Goldar beitern rc. ein Verzeichnis der gestohlenen Wertsachen zugehen lassen. 8 Von der Eisenbahn! Die Frage: Ist ein Reisender auf der Eisenbahn verpflichtet, stch zu melden, wenn er kein Billet gelöst hat, beschäftigte das Schöffen gericht in Frankfurt a. M. in einer Anklage gegen einen Arbeiter, welcher ohne Billet ins Coups gestiegen war. Der Kontrolleur fragte im allgemeinen, ob alle Passagiere mit Billets versehen seien?, und der An geklagte schwieg. Schweigen ist selbstredend auch eine Antwort, wer schweigt, stimmt eben zu. Das Schöffen gericht nimmt an, daß hiermit ein Betrug perfekt ge worden sei. Die Strafe lautete auf drei Mark. 8 Ein deutscher Velozipedist aus Schwerin hat kürzlich auf dem Zweirad Mecklenburg, Hamburg, Schles wig, Jütland, Fünen und Seeland durchreist. In Kopenhagen wurde, wie die Nordische Korrespondenz berichtet, der deutsche Tourist von den dänischen Sporft- leuten ob seiner wackeren Fahrt glänzend empfangen und gastlich bewirtet. 8 Oldenburg, 6. August. Wie die „N.-Ztg." berichtet, ereignete sich in Krauenkamp bei Bockhorn ein entsetzlicher Unglücksfall. Der bei einem Land mann daselbst dienende Knecht war vor einigen Tagen damit beschäftigt, seinen Koffer durchzumustern, als seine Braut, eine in demselben Hause dienende Magd, herzutrat. Unter den im Koffer befindlichen Gegen ständen hatte der Knecht auch einen geladenen Re volver. Als das Mädchen desselben ansichtig wurde, fragte sie, was das für ein Ding fei, und auf die Antwort: „ein Revolver", nahm sie denselben neugierig in die Hand. Während sie ihn nun von allen Seiten beschaute, ging der Schuß plötzlich los, und der Knecht fiel, in die Schläfe getroffen, seiner Braut tot in die Arme. Die Unglückliche, durch diese entsetzliche That zur höchsten Verzweiflung getrieben, versuchte durch Ertränken sich das Leben zu nehmen, doch wurde sie noch rechtzeitig daran gehindert. Die Untersuchung wurde sofort eingeleitet, welche den Thatbcstand nach obiger Schilderung ergab. — Die Magd ist bis jetzt noch nicht gefänglich eingezogen, doch wird sie streng bewacht. 8 Aus Schleswig, 6. August. Ein grauen voller Mordversuch ist in Schrüdstrup (Kreis Haders leben) begangen worden. Der bei dem Hofbesitzer Petersen daselbst beschäftigte Knecht hat seinen Dienst herrn auf freiem Felde überfallen und gräßlich zuge richtet. Als Hofbesitzer Petersen die Arbeiten seines Knechtes besichtigte und ihm die notwendigen An weisungen erteilte, verzerrten sich plötzlich die Gesichtszüge des letzteren; wutentbrannt ergriff er ein scharfes eisernes Ackergerät, stürzte sich auf seinen Herrn, und Schlag auf Schlag sauste auf Kopf, Nacken, Schulter und Arme des Unglücklichen nieder, der eines solchen Ueberfalls nicht gewärtig war. Blutüberströmt brach der Bedauernswerte zusammen; leider erwiesen die Verletzungen sich als so gräßlich, daß kaum eine Hoffnung auf Erhaltung des Lebens vorhanden ist. Den Thäter hat man bereits dingfest- gemacht; mutmaßlich ist die Blutthat in einem Anfall von Irrsinn begangen worden; der Vater, die Mutter und der Bruder des Thäters sollen geistesgestört sein. — Eine Tollkühnheit hat ein Knabe in dem Dorfe Bustorf durch einen entsetzlichen Tod büßen müssen. Der Kleine bemühte sich, zwischen zwei hochbeladenen Wagen emporzukletteru, allein bald versagten seine Kräfte. Aus beträchtlicher Höhe stürzte er in die Tiefe, die Räder gingen über seine Hand und seinen Magen und zermalmten seinen Kopf, sodaß der Tod auf der Stelle eintrat. 8 Iserlohn, 7. August. Ein grauenhafter Mord ist gestern in dem unweit von hier gelegenen Dorfe Hennen begangen worden. Das zehnjährige Töchterchen des Wirths Pütter war am Nachmittag nach dem Schulschluß nicht nach Hause gekommen. Man stellte Nachforschungen an und fand das Mäd chen ca. 30 Schritt von der Chaussee entfernt im Flößgraben einer Wiese, das Gesicht auf dem Boden, ermordet und geschändet vor. Die sofort angestellte ärztliche Untersuchung ergab, daß das Kind erdrosselt worden war. Der Mörder ist bereits entdeckt, ob schon er noch leugnet. Derselbe ist der Handlanger Walsch, ein wegen Sittlichkeitsverbrechen bereits wieder holt vorbestraftes Subjekt, das zur Zeit der That am Thatorte gesehen worden, die Kleidung dann auffälliger Weise gewechselt hat und bereits wiederholt versucht hat, kleine Mädchen an sich zu locken. Die erbitterten Einwohner des Dorfes haben den Menschen fast ge lyncht, so daß derselbe schleunigst nach hier ins Ge fängnis transportiert wurde. * * Petersburg, 7. August. Der Besuch des Kaisers Alexander in Berlin ist nunmehr zwischen dem 24. und 27. August (neuen Styls) anberaumt. Wie man erfährt, wird der Zar mit dem Großfürsten- Thronfolger von hier mit der Eisenbahn direkt nach Berlin fahren. Die Ankunft dortselbst wird frühe stens am 24., wahrscheinlich am 25. erfolgen. Es verlautet ferner, daß in Berlin eine große Truppen parade und ein Galadiner nebst Gala-Theatervor stellung stattfinden werden. In Aussicht genommen sei auch ein Besuch der beiden Kaisergräber in Char lottenburg und Potsdam, eine Vorstellung des Kaisers Alexander-Garde-Grenadier-Regiments, sowie endlich ein Diner auf der russischen Botschaft rc. Zu der gleichen Zeit wird die russische Kaiserin auf der „Dershawa" eine Reise nach Dänemark unternehmen und dabei Stettin oder Kiel am 27. oder 28. August berühren. * * Rom, 9. August. Das Journal „Csercito" meldet, daß vom 10. d. M. ab 70,000 Mann vom stehenden Heere unbeschränkten Urlaub erhalten würden. Es gehe daraus hervor, daß die Befürcht ung, der Friede könne gegenwärtig gestört werden, nicht ernst zu nehmen sei. Das Gerücht von einer Demission des Kriegsministers erklärt der „Csercito" für unbegründet. * * Aus Appenzell wird den Münchener „N. N." geschrieben: Letzten Sonntag sind in unsern Bergen leider drei Touristen verunglückt. Drei Mitglieder der Sektion „St. Gallen" des schweizerischen Alpen klubs wollten eine Tour vom Hohenkasten zur Wagen lucke am Santis unternehmen; an einer steil abfallen den Stelle des HohenkastenS verlor Kaufmann Bösch von St. Gallen den Halt und stürzte über einen steilen Abhang in die Tiefe, wo er zerschmettert