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meindebezirke Kleinrückerswalde, Frohnau, Cunersdorf, Sehma, Dörfel, Schlettau, Geyersdorf und Königs walde, sowie über den Gutsbezirk des Annaberger Ratswaldes zu Königswalde eine dreimonatige Hunde- sperrc bis zum 29. Oktober 1889 angeordnet worden. — Flöha. Dem hier wohnhaften Glält- meister Emil Winkler, der am 12. April mit eigener Lebensgefahr einen 4jährigen Knaben in Plaue ans den Fluten der Zschopan rettete, ist von Sr. Maj. dem Könige die Lebensrettungsmedaille verliehen und dieser Tage durch die Kgl. Amtshauptmannschaft Flöha überreicht worden. — Großenhain. In Naundorf bei Großen hain sind am 30. v. M. die ca. 70jähr. Bergmanns- Ehefrau Wagner und deren Enkelin, ein Mädchen von 8 Jahren, nach dem Mittagessen unter Symp tomen von Vergiftung plötzlich gestorben. Die Groß mutter hatte sich als Mittagessen Klüse gekocht, zu welchem Mahle sich auch die Enkelin, die 8jährige Neidert, einfaud. Das Kind hat, nach Tische zu Hanse angekommen, über Halsschmerzen geklagt nnd kurz nach 4 Uhr schon hielten die bedauernswerten Eltern ihr Kind als Leiche in den Armen. Als die Neidcrt'schen Eheleute der Großmutter den Tod des Kindes mitteilen wollten, fanden sie dieselbe, ans dem Sopha sitzend, ebenfalls bereits als Leiche vor. Die gerichtliche Untersuchung ist im Gange nnd wird fest stellen, ob Fahrlässigkeit oder Absicht diesem Vorsalle zu Grunde liegen. — Aus der sächsischen Oberlausitz, 31. Juli, schreibt nmn: Während die österreichische Finanz wache an der sächsisch-böhmischen Grenze die Touristen nur in seltenen Fällen behelligt, ist es bereits seit einigen Jahren üblich geworden, die von den sächsischen Schützenfesten heimkehrenden Bewohner des jenseitigen Grenzbezirks anzuhalten und bei der Auffindung des geringfügigsten zollpflichtigen Gegenstandes nach dem nächsten Zollamte zu führen, um dort von ihnen die beträchtlichen Strafgelder erheben zu lassen. Jedes mal wird vor dieser „Razzia der Finanzer" gewarnt, aber vergebens. Auch am vergangenen Sonntage haben wieder Viele Strafgelder zahlen müssen, die vom Schießen heimkehrten. So wird ein Schießsest in einem unserer Grenzorte ein reicher Erntetag für die nüchstgelegenen österreichischen Zollämter zum großen Verdruß unserer Nachbarn, die meist keine Ahnung von der Steuerpflichtigkeit der auf den Schieß wiesen erstandenen Kleinigkeiten haben. — Ein zweiter Schinderhannes, der Wilddieb Klotzbach, ist der Schrecken des unteren Röhngebirges und des Ulsterthales geworden. Stark bewaffnet und von einem Hunde begleitet streift er, nachdem er vor einigen Monaten aus dem Gefängnis in Fulda ausgebrochen ist, in der Umgegend nmher, Einbrüche und Straßenraub verübend. Obwohl die weimarische Regierung auf seine Ergreifung eine Belohnung von 4L0 Mark ausgesetzt hat und sein Name in aller Mund ist, gelang es ihm doch, in Homberg Arbeit zu bekommen. Nachdem er die Verhältnisse seines Arbeitgebers ausgekundschaftet, stattete er dessen Hause nächtlicherweile einen Besuch ab, schlug ein Stück Fachwerk in der Giebelwand «in und gelangte so in die Wohnstube, wo er aus einem verschlossenen Fache außer mehreren Uhren und sonstigen Wertgegenständen 210 Mark bares Geld entwendete, um dann wieder in die benach barten Wälder zu verschwinden. Die Bevölkerung hat abergläubische Furcht vor ihm. W 8 Berlin, 2. August. Die „Norddeutsche" sagt an leitender Stelle: Zum ersten Male betritt ein deutscher Kaiser das Jnselreich und zum ersten Male erscheint ein so ansehnliches deutsches Geschwader in britischen Gewässern. Dieses geschichtliche Ereignis ist wohlgeeignet, beiden Nationen zum Bewußtsein zu bringen, welche Kräfte sie in den Dienst der großen Kulturaufgaben stellen, die sie in unserem Weltteile wie in den fernsten Gegenden der Erde übernommen haben. So sind es denn nicht nur die nahen ver wandtschaftlichen Beziehungen zwischen dem groß britannischen und unserem Herrscherhause, sondern es ist auch die Interessengemeinschaft der Länder und Völker, welche in der Sympatiekundgabe der englischen Nation für unseren Kaiser zum Ausdruck gelangt Dafür, daß man sich dessen auch diesseits des Kanals bewußt ist, liegen ausgiebige Zeugnisse in Fülle vor. — Der Kaiser von Oesterreich wird auf seiner Reise nach Berlin definitiv von dem Erbherzog Franz Ferdinand begleitet sein. — Der Kaiser und der Prinz regent von Bayern treffen erst am 17. August in Bayreuth ein und wohnen den letzten beiden Bor stellungen bei. In Bayreuth werden bereits Vorbe reitungen zur Ausschmückung der Stadt getroffen. 8 Der Final-Abschluß der Reichshauptkasse für den Reichshaushalts. Etat 1888/89 weist einen Fehl betrag von 20,383,738 M. auf. Die ordentlichen Einnahmen sind um 15,625,564 M. hinter dem Etat zurückgeblieben, während bei den Ausgaben ein Mehr von 4,758,174 M. vorhanden ist. Bei der Verwalt ung des Reichsheeres sind Mehrausgaben im Betrage von 2,356,000 M. gegen den Etat vorgekommen. Bei der Marine waren 1,934,000 M. mehr erforderlich, beim Auswärtigen Amte 1,372,000 Bk., wovon 800,000 M. auf die Kosten der Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schutze der deutschen Interessen in Ostafrika kommen. Im Ressort des Reichsschatzamteö sind 1,160,000 M. gespart worden. Was die Einnahmen des Reiches angeht, so haben die Zölle und Tabaksteuer, von deren Ertrage dem Reiche 130 Millionen M. verbleiben, einen Mehrertrag von 38,337,000 M. ergeben, nämlich 37,595,000 M. mehr an Zöllen, 1,577,000 M. mehr an Tabaksteuer. Die den Bundesregierungen im vollen Reinerträge zu über weisenden Stenern haben betragen: Verbrauchsabgabe von Branntwein und der Zuschlag zu derselben, ein schließlich der Branntweinnachsteuer, 34,398,000 M. weniger, die Stempelabgabe von Wertpapieren n. s. w. (einschließlich der Börsensteuer) 7,507,000 M. mehr. Im Ganzen belaufen sich die Ueberweisungen an die Bundesstaaten ans 277,801,000 M., das sind 11,446,000 M. mehr als der Etat voranssetzte. Die Zuckersteuer hat im Ganzen 24,363,000 M. weniger ergeben, auch die Maischbottich- und Branntweinmaterialsteuer weist einen Minderertrag von 4,255,000 M. auf. Dagegen sind an Salzsteuer 2,255,000 M. nnd an Bransteuer 3,289,000 M. mehr aufgenommen. Die Betriebsver waltungen schließen sämtlich mit Mehrüberschüssen ab, und zwar die Post- und Telegraphsnverwaltung mit einem solchen von 3,671,000 M., und die Reichseisen bahnverwaltung mit 2,080,000 M. Die Einnahmen aus dem Bankwesen sind um 653,000 M. hinter dem Etat zurückgeblieben. Aus dem Münzwesen wurden 3,437,000 Mark Mehreinnahmen erzielt. — Fürst Kulkowsky wurde auf Antrag seines Berliner Rechts anwaltes nach der Provinzial-Jrrenanstalt zu Bonn überführt, um dort eingehend observiert zu werden. 8 Berliner Blätter schreiben: Von der „Findig keit" der österreichischen Post erzählt man sich in Dresden ein lustiges Stückchen: Ein bekannter dortiger Dichter, langjähriger Verehrer und Frennd des kürzlich Heimgegangenen Robert Hamerling, hatte zum Begräbnis einen Lorbeerkranz nach Graz abgehen lassen; Adresse und Inhaltsangabe schlossen jedes Mißverständnis aus. Wie staunte der Ab sender aber, als mehrere Tage nach der Beerdigung ein Laufzettel der österreichischen Post einging mit dem Vermerk: „daß Bestellung unmöglich, weil Adressat verstorben sei". Rosegger, an den sich nun der Absender sofort wandte, antwortete, daß er über dieses „tragikomische" Ereignis seit dem Todestage Hamerlings zum ersten Male wieder ge lacht habe. Uebrigens hat der Kranz mit einiger Verspätung schließlich doch noch sein Ziel erreicht und ziert jetzt, wenn auch nicht den Sarg, so doch das Grab Hamerlings. 8 Berlin, 2. August. Der „Post" wird aus Pest berichtet: Der gestrige erste Tag des Zonen tarifs auf den ungarischen Staatsbahnen hat eine großartige Bewegung im Personenverkehr auf diesen Bahnen hervorgerufen. Die in Pest einfahrenden Züge waren sämtlich massenhaft besetzt und jeder Zug bedurfte zweier Lokomotiven. Das Publikum fand sich rasch in die neue Ordnung. 8 Berlin. Des Kindes Engel hat wieder einmal wunderbar gewaltet, und zwar in einem „Fall", welcher sich am Donnerstag in der zweiten Nachmit tagsstunde ereignet hat. Um die genannte Zeit war an der Ecke der Kloster- und Kaiser Wilhelmstraße ein auf einer Leiter stehender junger Mann am L.schen Zigarrengeschüft mit dem Putzen einer großen Schau fensterscheibe beschäftigt, während auf dem Bürgersteig davor mehrere kleine Kinder spielten. Der Fenster putzer verfiel plötzlich in Krämpfe und schlug mitsamt der Leiter zu Boden. Leiter und Mann stürzten hierbei der Länge nach auf das dreijährige Söhnchen des in der Nähe wohnenden Kaufmanns R., und da der kleine Knabe sich infolge dessen nicht mehr regte und auch keinen Lant mehr von sich gab, so glaubten die entsetzten Zengen dieser Szene, der Kleine sei er schlagen und mausetot. Man beeilte sich, den ge stürzten Mann und die Leiter aufzuheben und sodann den Burschen aufzunehmen. Zu freudigem Staunen der Umstehenden gewann der kleine Bursche gar bald die Beweglichkeit und die Sprache wieder, welche ihm der Schreck geraubt hatte, und es zeigte sich auch bei näherer Untersuchung, daß er ganz und gar ohne Schaden davongekommen war, so daß er heil und vergnügt nach Hanfe rennen konnte. Auch der gestürzte Fensterputzer erholte sich bald, nachdem man ihm ein Glas Wasser eingeflößt hatte, und die Szene, die erst so gefährlich aussah, löste sich in eitel Wohlgefallen auf. 8 Magdeburg, 2. August. Die feierliche Ueberführung der sterblichen Ueberreste Carnot's hat heute nachmittag stattgefunden. Punkt 2 Uhr setzte sich der Zug vom alten Frieohof aus in Bewegung, an seiner Spitze der die Leichenparade kommandierende General v. Schauroth, ihm folgten zwei Schwadronen des Magdebnrgischen Husarenregiments Nr. 10, zwei Bataillone des Infanterieregiments „Fürst Leopold" und. je ein Bataillon des 27. und 66. Infanterie regiments. Der Leichenwagen war vom Train be spannt worden, hinter dem mit der Tricolore be deckten Sarge schritten in erster Reihe der Bruder und der Sohn des Präsidenten Carnot mit dem Prä fekten des Seinedepartements, Poubelle, denen sich die staatlichen und städtischen Behörden, sowie das Offi zierkorps anschlossen. So ging der Zug unter den Klängen von Tranermärschen zum Bahnhof, wo er bald nach sis3 Uhr eintraf. 8 Magdeburg, 2. August. Der Seine präfekt Poubelle übergab dem Oberbürgermeister von Magdeburg 1000 Mark und Leutnant Carnot 600 Francs für die Armen. Dunkel! Erzählung von Friedrich Friedrich. ZZ — (Nachdruck Verbote».) (Fortsetzung.) Ein Grabscheit trug er über die Schulter. Was hatte er vor? Wohin wollte er während der Nacht — bei dem stürmischen Wetter? — Wozu der Spaten? Diese Fragen drängten sich Körber hastig auf. i Der Doktor hatte ihn nicht bemerkt. — Schnell schritt er weiter, dem Walde zu. Körber folgte ihm. Seine ganze Aufmerksam keit mußte er zusammen nehmen. Er durfte ihn nicht aus dem Gesichte verlieren und zugleich mußte er darauf bedacht sein, von ihm nicht bemerkt zu werden. Von Baum zu Baum huschend, folgte er ihm. Ein einziges lautes Rascheln in dem Laube, ein Stolpern über eine Wurzel konnte ihn ver raten. Prell schien keinen Verdacht zu haben. Wen konnte er bei diesem Wetter zur Nachtzeit auch hier erwarten. Nur dann und wann schien er einen Augenblick horchend still zu stehen. Körber verließ sich vor allem auf sein scharfes, geübtes Ohr. Auch er stand regungslos still, sobald er den Tritt des Doktors nicht mehr hörte. Tief in den Wald hinein folgte er ihm. Wo hin konnte er gehen? — Da bog Prell in einen Seitenweg ein, der zu der Försterwohnung führte. Körber hätte laut auflachen mögen. Endlich — endlich schien er zum Ziele zu gelangen. Er warf seinen Mantel ab, um dem Voraus eilenden ungehindert nnd leichter folgen zu können. Was kümmerte es ihn, wenn er noch mehr durch näßt wurde! Die Aufregung liess ihn ohnehin weder Kälte noch Nässe empfinden. Immer näher kamen sie dem Försterhause, Prell schien hier genau Bescheid zu wissen. In der Nähe des Gartens drang er mitten durch das Ge büsch. Es war eine schwere Aufgabe für den Kom missär, ihm weiter zu folgen, ohne sich zu verraten. Das dürre Laub rauschte mit jedem Fußtritte. Zu dem hatte er Prell aus den Augen verloren. Nur seinem Gehör konnte er folgen. Er hörte deutlich, wie er mit dem Spaten grub. Er hielt inne, um ihn nicht durch ein Zeichen aufmerksam zn machen. Was er vor batte, wollte er ihn erst zu Ende führen lassen. Der Gedanke drängte sich ihm auf, schnell vorwärts zu dringen, sich auf den Doktor zu werfen und ihn fest zu nehmen. Er wagte es nicht. Alles konnte er da durch auf das Spiel setzen. Prell war ein ent schlossener Charakter. Und was hatte er erreicht, wenn der Doktor floh, wenn er ihn mit dem Spaten niederschlug, ehe er ihn erreichte? Nicht persönliche Furcht hielt Körser zurück, sondern die Besorgnis, den Doktor zu zeitig zu stören. Mit Hast hörte er ibn weiter graben. Er hatte sich auf die Erde niedergelegt, um genauer zu hören. Kein Laut entging ihm, denn kaum zehn Schritte konnte er von ihm entfernt sein. Auf dem nahen Hofe des Försterhauses war alles still. Nicht einmal einer der Jagdhunde schlug an. Der Wind ließ das Geräusch, welches der Grabende machte, verhallen, nicht bis dorthin dringen. Es waren für Körber ungeduldige, bange Mi nuten. Es regnete heftiger — der Erdboden, auf dem er lag, war naß — er empfand es nicht. Nur auf den Doktor hörte er und bemühte sich, aus dem Geräusch dessen Vorhaben zu erraten. Er grub ein Loch, deutlich hörte er, wie er die Erde auswarf, wie sie auf das dürre Laub fiel. Dann legte er den Spaten zur Seite, legte einen Gegenstand in das Loch und schüttete mit der Hand die Erde wieder darauf. Er hörte, wie die Erde auf Papier fiel. Der Doktor raschelte mit dem Laube, wahr scheinlich scharrte er es über der frischen Erde zu- fammen. Dann erhob er sich. Er stand still. Wahr scheinlich horchte er, ob er auch keinen Zeugen seiner That gehabt habe. Hastig entfernte er sich. Regungslos hatte Körber dagelegen. Jetzt hörte er den Doktor gerade auf sich zukommen. Es war ein peinigender Augenblick, eine peinigende Stellung. Er mußte üKr ihn fallen, wenn er liegen blieb. Seine Lage war bedenklich, sie hin derte ihn, sich zu verteidigen. Schon erblickte er Prells dunkle Gestalt zwischen dem Gebüsch — kaum drei Schritte von ihm entfernt. Da sprang er auf, drang auf den Nahenden zu. Der Doktor schien heftig zu erschrecken—hastig trat er einen Schritt zurück. Körber wollte sich auf ihn stürzen, sein Fuß blieb an einer Baumwurzel hängen und im nächsten Augenblicke blitzten schon