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MMMßW-W Wochen- und Kachrlchtsblatt zugleich GesWs-Anzkizer sir H-hü-rf, MSlitz, LeriisSorf, M-rs, St. ßgiSitn, hcinrichsort, «sritm» Nils». Amtsblatt für Zen Stadtrat zn Lichtenstein. —— — —— ———— LV. Jahrgang. -—— — — -———. Nr. 180. Sonntag, den 4. August 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sann- Md Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer ö Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die vrergespaltenk Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BeklmrwMchNW. Erstatteter Anzeige zufolge ist bei dem am 29. November 1888 in Lichtenstein stattgehabten Brande das Einlagebuch der hiesigen Sparkasse Nr. 7598, auf Anina Marie Kretzschmar in Mülsen St. Niklas lautend, verbrannt, resp. abhanden gekommen. Der etwaige unbekannte Inhaber dieses Buches wird auf gefordert, seine Ansprüche an dasselbe bei deren Verlust binnen 3 Monaten und längstens den 9. November 1889 alhier anzumelden. Lichtenstein, den 1. August 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 3. August. Das im Hotel zur Sonne ausgestellte Welt-Panorama hat sich hier Ichon viel Freunde erworben, und das mit vollem Rechte. Dasselbe bietet in neu beginnender Woche eine Pilgerreise nach dem gelobten Lande (Palästina). Die Ansichten der nach der Natur an Ort und Stelle aufgenommenen Glasphotogramme gewähren dem Beschauer ein klares Bild von dem Zustande des gelobten Landes. Diese öden, fast baumlosen Flüchen und Höhen mit ihren Städten und Flecken, mit teilweise ruinenhaftem baulichen Aeußern, beleuchtet von dem grellen Licht der südlichen Sonne, machen einen eigentümlichen, fesselnden Eindruck, der gesteigert wird durch das Gefühl der Ehrfurcht, welches jeder für die Stätten im Herzen trügt, wo unser Heiland einst gewandelt. Die Orte, die uns vertrant sind seit den Tagen der Kindheit, sie breiten sich hier in lebenswahrer Gestalt vor uns aus. Nur wenigen ist. es vergönnt, jenes Laird, welches mit unserer Glaubenslehre in so innigem Zusammenhang steht, bereisen zu können; um so mehr dürfte daher die Gelegenheit benutzt werden, welche sich durch die Besichtigung der Ansichten des Panoramas auf ebenso billige wie angenehme Weise zu einer Reise in das gelobte Land bietet; wir werden nach Jerusalem mit seinen heiligen Stätten, als dem Garten Gethsemane mit Oelberg, der Grabes-Kirche und dem Judentempel nach Bethlehem, Nazareth, Hebron, Tiberias u. s. ,w. geführt, eine Reise, die gewiß jedem befriedigen wird. — Nach statistischen Temperaturmessungen ist die mittlere Wärme des Monats August nur gegen 1 Grad niedriger, als die Mittelwärme des Monats Juli. In der ersten Hälfte des August ist gewöhnlich die Wärme nicht geringer als in der zweiten Hälfte des Juli; aber die letzten Wochen des August lassen schon eine merkliche Abnahme der Wärme erkennen. Die Nächte werden schon bedeutend kühler. Die Wasserverdunstung ist noch stark, im Sonnenschein an einem Tage bis 3 Par. Linien. Die Wolken-Elektrizi- tät ist geringer. Gewitter entladen sich seltener und enthalten viel Elektrizität, sie leitet dieselbe zurück zur Erdoberfläche. Die Regenmenge im August ist fast eben so groß als im Juli; die nordwestlichen Winde sind vorherrschend. — Die Zeit, da für einen großen Teil der Gymnasien wieder der Schluß des Schuljahres heran- naht, stellt eine große Anzahl von Eltern und jungen Leuten vor die schwierige und wichtige Frage der Be rufswahl. Die Presse erfüllt nur ihre Pflicht, wenn sie mit allem Nachdruck davor warnt, ohne sichere Aussicht und genügendem Mickhalt die Laufbahn des gelehrten Berufes zu beWren. Die letzten Monate haben eine häufige Erörterung des leidigen Gegen standes „gebildetes Proletariat" gebracht, und man sollte eigentlich annehmen, daß das Dasein desselben in den weitesten Kreisen nicht übersehen würde. Allein das ist leider nicht der Fall, noch immer giebt es Eltern genug, welche der Ansicht sind, daß auf der juristischen und medizinischen Laufbahn die Rosen so reichlich vorhanden sind, daß man nur die Hand aus zustrecken braucht, um sie zu pflücken. Möchten es sich die jungen Leute, welche das Gymnasium abge macht haben, doppelt und dreifach überlegen, bevor sie sich den höheren Studien, insbesondere der Heil kunde, der Rechtskunde, oder auch dem höheren Lehr amte widmen. Siad sie nicht in der Lage, für eine Reihe von Jahren hinaus aus besonderen Mitteln den standesgemäßen Lebensunterhalt bestreiten zu können, so dürfen sie einer recht herben Prüfungszeit entgegengehen. Es ist unbedingt geboten, daß alle Eltern, welche sich der verantwortlichen Entscheidung gegenübergestsllt sehen, dieselbe nicht in der Weise treffen, daß das Heer der verbissenen, mit sich und den bestehenden Zuständen zerfallenen gelehrten Prole tarier dadurch noch größer wird, als es bisher schon ist, und so die Gefahren vermehrt werden, welche dies für das Wohl und die Sicherheit der Gesellschaft be deutet. Niemand kann sich heute mehr mit der Un kenntnis in betreff der Aussichten entschuldigen, welche die gelehrten Berufe darbieten, sondern Jeder weiß zur Genüge, daß sieselben so ungünstig sind, wie nur möglich. Wer sich trotzdem ihnen zuwendet, wird auch die Folgen allein zu tragen haben und die Ver antwortung nicht auf Andere abladen können. — Se. Maj. der König Albert verlieh dem Geigenbauer und Lehrer an der Fachschule für In strumentenbau in Markneukirchen, H. Th. Heberlein, in Anerkennung seiner Verdienste, das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens. — In Chemnitz wird in der letzten Woche des Septeniber eine Generalversammlung des Allgemeinen Sächsischen Lehcervereins stattfinden. Diese Ver sammlung wird aller zwei Jahre abgehalten; die letzte war 1887 in Freiberg. Gerade vor 25 Jahren fand auch eine Sächsische Lehrerversammlung in Chem nitz statt, die lehr zahlreich besucht war, und auf welcher der Chemnitzer Conrektor Dr. Dittes (ein ge borener Vogtländer) durch einen Vortrag viel Auf sehen erregte, sodaß auf Anordnung des Kultusmini steriums eine Kommission niedergesetzt wurde, welche alle sächsischen Seminare an Ort und Stelle einer eingehenden Revision unterwarf. Dr. Dittes wurde später vom Magistrat in Wien als Direktor an das neubegründetr Pädagogium daselbst berufen, von welcher Stellung er jedoch seit einigen Jahren wieder zurückgetreter ist. Seine litterarische Thätigkeit auf pädagogischen Gebiete ist jetzt noch eine ebenso um fängliche als epochemachende. — Seitens der städtischen Behörden in Hohenstein ist auf die Ergreifung derMissethäter, welche den dortigen Friedhof geschändet haben, eine Belohnung von 50 Mk. ausgesetzt worden, da sich der bisher gehegte Verdacht nicht bestätigt hat. — Glauchau, 2. August. In Kertzsch bei Waldenburg trat gestern der für die Hagelbeschädigten des amtshauptmannschaftlichen Bezirks gebildete Hilfs ausschuß z» einer längeren Sitzung zusammen. Sie galt zunächst der Konstituierung des Vorstandes, in welchen Herr Amtshauptmann Merz als Vorsitzender, Herr Rittmeister d. L. a. D. Landtagsabgeordneter Gelbke als Stellvertreter desselben, Herr Fürstlicher Verwaltungsdirektor I)r. Lamprecht als Schriftführer und Pfarrer Spiegelhauer als Schatzmeister gewählt wurden. In den Beratungen, welche der Natur der Sache nach zunächst mehr einem vorläufigen Meinungs austausche gewidmet waren, konnte mitgeteilt werden, daß außer dem bereits durch die Blätter bekannt ge wordenen reichen Geschenke Sr. Durchlaucht des Fürsten von Waldenburg, durch die Königliche Krcishaupt- mannschaft Zwickau aus der Kreishülfskasse 600 M. dem Hülfsausschusse zur Verfügung gestellt worden sind und daß Herr Reichstagsabgeordneter Leuschner außer den erheblichen Beträgen, welche von ihm den Gemeinden Alt-Waldenburg, Altstadt-Waldenburg und Kertzsch zugewiesen worden sind, für die übrigefi be troffenen Gemeinden abermals die Summe von 1000 Mark gewährt hat. Noch von mancher erfreulichen Gabe konnte von einzelnen Mitgliedern des Ausschusses berichtet werden. Das Gesamtergebnis freilich ist gegenüber der Größe des Unglücks — von dem auf 1,700,009 M. geschützten unversicherten Schaden be trifft ein großer Teil gerade die ärmsten Bewohner — bis jetzt leider ein recht wenig günstiges. — Zwickau, 31. Juli. In der heutigen öffentl. Verhandlung vor dem König!. Landgericht wurde der Schneidermeister Carl Emil Haupt aus Callnberg wegen Körperverletzung zu einer Gefängnisstrafe von 10 Monaten verurteilt. Haupt hat sich am 19. Mai d. I. gelegentlich der Tanzmusik im Gasthof zu Callnberg vergangen. — Mit einer feinen Familie hatte es dieser Tage die Polizei in Zwickau zu thun. Eine Frau kam auf die Expedition gelaufen und zeigte an, daß ihr Mann sie mit Erstechen bedroht habe; ein Schutzmann, welcher in die Wohnung geschickt wurde, fand den Mann mit einer großen Kopf wunde, über und über blutend, und der Mann gab an, daß seine Frau ihn mit dem Bierglas auf den Kopf geschlagen habe. — In Zwickau ist der im Jahre 1860 gegründete Vorschußverein aufgelöst worden. An seiner Statt haben die bisherigen Ausschußpersonen als Gründer eine Aktiengesellschaft unter dem Namen „Vereinsbank zu Zwickau" gegründet. Das Aktien kapital betrügt eine Million Mark, welches in 1600 Aktien ü 1000 Mark zerfällt. Der Zweck des Unternehmens ist der Betrieb von Bank- und Handelsgeschäften. — Zwickau, 2. August. Die Zwickauer Nats- schulbibliothek besitzt eine Anzahl wahrhafter Meister werke sächsischer Buchbinderkunst, welche noch aus dem 16. Jahrhundert stammen. Eines dieser Werke ist die zweibändige Postille des Rostocker Super intendenten Simon Pauli vom Jahre 1571. Beide Bände, in braunem Leder mit reich verziertem Goldschnitt und dergleichen Verschluß und Beschläge, tierische Gestalten und Laubwerk darstellend, tragen ans den Außenseiten in Goldpressung die Bilder Christi, Melanchthon's, das Opfer Abraham's, David im Gebet u. s. w. Ein drittes, wohlerhaltenes Meisterwerk der Buchbinderkunst ist Johann Crispin's Libliotüoüa stuclii tliooloAioi vom Jahre 1565, welches in Golddruck auf dem inneren Deckel die Widmung, ferner äußerlich das bunt ausgeführte Zwickauer Stadtwappen, ein Privatwappen, einen Schwan, darüber zwei aus Füllhörnern fressende Störche und an den Ecken Engels- und Satyrköpfe zeigt. — Annaberg. Am vorigen Dienstag ist in Kleinrückcrswalde ein dem dortigen Gutsbesitzer Karl Reichelt gehöriger Hund getötet worden, bei dessen Sektion durch Bezirkstierarzt Bräuer Tollwut festge stellt worden ist. Der Hund hat, wie verlautet, vor seiner Tötung leider das Kind seines Besitzers gebis sen. Infolge dieses Vorkommnisses ist für die Ge-