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wei Fischottern im Eisen gefangen und dem Geschäfts- ührer der v. Herder'schen Holzschleifer«, Baldauf, ge lang es, einen in hiesiger Gegend ziemlich seltenen Vogel, einen Fischreiher, zu erlegen. Die künstlichen Fischzuchtanlagen in Rauenstein und der damit ver bundene größere Fischreichtum der Flöha u. s. w. scheint diese Feinschmecker der Tierwelt nach hier ge lockt zu haben. — Schandau. Eine originelle Verherrlichung des Wettiner Jubelfestes ist im Mitteldorfer Forst revier, in der Nähe der Felsenmühle, auf Veranlassung des Oberförsters Schramm geschaffen worden. Der selbe ließ eine Gedenktafel, eingerahmt von kleinen Basaltkegeln, aufstellen, welche die Inschrift: „Zur Erinnerung an das Wettiner Jubelfest, 16. Juni 1889", trägt. Rings um die Tafel ist in einem Halb kreise von 20 in Durchmesser ein Ahornbaum, eine Linde, eine Buche, eine Esche, eine Rüster (Ulme) und eine Tanne gepflanzt; die Anfangsbuchstaben dieser Bäume, in der genannten Reihenfolge zu sammengestellt, ergeben den Namen Albert. Um diese Anlage herum soll später noch eine Fichtenhecke ge pflanzt werden. — Plauen. Zur Warnung für andere teilt der „V. Anz." folgendes mit: Freitag abend ^«7 Uhr kam der Lehrling eines hiesigen Kolonialwaren geschäftes zu seinem Prinzipal mit der Meldung, im Spirituskeller tropfe ein Faß mit Benzin. Der Prinzipal befahl dem Lehrling, unter das auf einem Kenter lagernde Faß eine Flasche mit Trichter unterzustellen, um die Tropfen aufzufangen. Obwohl es um diese Zeit im Keller noch so hell gewesen sein soll, daß der Lehrling diese Arbeit ohne Licht hatte verrichten können (mit Licht in diesen Keller zu gehen, hatte der Prinzipal überhaupt verboten), zündete derselbe dennoch ein Streichhölzchen an und leuchtete an das Faß, von wo sogleich eine Helle Flamme emporschlug. Das Faß mit einem Inhalt von etwa zwei Centnern Benzin brannte außen, es steigerte sich die Gefahr des Explodierens desselben mit jeder Sekunde. Um das Feuer zu löschen, goß man Wasser in den Keller und vermehrte dadurch nur noch die Gefahr; zum Glück kam ein Mann hinzu, der das Feuer mit Bewerfen von Sand und Äsche erstickte. Wäre das Faß geborsten, ein nicht abzusehendes Unglück wäre die sicherste Folge gewesen, da sich der Keller im Hause befindet und in demselben auch noch beträchtliche Mengen Schnaps lagerten. — Schönau (Katzbach), 2. August. Die Frau des Schuhmachermeisters Weidmann in Alt-Schönau wurde vor einiger Zeit, während sie auf dem Felde beschäftigt war, von einer Kreuzotter gebissen. Sie achtete anfänglich nicht darauf, doch machten sich die Folgen des Bisses in kürzester Zeit derart bemerkbar, daß sie von ihrem Ehemanne auf dem Karren nach Hause gefahren werden mußte. Obgleich nuu ärzt liche Hilfe in Anspruch genommen wurde, war die bedauernswerte Frau doch nicht mehr zu retten; sie ist den Folgen des Bisses erlegen. Auch die etwa 10jährige Tochter des Schmiedemeisters Hiersemann in Rvversdorf wurde kürzlich von einer Otter ge bissen und liegt schwer krank darnieder. 8 Berlin, 5. August. Eme verheerende Feuersbrunst wütete in der verflossenen Nacht in Charlottenburg. Das Feuer war gegen 12 Uhr auf bisher noch nicht aufgeklärte Weise iu den am Charlottenburgerufer 1, 1a und 2 belegeneu Glas hütten und Kohlenstaubwerken von Otte aus gebrochen und breitete sich mit großer Schnelligkeit aus. Die Charlottenburger Feuerwehr, welche bald nach erfolgter Feuermeldung auf der Brandstätte eintraf, bemühte sich, in erster Linie die Glasfabrik und das Kesselhaus zu schützen, was auch gelang. Inzwischen waren die Feuerwehren der Nachbarorte eingetroffen, auch von Berlin langte ein Löschzug mit einer Dampfspritze an, doch konnte nicht verhindert werden, daß die erst neu aufgestellten Maschinen zur Anfertigung von Preßkohlen arg beschädigt und ein Stapel von 160,000 Stück Preßkohlen ein Raub der Flammen wurden. Trotz des Angriffs der gesamten Spritzen auf das ent fesselte Element, bahnten sich die Flammen sehr bald den Weg nach dem nebenan liegenden Holzplatz und wüteten unter den dort aufgestapelten Nutzholz beständen mit unwiderstehlicher Gewalt. Dabei herrschte eine derartige Hitze, daß es den Lösch mannschaften fast unmöglich wurde, dem eigentlichen Herde beizukommen. Die Fensterscheiben der benach barten Häuser zerspranoen infolge der Gluthitze insgesamt. Der Dampftpritze blieb es Vorbehalten, die Flammen auf den Herd zu beschränken. Schließlich wurde der Brand bewältigt, freilich erst, nachdem das Feuer, infolge Mangels an Nahrung und an Stärke abgenommen hatte. Am frühen Morgen war man noch stark mit dem Ablöschen kleiner Brandstätten beschäftigt. 8 Berlin. Sicherem Vernehmen nach wird der Kaiser am 10. d. M. mit der Jacht „Hohen- zollern" aus England wieder in Wilhelmshafen ein- tresien und sich sofort nach Berlin zum Empfange des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich begeben. — Die Königin Viktoria von England hat den deutschen Kaiser zum Ehrenadmiral der britischen Flotte ernannt. 8 Die Ankunft des Kaisers Franz Joseph und des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich in Berlin erfolgt, wie bereits gemeldet, Montag, den 12. August um 5 Uhr nachmittags. Der Hofzug wird auf Anordnung des Kaisers Wilhelm nicht auf dem in der Koniggrätzer Straße gelegenen Anhalter Bahn hof eintreffen, auf dem sonst alle fahrplanmäßigen Wiener Züge ankommen, sondern nach dem Stadt- bahnhvfe im Tiergarten geleitet. Auf dem Bahnhofe wird Kaiser Wilhelm, umgeben von den höchsten Würdenträgern, seinen Gast begrüßen. Die beiden Kaiser begeben sich hierauf zu Wagen die Charlotten burger Chaussee und die Linden entlang zum König!. Schloß, wo der österreichische Kaiser wohnen wird. Auf dem Wege vom Bahnhofe bis zum Schloß wird die gesamte Garnison von Berlin, Potsdam und Spandau Spalier bilden. Im Schlosse wird die Kaiserin den Kaiser Franz Joseph erwarten und be grüßen. Um 7 Uhr findet in den Gemächern des Kaisers Wilhelm ein Diner statt, an welchem nun die Fürstlichkeiten teilnehmen. Für abends halb 9 Uhr ist ein großer Zapfenstreich im Lustgarten angefagt. Alle Musikkapellen und Spielleute des Gardecorps sind dazu befohlen. — Auf besondere Einladung Kaiser Wilhelms wird sich der Chef des österreichischen großen Generalstabes, Feldzeugmeister Baron von Beck, im Gefolge seines Kaisers befinden. ß Die Indianer aus „Wild-Amerika" machen in Berlin Schule. An einem der letzten Nachmittage wurden 12—15 Knaben im Tiergarten von Polizisten dabei ertappt, wie sie in unverfälscht adamitischem Kostüme, nur wie ihre Originale mit allen möglichen bunten Farben bemalt und abenteuerlich mit Federn geschmücket, ihr Unwesen trieben. Dem Polizeilieute nant, dem die kleinen Missethäter vorgesührt wurden, soll es schwer gewesen sein, angesichts dieser Com- mancheskrieger den Ernst des Dienstes zu wahren. — In der Maschinenhalle der Berliner Ausstellung entstand Donnerstag abend durch Verstopfung eines Dampfrohres Feuer. Gardinen, Drapierungen, sowie eine Holzwand ist beschädigt, dann der Brand aber schnell gelöscht worden. 8 Hamburg, 5. August. Der 7. deutsche Handwerkertag ist heute hier eröffnet worden. Die Verhandlungen sind vertrauliche und finden mit Aus schluß der Oeffentlichkeit statt. * * Paris, 5. August. Ferry hielt in Saint Dia eine Wahlrede, nach deren Schluß einige Wähler, mit großen Stöcken bewaffnet, auf ihn eindrangen. Seine Anhänger scharten sich als Leibwache um ihn und bewahrten ihn vor Hieben. Die Gendarmerie war bald zahlreich zur Stelle und zog blank gegen die Angreifer; mehrere Personen wurden verwundet und 17 verhaftet. * * Paris, 5. August. Von den gestrigen 178 Stichwahlen für Generalräte sind 154 bekannt; es sind 113 Republikaner und 41 Konservative gewählt. Die Republikaner verloren 13 Sitze an den Konser vativen Laguerre in Larochelle, welcher gegen Barbe- dette gewählt wurde. Felix Pyat ist gestorben. " Paris, 5. August. Die feierliche Beisetz ung der Gebeine Carnot's, Marceau's, Latour d'Äuvergne's und Baudin's im Pantheon hat gestern vormittag stattgefunden. Der Präsident der Republik, die Minister und die Spitzen der Behörden wohnten der Feier bei. Der Ministerpräsident Tirard erinnerte iu seiner Ansprache au die militärischen und bürger lichen Tugenden der gefeierten Toten, wies auf die Nacht vom 4. August 1789 hin und gab der Hoff nung auf Wiederaussöhnung aller Franzosen Aus druck. Nachdem sodann die Truppen vor dem ge ineinsamen Katafalk defiliert hatten, wurden die Särge in das Gewölbe hinabgelassen. In der Umgebung des Pantheons hatte sich eine oroße Menschenmenge augesammelt, welche den Präsidenten Carnot mit lebhaften Zurufen: „Es lebe Carnot! Es lebe die Republik!" begrüßte. " Cowes, 5. August. Se. Mas. der Kaiser wohnte gestern mit der Königin und der Königs familie dem Gm.esdienste in der Privatkapelle zu Osborne bei, en fing sodann eine Abordnung der Deutschen Londons, welche eine prachtvolle Ergeben heits-Adresse überreichte, besichtigte mit dem Primen von Wales und anderen Nvtabilitäten mehrere Schiffe der englischen Flotte, welche die verschiedenen Typen der Britenflotte zeigen. Abends nahm Se. Maje stät am Familiendiner in Osborne teil. Hunderte deutscher Matrosen besuchten gestern Osborne, Cowes uno Ryde und erregten überall die größte Aufmerk samkeit durch ihr vorzügliches Benehmen. Das Wetter war heute wieder unfreundlicher, gleichwohl gilt ein weiterer Aufschub der Flottenschau für unwahr scheinlich. "Kairo, 4. August. Nach weiteren Meld ungen betrügt der Verlust der ägyptischen Truppen in dem Gefechte bei Toski am 3. d. etwa 100 Mann, darunter zwei englifche Offiziere, von denen der eine leicht, der andere schwer verwundet ist. 1. Ziehung 2. Klasse 116. König!. Sachs. Landes-Lotterie. Gezogen am 5. August 1889. 116666 Mark auf Nr. 80658 36666 Mark auf Nr. 42867 26660 Mark auf Nr. 65134 13600 Mark auf Nr. 4912 3060 Mark auf Nr. 32539 60472 3600 Mark auf Nr. 392 l 18649 59328 63354 75301 89043 Dunkel! Erzählung von Friedrich Friedrich. Zk) (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Nur zu gut ist es ihm geglückt. Ohne Stolz kann ich sagen, daß Hellmann ohne mich verloren sein würde. Um den Verdacht noch mehr zu bestärken und den Unglücklichen noch sicherer in s Verderben zu stürzen, hat er diese Sachen hier heute Nacht in der Nähe des Gartens vergraben. Er würde schon Sorge getragen haben, daß sie aufgefunden wären. Förster, mit diesem Manne kann man kein Mitleid haben und deshalb darf.er mir auch nicht entfliehen." — Der Förster hatte ihm einen Mantel geliehen, da er einen Rock ohnehin nicht anzuziehen vermochte. Hastig hatte er einige Gläser Wein getrunken, und neu gekräftigt erhob er sich, um nach der Stadt zu rückzukehren. „Eine Bitte noch, lieber Förster," sprach er. „Lassen Sie Ihren Knecht mich zur Stadt begleiten. Ich weiß noch nicht, wie weit meine Kräfte reichen werden — vielleicht bedarf ich der Unterstützung unterwegs." „Ich selbst werde Sie begleiten!" rief der Förster. Körber lehnte es ab. „Ich gehe mit Ihnen," hielt der Förster an seinem Entschlusse fest. „Für einen Jäger ist ja an einer durchwachten Nacht nichts gelegen — und der Morgen bricht schon an. — Ich bin neugierig, ob Prell geflohen sein wird." „Gut — gut, so kommen Sie," sprach Körber. Er barg die Uhr, die Wertpapiere — das ganze wieder zusammengeschlagene Paket sorgfältig in der Tasche. „Halt!" rief er, als er sich bereits zur Thür gewendet hatte. „Lassen Sie uns erst dm Pfropfen ansehen — er steckt in meinem Rocke." Der Förster nahm das geschwärzte Stück Papier aus der Tasche, glättete es möglichst und besah es. „Lateinisch," sprach er, indem er es Körber reichte, — „davon verstehe ich nichts." „Hier sehen Sie zu, was es ist!" „Körber betrachtete es sorgfältig. „Sie haben recht, es ist lateinisch," sprach er. „Oanoor pulmonum", las er halblaut für sich. „Haha, Förster, das ist aus einem medizinischen Buch-gerissen, denn wer beschäftigt sich denn sonst mit demLungen- krebs als ein Mediziner. Ich sage Ihnen ja, man darf auch das Kleinste nicht unberücksichtigt lassen. Das Stückchen Papier hat wenig Bedeutung rnd doch kann es unter Umständen zum besten Beweise werden. Oanosr pulmonum — sehen Sie, es sollte eigentlich jedes Kind Latein lernen — es ist immer gut!" Sorgfältig barg er das Papier in der Tasche. „Nun kommen Sie aber," suhr er fort. „Es wird Tag, ehe wir in der Stadt anlangen." „Ob Prell sich wohl noch zur Ruhe gelext hat? Ich glaube, der Mensch schläft nach einem Morde ebenso ruhig und fest, wie unsereiner nach einer Klasche Wein!" Sie verließen das Haus und schritten durch den Wald der Stadt zu. Das Wetter war wenig besser geworden. Immer noch tobte der Wind und schlug ihnen der Reget in's Gesicht. Körber hatte seine Kräfte überschätzt, er mußte sich auf den Arm des Försters stützen und nur langsam kamen sie vorwärts. Nur seine frische, heitere Stimmung verlor er nicht. Ec hatte erreicht, wonach er sich so lange Zeit gesehnt hatte. „Die Leute werden Augen machen, wenn sie er fahren, daß ich den ehrbaren Doktor Prell habe ver haften lassen," sprach er lachend zu dem Förster. Der Tag war bereits hereingebrochen, als sie die Stadt erreichten. Vergebens suchte der Förster Körber zu bewegen, sich zuerst den Arm durch einen Arzt verbinden zu lassen. Dieser schüttelte ablehnend mit dem Kopfe. „Es ist nicht so schlimm," sprach er, obschon er sich mit aller Kraft zusammennehmen mußte, um die sich stets steigernden Schmerzen zu beherrschen. „Ich werde zu einem Arzte gehen," fügte er hinzu, „allein, ich mag demselben meinen Arm nicht anvertrauen!" Ohne Zögern begab er sich zum Polizeiamt. Dort wählte er vier Diener aus, auf deren Zuver lässigkeit er bauen konnte und befahl ihnen, sich einzeln zum Thore zu begeben und ihn dort zu erwarten. Was er vor hatte, sagte er ihnen nicht. Er wollte unnötiges Aufsehen vermeiden. Einem Fünften befahl er, einen Wagen zum Thore zu schicken. „So," sprach er zu dem Förster, der ihn be gleitet hatte und mit ihm zum Thore zurückkehrte. „Wenn er jetzt noch nicht geflohen ist, so wird es ihm schwer werden, zu entkommen. Ich bin doch gespannt, welche Augen er machen wird, wenn er mich kommen sieht! Er wird doch ein wenig überrascht sein! Nun kommen Sie, ich habe nicht eher Ruhe als bis ich ihn hinter sicherem Riegel weiß." Sie schritten dem Thore zu. Die vier Polizei-