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fegen soll einen Goldwert von über 8000 Pfund Sterling besitzen. Wie der Briefschreiber hinzufügt, soll alles sich auf den Weg gemacht haben, um in Fostat Nachgrabungen anzustellen. Eine Mondscheinnacht auf der Akropolis. Eine Wiener Touristengesellschaft besuchte vor Kur zem die uralte Burg von Athen. Im „N. W. T." wird über den interessanten Ausflug berichtet: „Als die hell in elektrischem und Gaslicht er strahlenden Straßen von Neu-Athen zurückgelegt waren, erhob sich zur Linken die schlanke Säulengruppe des Olympieion, das Hadriansthor mit seinen graziösen Contouren tauchte aus dem Dunkel und hinter ihm ragte der massive Block des von der Akropolis ge krönten Felsens zum Nachthimmel empor. Von links herüber knatterten Feuerwerkskörper, tönte es wie von Tanz- und Karousselbudenmusik. In der That, südlich des den Burgberg umschreibenden Boulevards dehnt sich der atheniensische Wurstelprater aus mit all' den kleinen und großen Freuden seines Wiener Vorbildes. Rechts haben sich einst die alten Griechen in ihrer Weise amüsiert. Doch liegen noch wohler halten die Untermauern des Theaters des Dyomysos und das Odeion. Zwischen beiden Bauwerken dehnt sich dicht am Fuße des Burgfelsens eine jetzt mit Trümmern dicht besäte Anhöhe dahin, auf der einst ein dem Heilgott Asklepios gewidmetes Heiligtum stand. Dicht hinter dem Odeion biegt der Weg steil aufwärts nach rechts ab. Verfolgt man ihn einige tausend Schritte, so erreicht man das Beuli-Thor, den Eingang zur Akropolis. Vor dem Eingangsthor sammelte sich die ganze Besucherzahl in andächtigem Schweigen. Der Mond war noch nicht aufgegangen, doch leuchtete es über dem Hymettos in ungewissem Schein; von da herüber wurde er erwartet. In dunklen Umrissen erhoben sich vor uns die Trümmerkolosse aus der Blütezeit alt griechischer Kultur. Ohne Unfall erklommen wir die marmornen Stiegen und wandten uns durch die Trümmerhaufen hindurch bis zum Belvedere, dem wunderbaren Aussichtspunkt auf das moderne Athen. Fürwahr ein großartiger Anblick! In weitem Halb rund breitet sich die mehr als 100,000 Seelen zäh lende, im Allgemeinen gutgebaute Stadt nach Norden und Osten vor unseren Blicken aus. Ihre unzähligen Gasflammen, in schnurgeraden Doppelreihen diePiräus-, Stadion-, Hermes-, Athene- und AeoluS-Straße mar kierend oder sich wie Perlenschnüre durch und um die Altstadt windend, wetteifern mit den Sternen des Himmels. Doch nun steigt langsam und majestätisch derMvnd empor und schärfer hebt sich Alles ringsum vom Hintergründe ab, während der Glanz der Gasflammen zu erblassen beginnt. Wie Grabmal an Grabmal so leuchten die in Massen umherliegenden Marmorsäulen, die Kapitale und Architrave. Ueber sie hinweg dieErech- theion mit der vorspringenden Karyatidenhalle und ihm gegenüber das Parthenon, das Entzücken der Bildhauer und Architekten. Ein Blick von hier hinab auf das nun auch vom Silberlicht überflutete Bachus-Theater und das Odeon und hinüber zum Philopappos-Denkmal, von dessen Fuße aus einst die türkischen Kanonen ihre Kugeln gegen die Säulen des Parthenon geschleudert haben. Wohl sind die Merkzeichen davon in den vom Alter mit starkgelber Patina überzogenen Stein eingedrun gen und haben tellerförmige Vertiefungen hinterlassen, aber die mächtigen Säulentrommeln sind nicht umge stürzt und ihr merkwürdiges Gefüge, noch heute so fest an einander geschmiegt, daß keine Messerspitze hinein gezwängt werden könnte, ist um keines Haares Breite die noch immer heftig blutete, untersuchen. Dieser lehnte es ab. „Nachher — nachher!" rief er ungeduldig. „Erst öffnen Sie das Paket. Aber vorsichtig, Förster. Jedes Stückchen Papier, jedes Stückchen Bindfaden heben Sie sorgfältig aus — es hängt ein Men schenleben, ein Menschenglück davon ab." Sorgfältig öffnete der Förster das Paket, welches in graue Pappe und darunter in Wachstuch sorgfältig verpackt war. Mit angehaltenem Atem stand Körberdaneben. Endlich hatte der Förster die äußere Hülle ent fernt. Mehrere Gegenstände waren noch in Papier eingeschlagen. Ungeduldig nahm Körber sie aus der Hand. Er öffnete das Papier — eine goldene Uhr mit Kette — ein Päckchen Papiere — Wertpapiere — mehrere beschriebene Blätter lagen darin. Einen Augenblick blickte er starr darauf, es war ihm, als ob alles Blut sich mit einem Male seinem Herzen zudrängte — endlich — endlich hatte er erreicht, was er so unverdrossen und unermüdlich verfolgt hatte. „Förster — Förster!" rief er aufjubelnd. „Hier — hier! Hellmann ist frei! frei! Nicht er ist der Mörder! Oh, ich wußte es und konnte ihm doch nicht helfen! Aber jetzt — jetzt, morgen schon soll er seine Freiheit zurückerhalten!" Der Förster war auf das Höchste überrascht. Hieran hatte er nicht gedacht. Auch er war mit Hellmann befreundet und das Geschick desselben hatte ihn mit Schmerz erfüllt. „Hellmann ist nicht verschoben. Wiederum eine Strecke wüsten Durchein anders, Marmorblöcke von gigantischen Dimensionen, dazwischen kahler Fels. Hier war einst das Heilig tum der Athene Ergani, drüben, ziemlich in der Mitte der ganzen Plattform des Berges, das bronzene Standbild der Athene von Phidias, die, 26 Meter hoch, alle Bauwerke überragte und mit ihrer goldbli tzenden Lanzenspitze den der Heimat zusegelnden athe- niesischen Schiffern schon an der Landspitze Sunion als Wahrzeichen sichtbar wnrde. Dem Thore zuschreitend, gelangen wir nun in den reichgegliederten Bau der Propyläen, als deren Aus läufer der auf der äußersten Bastion der Nike errich tete zierliche Tempel sein blendend Weißes Gestein im Mondenlicht badet. Durch Säulen und zertrümmerte Kassettendecken blinkt der silberne Schein und zeichnet gigantische Schatten auf die Mormorstufen und das sich abwärts senkende Felsgestein. Hier war neben den mächtigen Stufen ein im Zickzack emporführcnder Reü- und Fahrweg, der die heimkehrenden Krieger und Sie ger bis in die Burg selbst brachte. Vorbei, vorbei! Dem Zeus- und dem Athenekult auf der Akropolis sind längst andere Religionen ge folgt, das Parthenon hat inzwischen als Marienkirche und als Moschee gedient, bis eine geschickt geschleuderte Venetianische Bombe seine scheinbar für die Ewigkeit gefügten Marmorwände zersplitterte. Und die Krie ger des attischen Landes? Sie stehen in weißgeglät teten Unterröckchen und Schnabelschuhen mit großen Quasten vor dem königlichen Palast Schildwache oder flanieren auf den Trottoirs der gradlinigen Straßen Neu-Athens. Was von der alten heroischen Zeit übrig blieb, das sind diese in ihren Resten noch imposanten Mauern; sie allein können den Besucher in jene große Zeit zurückversetzen. Und langsam, widerstrebend verläßt der Besucher die geweihten Stätten. In ernstem Sinnen schreitet er tyalwärts, vorüber an dem Felsblock des Areopag's, aus dessen Spalten die alten Stiegen- und Skulp turenreste noch erkennbar sind, weg über den weiten Plan, an dessen Nordrand der Theseustempel seine Auferstehung gefeiert hat. Von hier noch ein Blick auf die Akropolis zurück. Die wunderbar klare Luft des sonnigen Hellas bewährt ihre Wirkung auch in der Nacht. Von dem Monde, der nun hoch und frei ani Himmel steht, in ihren prächtigsten Partieen be leuchtet, zeichnen sich die Ruinen vom Nachthimmel ab, klar und scharf, als könnte man sie mit der Hand erreichen. Weiter! Da Plötzlich, wir sind am Bahn hof der Strecke Athen-Piräus angelangt, tönt schrill der Pfiff einer Lokomotive, grelles Gaslicht erleuchtet die Halle, und geschäftig eilen die Passagiere auf den Perron, sich einen Platz in dem Nachtzuge zu sichern. Der Traum ist aus! Vermischtes. Eiu besonders für Aerzte interessantes Phä nomen beschäftigt in Mühlhausen seit einigen Tagen die Oeffentlichkeit, nämlich ein seit 7 Tagen schla fendes Mädchen, das nicht aus seinem totesähnlichen Zustande zu erwecken ist. Dasselbe ist eine in der Jnvalidenstraße in Dienst stehende 22 Jahr alte Magd von gesundem Aussehen. Anscheinend ganz ruhig schlafend liegt sie da. Die Herzschläge sind ruhig, ebenso der Atem, die Gliedmaßen sind bieg sam, auch geger Schmerz und Berührung ist der Körper ganz unempfindlich. Der herbeigernfene Arzt träufelte Siegellack auf die Brust der Schla fenden, ohne daß sie sich rührte, auch durchstach er ihre Mieter mit Nadeln, ohne daß sie ein Zeichen des Schmerzens von sich gab. Nur von der Mörder!" rief er. „Er ist unschuldig. Aber wer — wer hat den jungen Berger erschoßen?" Seine Augen hingen an Körbers Lippen. Er bemerkte nich:, wie dessen Wangen sich mehr und mehr entfärbcen, wie sein Arm, der soeben noch die Uhr triumthierend emporgehalten hatte, kraftlos herabsank, nie er schwankte. „Der Doktor Prell hat ihn erschossen!" sprach Körber mi. matter Stimme. Kraftlos sank er zurück auf einen Stuhl. Die Anstrengung und Aufregung — der Blutverlust riefen einen einer Ohnmacht ähnlichen Zustand hervor. Erschrickt sprang der Förster ihm zu Hilfe und wusch ihm die Stirn mit Wasser und Branntwein. „Es -eht — es geht wieder", sprach Körber, sich langsam emporrichtend. Der Arm — oh — er hat ja Berger so vortrefflich getroffen, weshalb hätte er nich fehlen sollen." Mit Mühe gelang es dem Förster, ihm den nassen, mt Blut getränkten Rock abzuziehen. Dann untersuchte er den Arm. Die Kugel war noch glücklich gekommen. Zwar hatte sie die volle Muskel les Oberarms durchbohrt, allein der Knochen schien unverletzt zu sein. Er wusch die Wunde mit kaltem Vasser, bis die Blutung sich legte und wand dann ein Tuch darum. Körier erholte sich. Vergebens suchte der Förster ihn zu überreden, sich Ruhe zu gönnen und sich ins Bet zu legen. „Rein!" rief Körber. „Es ist ja nicht so gefährlih — ich habe keine Zeit zu verlieren. Geben Sie mir ein Glas Wein und einen trocknen Rock — ich nuß zur Stadt zurück." Zeit zu Zeit bewegt die sonst still und ruhig Daliegende die Augenlieder. Die Gesichtsfarbe ist gesund und die Wangen rosig angehaucht. Man hat die Schlafendem das Hospital gebracht, wo sie sich unter beständiger Aufsicht befindet. Bislang ist noch keine Veränderung in ihrem Zustande zu bemerken. Man flößt der Schlafenden Milch ein, die sie schluckt, ohne dabei irgend eine Bewegung zu machen. Etwas besonderes ist an dem Mädchen vor seinem Einschlafen nicht be merkt worden. Es hatte sich am Montag anscheinend gesund und frisch zu°Bett gelegt. * Herr beim Eintritt in die Schaubude: „ ... Das soll eine rosenfarbige Ziege sein, — das ist ja eine ganz gewöhnliche weiße!" „Enschuldigen Se, mei' gutestes Herrchen, es giebt Sie doch och weiße Rosen!" Goldkörner Nicht Schwelgerei erhält den Seelenfrieden, Nicht teure Kost verleihet Fröhlichkeit. Die Ruhe stirbt, wo die Begierde lebet; Das wahre Glück wohnt in Zufriedenheit. Witzschel. Den sechsten Jahrgang der Großoktav-Ansgabe von „Ueber Land und Meer" (Stuttgart, Deutsche Verlags- Anstalt), dessen erstes (Doppel-) Hist soeben ansgegeben worden ist, eröffnet ein Roman von köstlicher Frische: „Jung Alarichs Brant" von E. von Dincklage. Neben demselben begegnen wir anspechenden Novellen und Erzählungen von verschiedenartigster Färbung, lebendigen Darstellungen der bedeutenden Ereignisse der Gegenwart, geistvollen Plaudereien über Gegenstände von mannichfaltigstem Interesse, wie bei spielsweise über „Koketterie" von E. Eckstein, über „Die Ge schichte der Gabel" von F. von Falke, über das interessante Thema: „Wie unsere Voreltern wohnten" von Detlev von Geyern, über „Die deutschen Kolonien in Australien" von D. E. Jung, über „Das Geheimnis der Liebenswürdigkeit" von W. Gleim, über „Arabische Nounnas" von M. Cop Market und ähnliches mehr. Dazu für geistige Spiele aller Art eiu wahres Füllhorn au Rätsel», Kartenspielen, Schach :c. Nicht minder gediegen ist die illustrative Ausstattung durch eine Extra-Kunstbeilage in Farbendruck und mit Bildern von H. Baisch, A. Bida, van den BoS, Konrad Grob, P. Hocckcr, A. Holmberg, N. Sichel und anderen mit Recht beliebten Künstlern. In der That, glänzendere Gaben in Bild und Wort bei dem so außerordentlich niederen Preis von mir 1 Mark für das vierwöchentlich erscheinende Heft haben wir noch nirgends vereinigt gesehen, und die Verlagshandlung hat jetzt auch durch Veranstaltung einer vicrzehntügig erscheinen den Ausgabe in Heften ä SO Pfennig von Wünschen derjenigen Rechnung getragen, welche das Journal in kürzeren Zwischen räumen beziehen wollen. So dürften wir denn dem neuen Jahrgang ein herzliches Willkommen zurufen nnd das schöne Journal überall da zum Abonnement empfehlen, wo cs bis jetzt noch nicht als ein liebgewordener Hausfreund eiugekchrt ist. Kirchliche Nachrichten. I» der Kirche zu Callnberg. »om. vm. p. Irin., 11. August, Vorm. 0^9 Uhr Beichte, mit vorheriger Anmeldung bei den drei Geistlichen: Herr Diac. Riedel. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt: Herr Past. Köllner. Danach Kommunion. Nachm. "iS Uhr Gottesdienst mit Predigt: Herr kllsol. Wagenknecht. Psalm 80, 4. Gott, tröste uns, nnd laß leuchten Dein Antlitz^so genesen wir. Familicunachrichteu. Verlobt: Frl. Käthe Eckert mit Hrn. prakt. Arzt vr, moci. Rndolf Schumann in Leipzig. Getraut: Hr. vr. pllil. Arwed Richter mit Frl. Selma Hülllich in Cuxhaven. Gestorben: Hr. Franz Müller ssu. in Greiz. — Frau Ida Edle von Webenau geb. Rommcney aus Bautzen in Graz. — Hr. prakt. Tierarzt und Unterroßarzt d. Res. Adolf Friedrich in Oelsnitz i. V. — Hr. Kaufmann Amy Wilhelm Felix, Komthnr rc„ in Leipzig. ' Wetter-Nussichten auf Grund der Wetter- Berichte der Deutschen Seewärts. (Nachdruck verboten.) v. August: Wolkig, warm, Sounenschein, strichweise bedeckt und Regen, zum Teil ganz klar, lebhafter Wind, früh nnd nachts kühl. Strichweise Gewitter. „Jetzt — während der Nacht?" warf der Förster bedenklich ein. „Hören Sie, wie der Sturm wütet, wie es regnet?" „Ich muß zurück", erwiderte der Commiffär. „Ich muß den Vogel fangen, ehe er mir davon fliegt. Das darf er nicht!" „Hat er Sie erkannt?" warf der Förster ein. „Das ist nicht möglich! Allein er wird ver muten, daß ich es bin. Wem Hütte sonst daran gelegen sein können, ihn bei seiner nächtlichen Arbeit zn stören und zu belauschen. Ich werde es ihm nie vergeben, daß er eine so stürmische Nacht dazu gewählt hat. Haha! Er hat schlau genug gerechnet, daß der Regen morgen früh schon die Spur der frisch aufgeworfenen Erde verwischt haben würde. — Oh, er ist ja schlau! Er versteht zu überlegen!" „Wie sind Sie nur auf den Verdacht gegen ihn gekommen?" fragte der Förster. „Das ist eine lange Geschichte, die kann ich Ihnen jetzt nicht erzählen", erwiderte Körber. „Aber schwer hat er es nur gemacht, entsetzlich schwer, so daß ich mehr als einmal schon den Entschluß gefaßt hatte, alles Nachforschen aufzugeben. Gottlob, daß eine gute Ahnung mich immer wieder anfeuerte, mein Ziel in den Augen zu behalten! Sehen Sie Förster, wie unerschütterlich der Mann in der Aus führung seines Schurkenstreiches ist. Haha! Sie durchschauen das Ganze noch nicht. Er liebt Paula Braun, deshalb hat er Berger erschossen, um sich von einem zweiten Nebenbuhler zu befreien, lenkt er den Verdacht des Mordes dann mit genauester, bis in das Einzelste gehender Berechnung auf Hellmann. (Fortsetzung folgt.)