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mächtigen Schieferlaaer des dortigen Gebirges. Den Glanzpunkt der Lime bildet aber die Haltestelle Affakter, welche vom Wirt deS hart an der Bahn gelegenen Gasthofs verwaltet wird. Hier erschließt sich eine herrliche Aussicht über das Gebirge, im Vordergrund das tief zu Füßen liegende Lößnitz und die alte aber geschmackvoll erneuerte Kirche von Klösterlein-Zelle, weiter rückwärts die hochge legene Kirche von Wildbach und vor allen Schnee berg ; dahinter türmen sich die Berge der Eibenstocker Gegend auf. Es ist kein Zweifel, daß mit der Zeit dieser Punkt ein sehr beliebtes Ausflugsziel werden wird. — Hohenstein, 30. Juli. Ein Bild arger Verwüstung bietet seit gestern morgen der alte Got tesacker in Hohenstein. Bis jetzt noch unbekannte Frevler sind oaselbst eingestiegen und haben eine ganze Anzahl großer und kleiner Grabdenkmäler umgestürzt, zerbrochen, umhergeworfen, eiserne Einfriedigungen demoliert, Fenster zerschlagen u. s. w. Es scheint nun gelungen zu sein, die abscheulichen Dunkelmänner ausfindig zu machen. Soviel sich bis jetzt sagen läßt, sind es 6 hiesige Einwohner. — Waldenburg, 30. Juli. Das Hilfscomitä zur Unterstützung unbemittelter durch das Unwetter vom 12. Juli beschädigter Einwohner Waldenburgs hielt gestern abend wiederum eine Sitzung ab, in welcher unter anderem mitgeteilt wurde, daß Se. Er laucht Graf Carl von Schönburg-Forderglauchau 3M Mk. und Se. Erlaucht Graf Clemens von Schön burg-Hinterglauchau 100 Mk. dem Counts zu ge nanntem Zwecke zur Verfügung gestellt hat. Weiter wurde beschlossen, aus den verfügbaren Mitteln weiteren 27 Personen vorläufig 15 °/a ihrer Schäden an den Häusern Entschädigung zu gewähren. — Crimmitschau, 29. Juli. Ein recht un erwarteter und schrecklicher Tod ereilte gestern vor mittag in der 11. Stunde den auf Rittergut Bofenhof bediensteten, 28 Jahre alten Kutscher Böhme aus Schweinsburg. Derselbe begegnete, von der Stadt kommend, mit dem von ihm geführten Landauer, in welchem sich Herr Rechtsanwalt W. befand, kurz vor dem Bahnübergänge bei Bahnhof Culten einem mit Eisenteilen beladenen Lastfuhrwerke, von dem beim Vorüberfahren ein Stück Eisen fiel, welches vor die Pferde zu liegen kam. Dadurch scheu gemacht, rasten die Tiere in wildem Laufe, so daß sie der Kutscher nicht mehr regieren konnte, den Schienen zu, auf welchen der Führer des Gefährtes mit einem Rucke so unglücklich vom Bocke geschleudert wurde, daß er mit dem Kopfe auf den Hinteren, durch Eisen beschwerten Teil der Varnörestange derart aufschlug, daß der Hinter kopf aufgeschlagen und vollständig freigelegt wurde, infolgedessen der Tod des Unglücklichen sofort eintrat. Die nun kutscherlosen Pferde setzten ihre wilde Fahrt, während welcher der Insasse ans dem mitgerissenen Wagen durch einen Sprung sich zu retten vermochte, aber nicht unerheblich im Gesichte verletzte, nach dem Rittergute Bosenhofe fort, wo sie von selbst anhielten. Der auf so schreckliche Weise um's Leben Gekommene hinterläßt Frau und Kind. — Am 24. d. Di. war die TemM^tnr 'früh so wei^gesm'.fLm'oäß U! !)ek ^aye von Blintendorf bei Gefell Kartoffeln erfroren sind und die Mäher Eis an ihren Sensen fanden. Freitag sah man die Vögel geschaart, als ob wir im tiefsten Herbste wären. — Aus Weißenborn wird geschrieben: Eine hiesige Frau hatte sich 5 Stück junge Gänse ange schafft. Aber trotz aller Pflege und Fütterung ge diehen nur vier, während die eine, welche am meisten zu sich nahm, sich nicht entwickelte, sondern zurückblieb. Dunkel! Erzählung von Friedrich Friedrich. Z0 (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Nun, dann ist es um so besser für den Förster", sprach Prell. „Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie alle die Beweise gegen ihn lügen können — doch ich bin ja kein Jurist. Sie müssen ja Gründe für Ihre Behauptung haben—natürlich!" Mit spöttischem Lächeln ging er fort. Unruhig — unwillig schritt Körber im Zimmer auf und ab. Er schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Hatte er nicht eine Thorheit begangen! Er. hatte die Ruhe und Selbstbeherrschung dieses Mannes zu gering angeschlagen! Er hatte es sich vielleicht selbst erschwert, die Spur des Mörders, welche er einmalgefunden hatte, weiter zu verfolgen! Um sich aus diesen Selbstvorwürfen heraus zu reißen, verließ er das Zimmer und schritt dem Hause seiner Verlobten zu. Anna hatte ihn bereits erwartet. „Sie schläft jetzt", antwortete sie, als er nach Paula fragte. „Die ganze Nacht hindurch hat sie geweint; erst heute morgen hat die Müdigkeit und Abspannung sie überwunden. Ich habe sie nicht gefragt — allein sie hat mir alles erzählt." „Was hat sie Dir erzählt?" warf Körber un geduldig ein. „Die Ursache, weshalb sie ihrem Vormunde entflohen ist. Der alte Berger will sie in sein Haus, als Kindesstatt annehmen. Prell hat es ihr gestern mitgeteilt, sie hat sich bereit erklärt, den Wunsch des Die Gans mußte deshalb geschlachtet werden, und als derselben die Federn ausgernpft waren, fand man die Ursache,-weshalb die Gans nicht zunahm; unter dem rechten Flügel hatte sich nämlich eine Kröte kn das Fleisch der Gans eingebissen, welche letztere am Wachstum verhinderte. — Neugersdorf. Der Vater des seit dem 16. d. M. vermißten, 12sis Jahre alten Erich Hoffmann aus Neugersdorf erläßt in den Ober laufitzer Blättern die folgende Aufforderung und Bitte: „Seit Dienstag, 16. Juli, wird der 12sis Jahre alte Schüler der Realschule zu Zittau, Erich Hoffmann aus Neugersdorf, vermißt. Derselbe war bekleidet mit schwarz-grau karriertem Zacket, gleicher Hose und Weste; er trua eine grüne Schülermütze, sowie an der Nickelkette eine silberne Uhr, in welcher der Name eines Görlitze. Uhrmachers eingraviert ist. Der Vermißte ist kenntlich an kurz geschorenem, rötlichem Haar, etwas Sommersprossen im Gesicht, er war von schwächlicher Natur, sonst aber von gesundem Aussehen. Da jede Spur fehlt, sind die bekümmerten Eltern in schwerer Sorg" und ergeht darum an alle, die irgend welche Auskunft über den Verbleib des Vermißten geben können, oder über den Weg, welchen derselbe eingeschlagen, die Bitte, dies sofort telegraphisch unter der Adresse des Unter zeichneten zu thun; alle Auslagen werden sofort zurückerstattet, außerdem wird für die Auffindung des Vermißten eine entsprechende Belohnung zuge sichert. Herm. Hoffmann." Z Berlin. Eine Feuerprobe mit den feuer- und rauchsicheren Rettungsanzügen der Firma I. A. Odernheimers Nachfolger aus Köln-Ehrenfeld fand am Sonnabend auf dem Moabiter Exerzierplatz mit glücklichstem Gelingen statt. Zu dem interessanten Experiment hatte sich ein zahlreich geladenes Publi kum, aus Regierungsbeamten, Fabrikanten, Vertretern der Presse, Offizieren und sonstigen Interessenten bestehend, einaefunden; auch der hier weilende japa nische Prinz Sai-Sanitnoonghe war in Kaiserlicher Gala-Eguipage und in Begleitung zahlreicher Mit glieder der japanischen Gesellschaft erschienen. Herr Brand-Direktor Stude war gleichfalls am Platze. Ans dem freien Felde waren zwei etwa einen Meter von einander entfernte Holzstöße in Höhe von etwa zwei Metern errichtet. Das Holz war stark mit Petroleum getränkt und stand bald in Flammen, die fast Haushöhe erreichten. Die Feuergaste, in welcher die Probe vorgenommen wurde, hatte eine Länge von etwa achtzehn Metern. An der Ausführung des Experiments beteiligten sich drei Herren, der Vertreter der Firma, Herr Benas, ein Arbeiter aus der Fabrik und ein Berliner Herr, welcher sich frei willig aus dem Publikum gemeldet hatte. Während Herr Benas und der letztgenannte Herr sich mit den vollständigen Rettungsganzügen angethan, hatte der Arbeiter nur einen leichten, mit einer Kapuze ver sehenen Rettungsmantel angelegt. Allen dreien ge lang es, die Fenergasse ganz langsamen Schrittes zu durchschneiden, ohne daß sie irgendwie versengt oder verletzt wurden. Der Arbeiter trug sodann ein Kaninchen und eia? Taube — beide Tiere wurden in einen imprägnierten Sack gesteckt — durch das Feuer und brachte sie unverletzt wieder heraus. 8 Berlin, 30. Juli. Der „Post" wird aus Brüssel gemeldet: Eine Berechnung der bei den Generalratswahlen abgegebenen Stimmen ergiebt: 1 500 000 Stimmen für die Republikaner, 600 000 Stimmen für die Konservativen, 158 640 Stimmen für Boulanger. Bonlanger selbst beschäftigte sich am gestrigen Tage mit der Zusammenstellung der ein laufenden Nachrichten, von Dillon uvd Naauet uster- stützt. Er macht gute Miene zum Höfen Svie( sind erklärt, das Ergebnis, das er allein im Gegensätze zu seinen Freunden vorausgesehen, habe vom politi schen Standpunkte aus nur eine beschränkte Bedeutung. Der Fehler falle seinen Ratgebern zur Last, welche anstatt des anfangs geplanten konzentrierten Vor gehens in achtzig Kantonen den Kampf auf gut Glück allenthalben gewagt hätten. Gegen abend machte Boulanger einen Spaziergang. Er bereitet ein neues Manifest vor. K Daß manche Berufsgenossenschasten für die Ge schäftsführung ziemlich viel verbrauchen, ist schon lange der Gegenstand von Klagen. Jetzt ergiebt sich wieder aus dem letzten Bericht der schlesischen land wirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, daß auf jede Mark ausgezahlter Unfallentschädiguug über acht Mark Verwaltungskosten kommen. ß Wiederum wird ein Uuglücksfall aus der Reichs hauptstadt gemeldet. Wohl 60.-0—8000 Personen hatten sich am Sonntag auf der Hohenzollernwiese bei Pankow zur Feier eines Volksfestes zusammengefunden, und es entwickelte sich bereits an den Schaubuden ein buntbewegtes Treiben, bis gegen 6 Uhr ein wvlken- bruchartiges Gewitter losbrach und die ungeheuere Volksmenge überraschte. Man flüchtete unter das mächtige, außerordentlich umfangreiche Kaiserzelt, das in der Mitte des Festplatzes errichtet ist. Während man hier Schutz vor dem strömenden Regen gefunden zu haben glaubte, brach plötzlich der entfesselte orkan ähnliche Sturm den großen Hauptmast des gewaltigen Zeltes, dessen eine Hälfte nun im Augenblick krachend zusammenfiet und die Menschenmenge unter sich begrub. Das Angstgeschrei, welches sich jetzt erhob, spottet jeder Beschreibung. Von allen Seiten kamen die zu Boden gerissenen Personen, Frauen, Männer und Kinder, unter dem zusammengestürzten Zelt hervor. Glücklicherweise sind keine Menschenleben zu beklagen. Wohl gab es eine Reihe von Verletzungen, welche zu meist die umgefallenen Stangen herbeigeführt, im all gemeinen jedoch unerheblich sind. Das Kaiserzelt wurde sofort durch Zimmerleute abgerissen. Z Wilhelmshaven, 30. Juli. Das Geschwader, welches den Kaiser nach England begleitet, hat heute nachmittag 4 Uhr die Anker gelichtet. K Gevelsburg, 28. Juli. Unglücksfall. Einen schnellen, unerwarteten Tod fand gestern ein junger Landwirt hier. Der beklagenswerte Mann wollte eine Bodenlucke öffäen, bekam dabei das Uebergewicht und stürzte mit denn Kopfe nach unten auf die Erde, sodaß er auf der Stelle seinen Geist aufgab. Z Herm a nnft adt,30. Juli. Erzherzog Albrecht, welcher gesteru zur Truppen-Juspektiou hier eintraf, ist Plötzlich erkrankt und muß das Bett Hütten. 8 München, 29. Juli. Am heutigen Fest- banket in der Turnfesthalle nahmen mehrere Tausend Personen Teil. Der Vorsitzende, Professor Boethke- Thorn, brachte den ersten Toast auf den Prinzreaenten Luitpold, den „Mitträger von Deutschlands Zusimft", aus, Bürgermeister Ur, Widenmayr-München den zweiten Toast.auf Kaiser Wilhelm II., dem, wie den Kaisern Friedrich III. und Wilhelm I., als seinem Wohlthüter das deutsche Volk mit ganzer Seele zu- juble. Nach dem ersten Toast sang das Publikum stehend die bayrische Königshymne, nach dem zweiten die „Wacht am Rhein". Sodann folgte bei äußerst animierter Stimmung der Teilnehmer an der Festtafel eine Reihe weiterer Toaste, während welcher bei prächtiger Musik, vom Leibregiment ausgeführt, das Banket seinen Fortgang nahm. Die Huldigung wurde dem Kaiser telegraphisch übermittelt. alten Mannes zu erfüllen — da hat Prell ihr seine Liebe gestanden. Sie hat ihn zurückgewiesen — er ist stürmisch, leidenschaftlich geworden, hat gesagt, daß er sie schon lange heiß liebe — er hat sie mit Gewalt zwingen wollen, die Seinige zu werden, da ist sie ihm entflohen. Eine namenlose Angst hat sie bei seiner Leidenschaftlichkeit erfaßt — sie hat selbst nicht mehr gewußt, was sie gethan hat. Sie hat Dich im Park bemerkt und ohne Dich zu er kennen, hat sie Deinen Schutz angerufen." „Ich dachte mir, daß es so gewesen sein würde", erwiderte Körber. „Er hat sie lange ge liebt!" fügte er halb in Gedanken hinzu. „Er hatte sie nicht verlieren wollen, deshalb — deshalb! Daß ich nicht früher darauf gekommen bin!" „Worauf?" fragte Anna. „Es ist nichts — nichts!" gab Körber zur Antwort. „Hat sie sich nicht darin geäußert, ob sie zum Doktor zurückkehren will — er ist ihr Vor mund?" „Sie hat uns gebeten, sie bei uns zu behalten — sie könne das Haus des Doktors nicht wieder- betreten — sie fürchte sich vor seinen glühenden, leidenschaftlichen Augen. Sie wollte heute zum alten Berger gehen und ihn bitten, sie zu sich zu nehmeu. — Sie dauert mich," fügte Anna teilneh mend hinzu. „Sie steht so verlassen da. Es gelang uns garnicht, sie zu trösten und zu beruhigen — die ganze Nacht hindurch hat sie geweint!" „Es ist gut so," erwiderte Körber befriedigt. „Ich will sie jetzt nicht stören, allein wenn sie er wacht, sage ihr, daß ich sie nicht im Stich lassen werde. Teile ihr mit, daß Du meine Braut bist, dann wird sie um so größeres Vertrauen zu Dir und mir fassen. Ich werde sie übrigens heute noch sprechen. Zum alten Berger soll sie nicht gehen — ich will mit ihm sprechen — heute noch. Bitte sie, daß sie das Haus heute nicht verläßt." Anna versprach es. „Hat Paula von Deinem Bruder nicht ge sprochen?" fragte Körber weiter. „Nein." „Prell hat ihr eingeredet, daß Heinrich den jungen Berger erschossen habe, sie weigerte sich des halb gestern abend zu Euch zu gehen, bis ich ihr die Versicherung gab, daß Heinrich unschuldig sei. Sie glaubte mir. Achte darauf, Anna, wie sie von ihm spricht. Ihr Frauen habt ja ein feines Ohr dafür." — Fragend blickte Anna ihn an. „Ich verstehe Dich nicht," erwiderte sie. „Weshalb soll ich sie beobachten?" „Weshalb?" warf Körber lächelnd ein. „Weil Heinrich dies Mädchen noch immer liebt, weil die Liebe zu ihr, selbst un Gefängnisse, seine Brust er füllt, Anna, wenn er frei wird, dann hat er ein Herz nötig, an dem er vergessen kann, was er un schuldig erduldet hat!" Anna begriff dieses nur zu gut. Körber verließ sie, indem er versprach, nach einigen Stunden wiederzukommen, um selbst mit Paula zu sprechen. Seine Vermutung hatte ihn nicht betrogen. Prell liebte Paula, hatte sie schon lange geliebt. Das war also der Grund der väterlichen Fürsorbe für das verlassene Mädchen, weshalb man ihn m