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Gärien u. s. w. 71178 Mark. Natürlich sind hierin die Schäden an den anstehenden Früchten mitgerechnet. Gegen Hagelschaden waren in Summa 19630 Mark versichert. Zu bemerken ist noch, daß der niedere OrtSteil erheblich stärker geschädigt ist als wie der obere. — Waldenburg, 27. Juli. Das hiesige Hilfscomits zur Unterstützung unbemittelter, durch das Unwetter vom 12. d. geschädigter Bewohner Walden burgs hielt gestern abend abermals eine Sitzung ab, in welcher Herr Bürgermeister Kretschmer die hoch erfreuliche Mitteilung machte, daß unser Reichstags abgeordneter Herr Louis Leuschner in Glauchau dem Comits 1500 Mk. mit dem Bemerken zugesandt hatte, daß dieser Betrag für die Geschädigten Waldenburgs und Kertzsch's Verwendung finden sollte. Es wurde bestimmt, diese Summe in der Weise zu verwenden, daß 600 Mk. in Waldenburg, 300 Mk. in Altstadt- Waldenburg, 300 Mk. in Altwaldenburg und 300 Mk. in Kertzsch an arme Beschädigte verwandt werden. Die erwähnten Beträge sollen den betreffenden Ge meindevorständen zur Verwendung ausgehündigt werden. Ferner wurde eine Liste von 32 Geschädigten aufgestellt, bei denen schnelle Hilfe am allernötigsten erscheint und belchlossen, denselben eine vorläufige Unterstützung von 20 Procent ihres an den Häusern verursachten Schadens zu gewähren. Zur Zeit stehen dem Comits ca. 2000 Mk. zu diesem Zwecke zur Verfügung. — Der in Langenchursdorf durch das Unwetter vom 12. d. angerichtete Schaden berechnet sich nach den angestellten Erörterungen auf insgesamt 340,000 Mk. Eingerechnet sind die Schäden an Häusern, Gärten und Feldern. — An den Tagen des 11. und 12. August steht für Meerane nochmals eine Festlichkeit bevor. Der Jnnungsverband der Schneider-Innungen von Sachsen, den sächsischen Herzogtümern und Thüringen hält nämlich an diesen Tagen seinen diesjährigen Verbandstag in Meerane ab, und zwar mit folgen dem Programm: Sonntag, den 11. August: Empfang der eiulreffenden Gäste von früh 9 Uhr ab. Nachmittags 5 Uhr Begrüßung der Delegierten und Gäste. Eröffnung der Vorversammlung im Saale von Härtels Hotel. Nach Beendigung derselben ge meinschaftlicher Spaziergang. Von abends 8 Uhr ab Kommers in Härtels großem Saale, M ontag , den 12. August: Früh Empfang der nocy eintreffen den Delegierten und Gäste. Um 9 Uhr Eröffnung der Hauptversammlung im großen Saale von Härtels Hotel, welche, mit Unterbrechung einer Mittagspause zu einem gemeinschaftlichen Mittags mahle, bis nachmittags 5 Uhr anhält. Nach Schluß der Versammlung Konzert vom hiesigen Stadtmusik korps, woran sich ein Ball anschließt. Für Dienstag ist beabsichtigt, mit den noch anwesenden Delegierten und Fremden einige hiesige Fabriketabliffements behufs Besichtigung zu besuchen. — Ueber die Verteilung der für die Wasser beschädigten im Mulden- und Pleißenthale einge- gangenen Geldspenden, enthält der „Crimm. Anz." folgenden Bericht, welchen wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen, da auch unter ihnen sehr viele sind, welche an dem Liebeswerk thatkräftig Anteil genommen und deshalb ein Interesse haben, zu er fahren, wie ihre Gaben verwendet worden sind. Das genannte Blatt schreibt: Nachdem bereits mehrfache Unterstützungen an die bedürftigsten Wasserbeschädigtcn vom 20. Mai d. I., gewährt worden waren, hat das Centralhilfskomits in voriger Woche die allgemeine Verteilung der eingegangenen Dunkel! Erzählung von Friedrich Friedrich. (Fortsetzung.) Er trat drohend vor Körber hin, der indes nicht einen Zoll breit zurück wich und ruhig mahnend erwiderte: „Keine Uebereilung, Herr Doktor!" Prell beherrschte sich, allein man hörte, wie er vor Erbitterung und Aufregung die Zähne aufein ander preßte. „Ich bin Paula's Vormund", sprach er. „Ich verlange, daß Du mir folgst!" Immer noch hielt Paula Körbers Arm fest. Sie war ihrer Sinne kaum mächtig. Der Gedanke, mit dem Doktor zu gehen, dessen Leidenschaftlichkeit sie kennen gelernt hatte, dessen Blick sie erzittern machte, erfüllte sie mit namenloser Angst. „Nein — nein — ich kann es nicht!" rief sie mit gepreßter Stimme. „Ich befehle es Dir!" Geh zurück in das Haus!" rief Prell laut. „Fräulein — Sie stehen unter meinem Schutze — ich werde Sie führen, wohin Sie wünschen!" „Sie wagen es, mir hier zu trotzen!" unterbrach ihn der Doktor. „Kein Wort mehr, Herr Kommissär!" „Ich wage nichts — ich komme nur meiner Pflicht nach", entgegnete Körber kaltblütig. In leichtem Kleide hatte Paula das Haus verlassen. Es war ein kalter, rauher Abend. Körber nahm den Mantel ab, in den er sich gehüllt hatte, und hing ihn Paula um, die es willenlos geschehen ließ. Unterstützungsgelder beschlossen und es hat dieselbe nunmehr auch bei der Geschäftsstelle in Crimmitschau begonnen. Die Unterstützungsgelder haben sich bis Mitte dieses Monats auf zusammen 81,215 M. belaufen, wogegen die ermittelten Schäden an Privateigenthum (Flurschäden ausgeschlossen) sich auf 345,888 M. bezifferten. Das Centralhilfs- komits hat nun die Verteilung der Unterstützungs gelder dergestalt beschlossen, daß Kalamitosen, welche infolge besserer Vermögensverhältnisse die erlittenen Schäden aus eigener Kraft wieder auszugleichen im stände sein werden, ebenso wie solche, welche frei willig auf Unterstützung verzichtet haben, bei der Verteilung der Liebesgaben unberücksichtigt bleiben, wodurch sich die Schädengelder um 153,033 M. reduzieren, so daß noch ein Gesamtschaden von 192,855 M. in Berücksichtigung zu ziehen gewesen ist. Die hieran partizipirenden Kalamitosen hat man in drei Klassen eingeteilt, nämlich: 1) in vorzugs weise bedürftige, das sind solche, welche alles verloren haben, um die Gelegenheit zum Broderwerb gekommen sind und weder eigenes Vermögen noch von anderer Seite Hilfe zu erwarten haben; 2) in bedürftige, das sind solche, deren Besitz weniger verschuldet ist, welche noch Geld besitzen oder deren Broterwerb nicht anfgehört hat, und endlich 3) in minder bedürftige, das sind solche, welche zur Not aus eigenen Mitteln den Schaden zu überwinden vermögen. Hiervon erhalten die erste Klaffe die Unterstützungsgelder nach 60 pCt., die zweite nach 40 und die dritte nach 20pCt. der erlittenen Schäden, vorbehältlich späterer Nachgewährung, soweit dies etwa noch eingehende Beitrüge ermöglichen. Für diejenigen Kalamitosen, deren Häuser von der Wasserflut gauz vernichtet worden sind, wird das Centralhilfskomits Schritte wegen Gewährung von Staatsunterstützung aus den vomLandtage bewilligten Mitteln thun und für die Familie Rau in Franken hausen, welche ihren Ernährer verloren hat, wird dasselbe um Gewährung fortlaufender Erziehungs beihilfen für die Kinder aus dem Bezirksvermögen nachsuchen. Haben sonach auch die Sammlungen keine so hohe Summe ergeben, daß die festgestellten Schäden noch höher hätten vergütet werden können, so hat das Sammelwerk doch immerhin ein so erfreuliches Resultat gehabt, daß damit viele Not hat gemildert werden können und es werden hoffentlich auch die weiteren Bemühungen des geehrten Centralhilfskomitss zur Erlangung von Staatsunterstützung für die Bedrängtesten noch von weiterem Erfolge begleitet sein. Wie allen edlen Gebern, welche durch Spendung von Beiträgen Opferwilligkeit und Nächstenliebe bekundet haben, der wärmste Dank gebührt, so hat sich auch das Centralhilfskomits durch seine aufopferndeThätigkeit Anerkennung und Dank erworben. — Ronneburg. Nachdem bereits vor gar nicht langer Zeit :n Heukewalde in dem Gehöfte des Wirtes Gräfe ein ziemlich bedeutender Münzenfund beim Baue gemacht worden mar, fand am 24. Juli wieder ein solcher in dem Göpel'schen Gute statt. Arbeiter rissen von dem Wohnhanse des Be sitzers eine alte Lehmmauer nieder. Als einer der selben mit seiner Haue wieder znschlug, krachte es plötzlich, und ans einem in der Wand verborgen ge wesenen, von der Haue getroffenen irdenen Topf quollen eine ganze Anzahl großer silberner Münzen hervor, so daß der Arbeiter ganz verblüfft bei Seite sprang. Die Zahl der gefundenen Münzen beträgt 229. Sie sind sämtlich, wie Einsender dieses sich überzeugte, ungefähr von der Größe eines silbernen Fünfmarkstückes, stammen aus dem Zeiträume von 1722 bis 1791, tragen alle auf der einen Seite das Wappen der französischen Bourbonen, die drei Lilien, auf der anderen überwiegend das Bildnis Ludwig XV. und Ludwig XVI. von Frankreich und dürften ihrem Werte nach dem französischen Fünsirankenstücke, also gleich 4 Mk. das Stück, entsprechen. — Plauen, 26. Juli. Heute Freitag wurde das Preisschießen des Mitteldeutschen Schützenbundes, welches am 21. d. hier begonnen hatte, offiziell ge schloffen. Die wertvollste aller für das Festschießen in Plauen gespendete Ehrengaben errang Herr August Albert aus Sorau in der Niederlausitz und zwar einen silbernen Tafelaufsatz und 600 Mk. baar, Ehren gabe der Stadt Plauen. Von den 21 Preisen für die Feldscheibe „Deutschland" erschossen sich die besten Spenden: 1) Grunewald-Chemnitz, ein silbener Tafel aufsatz und 200 Mk. baar; 2 Feldmann-Weißensee, eine Prunkkaune; 3) Reiche-Borna, ein Etui mit Besteck; 4) Sonntag-Zwickau, eine Violine; 5) Schmidt-Dresden, ein Etui mit Speiselösieln. Als die fünf tüchtigsten Schützen erwiesen sich auf der Stand festscheibe „Heimat" (24 Preise): 1) Hartmann-Löß nitz, 600 Mk. baar; 2) Schmidt-Grüna, Trinkhorn; 3) Parplow-Fürsteuwalde, 250 Mk. baar; 4) Ebert- Auerbach i. V., Etui mit Suppenkelle; 5) Klopfer- Werdau, Punschbowle. Auf der „Wildsauscheibe" erhielt den ersten Preis Granel-Magdeburg; auf der „Hasenscheibe" hatte die meisten Treffer Vogel-Plauen i. V. Auf der „Standserienscheibe" erzielt das gün stige Resultat mit 50 abgegebenen Schüssen Herr Kern- Nürnberg, 70 Punkte. Beim Schießen nach ver „Feldserienscheibe" errang mit 68 Punkten den ersten Preis Herr Härtel-Liegnitz. Je ein Ehrenbecher wurde den Herren Wickelmann-Auerbach und Pohland- Falkenstein zu Teil. Der Verteilung der Ehrenpreise wohnte mit regstem Interesse eine große Zuschauer menge, dicht um den Gabentempel gedrängt bei. Sie begrüßte mit freudiger Anteilnahme die siegge krönten Schützen. Herr Oberbürgermeister Kuntze sprach nach Schluß der Preisverteilstng seine Freude über das schöne Gelingen des Festes aus und rief den Schützen ein Lebewohl zu. Von abends 8 Uhr an findet zu Ehren unserer scheidenden Schützengäste ein zweites großes Konzert in der Festhalle statt, ansgeführt von dem Plauen'schen Sängerbund und hiesigen Stadtmuükchor. — Am Nachmittag des 25. d. M. ereignete sich in Plauen ein bedauerlicher Unfall. Einem dortigen Bürger fiel beim Borübergehen an einem Hause in der Neustadt eine starke Fahnenstange, welche ver mutlich in einer Dachluke befestigt gewesen, samt Fahne derart auf den Kopf, daß derselbe unter dem wuchtigen Schlage zasammenknickte. — Markneukirchen. Ein schneller Tod ereilte am Mittwoch vormittag den Waldarbeiter Christian Schlott ans dem Holzschlag auf Erlbacher Revier unterhalb der Haltestelle Unterzwota. Schlott war mit seinen Söhnen im Begriff, große Fichten umzumachen; 2 derselben, deren Wurzeln abgegraben waren, wollten nicht fällen. Man machte sich einst weilen über andere Arbeit. Da auf einmal brachte der ziemlich heftige Wind die eine große Fichte zum Fallen. Vater und Söhne wollten bei Seite springen; der erstere siel hierbei, indem er wieder ausstehen wollte, traf ihn die niedersausende Fichte und drückte ihm die Rippen ein. Bald darnach starb Sü/.ott, 58 Jahre alt, derselbe hat 44 Jahre im Wald gearbeitet. — Wie ein Geizhals der Meißner Umgebung kürzlich geleimt worden ist, davon weiß das dortige Tageblatt folgendes Geschichtchen zu erzählen: Der „Kommen Sie Fräulein", sprach er. „Ich werde Sie begleiten." „Nicht dorthin — nicht in das Haus!" rief Paula. „Ich führe Sie, wohin Sie es wünschen, kommen Sie!" Ohne den Doktor weiter eines Blickes zu würdigen, erfaßte Körber Paula's Arm, um sie mit sich zu führen. Schweigend hatte Prell einige Minuten dage standen und des Commissärs Vorhaben mit finsterem Blicke zugesehen. „Halt!" rief er jetzt, entschlossen vor ihm hin tretend. „Keinen Schritt weiter! Paula geht mit mir!" Der Abend war nicht so dunkel, daß Körber nicht das zornige Glühen seiner Augen bemerkt hätte, allein er war zu oft in ähnlichen Lagen gewesen, und kannte keine Furcht. Seine Ruhe verließ ihn in solchen Augenblicken am wenigsten und bewährte stets ihr Uebergewicht. „Sie geht mit mir!" entgegnete er ruhig und fest. „Weshalb sie meines Schutzes bedarf, Herr Doktor, das wird sich ja aufklären, und darüber werde ich Rechenschaft von Ihnen verlangen!" Mit festem Schritt ging er weiter und zog Panla mit sich. Prell ließ es geschehen. Unschlüssig stand er da. Sollte er ihnen nacheilen, sollte er sie mit Gewalt zurückhalten, sollte er — die Kraft des so festen besonnenen, kalten Mannes war gebrochen — er lachte laut und wild auf — er fuhr mit der Hand über die Stirn — in die Luft — er rang nach Atem und ohnmächtig sank er nieder. Mit schnellem Schritte hatte Körber Paula aus dem Park, aus dem Besitztum des Doktors geführt; bis dahin hatte die Angst sie aufrecht erhalten, jetzt schwand ihre Kraft. Sie brach in ein heftiges Schluchzen aus. Vergebens suchte Körber sie zu beruhigen, sie war nicht im stände, sich zu fassen. Er mochte nicht in sie dringen, um die Ursache, weshalb sie vor dem Doktor geflohen, zu erfahren, jetzt zum wenigsten nicht. Nur die Frage richtete er an sie, wohin er sie geleiten solle. „Ich weiß es nicht", erwiderte Paula schluchzend. „Ich habe niemand!" „So vertrauen Sie sich mir an", sprach Körber, „ich werde Sie an einen Ort bringen, wo Sie eben so sicher sind, als Sie freundlich aufgenommen werden." „Wohin — wohin?" rief Panla. Körber nannte ihr den Namen von Hellmanns Mutter. — „Nein — nicht zu ihr!" rief Paula und stand zögernd still. — Körber begriff die Weigerung des Mädchens. „Fräulein", sprach er, „Hellmann ist nicht der Mörder Bergers! Hier meine Hand zum Ehren- pfande, daß ich die Wahrheit spreche! — er ist es nicht, wenn er auch deshalb im Gefängnis sitzt. Haben Sie Vertrauen zu mir — es muß sich ja bald alles aufklären. Hellmann ist unschuldig; Sie können dreist bei seiner Mutter Zuflucht suchen.