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Wochen- und KachnchtsUM zugleich 8WD-AMW' ßr Mlitz, Bmskrs, Mnf, A. Wi«, HÄliGorl, Mn«« M Ms». Nr. 169. AmtttlM sirr de« Gtadtrat ZN WchteMei». -— — ————- ZN, ZahrgZUg. —---—---——-—— Dienstag, dm 83. Juli 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sann- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark W Pf. — Einzelne Nummer S Pfennige.— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaisers. Postarrstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergeipattere Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserats täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Gnbmi? sioN. Die zum Neubau der Kirche in Höhndorf bei Lichtenstein erforderlichen Erd- u«d Maurerarbeiten, uebA Materialien, sowie Granitarberten sollen im Wege der öffentlichen Submission an einen Unternehmer, unter Auswahl unter den Bewerbern, vergeben werden. Die Zeichnungen und Bedingungen sind bei dem unterzeichneten Kirchenvorstands- Vorsitzenden, Diakonus Riedel in Lichtenstein, von Dienstag, den ÄZ« Jmli mittags an, während der gewöhnlichen Geschäftsstunden einzusehen, auch können bei demselben die Blunketts der Erd- und Maurerarbeiten gegen Zahlung von 3 Mark, sowie die der Granitarbeiten gegen Zahlung von 0,50 Mark in Empfang ge nommen werden und sind daselbst bis zum 81. Juli s. e. abends 6 Uhr wieder einzureichen. Huhndorf, am 22. Juli 1889. Ter KircheUvörftaNd daselbst. Dino. Riedel in Lichtenstein, Vorsitzender. Tagesgefchichte. *— Lichtenstein. Mit heutigem Tage wird in unsrer Stadt im Hotel goldne Sonne, I. Etage, das in so vielen Städten des In- und Auslandes mit größter Anerkennung und riesigstem Erfolg aus gestellte Welt-Panorama eröffnet werden. Die Ans tellung besteht ans einer reichhaltigen Sammlung einster Pariser Glas-Phvtogramme aus allen Teilen )er Welt, welche mittelst künstlichen Lichtreflexen die Farbe der Natur erhalten und durch Betrachten mit optischen Gläsern die Ansichten vollständig na türlich erscheinen. Da steter Wechsel des Programms in Aussicht steht (jede Woche andere Länder) so ist reich lich Gelegenheit geboten, Reisen durch die ganze Welt, selbst nach den entferntesten Ländern zu machen. Als Eröffnung ist Tyrol und Oberösterreich ins Programm genommen worden und wird es gewiß viele interes sieren, diese Länder, welche im Sommer das Reiseziel Tausender von Touristen sind, hier gleich der Natur zu sehen. In allen Städten, wo bisher der Besitzer weilte, waren alle Zeitungen des Lobes voll, deshalb wollen auch wir nicht versäumen, auf diese Ausstellung aufmerksam zu machen. — Neben dem Maße der vollkommeneren oder- geringeren Entwickelung des Obstes ist der Zeitpunkt der vorzunehmenden Ernte von schwerwiegendster Be deutung für die spätere Qualität der Frucht. Die Sommer- und Herbstfrüchte, das Stein- und Beerenobst erreicht den Zustand vollkommendster Entwickelung, höchsten Wohlgeschmackes und schönster Färbung zur Zeit der „Baumreife" und ist darum sofort vom Baume genießbar. Der Zu stand der Baumreife ist vorhanden, wenn: 1) gesunde Früchte in größerer Anzahl vom Baume, ohne jeden äußeren Einfluß, abfallen; 2) sich dieselben, bei leichter Drehung mit der Hand, vom Fruchtholze trennen; 3) sich die Samen des Kern obstes schwarzbrann oder schwarz färben. Zum Ver sand bestimmtes Sommer- und Herbst-Kernobst ist immer vor völliger Baumreife zu brechen, denn nur dann wird es vollständig unverletzt am Bestimmungs orte ankommen. Pfirsichen sind dann reif, wenn ihre Farben intensiv, fast leuchtend werden, wenn sie einem sanften Fingerdrucke in der Stielgegend der Frucht nachgeben; Weintrauben, wenn sich die farbigen recht intensiv färben, die weißen durchsichtig werden; Kastanien, Mandeln und Nüsse, wenn die Schalen platzen, Hasel nüsse dann, wenn die Früchte in den Hülsen braun werden und sich leicht aus ihnen lösen. Während nun das Sommer- und Herbstobst vor vollendeter Baum reife geerntet werden muß, um seine höchste Güte zu enthalten, so lasse man das Winterobst aus demselben Grunde so lange am Baume, bis das Abfallen der Baumblätter den Abschluß der Vegetationsperiode sichtbar macht. Früher abgenommene Winterfrüchte erhalten nie ihren höchsten Wohlgeschmack, sind nie von langer Dauer, und werden durch ihr Einschrumpfen auf dem Lager unansehnlich und minderwertig. — Einfluß der Nähmaschinenarbeit auf das Wohlbefinden der Arbeiterinnen. Wie aus den soeben erschienenen 1888er Jahresberichten der königlich säch sischen Gewerbeinspektoren ersichtlich ist, find im Dresd ner Bezirk, ärztlichen Mitteilungen zufolge, umfang reiche Ermittelungen über den Einfluß der Nähmaschi nenarbeit aus die körperliche Entwickelung und auf die Gesundheit der betreffenden, namentlich in Betrieben der Textilindustrie beschäftigten Arbeiterinnen ange stellt worden, und soll sich hierbei herausgestellt haben, daß das vielstündige anhaltende Sitzen und das Treten der Nähmaschiuenpedale, das eine beständige Muskel zusammenziehung ohne Pause erfordert, eine Hemmung des Vlutumlaufs und dadurch Bleichsucht, andauernde Müdigkeit, Kopfschmerz und anderes zur Folge hat. Auch sollen Arbeiterinnen, welche andauernd an Näh maschinen beschäftigt werden, der Lungenschwindsucht leicht zum Opfer fallen. — Die zur Krankenversicherung errichteten soge- narmten freien Hilfskassen verlieren in Sachsen immer mehr Boden, während die Ortskrankenkassen und Betriebskrankenkassen im Vorschreiten begriffen sind. Die freien Hilsskassen hatten Ende 1887 imr noch 139,000 nnd Ende 1888 nur noch 133,008 Mitglieder. — Aus Dresden schreibt man: Nun sind sie fort, mit Sack und Pack, die kleinen Ferienkolonisten. Nicht weniger als 7 Kolonnen mit gegen 180 Kindern fuhren am Sonnabend früh nm 6 Uhr vom böhmischen Bahnhofe ab, wo natürlich ein überaus reiches Leben und Treiben herrschte, da den Kindern größtenteils von Eltern, Geschwistern oder sonstigen Angehörigen bis auf den Bahnsteig das Geleit gegeben worden war. Aber auch Unbeteiligte hatten sich zahlreich ein gefunden, um das kleine Völkchen, diese Pfleglings warmer Nächstenliebe, abreisen zu sehen. Und wahrlich, es lohnte wohl der Mühe, den Eindruck dieses szenen reichen Bildes in sich aufzunehmen. Die Kinder, Knaben wie Mädchen, erschienen insgesamt proper gekleidet und waren größtenteils mit funkelnagelneuen Strohhüten versehen. Die Knaben mit ihren umge hängten Brotbeuteln sahen schier unternehmend aus, nnd auf all' den kleinen, zum Teil recht bleichen Kin dergesichtchen stand die Freude und die Erwartung deutlich geschrieben. Aber auch den Angehörigen sah man es an, wie hoch sie das Bewußtsein beglückte, den blassen Liebling einer mehrwöcheutlichen, aus eigenen Mitteln nimmer zu ermöglichenden Erholung entgegen geführt zu sehen. Jeder, der in irgendwelcher Form sein Scherflein zu dem allgemeinen Liebeswerke beige tragen, mußte sich bei dem Anblick der vielen glück lichen Menschen reich belohnt fühlen. Ja, es ist doch etwas Schönes um die nimmer ermüdende Nächsten liebe. Doch wir sahen, als es zum Abschieduehmen kam, auch manche verstohlene Thräne fallen, und manche wurde wohl mit aller Kraft zurückgcpreßt, um dem kleinen Auswanderer die Freude nicht zu trüben. Nun, es geht ja nicht aus der Welt, und nach 3 Wochen kehren sie hoffentlich alle an Körper und Geist gestärkt und erfrischt in den Schooß der Ihren zurück, um noch lange nachher in der Erinnerung au das Erlebte glücklich zu sein. Als sich der Zug in Bewegung setzte, da wollte das Hochrufen und Tücherwinkeu ans den Wagen gar kein Ende nehmen. Glückliche Fahrt denn und fröhliche Wiederkehr, Ihr kleinen Sommerfrischler! — Die Fabrik von Seidel L Naumann in Dresden war vor einigen Monaten beauftragt worden, 40 stammhafte und leichtgehcnde Dreiräder anzufertigcn, welche für den Dienst der sächsischen Straßenmeistcr bestimmt waren und jetzt vom Königlichen Ministerium diesen Beamten zur Benutzung übergeben worden sind. Es war vvrauszusehen, daß die Fortschritte der deutschen Fabrikanten im Fahrrad-Bau die Verwendung dieses vortrefflichen Fortbewegungsmittels in der fiscalischen Beamtenwelt zur Folge haben würden, zumal bei solchen, deren Beruf die Begehung weiterer Strecken erforderlich-macht. Sicher wird man mit dieser Art Stahlroßreiterei uniformierter Beamten beim Distanz ritt gute Erfahrungen machen, da dieselben beim Fahren die Unebenheiten der Chaussee am besten bemerken können. — Eine im wahren Sinne des Wortes hochherzige Stiftung ist jetzt von einem Leipziger Fabrikanten, der schon seinen eigenen Arbeitern ein wahrer Vater ist, auch für andere Arbeiter geschaffen nnd dabei soll sein Name, wie er wünscht, nicht einmal öffentlich genannt werden. Lassen wir denn seine That für ihn zeugen. Weit die Oriökrankenkassen durch ihre statuta rischen Bestimmungen nicht in der Lage sind, Recon- valeseenten noch m guter Luft bis zu völliger Genesung zu Pflegen, hat der Menschenfreund kurzer Hand den Entschluß gefaßt, zwei schöne und zu solchen Zwecken besonders geeignete Güter zu kaufen und sie der Orts krankenkasse für Leipzig und Umgegend zur unentgelt lichen Benutzung als Heimstätten für Genesende über wiesen. Die kostbaren Güter sind: das Weitzer'sche Gut am Gleesoerg bei Schneeberg und das Rittergut Förstel bei Schwarzenberg. Beide Güter besitzen große, geräumige, schloßähnliche Gebäude, umfassen ca. 260 Acker an Wald, Wiesen und Feld, wovon allein un gefähr 100 Acker ans Wald entfallen, und liegen in schöner gesunder Lage, vor Ost- nnd Nordwind voll kommen geschützt, ungefähr 500 Meter über dem Meeresspiegel. Auf dem einen Gute sollen männliche und auf dem anderen Gute weibliche Genesende unter gebracht werden. Der freigebige Käufer nimmt augen blicklich selbst die nötigen baulichen Instandsetzungen vor und beabsichtigt, die sich später noch als praktisch herausstellenden Umbauten ebenfalls für seine Rechnung ausführen zu lassen. Schon in wenigen Tagen werden die Hauptwohngebäude, die Waldungen, die Wege, die Plätze rc. denen zur Verfügung stehen, für die die Aerzte der Ortskrankenkasse einen Aufenthalt in kräftigen der Waldluft als notwendig bezeichnen, nachdem, ebenfalls aus Privatmitteln, die einfache, aber hübsche Einrichtung dieser Güter als Reconvalescenten-Stationen geschehen sein wird. Die Güter sollen das ganze Jahr, alfo auch im Winter, für ihre Zwecke benutzt werden können, sodaß sie jahraus, jahrein Segen stiften werden. — Nach der nunmehr erfolgten Zusammenstel lung beträgt in Callenberg ohne den Gutsbezirk der durch das Unwetter am 12. Juli verursachte Schaden 59,835 Mark, wovon 5016 Mk. auf Dächer, 3926 Mk. auf Fenster, 623 Mk. auf Decke», 46,390 Mk. auf Felder, 2000 Mk. auf Wälder und 1880 Mk. auf große Obstbäume kommen. Von den Feld- früchteu waren versichert 18,270 Mk., der unver sicherte Rest von 28,120 Mk. betrifft zu zwei Drittel ärmere Bewohner. — Werdan. Das Luftschifferpaar Karl Secu- rius und Frau wird am Sonntag abends 6 Uhr vom Turnhallengarten hier aufsteigen. Die bevorstehende Luftballonfahrt ist die 397., welche Securius unter nimmt. Bis jetzt wurden durch das Ehepaar Sseurius gegen 240 Passagiere befördert und alle der Erde glücklich wieder zugeführt; auch beteiligte sich im vorigen