Volltext Seite (XML)
31? 54 550 61 168 j 15 irswerth. 4,725. — 5,025. — 7,600. — ^7,350. — irswerth. 12,360. — 3,015. — 2,625. — MM' - tfinLenden Wochen- und ilachrichisolaü zugleich HcsWs-AnzeiM sm Hohildms, Pmsilmf, Niisdmf, St. KDien, Htimichsmt, Rmikmii und Wsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —— — AK. Jahrgang. — — Nr. 158. Mittwoch, den 10. Juli 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag, Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer ü Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl-Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltete Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Die Dienstbotert-Kranlensteuer ist sofort zu entrichten. Tagesgeschichte. — Die soeben veröffentlichte Statistik innerhalb der Deutschen Turnerschaft ergiebt, wie ihre Vorläufer, das Bild einer stetig fortschreitenden Entwickelung. Am 1. Jan. 1889 waren bekannt 4305 Turnvereine, von denen 3843 zur deutschen Turnerschaft gehörten. Letz tere bildet 224 Gaue und zählt 366 915 Mitglieder in 3235 Orten. Von den Mitgliedern nehmen 189163 am Turnen teil. Die Zahl der Zöglinge beträgt 49 945. 3398 Vereine sind so glücklich, auch im Winter turnen zu können. 512 Vereine besitzen eigene Turn plätze, 238 eigene Hallen; 802 Vereine benutzen Schul turnhallen. In 3412 Vereinen findet regelmäßige Buchführung statt. — Was doch alles auf dem Gebiete des Sports getrieben wird. Am Sonnabend morgens 5 Uhr traten 3 Mitglieder eines Leipziger Nudervereins, jeder in einem sogenannten „Grönländer", die Reise nach Stettin an. Die Aufgabe, welche sich die Herren gestellt haben, ist durchaus keine leichte; in der Pleiße, Havel und Spree stoßen sie vielfach auf reißende Stellen, die zu passieren nicht ungefährlich sein werden. Zwei dieser Sportsleute haben im vorigen Jahre eine Tour im Boote von Leipzig nach Hamburg und Tangermünde gemacht. — Der IV. Deutsche Korbmachertag findet in der Zeit vom 28. bis 30. d. M. in Zwickau statt. Derselbe be ginnt mit einer Vorversammlung am Sonntag, den 28. Juli, im Kaisersaale der Zentralhalle, woselbst auch die geschäftlichen Verhandlungen am 29. und 30. gepflogen werden. Das Büreau des Deutschen Korbmachertages befindet sich von Sonntag, den 28. Juli, srüh von 8 Uhr ab in der Zentralhalle. — Waldenburg, 6. Juli. Der diesjährige Gauverbandstag der Gewerbevereine im westsächsischen Kreisenderen Vorort zur Zeit Glauchau ist, wird Anfang September in unsrer Stadt Waldenburg abgehalten werden. — Werdau. Kürzlich war die Ehefrau eines Einwohners in Wolframsdorf mit Rübenhacken auf dem Felde, das ganz in der Nähe des Waldes liegt, beschäftigt. Einige Schritte davon pflückte ihr 5 Jahre altes Söhnchen Heidelbeeren unter einem Brombeer strauche. Eine halbe Stunde nach dieser Beschäftigung zeigte das Kind der Mutter eine kleine blutende Wunde an einem Finger der rechten Hand, welche sich dasselbe durch Ritzen am Strauche zugezogen haben wollte. Da jedoch Geschwulst, die sich auf den ganzen Arm und über die übrigen Körperteile verbreitete, zum Vorschein kam, wurden die Eltern des Kindes bedenklich, gebrauch ten Gegenmittel und schickten zu einem Arzte. Die Wunde konnte nur von dem Bisse einer Kreuzotter herrüh ren. Obwohl das Kind dadurch in der größten Lebensge fahr schwebte, so ist es doch den rastlosen Bemühungen des Arztes in Langenbernsdorf gelungen, das Kind am Leben zu erhalten, und befindet sich dasselbe auf dem Wege der Besserung. — Pegau, 6. Juli. Von schwerem Leide sind die zahlreichen Verwandten des Kaufmann Arthur Friedrich, hier, durch die Nachricht betroffen worden, daß der hoffnungsvolle jungeMann am vergangenen Mon tag im Schilfe des Salzigen Sees bei Oberröblingen, westlich von Halle, tot aufgefunden worden ist. Ob eine Ermordung des allgemein Bedauerten vorliegt oder ein Schlaganfall mit rötlichem Ausgange und nachfolgender Leichenberaubung stattgefunden, darüber werden hoffentlich die nächsten TageÄufschluß zu geben vermögen. — Bischofswerda. Der im besten Mannes alter stehende Kürschnermeister Meyer, Vater von 7 Kindern ist am 5. Juli nach unsäglichem Leiden au Blutvergiftung infolge des Stiches eines giftigen In sektes gestorben. 8 Berlin, 8. Juli. Die Jacht „Hohcn- zollern", auf welcher sich der Kaiser befindet, ist heute bei Eide in Norwegen auf den Grund geraten, konnte aber bald wieder flott gemacht werden. — Der Reichs kanzler begiebt sich auch dieses Jahr zur Kur nach Kissingen, und zwar wahrscheinlich in der ersten Woche des August. 8 Berlin, 8. Juli. Dem „BerlinerTageblatt'" wird aus München gemeldet: Unter den Trümmern des verunglückten Zuges ist in der Zwischenzeit die Gattin des Hauptmanns Stöger aus- Bayreuth als Leiche gefunden worden. Ein verunglückter Pasfagier, dessen Personalien nicht festgestellt werden konnten, liegt heute noch bewußtlos im Krankenhause. In dem Befinden der übrigen Verwundeten ist eine Wendung zum besseren eingetreten. 8 „Erlasse und Reden Sr. Maj. des Kaisers und Königs Wilhelm II. vom 15. Juni 1888 bis 14. Juni 1889", unter diesem Titel ist soeben ein Buch im Verlage der königlichen Hofbuchhandlung von A. Dunker erschienen, welchem die „N. A. Z." an leitender Stelle eine Besprechung widmet. In derselben bezeichnet sie das Buch als einen wertvollen litterarischen Beitrag zu dem Zwecke verfaßt, die Kontinuität des Staatsgedaukeus und des Regie rungssystems in Preußen, wie sie sich in der ersten Regierungsperiode Kaiser Wilhelm II. darstellt, nachzuweisen. 8 Der frühere sozialistische Reichstagsabgevrduete Hasenclever ist Sonntag vormittag auf dem Kirchhofe der freireligiösen Gemeinde in Berlin unter großer Teilnahme bestattet worden. Am Grabe wurden meh rere Reden gehalten und Kränze niedergelegt. Die Ruhe wurde in keiner Weise gestört. — Vier junge Offiziere aus China werden für die Dauer eines Jahres in das Krupp'sche Etablissement in Essen ein treten. ß Daß die Gerichte mit außerordentlicher Strenge gegen diejenigen streikenden Arbeiter vorgehen, welche versuchen, durch Drohung oder Gewalt nichtstreikende Kollegen zur Niederlegung der Arbeit zu bewegen, beweist eine Verhandlung vor dem Berliner Landge richt. Der Tischlergeselle Stammer, welcher sich auf der Anklagebank befand, gehörte zur Streikkommission und hatte besonders die Aufgabe übernommen, etwa zureisende fremde Gesellen von der Arbeit abzuhalten und sie zur sofortigen Wiederabreise zu bewegen. Zwei Gesellen aus Hamburg wurden von ihm eben falls auf dem Bahnhöfe abgefangen und auch rich tig überredet, sofort umzukehren. Bei derWiederab- fahrt stieß man aber zufällig auf einen Tischlermeister, welcher den Leuten Arbeit anbot. Schon fingen die Fremden an, schwankend zu werden, als Stammer sie kurzer Hand in den Wagen schob und erklärte: „Jetzt fahrt Ihr, der Zug geht gleich ab." Dies geschah Venn auch im nächsten Augenblick. In diesem Verfahren erblickte die Staatsanwaltschaft Nötigung und Vergehen gegen die Gewerbeordnung. Diejenigen, welche immer das Wort „Recht auf Arbeit" im Munde führten, sollten sich besonders hüten, dies Recht mit Füßen zu treten. Er beantragte eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten. Der Gerichtshof hielt ebenfalls beide Gesetzesparagraphen für verletzt und erkannte auf drei Monate Gefängnis. 8 Von der Reise des Kaisers. Kaiser Wilhelm hat mehrere Tage in dem norwegischen Dorfe Odde geweilt. Der Ort besteht aus einer kleineren Anzahl von vereinzelten Höfen, von denen jeder seinen be sonderen Namen führt, z. B. Bergeflot, Bustetlun, Oyheim. „Odde" heißt eigentlich nur die dort be findliche große Kirche. Der Ort ist der gesuchte Aufenthalt aller Vergnügungsreisenden in Norwegen, weil von da aus die herrlichsten Ausflüge zu machen sind. Der Kaiser besuchte zunächst den Nordheimsund, in welchem das anmutige Dorf Sandren liegt. Auf der Fahrt durch den Sund hat man herrliche Blicke zu der Folgefonn, jenem etwa 6 Meilen langen und I bis 2 Meilen breiten tausend bis 1500 Meter hohen Plateau zwischen dem Hardangerfjord im Westen, dem Aakrafjord im Süden und dem Sörfjord im Osten. Ihre höchste Erhebung hat die Folgefonn („Form" heißt Schnee-Anhäufung) im Osten des Sörfjords, gegen die sie völlig steil abfällt. Nach allen Seiten gehen von dem Finnmeer Gletscher herab, zu deren Füßen viele kleine Seen liegen. Der Gesamteindruck der starren Gebirgslandschaft ist von gewaltiger Schönheit. Nach der Fahrt im Nordheimsund begab sich der Kaiser von Odde aus zu Wagen nach Latefos. Der Weg dorthin ist herrlich, von romantischer Pracht. Namentlich an dem Sandren-Vand ist der Umblick ein großartiger. In diesem See sollen keine Fische fortkommen können, weil seine Temperatur in folge des dauernden Zuflusses der Gletscher wasser zu niedrig ist. Bis zum Sandren-Vand ist die Gegend von strengerem Gepräge, dann entfaltet sie eine liebliche durch Wasserfälle reich belebte Thal- landschaft, das Jordal. Dies führt in allmählicher Steigerung zu dem etwa zwei Meilen entfernten Buarbraa, einem der imposantesten der Folgefonn- Gletscher von wahrhaft überwältigendem Eindruck. In der Ebene, am Fuße des Gletschers lagern ungeheure Felsblöcke mit Sand vermischt; sie deuten auf ein früheres Zurückgehen des Buarbraa, der nun wieder langsam vorrückt, mit unaufhaltsamer Gemalt Fels kolosse vor sich herschiebend. Im Jahre 1881 soll der Gletscher um mehr denn 50 Fuß vorgerückt sein, was sich ihm in den Weg stellte, verdrängend oder vernichtend. Unerbittlich schiebt er sich zwischen das feste Gestein, dieses zersprengend und dann die Fels blöcke unter sich begrabend. Ueber drei scharf hervor tretende Felsvorsprünge wälzt der Buarbraa sich in eine tiefe Schlucht hinab, an seinem Ende noch ein geengt durch mächtige Granitwände, nur etwa 250 bis 300 Meter breit. Zu beiden Seiten ziehen sich von der Höhe herab Moränen hin, die nach unten in tiefen Spalten verschwinden. Das Eis des Gletschers prangt in herrlichem Blau, namentlich in der wunder sam schönen Eishöhle. Am zweiten Tage seines Aufenthaltes in Odde begab sich der Kaiser nach dem Eidfjord, um von dort aus den berühmten Vöring- foß zu besuchen. Der Eidfjord ist der nördlichste Arm des Sörfjordes, ein wildes, dunkelgrünes, etwa drei Meilen langes Wasser. Bei Vik steigt man ans Laud, um den Pfad nach dem Vöringfoß einzuschlagcn, einen guten Reitweg, den der norwegische Tourlstenverein angelegt hat und unterhält. Der Vöringfoß soll vor etwa fünfzig Jahren von einem Hirtenknaben, der sich verirrt hatte, entdeckt worden sein. Derselbe hatte auf einem der Jnselplateaus gute Weide gefunden und trieb seine Herde oftmals hinauf. Da vernahm er in dem hier herrschenden, einsamen Schweigen einen dumpfen, rollenden Laut, wie von einem Wasserfall, neugierig folgte er eines Tages diesem Laute. Am