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nach Aue und Thalheim-Chemnitz durch die 9 Uhr 36 Min., bezw. 9 Uhr 46 Min. von dort abgehenden Züge. Der dritte Zug gleicher Richtung (3 Uhr 5 Min. nachm. ab Stollberg) schließt in Stollberg an den 1 Uhr 15 Min. mittags von St. Egidien ab gehenden Zug und in Zwönitz an den 4 Uhr 6 Min. nach Aue abgehenden Zug direkt an. Der Sonntags zug gleicher Richtung (8 Uhr 5 Min. abends ab Stollberg) findet in Zwönitz Anschluß nach Aue und Thalheim-Chemnitz durch die 8 Uhr 53 Min., bezw. 9 Uhr 27 Min. abends von dort abgehenden Züge. In der andern Richtung hat der erste, 6 Uhr 20 Min. früh von Zwönitz nach Stollberg abgehende Zug in Zwönitz Anschluß an die 6 Uhr 11 Min. von Aue und 6 Uhr 12 Min. von Chemnitz-Thalheim ankom menden und in Stollberg Anschluß an die 8 Uhr 58 Min. nach St. Egidien und Wüstenbrand abgehenden Züge. Der zweite Zug gleicher Richtung (12 Uhr mittags ab Zwönitz) hat direkten Anschluß von Aue durch den 11 Uhr 17 Min. dort abgehenden Zug, sowie in Stollberg Anschluß nach St. Egidien an den 1 Uhr 28 Min. von Stollberg abgehenden Zug. Der dritte Zug dieser Richtung (5 Uhr 30 Min. nachmit tags ab Zwönitz) hat in Zwönitz Anschlüsse an die 4 Uhr 50 Min. nachmittags von Aue und 3 Uhr 45 Min. nachmittags von Thalheim abgehenden Züge und in Stollberg an einen 6 Uhr 17 Min. von da nach St. Egidien abgehenden Zug. Der Sonntagszug (9 Uhr 30 Min. abends ab Chemnitz) schließt in Zwönitz an die 8 Uhr 30 Min. abends von Aue und 8 Uhr 29 Min. abends von Thalheim abgehenden Züge an. Die auf den Linien Stollberg-St. Egidien und Chemnitz-Aue aus Anlaß der Eröffnung der neuen Linie eintretenden Fahrplanänderungen haben wir be reits mitgeteilt. — Se. Maj. der König bezieht sich nächsten Freitag nach Leipzig, um daselbst der Aufführung des Festspieles „Konrad von Wettin" beizuwohnen. Die Rückkehr nach Dresden bez. Pillnitz erfolgt nach Schluß der Ausführung. — Ein Dienstmädchen sollte ein Schock Eier kaufen, handelte aber von dem Preise 10 Pfennige ab und behielt dieselben für sich. Der Dienstherr erfuhr dies und stellte Strafantrag wegen Betruges. Die Angeklagte legte ein reumütiges Geständnis ab und hatte es ihrer Jugend zu danken, daß sie mit 3 Mark davon kam. Immerhin ist sie wegen Betrugs be straft worden. — Mittweida. Vor einiger Zeit wurde ein Fremder in Königshain begraben, dessen Papiere vollständig in Ordnung waren, die ihn als einen gewissen Gundermann legitimierten. Als solcher wurde er denn auch in das standesamtliche Sterbe register eingetragen. In den letzten Tagen erhielt die Ortsbehörde jedoch die Mitteilung, daß Gunder mann gar nicht tot ist, sondern wegen unverbesserlich liederlichen Lebenswandels der Landespolizeibehörde überwiesen werden soll. Die Personalien des lebenden Gundermann stimmen auf's Haar mit denen des Begrabenen überein, und ersterer, der lebende Gundermann, wehrt sich ganz energisch gegen das Ansinnen, daß er bereits begraben sein soll. Die Papiere, welche anscheinend dem Toten gehörten, sind Eigentum des Lebenden, darüber kann kaum ein Zweifel herrschen. Wer aber war der Begrabene? Die Frage wird wohl ein ungelöstes Rätsel bleiben. SV— Frankenberg, 9. Juli. Von Mund zu Mund ging vorgestern gegen abend die Nachricht, so schreibt das „Frankenberger Tagebl,", daß in der Nähe von München ein Eisenbahn-Unglück erfolgt sei, bei welchem nach einer bei Zigarrenfabrikant Heino Rventsch emgegangenen Depesche dessen Bruder, nebst seinerGattin getötet sei. DaS Ehepaar Roentsch — dasselbe hinterläßt vier Kinder im Alter von 8, 13, 18 und 19 Jahren — war am Sonnabend nach mittag, nachdem es seine zwei jüngsten Kinder im Alter von 13 bez. 8 Jahren ihren Frankenberger Anverwandten übergeben hatte, mit dem Dresden- Hof-Münchner Schnellzug abgereist, und zugleich noch drei Ehepaare aus Eibenstock, um gemeinsam eine Erholungsreise nach der Schweiz anzutreten. Frau Oberzollinspektor Junge aus Eibenstock, welche der Familie Roentsch in Frankenberg von München aus die Schreckensbotschaft zugehen ließ, ist die ein zige am Leben gebliebene Person von vier durch Freundschaft verbundenen Ehepaaren, welche tags zuvor auszogen, um nach Berusserfüllung in den Bergen der Schweiz Erfrischung und neue Lebens kraft zu erholen! — Gelenau, 10. Juli. Vor einigen Tagen trat in Herold bei einem Gastwirt ein Unbekannter auf, welcher sich als Landschaftsmaler von der Maler- Akademie in Düsseldorf ausgab und sich hier einmie tete. Auf dessen Angabe, die Malutensilien befänden sich noch in einem Gasthause in Annaberg, reiste der Wirt aus Herold ab, um die gedachten Gegen stände zu holen. Während der Abwesenheit des Gast wirtes hat sich nun der Unbekannte früh gegen 8 Uhr unter dem Vorwande, einen Brief nach der Post zu geben, unter Zurücklassung seiner Zechschuld entfernt. Der Unbekannte war von mittlerer, schmächtiger Statur, ungefähr 30 Jahre alt, trug dunklen Anzug und Brille und sprach württembergischen Dialekt. — Aus Ober f ranken Hain, 8. Juli. Dem an einem Sandhaufen spielenden 4 Jahre alten Knaben des Gutsbesitzers W. Müller sprang plötzlich ein alter Marder an den Leib, der sich an dem Kinde so ver bissen hatte, das er am Leibe desselben getötet werden mußte. 8 Altenburg. Das Befinden des durch einen Raubanfall verletzten Buchhändlers Dietz war in der Nacht zum 9. Juli kein günstiges; es trat heftiges Wundfieber ein, jedoch scheinen die Verletzungen glück licherweise nicht lebensgefährlicher Natur zu sein. Was nun Drog anlangt, der durch die Gegenwehr des Dietz zur Flucht genötigt worden war, die er ohne Hut und Stock ausführte, so ist derselbe zunächst,nach dem Gasthof „zum Bär" gelangt. Hier hat er sich vom Oberkellner einen Hut geborgt, und zwar unter dem Vorgeben, er sei unter eine Spielergesellschaft geraten, die ihm alles Geld abgenommen, er habe nun seinen Hut dort zurückgelassen und sei entflohen. Wahrschein lich ist Drog dann nach Oberlödla zu gegangen, wo er am Nachmittag des 8. Juli gesehen worden ist. Nach der Vollführung des Attentates wurden durch Polizeiinspektor Beckert umfassende Maßregeln zur Ergreifung Drog's angeordnet, die auch rasch ein günstiges Resultat herbeigeführt haben. Es war seitens des Inspektors Beckert richtig vermutet worden, daß Drog, ehe er eine weitere Flucht unternehmen würde, nochmals seine Braut in Gößnitz sehen wolle, und wurde infolgedessen deren Wohnung polizeilich über wacht. In der Nacht zum 9. Juli, ^2 Uhr ertönte denn auch an dem betreffenden Hause in Gößnitz ein Pfeifen, welches Drog's Braut aufmerksam auf diesen machen sollte, aber unmittelbar darauf ward er von einem der Sicherheitsbeamten gepackt. Es gelang Drog zwar, sich loszureißen, da die ihn greifende Hand nur den Rock gefaßt hatte, aber als er sich zur Flucht wandte und um das Haus eilen wollte, wurde er von einem zweiten hier postierten Beamten ergriffen und verhaftet. Am Morgen des 9. Juli ist der Verbrecher > in daS hiesige Landgerichtsgefängnis eingeliefert worden und sieht nun seiner Bestrafung für seine verab- j scheuung-werte That entgegen. Erwähnt sei noch, daß zwischen Dietz und dem Drog keine nähere Be kanntschaft bestanden hat, diese rührt nur daher, daß Dietz im Görlitz'schen Geschäft, in welchem Drog bis vor einigen Tagen in Stellung war, öfter Cigarren gekauft hat. 8 Berlin, 10. Juli. Am heutigen Jahrestage deS Treffens bei Kissingen legte die Kaiserin in Kis- singen Kränze auf die Gräber der Gefallenen nieder. — Am 17. Juli trifft die Kaiserin mit den Prinzen auf Wilhclmshöhe ein, wo die Prinzen mehrere Wochen verbleiben werden. — Ueber die Einnahme Paugani'S berichtet der „New-Iork-Herald": Pangani sei vor gestern von 5 deutschen Kriegsschiffen beschossen wor den. Nach dem Bombardement des Ortes habe Wiß mann seine ca. 1000 Mann zählenden Truppen, welche durch 400 Matrosen verstärkt wurden, gelandet. Bei der Landung seien zwei Boote verloren gegangen. Die Araber und die Eingeborenen hätten die Stadt ver lassen, welche von den Deutschen ohne Verlust genom men wurde. — Die Militärpersonen, die bei der Prüfung und Einführung des von Prof. Geißler er fundenen verbesserten Pulvers für die Artillerie betei ligt waren, haben namhafte Dotationen als Staats belohnung erhalten. — Frankreich trat nach längerem Zögern endlich der Brüsseler Afrika-Konferenz bei. Z Es steht fest, daß der Kaiser mit seiner Ge mahlin an den Hochzeitsfeierlichkeiten des Kronprinzen von Griechenland in Athen teilnehmen wird. Es ist nicht ausgeschlossen, wenn auch vielleicht wenig wahr scheinlich, daß an den Besuch von Athen sich ein solcher von Konstantinopel anschließt. — Die Prinzessin Sophie von Preußen hat als Mitgift zwei Millionen Mark erhalten. — Wie aus Kissingen berichtet wird, erschien dort der Kronprinz Wilhelm zum ersten Male öffentlich zu Pferde und ritt um die Saline. ß Mitglieder des deutschen Bundesrates haben, so schreibt die N.-Z., auf Anfrage den Beginn der nächsten Reichstagssession für Ende Oktober als wahrscheinlich bezeichnet. Der Bundesrat wird bereits Ende Septem ber wieder zusammenkommen, um alsdann sofort in Beratung der Frage des Ersatzes für das Sozialisten gesetz einzutreten. 8 Auf Montag mittag war, dem „L.-Anz." zufolge, der Scharfrichter Krauts nach dem Kammergericht in Berlin beschieden worden. Dort wurde ihm durch den Oberstaatsanwalt von Luck eröffnet, daß man vorläufig von seiner weiteren Thätigkeit als Scharfrichter Abstand nehmen und einen anderen Scharfrichter anstellen werde. Krauts erklärte, daß er auf seine fernere Verwendung als Scharfrichter so wie so nicht gerechnet habe, und gab auf die Frage des Herrn von Luck, was er nunmehr beginnen werde, die Antwort, daß er die Absicht habe, in Berlin eine Gastwirtschaft zu eröffnen. 8 Die „Nordd. Allg, Ztg." bemerkt zu der Sen sationsnachricht der „Post" von der Ermordung eines elfjährigen Knaben durch seine Pflegemutter die Frau eines Berliner Stadtmissionares, sowie zu der Bemer kung, daß ein bekannter Berliner Geistlicher den Kna ben seinen Pflegeeltern übergeben, daß alle diese Nach richten noch uncrwiesene Vermutungen seien. Die ge richtlichen Erhebungen werden nachzuweisen haben, was an der Sache wahr ist. Die Statsanwaltschaft hataufGrund der umlaufenden Gerüchte die Pflegemutter vorläufig in Untersuchungshaft nehmen lassen. 8 Ein verbessertes Pulver für die Deutsche Artil lerie. Man erinnert sich, so schreibt die „Post", daß, als vor einiger Zeit der bekannte Chemiker Professor Scheibner, obwohl er kein Staatsamt bekleidet, zum Dunkel! Erzählung von Friedrich Friedrich. .. .. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust. Sein Herz schluo schnell, aufgeregt — sie hörte es nicht. — Tagelang bildete die Ermordung des jungen Berger das Hauptgespräch in der ganzen Stadt. In den Familien, auf den Bureaux, in den öffentlichen Lokalen, an allen Orten sprach man davon. Der Tote ward in das Haus seines Vaters gebracht und wurde am dritten Tage mit außerordentlichem Auf wande bestattet. Es schien dem Alten einigen Trost zu gewähren, daß er von seinem Reichtum, für den er keinen Erben mehr hatte, so viel als möglich an den Toten wandte. Das Leichengefolge war ein außerordentlich zahl reiches. Erst jetzt zeigte es sich recht deutlich, wie allgemein geliebt und geachtet der Tote gewesen war. Auch Prell folgte dem Sarge. Fortwährend beschäftigten sich die Menschen noch mit den Vermutungen, wer der Mörder sei. DaS Versprechen des alten Berger, dem Entdecker desselben zehntausend Thaler zu geben, war durch das Gericht bekannt gemacht, und in mancher Brust mochte wohl die Hoffnung aufgetaucht sein, diese Summe zu ver dienen. Die Polizei entfaltete eine außerordentliche Thä tigkeit, dennoch blieben ihre Nachforschungen vergeben-. Nach allen Richtungen war sofort telegraphiert, es waren alle Punkte, welche zu der Entdeckung de» Mörders beitragen konnten, mitgeteilt. Die Brief tasche genau beschrieben, die Wertpapiere, die in ihr enthalten waren, die Uhr, die Kette, selbst die rote Ballschleife in der Brieftasche war nicht vergessen; es war noch keine Nachricht eingelaufen, daß dies alles zu irgend einem Erfolg geführt hätte. Die Polizei hatte nicht einmal einen Verdacht auf irgend eine Persönlichkeit schöpfen können. Die beiden Holzarbeiter, welche den Toten zuerst gefunden, waren als rechtliche Männer bekannt; außerdem vermochten sie zu beweisen, daß sie am Nachmittag und Abend vor der That und während der Nacht nicht ihr Haus verlassen hatten. Mehr und mehr gewann die Vermutung Raum, daß der Mörder sofort mit dem Gelde entflohen sei. Es lohnte ja der Mühe, damit nach Amerika, einem andern Lande, zu fliehen. Nach Hamburg, Bremen, und selbst nach England wurden Polizeibeamte ge sandt, um dort Nachforschungen anzustellen, denn der alte Berger hielt Wort und stellte jede Geldsumme zur Verfügung. Täglich kam der Alte zu dem Criminalrichter, Pintus war sein Name, um ihn zu fragen, ob er noch keine Spur entdeckt habe. Dem Richter selbst lag die Sache am Herzen. Sie hatte so allgemeines Aufsehen erregt, man bestürmte ihn von allen Seiten so sehr mit Fragen, daß es eine Gewissens- und Ehrensache für ihn geworden war. Er hatte alle seine Kräfte bereits erschöpft, er stand ohnmächtig da. Nicht einen einzigen Faden hatte er, den er zu verfolgen vermochte, an dem er anknüpfen konnte. Da fand, durch Zufall geleitet, ein Polizeidiener in der Nähe de» Försterhause», welches Hellmann bewohnte, die leere Brieftasche des Gemordeten im Gebüsch. Er brachte sie dem Richter. Dieser hätte laut aufjubeln mögen. Endlich ein Zeichen — eine Spur, mochte sie auch noch so gering sein. Er ließ den alten Berger rufen, dieser erkannte die Tasche als diejenige, welche seinem Sohne gehörte, welche derselbe an jenem Tage bei sich getragen hatte. — Sie mußte schon seit Wochen dort gelegen haben, denn Regen und Luft hatten zerstörend auf sie cin- gewirkt. In seinem Zimmer allein, sann Pintus nach, welche Wege er einschlagen, wie er diese-Entdeckung weiter benutzen sollte. Wie war die Tasche dorthin gekommen? Die Stelle, wo sie gefunden war, lag von dem Orte ziemlich entfernt, es führte kein Weg von dem Orte zu ihr und doch hatte der Mörder sie sicherlich sogleich nach der That, vielleicht auf der Flucht, in der Eile von sich geworfen, denn erwürbe sonst sicher einen anderen Ort gewählt haben, um sie zu verbergen — er würde sie vernichtet — verbrannt haben. Eine Menge Vermutungen knüpften sich für den Richter daran, sie alle zerrannen, sobald er sie weiter verfolgte. Prell trat in diesem Augenblick in Pintus Zimmer — er war der Hausarzt des Richter«. Pintus bemerkte ihn nicht sofort, so sehr war er in Gedanken vertieft. „Ich störe Sie?" sprach der Doktor ihn be grüßend. Der Richter sprang auf. „Nein — nein!" rief er. „Sie störten mich nur