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Wschm- und RachrichlMatt zugleich 8eschasts-A«zeizer siir Hohndtts, Rsdlitz, KtrnsSorf, Rii^orf, St. KOK«, HÄrichsort, Mrienmi md Nlsen. Amtsblatt fSr Äe« Stabtrat zu Lichtenstein. — — — — SS. Jahrgang. —— — ———-—— — Nr. 159. Donnerstag, den 11. Juli 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Sestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltere Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. ' H. Beka«nLmachung. Dem unterzeichneten Stadtrat ist durch die Königliche Kreishauptmannschaft Zwickau Abschrift eines Gutachtens der technischen Deputation des Königlichen Ministeriums des Innern zugegangen, welches sich über die in den letzten Jahren auf den Markt gebrachten Carbon-Natron-Oefen ausspricht und gleichzeitig eine nachdrückliche Warnung vor Verwendung dieser Oefcn zur Beheizung geschlossener Räume, welche zum dauernden Aufenthalte von Menschen dienen, insbesondere von Schlafräumen, enthält. Wir bringen solches mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis, daß wir Interessenten die Einsichtnahme des obenbezeichneten Gutachtens an Ratsexpeditions stelle gern gestatten. Lichtenstein, am 9. Juli 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. !V. Quittung. Für die Wasserbeschädigten im Mulden- und Pleißenthale sind bei uns noch eingegangen: Je 3 M. von Herrn Gartenbcs. Ferdinand Wienhold und Ungenannt, 1 M. 50 Pf. Ungenannt, je 1 M. von Herren Steuereinnehmer Richler, Bäcker Moritz Krauß, L. H. gnd Ungenannt, je 50 Pf. von Hrn. Handelsmann Meyer und Frau verw. Enke, zusammen lt. dieser Quittung 12 M. 50 Pf. Dazu 140 M. 10 Pf. Betrag der früheren Quittungen, also 152 M. 60 Pf. Gesamtbetrag unserer Sammlung, welchen wir an das Zentralhilfskomitee abgesandt haben. Indem wir allen freundlichen Gebern unsern herzlichsten Dank namens der Hilfsbedürftigen ausfprechen, erklären wir unsere Sammlung nunmehr für ge schlossen. Lichtenstein, den 9. Juli 1889. Ter Rat zu Lichtenstein. Fr öhlich. Tagesgeschichte. — Die teilweise Mondfinsternis am Abend des 12. Juli. Am künftigen Freitag den 12. Juli ereig net sich eine teilweise Verfinsterung des Mondes, welche in Europa (ausschließlich des hohen Nordens), in der südlichen Hälfte Asiens sowie in Afrika und Ausstralien sichtbar sein wird. Die Finsternis beginnt abends 8 Uhr 11 Minuten, die größte Verfinsterung, von etwas weniger als der halben Mondscheibe, tritt ein 9 Uhr 21,s Minuten, das Ende findet statt 10 Uhr 32,e Minuten. Bei uns ist die Sonne einige Minuten untergegangen, wenn die Finsternis beginnt; an süd licher gelegenen Punkten wird sich dagegen das seltene Schauspiel darbieten, daß der Schatten der Erde auf der Mondscheibe erscheint, während die Sonne noch über dem Horizont ist. Der Schatten tritt in die Mondscheibe ein 39° östlich vom nördlichsten Punkte derselben. Die in Rede stehende Finsternis wird von den Astronomen mit besonderem Interesse erwartet, weil die Beobachtung möglicherweise zu interessanten Auf schlüssen über die Beschaffenheit der höchsten Luftschichten unserer Erde oder über das Vorhandensein einer äußerst fein verteilten Materie im Weltraum in der Nähe der Mondbahn führen können. — Die wechselvolle Witterung hat besonders auf den menschlichen Organismus Einfluß, und da wir auch in die Periode des jungen Gemüses gerückt sind, sowie des Gurkensalats und neuer Kartoffeln, so sind Fälle von Magenschmerzen, Brechdurchfall und ähn liche Erscheinungen auch wieder mehr an der Tages ordnung. Das Beste ist, um nicht gleich zur Kran kenkasse und zum Arzt zu springen, den Unterleib hübsch warm zu halten, nicht kalt zu trinken, die Ma- geugegend wohl auch mit Senfspiritus oder Rum tüchtig zu reiben, was gewiß in kurzer Zeit den früheren Zustand wieder herstellt. — In der Entwickelung des gewerblichen Schul wesens erblicken alle Parteien eine wichtige Zeitfrage. Der Parteistreit schweigt, wenn es gilt, dem gewerblichen Mittelstände durch eine bessere Bildung helfen zu sollen. Einen Beweis dafür lieferten die Verhandlungen im preußischen Abgeordnetenhause am 9. und 12. Februar d. I., wo es sich darum handelte, für die gewerblichen Fachschulen einen Mehrauf wand von 53000 Mark zu bewilligen. Jeder Sprecher bekundete in seiner Rede die Freude über diesen Rcgie- rungsantrag. In der Debatte wurde erwähnt, daß von den Mitteln für das gesamte Unterrichtswesen Preußens nur 4,23 Prozent auf gewerbliche^ildungs- zwecke fallen, nämlich 343 OM Matt, daß Württem berg für den gleichen Zweck ebenfoviel ausgiebt, das kleine Sachsen doppelt so viel aufwendet und Oesterreich über 1^/» Millionen Gulden. Man hofft, durch Förde rung des gewerblichen Schulwesens zu erreichen, daß der große und breite Bildungsstrom, der sich heute auf die höheren Lehranstalten wirft, abgelenkt werde auf Berufsrichtungen, die noch genug Raum für eine er sprießliche Wirksamkeit inmitten unseres gewerblichen und wirtschaftlichen Lebens gewähren und erkennt darin einen guten Teil der Lösung der Handwerkerfrage. — Welch nachteilige Folgen — so schreibt man aus Zwickau — die Arbeiterausstände für das wirt schaftliche Leben mit sich bringen, das läßt sich beson ders aus den Uebersichten der Sparkassen unseres Be zirkes für Mai und Juni erkennen. Während der selben sind die Rückzahlungen bedeutender gewesen als die Spareinlagen. Mancher streikende Arbeiter — es trifft dies besonders die Bauhandwerker —- hat seine Ersparnisse jetzt aufgezehrt und kann sich nicht einmal damit trösten, daß der Lohn höher geworden ist. Daß der Bergarbeitcrausstand so bald beendet wurde, ist für unsere Gegend ein Segen; sehen wir doch an den Vorgängen in Westfalen, Böhmen und Schlesien, wie nachteilig ein langer Ausstand für die gesamte Kohlenindustrie ist. — Hohen st ein, 9. Juli. Unsere an schönen Aussichtspunkten so reiche Gegend wird Naturfreunden in nächster Zeit einen Anziehungspunkt mehr bieten können. Oben auf dem Höhenzuge, an welchem sich unsere Stadt anlehnt, im Garten des hoch oben auf dem Bergesrücken gelegenen Restaurants „Windmühle" läßt Herr Stadtrat Elster einen Aussichtsturm er richten, der bestimmt ein Schmuck für unsere Gegend werden wird. Derselbe wird gänzlich aus Eisen von Herrn Schlossermeister Ludwig aus Grüna, dem Er bauer des Josepha-Turmes auf dem Totensteine, ver fertigt. An Höhe wird der letztere aber von dem zu erbauenden überlroffen, denn derselbe soll 22 Meter hoch in die Lüfte ragen. — Waldenburg, 9. Juli. Die Fürstin Marie Kastriota Skanderbeg hat sich wieder zum Kurgebrauche nach Franzensbad begeben; dagegen ist Se. Durchlaucht Prinz Heinrich von Schönburg- Waldenburg nach einem 6wöchigen Kurgebrauche in Karlsbad zum Besuche am fürstlichen Hofe hier ein getroffen. — Schneeberg, 8. Juli. Bei dem am Sonnabend zwischen 5 und 6 Uhr abends stattge habten schweren Gewitter hat der Blitz in einen vor dem Hause des Herrn Glasermeister Rothe in der Kossakcngasse stehenden Baum eingeschlagen und den selben vollständig zerschlitzt. Sodann nahm der elek trische Strahl seinen Weg nach dem Wohngebäude und richtete, ohne indes zu zünden, dort, sowie an den Nachbarhäusern durch Zertrümmern der Fensterscheiben rc. verschiedene Verheerungen an. Menschen wurden glück licherweise nicht verletzt. — Schwarzenberg, 6. Juli. Heute nach mittag wurde wiederum unsere Gegend von einem Gewitter mit Hagelschlag betroffen, welcher an Feldern und Gärten großen Schaden angerichtet hat. — Ein plötzlicher Tod ereilte am Sonnabend den im 76. Lebensjahre stehenden Strumpfwirker meister und Gartennahrungsbesitzer Teumer in Gorns dorf. Im Begriff, auf dem Felde Klee zu mähen, fiel der Greis nach einigen Sensenhieben um und war eine Leiche. Wahrscheinlich hatte ihn ein Herzschlag getroffen. Als ehemaliger Militär hatte derselbe am Sonntag noch das Militärfest in Auerbach in rüstigster Weise mitgefeiert; auch sollte dessen goldene Hochzeit in den nächsten Tagen begangen werden, wozu bereits die Ehrengeschenke bestellt waren. ZAltenbnrg, 8.Juli. Ein Kommis Drog machte auf den Verlagsbuchhändler Dietz einen Raubmordver such und brachte ihm mit einem eisernen Instrumente zehn gefährliche Wunden bei. Der Thäter ist entkommen. Z Altenburg, 9. Juli. Als Motiv derDrog- schen That nahm man erst Beraubung an, da Herr Dietz sehr vermögend sein soll; heute erzählt man sich, daß es wohl ein Racheakt gewesen. Dietz, der mit Drog früher freundschaftlich verkehrt, soll ihm zur Uebernahme des Geschäfts seiner zukünftigen Schwieger mutter in Gößnitz 1500 M. zu leihen versprochen haben. Infolge dessen habe Drog seine Stellung bei einem hiesigen Kaufmann gekündigt und sei am Juli aus dem Geschäft getreten, Dietz aber habe sein Ver sprechen nicht gehalten. Die gerichtliche Untersuchung wird wohl bald Licht in die Sache bringen. Schon in vergangener Nacht wurde Drog in Gößnitz im Hause der Mutter seiner Braut verhaftet und heute früh an das hiesige Landgerichtsgefängnis abgegeben. KAus Thüringen. Im Kyffhäuser Waldewurden kürzlich von Kindern aus Frankenhausen beim Heidel- beersuchen zwei unter dichtem Gebüsch versteckte Ge wehre gefunden. Die Eltern der Kinder erstatteten beim fürstlichen Forstamte Anzeige, worauf letzteres, in der sicheren Voraussetzung, daß die Waffen Wild dieben gehören müßten, in mehreren Nächten die Aus stellung von Wachen bei dem Fundorte anordnete. Wirklich erschienen in der Nacht zwischen 1 und 2 Uhr zwei Männer und begannen an der bezeichneten Stelle zu suchen. Sofort warfen sich der Förster Brandt von Frankenhansen und einige Holzarbeiter auf die beiden, vermochten aber nicht, sie zu ver haften, weil der Förster, der bei der Dunkelheit von der Schußwaffe keinen Gebrauch machen konnte, als bald zwei tiefe Stiche in den Kopf erhielt und auch die Holzhauer mehr oder minder schwer durch Messer stiche verwundet wurden. Die beiden entkommenen Wilddiebe sollen aus Sangerhausen oder Umgegend sein. 8 Ueber ein schauriges Verbrechen in Berlin geht der „Post" folgender Bericht zu: Sonntag gegen mittag stürzte in der Treskowstraße Nr. 17