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prüftt beide Geldstücke, Es ergab sich, daß es falsche wakxü. Der Knabe, scharf in Verhör genommen, ge- stvnd, daß solche sein Vater selbst mache. Infolge dessen wurde dieser gefänglich eingezogen. — Am vergangenen Sonntag kam in das nahe bei Dresden gelegene Weißig ein wahrscheinlich beim Wettinfest dürchgeschlüpfter Gauner. Er kaufte am Biertisch — natürlich ohne Anzahlung — ein Haus und lebte hierbei herrlich und in Freuden. Bei Sang und Becherklana hatte derselbe sich sofort die Herzen der Stammgäste durch Brüderschaft im Sturm erobert, alles rüstete und freute sich schon im Geiste einen so guten Menschen bald als Weißiger Bürger festlich empfangen zu können. Bereitwilligst wurde ihm Tisch und Nachtquartier gewährt; aber o weh! In früher Morgenstunde, als sein Quartiergeber bereits seinem Beruf nach- gegangen war, wußte er dessen Frau zu bestimmen, Schreibmaterialien zu holen und ihn im Zimmer allein zu lassen, worauf er aus einem Schranke, wozu der Schlüssel oben darauf lag, ein Portemonnaie mit einigen 20 Mark und eine Chlinderuhr nebst goldener Kette an sich nahm und verschwand. Der Schwindler ist ungefähr 38 Jahr alt, von mittler Statur, hat rundes Gesicht, dicke Nase, kleines Schnurrbärtchen, blonde Haare mit Platte, trägt dunklen Stoffanzug, weißen Strohhut mit Hellem, breitem Band. Genannt hat sich der Schwindler Ernst Heinrich Vogel, Cigarrenfabrikant aus Freiberg. In einem bunten Taschentuche, das er bei sich führte, ist aber ein M. eingezeichnet gewesen. — Lommatzsch. Ein bedauerliches Unglück hat am 25. Juni den Schneidermeister Schneider betroffen. Von einer Landtour zurückkehrend, versuchte er, ein vorüberrollendes Gefährt zu besteigen, wobei er mit einem Bein in die Radspeichen geriet. Da Schneider den Hinteren Teil des Wagens zu besteigen beabsichtigt hatte, wurde der Fuhrmann erst durch das Schreien des Unglücklichen, dessen Bem fast zersplittert war, aufmerksam. In halbohnmächtigem Zustande ist Schneider ärztlicher Hilfe übergeben worden. Augenzeugen berichten, daß, als man Stiefel und Strumpf ausgeschnitten hatte, Knochen splitter heransgefallen seien. Das Bein wurde abeuds noch abgelöst. — Der Spielteufel hat in Cotta wiederum ein Opfer gefordert. In einer der letzten Nächte voriger Woche spielte der Einwohner B. mit zwei Unbekannten in einer dortigen Restauration Karte. Die letzteren hatten Pech und verloren, darüber kamen sie mit B. in Streit, der, obwohl im Lokale geschlichtet, auf der Straße von neuem entbrannte, zu Thältichkeiten überging, wobei B., Vater mehrerer Kinder, so geschlagen wurde, daß er schwer erkrankt darniederliegt, geistig umnachtet ist und in Tobsucht ausbricht. Ob eine Heilung möglich, muß die Zeit lehren. Trotz eifriger Nachforschung haben die Raufbolde noch nicht ermittelt werden können. — Zur Waruung für Auskunfterteilende wird aus Erfurt über ein Mißgeschick berichtet, welches vor Kurzem einem dortigen Geschäftsmann betraf. Um Auskunft über eine Firma gebeten, gab derselbe den Bescheid, daß er jener Firma unbedenk lich für 3M Mk. Kredit gewähren würde. Der Fragsteller gab auf diese Auskunft hin für etwa 3M Mk. Waren und verklagte, als der Käufer fällst wurde, den Ausknnftgeber. Die ersten In stanzen wiesen den Kläger zwar ab, das Oberlaudes gericht zu Naumburg verurteilte jedoch den Auskunft- erteiler zur Zahlung des kreditierten Betrages, sowie der Gerichtskosten, welche ebenfalls eine bedeutende Summe ausmachen. 8 Berlin, 28. Juni. Die „Post" schreibt: Se. Maj. der Kaiser gedenkt, wie wir vernehmen, von der norwegischen Reise am 21. oder 22. Juli wieder in Berlin einzutreffen. Allerhöchstderselbe reist dann etwa am 28. desselben Monats nach Wilhelmshaven ab und schifft sich am 30. Juli nach England ein. Am 2. August erfolgt die Ankunft in Cowes an der Nordküste der Insel Whigt. Die Rückkunft nach Berlin würde dann voraus sichtlich am 8. August stattfinden. Alsdann sieht man dem Besuche Sr. Maj. des Kaisers von Oesterreich entgegen, an welchem sich die großen Manöver schließen dürften. 8 Berlin, 28. Juni. Die „Post" berichtet: In Lüneburg wurden gestern Nachts 12 Uhr 35 abgebrannte Häuser gezählt. Das Elend ist groß. Das Militär schritt ein; mehrere Feuerwehrleute sind verwundet. 8 Der „Nordd. Allg. Ztg." wird gemeldet: Se. Maj. der Kaiser trifft am Montag, den 1. Juli, nwrgens 8 Uhr in Kiel ein; offizieller Empfang findet nicht statt. An Bord der Macht „Hohenzollern" wird der Kaiser der Segelregatta der Marine und um 5 Uhr nachmittags der Verteilung der Preise beiwohnen und alsdann die Reise nach Norwegen nntreten. Der Aviso „Greif" wird behufs der Postverbindung die Kaiser!. Jacht begleiten; letzterer ist von Wilhelms haven in Kiel eingelaufen. 8 Lüneburg, 28. Juni. Das Feuer ist als beendet zu betrachten, die Löschmannschaften sind nur noch mit dem Nachlöschen der brennenden Trümmer- baufen beschäftigt. Eine weitere Ausdehnung des Brandes ist nicht einmal annähernd festzustellen. 8 Wormditt (Ostpreußen), 26. Juni. Der Schuhmachermcister Werner hierselbst, welcher mit dem Kaiser an demselben Tage Geburtstag hat und al« Soldat bet den Gardes du Corps stand, hatte vor drei Jahren das Unglück, von einer Sester zu fallen und sich derartig das Rückgrat zu verletzen, daß er seit dem vollständig gelähmt und hilflos zu Bette liegt. Das fürchterliche Leiden wurde durch Elektrisieren ein wenig gehoben, doch hatte seine Frau nicht die Mittel, fortwährend den Arzt zu bezahlen, und so wandte sie sich denn am Geburtstage des Kaisers an diesen mit der Bitte um eine Elektrisiermaschine. Nachdem durch die Behörden die Angaben der Frau als wahr festge stellt waren, ist, dem „Bromb. Tgbl." zufolge, im Auftrage des Kaisers der Aermsten eine solche Maschine zngestellt worden. 8 Schleswig, 28. Juni. Ej^ verheerender Waldbrand, verursacht durch Funken xj^r Lokomotive, zerstörte einen großen Teil des Königliche Forstes Ahretoft im Sunvewitt. 8 Ratibor, 27. Juni. Seit gestern brennt der fürstlich Pleßsche Wald in Wessola, Kreis Pleß. Hundert Morgen sind bereits abgebrannt, und der Brand greift heute noch immer weiter um sich. 8 Nieswicz. Der alte Stammsitz der fürst lichen Familie Radziwill, die Stadt Nieswicz in Litthauen, ist vor einigen Tagen von einer großen Feuersbrunst, der vierten innerhalb zwei Jahren, betroffen worden. Das Feuer brach in der dritten Morgenstunde aus und zerstörte sämtliche Gebäude des Marktplatzes, deren Gesamtzahl auf 50 angegeben wird. In den Flammen und durch Erstickung fanden mehrere Men schen ihren Tod. 8 Würzburg, 26. Juni. Die Stadt Würzburg und mit derselben Frankenland feiert vom 6 bis 9. Juli d. Js. die Gedenktage der Einführung christlichen Glaubens, christlicher Sitte und Kultur vor 1200 Jahren durch den Frankenapostel Kilian und seine Gefährten Colonat und Totnan und zwar in kirchlicher und weltlicher Weise. Würzburg, die Hauptstadt Fraukens, wird in diesen Tagen allen Gästen einen festlichen und freudigen Empfang bereiten. Ueber die weltliche Feier, veranstaltet von der Bürgerschaft und von allen Vereinen der Stadt, liegt ein sehr reich haltiges Festprogramm vor. 8 Münchsmünster (a. d. Ilm). Beim Abbruch des Kirchturms fand man eingemauert ein Gesäß mit 3.000 Stück Münzen. Dieselben bestehen aus Kupfer-, Silber- und Goldmünzen in viereckiger Prägeform und das verschiedenste Gepräge zeigend, z. B. gepan zerte Soldaten, geharnischte Ritter, alte Burgen mit Umschriften und Zahlen. * * Wien, 28. Juni. Das „Nene Wiener Tage- b'att" bringt die absonderliche, sehr unwahrscheinliche Nachricht, Fürst Bismarck unterhandle gegenwärtig über die Herbeiführung einer Zusammenkunft des Kaisers Franz Joseph und des Zaren. Die beiden Monarchen würden sich in Berlin begegnen. Ander weitig verlautete in den letzten Tagen gerüchtweise, der Zar würde im August in Wien eintreffen. Beide Angaben sind unglaubwürdig. * * Wie n. Vor einigen Tagen wurde auf dem Bahnhof zu Hetzendorf ein ganzer im Zug ver ladener Zirkus gepfändet. Der Zirkusbesitzer Wolf schuldete au die österreichischen Staatsbahnen seit längerer Zeit den Betrag von 1767 st. an Trans portkosten. Er bezahlte diesen Betrag deshalbjnicht, weil ihm nach seiner Behauptung von selten des Handelsministers die Zahlung dieser Gebühr nach gesehen worden sei. Die General-Direktion der Staatsbahnen erwirkte hingegen einen Pfändungsbe fehl auf das Eigentum des Direktors Wolf für den Fall, wenn er wieder österreichischen Boden betrete. Jetzt gelangte nun an die General-Direktion der Staatsbahnen die telegraphische Mitteilung, daß der Zirkus-Direktor mit seinen Künstlern und Pferden in einen Separatzug von München nach Pest reise. Der Vertreter der Staatsbahnen, ferner ein Offizial, der Finanz-Prokuratur und der Gerichtsdiener des Bezirkgerichtes Hietzing begaben sich nach Hetzendorf und verständigten den dortigen Stations-Chef, daß der um 5 Uhr 45 Minuten eintreffende Separatzug aufzuhalten sei. Die Weiche wurde derartig gestellt, daß der Wolfsche Zug auf das Reservegeleise zu fahren kam. Der Separatzug bestand aus 21 Waggons, und zwar 4 Personenwagen und 17 für Pferde und Gepäck. Infolge des unvorhergesehenen Stillstandes eilten alle Personen zu den Wagen fenstern; Auch Direktor Wolf schaute heraus und erkundigte sich nach der Ursache des Aufenthaltes. Es wurde ihm nun die Mitteilung gemacht, daß eben eine Pfändung gegen ihn vorliege und die hier vorgenommen werde. Herr Wolf zog nach kurzer Verhandlung sein Portefeuille und zahlte, so daß der Zug bald weiter fahren konnte. * * Paris, 28. Juni. Von den zu Tomblaine bei Nancy während eines Hochzeitsmahles vergifteten Personen sind noch der Bräutigam und der Bruder der Braut gestorben, doch scheint die anfänglich gehegte Vermutung, daß der Hochzeitsvater der Urheber des Verbrechens sei, nicht zutreffend zu sein. * * Brüssel. In Moulbaix wurde der Park- Wächter Monnier, mit dessen Jagdgewehr die Gräfin de Chasteleer erschossen wurde, verhaftet und nach Mons gebracht. In der Gegend hat diese Verhaftung, zu der man sich bisher nicht entschließen konnte, große» Aufsehen errcht, da einsichtige Leute Mht M dke Schuld Montst'ei^ glauben. * * Roist, 27. Juni, Wis TuNiS wird übet «inen neuen französisch-italienischeN ZwifäBMÜ ttlegrapPert: Im Hasen vön Takes bestieg französische Polizei gegen den Willen des KoNsM einige angeblich des Schtnug- gels verdächtige italienische Schiffe; der Polizeikom missar insultierte die italienische Fahne und wollte dieselbe zerreißen. Der italienische Konsul protestierte dagegen und berichtete über das Vorkommnis Nach Rom. * * Ueber den merkwürdigen Selbstmord einer Dame in Bukarest, welche sich vor einigen Tagen auf der öffentlichen Promenade mit einem Revolver eine Schußwunde beibrachte, an der sie bald darauf starb, geben Londoner Blätter folgende Aufklärung: Sie war gut gekleidet, etwa 30 Jahre alt und hatte das Aussehen einer Polin. An ihrer Person wurde nichts vorgefunden, als ein an den russischen Gesandten in Bukarest, Herrn Hitrovo, gerichteter Brief, in welchem sie sagt, daß Bukarest der einzige Ort wäre, wo sie unbekannt sei, und daß sie dorthin gekommen sei, um zu sterben. Seitdem ist ermittelt worden, daß sie ein Mitglied eines Nihilistenbundes war, welcher die Ermordung des Zaren geplant hatte. Lose wurden gezogen, um zu entscheiden, wer die That verüben solle. Sie zog das verhängnisvolle LoS und verließ die Schweiz, um die Weisungen des Geheimbundes auszuführen. Da sie kein Mittel erblicken konnte, der gefährlichen Aufgabe zu entrinnen, zog sie es vor, sich das Leben zu nehmen. Ihre Identität konnte nicht festgestellt werden, und wurde sie auf Kosten der rus sischen Gesandtschaft beerdigt. * * Sofia, 27. Juni. Zum Gedächtnis für die am 15. Juni 1389 auf dem Kossovofelde gefallenen Serben wurde heute seitens der serbischen Kolonie in der hiesigen Kathedrale ein feierliches Requiem abge halten. Es hatten sich zu demselben Teilnehmer in großer Anzahl eingefunden; auch der serbische Konsul war mit dem gesamten Personal in Gala erschienen. * * Kowno. Ein großes Brandunglück hat die in unserem Gouvernement belegene Stadt Krelynga am 25. Juni betroffen. Die über 13 000 Einwohner zählende Stadt existiert nicht mehr! Das Feuer ist in einem hölzernen Wvhnhause entstanden und ver breitet sich, vom starken Wind begünstigt, mit rasender Schnelligkeit über die ganze Stadt, welche in 20 Stunden ein einziges Flammenmeer bildete. Ueber 700 Häuser, die katholische, griechische, evangelische Kirche, zwei Synagogen, drei Schulen, Post, Telegraphenamt, Friedensgericht, und verschiedene andere amtlichen Ge bäude sind total abgebrannt, ebenso über 400 Kauf läden samt allen Warenvorräten. Den Schaden ver anschlagt man auf mehr als 2 200 MO Rubel. 6000 Personen sind obdachlos und dem Elend preisgegeben. Mehrere Menschen haben den Tod in den Flammen gefunden. * * London, 27. Juni. Der „Times" zufolge wurde in Zanzibar der Dampfer Neera mit Arrest belegt und unter den Befehl eines britischen Offiziers gestellt. Das Schiff landete angeblich ein Waffenkargo innerhalb der Blokadelinie. * * Korea. In Jeiko, einer der größten Städte Koreas, lebte ein reicher Mann, Namens Boku, welcher seinen Wohlstand zu menschen freundlichen Zwecken verwandte und deshalb von seinen Landsleuten fast als Heiliger verehrt wurde. Vor einigen Monaten legte die koreanische Regierung der Stadt eine Steuer von 70 Mou auf. Die Einwohnerschaft verweigerte die Zahlung und es wäre sicher zu einem Aufstand gekommen, wenn nicht Boku die gesamte Summe aus seiner Tasche bezahlt hätte. Um es thun zu können, mußte er einige seiner Grundstücke verkaufen. Dadurch wurde aber der Argwohn der Behörden rege, welche glaubten, Boku wolle eine Macht in dem Distrikt werden. 400 Konstabler umzingelten sein Haus, schleppten ihn auf die Straße und schlugen ihn zu Tode. Durch diese gegen ihren Wohlthäter verübte Grausamkeit wurde der Zorn der Einwohner Jeikos rege. Sie griffen die Konstabler an, töteten viele und verwundeten die meisten übrigen. Bekanntmachung. Nachdem von dem unterzeichneten Gemeindcrat der an Stelle des Herrn F. A. Günther neugewählte Kassierer und Kassenverwaltcr Herr Otto Ferdinand Berthel hier, mit dem heutige» Tage in Pflicht genommen worden ist, wird solches den hiesigen Einwohnern mit dem Bemerken zur Kenntnis gebracht, daß derselbe mit dem 1. Juli a. a. die Funktionen des Kassierers nnd Kassenverwalters der Ge meinde St. Egidien übernimmt. St. Egidien, den 27. Juni 1889. Der Gemeindcrat. Lippmann, Gem.-Vorst. Familiennachrichte«. Geboren: Hrn. vr. ms6. E. Hofrichter in Lützelstein i. Elsaß ein M. Gestorben: Hr. Generalmajor z. D. Carl August Zenker, Comthur und Ritter hoher Orden, in Dresden. — Frau Pauline Wilsdorf geb. Büchting in Döbeln. Weiße Seidenstoffe von Mk. 1 LS bis 18.20 p. Met. — glatt u. gemustert (ca. 150 versch. Qual.) — vers. roben- u. stückweise porto- u. zollfrei das Fabrik-Depot (sl. LellvskvrA (K. u. K. Hoflief.) Lürielr. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.