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auf faulen Hokunderstämmen, ein ohrförmiger Bccher- schwamm 220, Wermutkraut-Blätter und Wipfel- bkumen ohne Stiele, 1K—25, Beifuß mit Knospen und Stengeln aber nur soweit dieselben bewachsen sind, nach dem Trocknen in Bündelnd 15—20Stengeln, 70—120, Tollkirschenkraut, sehr giftig, 55—65, Tausendgüldenkraut mit Stengel soweit er bewachsen und zu bündeln 55—60, Fingerhut, sehr giftig! 28—35, Huflattich 20—22, Bilsenkraut, sehr giftig! 60—80, Gemeines weißes Andornkraut ilsrba Uarrukii albi, in großen Mengen gebraucht! 20 bis 24, Melissenkraut 35—80, Krausemünze 35—75, Pfeffermünze 45—150, diese drei auch mit Stengel, Spißenwegerich 26—28, Baumlungenkraut oder moos Horba kulinonariao arboroao 30—33, desgl. das gemeine od. gefleckte (rnaoulntns) 40—44, Sonnen thau (koroliao) 100—125, Sauikel 70—80, Feld thymian 20—22, Bitterklee 32—36,^tiefmütterchen- kraut blaublühendes 48—52, gelbblühend 30—35, Klettenwurzel 46—50, Kalmus roh 25, geschält, schön weiß 40, Schwarzwurzel 25, Queckenwurzel (kackix Oraminis) frisch ein lang geschnitten und getrocknet 20—24, Hauheckelwurzel 22—25, Mutter korn (Loealo oornutum) 100—160, Herbstzeitlosen samen 200, Hagebuttenkerne 18—22 Pf. — Die Firma ist zu weiteren Auskünften gern bereit. Ebenso werden die Herren Lehrer gern ihre Schüler auf genannte Pflanzen aufmerksam machen und sie ihnen kennen lehren. Um Porto zu spareu, würde es sich vielleicht empfehlen, wenn mehrere Familien sich zu einer Sendung vereinigten. Möge die hier ge gebene Anregung für unsere ärmeren Kinder von Segen sein! — Ein großes Kohlenlager soll bei fiskalischen Bohrungen zwischen Barby und Schönebeck bei D res- den in einer Tiefe von 80 Metern gefunden worden sein. — Das Landgericht zu Leipzig beschäftigte sich vorgestern mit der von dem Strafminiwum erheblich abweichenden Ahndung eines Duells, das zwischen den Studenten L. aus Schweinfurt und K. aus Haardorf am 23. Februar d. I. in einer Wohnung der dasigen Emilienstraße mit krummen Säbeln ausgefochten worden war und bei welchem L. einen Säbelhieb über die Stirn erhielt. Der Grund des Duells vermochte, da die beiden Duellanten jede Auskunft darüber in der Verhandlung des Königl. Landgerichts verweigerten, nicht festgestellt zu werden; man mutmaßt nur, dag irgeud welche Beleidigung eines Corps vorgelegen hat. Jeder der Angeklagten wurde zu 8 Monaten FAungshaft verurteilt. — Leipzig, 27. Juni. Neuerdings ist von hervorragender Seite der Vorschlag gemacht worden, daß die neben der neuhergestellteu Thomaskirche be findliche alle Thomachchule, zum Andenken an den großen Tonsetzer und Thomaskantor Johann Sebastian Bach in ein Bachhaus umgewandelt werde. Der Vor schlag begegnet ebenfalls vielen Sympathien, nur müßte das Haus ein gefälligeres Aussehen erhalten. — In der Lößnitz werden bereits Kartoffeln ge erntet. An Güte lassen sie nichts zu wünschen übrig, denn sie sind äußerst mehlrcich und groß. Ebenso dürfte in nächster Zeit die Getreideernte beginnen, da das Getreide stellenweise schon schnittreif ist. — Oberseiffeubach i. Erzgeb., 24. Juni. Gestern verletzte hier ein Blitzstrahl die Familie Kaden. Während des Gewitters trug der Mann sein Kind auf den Arinen, dasselbe wurde aber bei dem nieder gehenden Blitzstrahl von ihm weggerissen und in die ! Stube geschleudert, wobei es am Kopfe bedeutende 1 Verletzungen davontrug. Das Elternpaar wurde be- j täubt in der Wohnstube aufgefunden. Außerdem hat der Mann größere Brandwunden auf der Brusi. Das Geschrei des Kindes lockte Vorübergehende herbei, die erst dadurch auf die durch den Blitz verursachte Lage der Familie aufmerksam gemacht wurden. Aerzt- liche Hilfe brachte die Eheleute alsbald zur Besinnung, diese und das Kind sind nunmehr außer Lebensgefahr. — Hainichen, 25. Jnni. Am 14. und 15. Juli wird in unsrer Stadt das zweite mittelsächsische Gaubundesschießen in Verbindung mit dem 172. Königs- und Reiterschießen der hiesigen privilegierten Schützengesellschaft abgehalten werden. Dem Ver nehmen nach sind von auswärts zahlreiche Anmel dungen zur Teilnahme eingegangen, so daß eine rege Beteiligung der zum Gauverbande gehörigen Stützen- gesellschaften zu erwarten steht. Die Ausschüsse haben ihre Thätigkeit bereits begonnen, und es darf angenommen werden, daß das Schießen, welches sich hier zu einem Volksfest gestaltet, einen sämtliche Teilnehmer befriedigenden Verlauf nimnit. — Man sagt immer, die „Handwerksburschen" seien fast ganz verschwunden. Nach der Meldung aus Meißen, daß sich an einem der letzten Tage im dortigen Rathause zur Empfangnahme des Stadtge schenkes nicht weniger als 72 Mann gemeldet haben, scheint das nicht der Fall zu sein. — Riesa. Der letzte Sonnabend war für einen Teil der Gemeinde Lichtensee ein Geldtag, denn der Militälfiskns zahlte über 118 000 M. für gekauftes Land zur Vergrößerung des Schießplatzes bei Zeit hain. — Zittau, 26. Juni. Das kommt davon, wenn Festberichte vor Eintritt des Ereignisses ge schrieben werden. Das „Brl. Tgbl." berichtet aus führlich über den Festwagen Zittaus. Die Beschrei bung ist eingehend. Der Pruukwagsn mit den na turgetreu dargestellten Ruinen des Oybin hat dem Berichterstatter offenbar imponiert. Schade, daß Zittau überhaupt keinen Wagen gestellt hat, wenn das früher auch geplant war. 8 Delitzsch, 25. Juni. Am Sonnabend wurde in das hiesige Gefängnis die 14stsjährige Diepstmagd Ottilie Häder aus Peterwitz eingeliefert. Dieselbe hatte dadurch, daß sie einem Jahr alten Kinde, welches ihrer Wartung anvertraut war, weiße Oel- farbe sowie Nadeln eiugegeben hatte, den Tod des selben herbeiführen wollen, um dann deü ihr lästigen Dienst verlassen zu können. Das Kind erkrankte schwer, dach sind die Nadeln auf natürlichem Wege zum Glück abgegangen. 8 Torgau, 27. Juni. Laut einem heute bei der Parole verkündeten kaiserl. Befehl werden die Rayon gesetze für Torgau aufgehoben, welches somit aufhört, eine Festung zu sein. Z Weimar, 25. Juni. Ein aus der Reife nach Elgersburg begriffene Herr, welcher in Begleitung seiner Gattin den heutigen Vormittagsschnellzug nach Frankfurt benutzte, ist beim Passieren des Bahnhofes Vieselbach, der nächsten Station von hier nach Erfurt zu, von der Plattform des Waggons herabgestürzt und sofort tot" geblieben. Der Verunglückte ist aber nicht, wie die „Gothaer Zeitung" meldet, ein Zimmer meister aus Weimar, sondern, wie hier erzählt wird, ein Baumeister aus Landsberg a. d. Warthe. — Ein anderes Unglück mit tätlichem Ausgang ereignete sich gestern abend in einem Steinbruche der der Gemeinde Oberweimar, eine halbe Stunde von hier, gehört. Der daselbst allein beschäftigte Arbeiter wurde von nieder gehendem Gestein verschüttet und getötet. Heute vor- mitag begab sich der Staatsanwalt mit Sachverständi gen rc. nach der Unglücksstellc. Fehlerhaftes Abböschen l der Wände des Steinbruchs scheint die Ursache der Absturzes der Wassen gewesen zu Kein. l Z Berlin, 27. Jnnü Di- „Pust" buchtet: Der Aviso „Greif", welcher Se. Waj den Kaiser qlS Depeschenschiff begleiten soll, ist gestern vyn WiMms- haven in Kiel eingetryffen. — So viel bisher bekannt, trifft Se. Maj. der Kaiser am 1. Juli, morgens 8 Uhr, in Kiel ein, begiebt sich um 11 Uhr an Bord der „Hohenzollern", um der Segelregatta des Marine- regattavereins beizuwohnen und tritt nachmittags 5 Uhr auf der „Hohenzollern" die Reise nach Norwegen an. 8 Gegenüber der stets erneuten Nachricht von einer bevorstehenden Reichstagswahl im nächsten Herbst kann verbürgt gemeldet werden, daß die Re gierung daran nicht denkt. 8 D 0 rtmund , 25. Juni. Die Knickerei, die sich darin kundgiebt, bei Bezahlung von Rech nungen durch Postanweisungen 20 Pf. Porto abzu ziehen, ist einem hiesigen Geschäftsmann teuer geworden. Er hatte auch 20 Pf. abgezogen, der Empfänger forderte aber den ihm zukommenden Be trag von 3,30 Mk. voll; es kam zur Klage, und nun hat der Beklagte 19,60 Mk. Kosten zu zahlen. 8 Sigmaringen, 26. Juni. Heute fuhr der Kaiserliche Extrazug in den Bahnhof ein. Die Stadt und das Schloß sind festlich beleuchtet. Unter Kanonendonner und Glockengeläute fuhr das Kaiser- Paar auf das großartig beleuchtete Schloß, vom Publikum enthusiastisch begrüßt. 8 Si gmaring eii, 27. Juni. Heute vormittag 11 Uhr fand die Civiltrauuug des Erbprinzen Wilhelm von Hohenzollern mit der Prinzessin Maria Theresia von Bourbon durch den HauSminister v. Wedell in Gegenwart Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin im Schlosse statt. Bei dem feierlichen Zuge des Brautpaares nach der Kirche führte der Fürst von Hohenzollern die Kaiserin, es folgten der Kaiser mit der Königin Von Sachsen und der Mutier der hohen Braut, Prinzessin von Bourbon, alsdann der König von Neapel mit der Fürstin-Mutter und der Fürstin Antonie, der König von Rumänien und der Graf Caserta geleiteten d e Königin von Rumäniev, der Graf von Flandern und der Prinz Georg von Sachsen führten die Erbgroßherzogin von Baden; es folgten sodann der Prinz August von Sachsen mit der Gräsiii. von Flandern und der Prinzessin Mathilde von Sachsen, der Erbgroßherzog von Baden mit der Prinzessin Amalie von Bayern und der Prinzessin Henriette von Belgien, Prinz Ferdinand von Rumä nien und Balduin von Belgien mit der Prinzessin Friedrich von Hohenzollern, Fürst von Thurn und Taxis und der P-inz Friedrich von Hohenzollern mit der Prinzessin Josephine von Belgien. Der Bene diktiner Erzabt Wolter empfing mit der Geistlichkeit den Zug am Portal der Kirche. Hierauf begann die feierliche Messe mit der kirchlichen Trauung. Nach derselben kehrten die Majestäten mit allen Hochzeits gästen nach dem Schlosse zurück, woselbst die Gratu lationscour stattfand. Um 14Z Uhr vereinigten sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften im Waffen saal zum Galafrühstück. 8 Nicolai, 24. Ium. Bei einem hier wütenden Sturme entwickelte sich eine Windhose, welche dem Ackerbürger Konietzny beträchtlichen Schaden angerichtet hat. Hauptsächlich ist eine größere Bohnenpflanzung von der Naturerscheinung mitgenommen worden. Die Bohneststangen wurden bis auf etwa 400 Meter weit vom Winde fortge führt. Auch die Dächer der Wirtschaftsgebäude sind beschädigt worden. Während des Vorganges war ein mächtiges Rauschen hörbar, und hatte es Dunkel! Erzählung von Friedrich Friedrich. Z ... (Nachdruck vsevoten.) (Fortsetzung.) Sein Urteil war meist treffend, aber zugleich scharf uud satyrisch. Er besaß deshalb nicht viele Freunde in der Stadt. Zu den wenigen, uiit denen er näher befreundet war, hatte auch der Steuerrat gehört. Die Bekanntschaft war zuerst durch Paula und Marie angeknüpft und hatte zu der Ftzeundschaft der Väter geführt. Braun hatte den Freund stets in Schutz genommen, wenn andere hart über ihn urteilten. Ihm waren des Doktors Eigentümlichkeiten nicht entgangen; allein er wußte, daß jeder scharf ausge prägte Charakter solche Eigentümlichkeiten besitzt. Sie hatten ihn nicht abgestoßen. Prell behandelte Paula mit der größten Zuvor kommenheit, mit einer Aufmerksamkeit, welche außer ihr kein anderes Interesse zu haben schien. Jeden ihrer Wünsche suchte er zu erfüllen. Es that ihr wohl. Der Tod ihres Vaters hatte in ihrem Herzen eine Leere, ein Gefühl des Verlassenseins hervorge rufen; dies schwand mehr und mehr durch die Liebe, welche ihr in diesem Hause zu teil wurde. Wohl hatte sie früher gegen Prell, gegendessen ernstes und oft kaltes Wesen, gegen die Strenge seines Urteils und die unerbittliche Consequenz seines Charakters eine Scheu empfunden, mehr und mehr verlor sich jetzt dieselbe, denn er handelte ja wie ein Vater an ihr. Mit jedem Tage fühlte sie sich heimischer in seinem Hause. Matte ersetzte ihr vollkommen eine Schwester, denn ihr Charakter war weich, uachgebend und anschließend. Einem aufmerksamen Beobachter konnte es nicht entgehen, daß mit Prell eine Veränderung vorge gangen war. Häufiger als früher nahm er jetzt an Gesellschaften teil oder fuhr mit beiden spazieren. Hatte er früher meist allein auf seinem Zimmer gesessen, so hatte er seit Paula's Anwesenheit ein innigeres Zusammenleben in seinem Hause eingeführt. Abends saß er bei den beiden Mädchen, und war er auch meist still, so folgte er doch ihren Plaudereien, und ein Lächeln zog über sein Gesicht hin, wenn sie mit einander scherzten. Marie hatte sich anfangs glücklich geschätzt, daß ihre Jugendfreundin zu ihr W Haus gekommen war, daß sie immer mit ihr zusammen sein konnte. Ihr Leben war bis dahin ein einfaches gewesen, sie hatte sich verlassen gefühlt in den weiten Räumen des großen Hauses, denn ihr Vater sprach oft Tage lang kein Wort mit ihr und ihr Umgang war ein sehr beschränkter gewesen. Sie hing mit ganzem Herzen an Paula uud dennoch sehnte sie jetzt oft die früheren Zeiten zurück. Sie empfand- wie ihr Vater seine Liebe mehr und mehr Paula znwandte, wie sein Gesicht sich auf heiterte in ihrer Gegenwart, wie sein Blick jeder ihrer Bewegungen folgte. Ein Gefühl der Eifersucht bemächtigte sich ihrer. Sie konnte Paula nicht anklagen, denn sie trug keine Schuld, aber ebenso wenig war sie im stände, das Gefühl der Eifersucht zu verscheuchen und zu beherrschen. Immer mächtiger wuchs es in ihr heran. Sie hatte ihre Mutter früh verloren, ihr Herz war unit seiner ganzen Kindes liebe auf ihren Vater angewiesen. Sie war oft verstimmt, Schwermut bemächtigte sich ihrer — ihr Vater schien es nicht zu bemerken, und doch entging ihm der leiseste Schatten nicht, der sich auf Paula's Gesicht zeigte. Für sie schien er nur Augen zu haben. Mit aller Strenge verschloß sie diese Empfin dungen gegen Paula; um so mächtiger brachen sie aber hervor, wenn sie allein war. Es gewährte ihr Linderung, wenn sie dann ihrem Schmerze freien Lauf lasten konnte. 4 - Mehr als früher ging sie deshalb in dem weiten Park spazieren, um an irgend -einem stillen Orte unbeläuscht und ungestört sich ihren trüben Empfindungen hiugeben zu können. Wieder saß sw eines Tages allein im Park unter einer weitschattenden Linde. Ihr Vater war nicht daheim, und auch Paula war in die Stadt zum Besuche einer Freundin gegangen. Heftiger denn je machte sich das Gefühl bei ihr geltend, daß Paula ihr die Liebe des Vaters entzogen habe. Sie weinte. Sie fühlte sich unglücklich, dies Gefühl des Unglücks ruhte schwer, drückend auf ihr und gleich wohl sah sie kein Mittel, um es abzuwenden. Da kam ihr Vater mit hastigen Schritten durch den Park. Sein Auge blickte suchend umher. Er sah sie und trat zu ihr. „Wo ist Paula?" fragte er, und wieder schweifte sein Blick forschend umher, ohne daß er ihre verweinten Augen bemerkte. Sie war aufgestanden und stand vor ihm, ohne daß sie den Blick zu ihm aufzurichten wagte. Wie