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kein. IO!««»« -Musik.) >« 25 I Landmann. n avid Neef !UIIiwI iisS^SlSASN 15—20 LUnutsn anck äis Vorsiulas liede uml ^utsin . 0.10, 0.50. . 0,50. -sbstsn, sisll bsim in, Ou'i-iclor. üt Kammern unä snsu Hauss sotort Hauss Aswädrt, (llli. 325 85b. stein. t im Ratskeller »INNN en. n Lehrlingen. kretschmar. eisten Hlrsch, nau. rtag von nachm. usik, t Ed. Tetzner« itz. lag ladet zur ttsik ^arl Winter. , NUs-orf. eiertag von nachm. n«k ttrrkl, W. Lehmann» ilMWitztt. tag Ballinustk, t Lmmsilivll. rmaiin ibolitL r. 5 t s. Uiolltsostsin. 1889. ung. llnwetter vom 20. ten Bewohner des lhales haben uns ,'lt: 1 M. 50 Pf. 8 Äk. 5o' Pf. .-42^,..— - 50 M. 50"Pf. ^hmen wir gern -Expeditio.u eister." Lichleilsttln-Lallnbergkr Tageblalk. Beilage zu Nr. 133. Sonntag, den 9. Juni 1889. Tagesgeschichte. ** Die ausführlichen Berichte, welche allmählich über das durch die Wasserfluten in Pennsylvmüen augerichtete Zerstörungswerk gehen, entrollen ein immer grausigeres Bild. Das Conemaugh-Thal liegt in dem Alleghauy-Gcbirge, ist ungefähr 18 englische Meilen lang, aber nur wenige hundert Meter breit und auf beiden Seiten von abschüssigen Hügeln be grenzt. Zwei Bäche, die es durchschneiden, vereinigen sich am niedriger gelegenen Teile des Thales zu dem nicht tiefen, aber rasch fließenden Couemaugh-Flusse. Oberhalb des Thales, mitten in der Hügelkette, befand sich das in den bisherigen Drahtberichlen bereits erwähnte Wasserbecken, durch dessen Bersten das ganze Thal der Vernichtung überliefert wurde. Schwere Regengüsse, die 48 Stunden angehalten, hatten alle Zuflüsse, die sich ans den Bergen in das Becken ergossen, anschwellen lassen; der Damm, der das Becken umgab, vermochte diesen riesigen Wassermassen nicht mehr Stand zu halten nnd die Finten ergossen sich über die acht Ortschaften, die sich längs des Dammes hiuziehen und von denen Iohnstown mit 25000 Einwohnern die größte war. Sie haben heute aufgehört zu sein. Was das Ereignis in noch düsterem Lichte erscheinen läßt, ist, daß menschliches Verschulden nicht ohne Anteil daran zn sein scheint. Der New- Iorker Korrespondent der „Daily News" berichtet, daß schon seit mehr als Jahresfrist Befürchtungen einer drohenden Gefahr laut geworden waren. Der Grund des Dammes wurde im letzten Frühjahr als höchst unsicher bezeichnet und von Zeit zu Zeit brach an einzelnen Stellen da« Wasser hindurch. Wohl habende Leute sind plötzlich bettelarm geworden, viele wurden wahnsinnig oder verübten Selbstmord. Der angerichtete Schaden ist ungeheuer groß. Die „Cambria Jron Company" allein erleidet einen Verlust von zwei Millionen Dollars. Die pennsylvanische Eisen bahn schätzt ihren Verlust auf 10 Millionen Dollars. Die Erie-Eisenbahn hat ebenfalls stark gelitten. Des Weiteren wird von verschiedenen Seiten gemeldet: Die Tischler im ganzen Osten der Union können nicht so schnell Särge anscrtigen, wie sie bestellt werden. Einige Tausend werden täglich gebraucht, es kommt diese grausige Last ununterbrochen in Extrazügen an. Die meisten Leichen, welche an die Ufer gespült werden, oder auf den Wiesen liegen bleiben, nachdem das Wasser zurückgetreten, sind völlig nackt. Die Strö mung war eine so gewaltige, daß sie den Opfern die Kleider vom Leibe riß. So wird gemeldet, daß man 20 Meilen unterhalb Pittsburgs, 100 englische Meilen von Johnstown auf einem Balken eine noch lebende Frau fand, die völlig unbekleidet diese fürchterliche Fahrt gemacht hatte. Die ungeheuren Gebäude der Cambria Jron Company, welche 7000 Personen be schäftigte, verschwanden, wie dje übrigen Häuser der Stadt. Die hohen Schornsteine blieben einige Minuten stehen, allein dann stürzten auch sie zusammen. Als die riesige Wasserwoge die Brücke mit furchtbarem Getöse erreichte, hielt diese — unglücklicherweise — dem Anprall stand, denn es bildete sich nun aus den Trümmern der fortgcschwemmten Städte und Dörfer ein 60 Fnß hoher und 8000 Fuß breiter Damm, welcher das Wasser zurückhielt, so daß es in JohnS- town 40 Fuß hoch stand. In den Trümmern aber stecken Leichen und fürchterlich Verstümmelte. Noch stand aber schrecklicheres bevor. Wahrscheinlich durch Umstürzen eines Ofens oder einer ähnlichen Ursache fing die Trümmermasse Jener — welches Lebende wie Tote in Asche verwandelte. In die flammende Masse wurden immer neue, hcranschwimmcnde Trümmer mit kreischenden Menschen geschleudert. Die Szene war schrecklich. Ein Beamter der Pennsylvaniabahn, Kayes, beschreibt die Szene folgendermaßen: Mehr als 1500 Menschen wurden zu Tode geröstet und die halb wahnsinnigen Ueberlebenden konnten nicht helfen. Ich glaube nicht, daß die Zahl übertrieben ist, allein Sicherheit giebt es natürlich nicht. Die schwimmende Masse bedeckte beinahe einen halben Acker. Dieselbe stürzte mit furchtbarer Heftigkeit gegen die Brücke. Hunderte von Menschen wurden in die reißende Flut geschleudert und ertranken. Plötzlich schoß eine Flamme in die Höhe und es entstand ein grausiges Geschrei. Die Trümmer, bestehend aus Dächern, Wänden rc., hatten Feuer gefangen und die Flammen umgaben bald die kreischenden Menschen, welche langsam zu Tode geröstet wurden. Vicleder selben stürzten sich in Verzweiflung ins Wasser und ertranken, wurden zerschmettert oder erstickten. Unter den Trümmern sah man Teile von Eisenbahnwagen und Lokomotiven — es waren, wie sich später herans stellte, die Reste zweier Eiseubahnzüge der Pennsyl vaniabahn, welche von den Fluten überrascht worben waren. Dieselben hatten auf einem Seitengeleise gestanden, als die Flut sie ergriff, welcher nichts widerstehen konnte. Es war, als ob mau die Niagara- Fälle in einen neuen und engeren Kanal geleitet hätte. Eine erschütternde Szene spielte sich in der Nähe der Brücke ab, worüber ein Augenzeuge erzählt: Ein schönes Mädchen kam auf einem Dache herangeschwom men, welches in der Nähe des Ufers trieb. Das Mädchen flehte die Zuschauer an, sie zu retten und ein großer brauner Bursche ging so tief ins Wasser als er konnte und rief ihr zu, mit einem Brette nach dem Ufer zuzusteuern. Sie suchte diesem Rate nach zukommen und wirklich schien das gebrechliche Dach, auf welchem sie stand, den Kurs zu ändern. Da ging es unter ihr entzwei und das Mädchen versuchte nach dem Ufer zu schwimmen, aber in wenigen Augenblicken war es in den wirbelnden Gewässern verloren. Das Mädchen mutzte einen Schlag erhalten haben, denn es lag Plötzlich blaß nnd ruhig auf dem Rücken. Männer nnd Frauen zu Dutzenden, paarweise und einzeln, große und kleine Knaben, Säuglinge, alles in furcht barer Konfusion, ertrinkend, verzweifelt kämpfend ums Leben. Zwei Männer ans einem dünnen Flosse schossen in den wildesten Teil des Stromes nnd blickten kauernd nach den Ufern. Zwischen ihnen kniete ein weiß ge kleidetes Mädchen von 6 oder 7 Jahren, die Blicke nach dem Himmel gerichtet. Sie fasten wie gelähmt, als sic in die Nähe der Beobachter kam. Tann richtete sie ihr Gesicht nach denselben. Sie war so nahe, daß man ihre Thränen ans den Backen sehen konnte. Die Männer am Ufer riefen ihr zu, den Mut nicht sinken zu lassen und sie nahm wieder die betende Stellung ein. Gleich darauf verschwand sie im Wasser. „Sehen Sie dort de» Baumzweig", rief einer der Zuschauer, „an dieser Stelle haben wir eine Menge Kinder unlergehen sehen. Ich glaube, man wird später dort Hunderte von Leichen im Gebüsch finden." Eine Mutter wollte nicht ge rettet sein, weil sie ihre beiden Kinder nicht verlassen wollte. In den brennenden Trümmern baten Leute um Messer, damit sie ihre eingezwängten Gliedmaßen abschueiden könnten nnd wirklich sollen sich einige auf diese Weise gerettet haben. In einer katholischen Kirche, in welche sich die Menschen geflüchtet hatten, weil sie sich in dem soliden Bau sicher glaubten, brach Feuer aus und alle, die nicht in's Wasser sprangen, verbrannten. Ein5Monatc alter Knabe wurde aus seiner Wiege gerettet und zwar auf dem Alleghany-Flusse — 140 Km. von Iohnstown entfernt. Einige der reichsten und her vorragendsten Bürger der Stadt sind samt ihren Familien ertrunken: so der Vicepräsiden' der Cambria- Wcrke, James Mc. Millau, der Kassierer der National bank Howard Roberts nnd der Bautier John Dibert. Acht Zehntel der gefundenen Leichen sind diejenigen von Frauen und Kindern, was dadurch erklärt wird, daß die Männer in Masse in den Fabriken umkamen. Inzwischen sind pennsylvanische Miliztruppen nach dem UeberschwemmungSgebiet gesendet worden und die Ordnung wird einigermaßen durch sie aufrecht erhalten. Kleider und Nahrungsmittel kommen von allen Rich tungen her in genügender Menge au. In den großen Städten des Ostens haben sich Hilfskomitees gebildet. Einige Wochen werden vergehen, bis die Eisenbahn wieder fahrbar und eine ausreichende telegraphische Verbindung hergestellt ist. Er ist w i e der da. Eine Pfülgstgeschichte von Hugo von Nittberg. Pfingsten ist da, das Fest der Freude und des Jubels. Die Natur ist wieder aus ihrem Schlafe erwacht; es knospet und es sprießet überall. Pfingsten ist auf das Neue gekommen, nicht in Wasserfluten, sondern im Sonnenglanze der aufstrebenden Natur. Mit welchen Hoffnungen sieht der Landmann seine Saaten keimen, sieht er die blühenden Obstbäume. Da drängt sich alles in das Freie hinaus. Pfingsten ist da, aber im Hause des reichen Kommerzienrates Kuno Wellersberg will der Jubel nicht einziehen. Zwar ist es auch herrlich geschmückt, aber ein düsterer Geist scheint dort seine Wohnung aufgeschlagen zu haben. Finster schreitet der Besitzer selbst durch die weiten Räume, hier noch anordnend, um die letzte Hand anzulegen. Wie anders das Haus, wie anders der Kommerzienrat. Zu Ostern, dem Tage der Auferstehung, hat er vor fünf Jahren sein jüngstes und letztes Kind in den schwarzen Sarg gelegt; seitdem hat man ihn nicht heiter mehr gesehen. Ihn scheint nichts mehr zn freuen, die Erde verschlang ja seine Tochter, die er heiß geliebt, wie sie fünf Jahre vorher die Gattin ihm barg, die Gattin, um die er den Sohn verstoßen, den Sohn, welcher sich gegen die Stiefmutter wehrte. Es war zu Pfingsten gewesen, ein Pfingsten wie heut. Der Sohn, der sich verlobt hatte, war drei und zwanzig Jahre geworden, ein rüstiger Arbeiter im Geschäft. Hmt dachte er seine Brant zum ersten Male in das Vaterhaus zu bringen, da überraschte ihn der Vater, indem er ihm seine Wirt schafterin als zukünftige Mutter vorstellte. Es fand eine heftige Scene zwischen den beiden statt, und Wellersberg endete sie mit Verstoßung seines einzigen Sohnes. Waldemar verließ im Unwillen das Haus seiner Geburt, um sich in der Ferne eine Heimat zu gründe». Lydia, seine Verlobte, begleitete ihn als sein Weib. Mehr wußte der Alte von seinem Sohne nicht. — Einige Wochen später hatte er selbst geheiratet. Die zweite Ehe Wellersbergs schien sehr glücklich zu sein. Die frühere Wirtschafterin trug ihn auf Händen; aber so viel jünger sie war, sechs Jahre später bestattete sie der Mann. Sie hinterließ ihm eine Tochter, die er sein alles nannte. Da trat nach fünf Jahren der Tod Plötzlich hinzu und raubte sie ihm. Sein graues Haar wurde dadurch weiß, und der finstere Geist entfaltete seine Schwingen über ihm. In den letzten Jahren war er mit einem Kauf mann, Mr. W. Waller aus New-Bork in Verbindung getreten. Derselbe hatte sich zu Pfingsten anmelden lassen, und derKommerzieuraterwartete ihn ohneFreude. „Er wird einen alten abgelegten Mann vvr- findcm", sagte Wellersberg, und Philipp, der alte Bediente nickte mit dem Haupte, als wollte er dem Kommerzienrate bestätigen, daß er recht habe, wenn er sich i lt und abgelebt nannte. Dem Herrn W. Waller zur Ehre war eine große Gesellschaft eingeladeu und der Kommerzienrat ging durch die Säle und Salons, um noch einmal üachzuschauen, wie sich alles machte. Er seufzte leise, wen« er irgend einen Gegenstand bemerkte, der ihn an seine beiden Toten erinnerte. Jetzt fuhr der erste Wagen vor, ein zweiter folgte auf dem Fuße, und bald füllten sich die Räume des glänzenden Hauses. „Mr. Waller!" meldete nun der Bediente. Wellersberg erhob sich und ging dem Millionär entgegen. „Seien Sie mir gegrüßt!" erwiderte der Kommerzienrat und führte den Gast der Gesellschaft zu. Der Fremde war, wie es schien, ein Mann von vierzig Jahren, vollbärtig und braun. Rasch trat er herein und sein Blick überflog die Versammlung. Der Kommerzienrat kam ihm entgegen. „Ich freue mich, Sie begrüßen zu können", sagte er, dann schaute er finster darein. „Was ist Ihnen?" fragte Mr. Waller und er bot dem Kommerzienrat, der schwankt, seinen Arm. „Es ist nicht möglich", sagte der Greis: „Ich besaß einen Sohn, der in die Fremde ging und der —; aber ich habe mich geirrt, nnd Mr. Waller möge mir verzeihen, daß die Erinnerung an den Sohn mich so mächtig ergriff. Es war mir, als ob mich Waldemar anschaute. Thorheit!" Er blickte ihm aber doch in die Augen. „Und Sie haben nie wieder von Ihrem Sohne etwas vernommen?" fragte der Amerikaner. Leise zitterte seine Stimme. „Nein nein! Aber es ist keine Täuschung! Du bist Waldemar. Er ist wieder da." Der Vater hielt seinen Sohn umfangen, und dec Sohn weinte an dem Herzen des Vaters. Die Gäste waren tief bewegt. Fünfzehn Jahre war er fern gewesen, fünfzehn Jahre hatte er in Amerika gelebt. Da duldete es ihn nicht länger mehr dort. Er war mit Frau und Tochter in die Heimat geeilt nnd hatte seinen Vater noch einmal sehen wollen. Schon in Hamburg hatte er vernommen, was dem Greise begegnet sei, daß er einsam in der Welt stehe. Er hatte geglaubt, sich beherrschen zu können, uni langsam die Erkennung am zweiten Feiertag einleiten zn können, wo er Wellersberg seinen Gast zu uenueu gedacht; aber der Anblick des Vaters ließ das ganze scheitern. Als das erste Entzücken sich gelegt hatte, gedachte Waldemar seines Weibes und seiner Tochter. Philipp mußte zu dem Hotel und sie herbeiholen, daß auch sie den Vater umhalsen möchten. Zitteind vor Freude sinn Plilipp in dem Gasthofe an. „Und wie ist alles gekommen?" fragte die junge Fran, und die Tochter drängte sich an sie heran. „Er ist wieder da", weinte Philipp und ver mochte nichts weiter herauszubrmgen, denn die Thränen erstickten seine Stimme. „Ec ist wieder da." Auch in dem Hause des Kommerzienrates brachte er nichts hervor als die Worte: „Er ist wieder da." Er war wieder da mit Frau und Kind, er, der an einem Pfingsten fortgegangcn war, er kehrte an einem Pfingsten zurück und der alte Wellersberg wollte ihn nun nicht mehr von seiner Seite lassen. Zwar färbten sich nicht mehr die weißen Haare, aber der Schnee war gewichen von seinem Haupte, der dort schwer lastete. Der Winter war dahin und in den Augen seiner Enkelin blühte ihm ein neuer Frühling auf. Der finstere Geist war gewichen, der heilige Geist der Pfingsten hatte sich herabgesenkt.