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die Wurzel aller Kraft. Daher ist das Pfingstfest uns ein ebenso wichtiges und notwendiges Fest wie Weihnachten und Ostern, sehen wir in ihm ein ebenso unentbehrliches Fundament der Kirche. Der Geist ist es, der lebendig macht! Wirsehen sein Wehen draußen versinnbildlicht in der herrlichen Gotteewelt, wir sollen ihn spüren in der eigenen Brust. Zu Erhabenem und Edlem soll er uus ermuntern, zu Werken der Bruder- und Nächstenliebe. Gottlob, daß auch in unserer Zeit dieser Geist noch immer reiche Blüten treibt, daß trotz aller Selbstsucht in der Welt, trotz allen Kaltsinns, doch immer wieder und wieder Thaten geschehen der Hochherzigkeit und Selbstlosigkeit und edelsten Selbstaufopferung. Wenn wir lesen, daß ein frommer Priester auf den Sandwichsinseln sich dem Dienste der Aussätzigen widmet, jener Elendesten unter allen Elenden, und selbst ergriffen von der schrecklichen Krankheit fortfährt in seinem Bebeswerke, sehen wir da nicht das Walten des Geistes, der diesen lebenden Märtyrer beseelt zu solcher Grvßthat! Das ist nur ein Beispiel, es sind ihrer aber Tausende die im besten Sinne des Wortes das Kreuz auf sich nehmen und am Pfingstwcrke arbeiten im Heimatland und in fernen Weltteilen, die der christlichen Charitas Siege erfechten und Triumphe erringen. Und daß diese Flamme erhabener Menschlichkeit nie erlischt, das ist ein Werk des Pfingstgeistes, ihm eine Heimstätte in unsern Herzen zn bereiten, unsere Pfingfiaufgabe! Lagesgeschichte. — Vom 16.-18. Jnni findet der deutsche Schlvssertag in Berlin statt, zu welchem eine zahl reiche Beteiligung gesichert ist. Mit demselben ist eine Fach-Ausstellung des Schiossergewsrbes verbunden. — Einige Damen in Utrecht haben sich an alle Wohlhabenden, welche in diesem Sommer eine Er- holungs- oder Badereise zu machen gedenken, mit der Bitte gewandt, daß jede Familie, ehe sie die Reise antritt, einen Gulden opfert, um mit der auf diese Weise zusammengebrachten Summe einem kränk lichen Menschen ebenfalls den Aufenthalt in einem Bade oder an einem Erholungsplatze zu ermöglichen. Der Aufruf hat bereits den gewünschten Erfolg ge habt. Nachahmenswert! — An dem am 19. Juni, ani Schlnßtage des Wettiner Jubiläumsfestes, in Dresden stattfindenden kostümierten historischen Huldigungszuge werden im ganzen 12000 Mann, darunter etwa 900 Berittene, teilnehmen, außerdem 63 Schauwagen, unter denen sich 12spännige befinden, und zahlreiche Musikchöre. Die Länge des Zuges wird 5000 Meter, die der Festzugslinie, d. h. deren betreffenden Straßenfluchten, 4500 Meter betragen. —* In Heinrichsort ist bei Herrn Gasthofs- bes. Louis Tröger eine Sammelstelle zur Nicderle- gung von Liebesgaben für die Wasserbeschädigten errichtet. — Glauchau, 7. Juni. Auch unser Neichstags- abgeordnetcr Hr. K. Leuschner hier hat für dieWasser- kalamitosen im Pleißen- und Muldenthal den ansehn lichen Betrag von 1500 Mark gespendet. — Zwick an, 7. Juni. Bei dem letzten schweren Gewitter war ein auffallendes Tiefgehen der Wolken und Ueberschlagen der Blitze von Wolke zn Wolke bemerkbar. Als Ursache der diesjährigen schweren Gewitter wird die im Frühjahre durch Ein tritt zu hoher und anhaltender Wärme erfolgte zu jähe Verdunstung der großen Niederschläge bezeichnet. — Reichenbach i. V., 7. Juni. Nachdem ans höhere Anordnung die Brandstelle und Umge bung von der Feuerwehr und Polizei bis früh 6 Uhr bewacht, ist auch eine Stunde später der übrig gebliebene Teil der Bachgasse durch Feuer vernichtet worden. — Annaberg. Ein Annabcrger, welcher sich seit 12 Jahren in dem in portugiesischem Besitz befind lichen ostafrikanischen Landstrich Mozambique aufhält, hat dieser Tage eine ebenso kostbare, als seltene Sendung hierher gelangen lassen. Kaufmann Brühheim hat nämlich seinem Großvater, Wilhelm Siegel, als An gebinde zu dessen achtzigstem Geburtstage einen 1 ra 90 am langen und 51 Pfund schweren Elefanten zahn, der etwa einen Wert von 500 bis 600 Mark repräsentiert, übersandt, während andere Familienmit glieder kleinere Elefantenzähne von 14 und 14sts Pfund Gewicht erhielten. — Der Mörder des Gastwirtes Fleischer in Dornreichenbach ist bis jetzt noch nicht ermittelt. Das Verbrechen geschah am 8. Mai, sodaß also bereits 4 Wochen darüber verflossen sind und noch immer wandelt der Mörder frei herum. In Düben ist dieser Tage ein Mann gefänglich eingezogen worden unter dem Verdachte, den Mord ausgeführt zu haben. Der Mann soll früher in Falkenhain, sis Stunde vom Thatorte Dornreichenbach gewohnt haben, mit den Oertlichkeiten des Fleischer'schen Gasthofes und Fleischers Gewohnheiten vertraut sein. Eine Uhr, die der Mann in Düben verkaufen wollte, hat zu seiner Verhaftung geführt. Diese Uhr soll identisch mit der sein, dw damals nach der Blutthat mit geraubt worden ist. Die Personenbeschreibung! soll auf den in Haft genommenen Mann stimmen. Der Verhaftete ist gelernter Fleischer. — Lausigk. Am 5. Juni abends kam von Norden her ein Schloßeuwetter, dem ein mehrere Minuten anhaltender Hagelschlag voranging. Hier und da hatten die Hagelstücke die Größe von Hühnereiern. Der durch das Unwetter angerichtete Feldschaden ist nicht so erheblich, dagegen aber hat das Unwetter den Fensterscheiben arg mitgespielt. — Ein bedauerlicher Unglücksfall ist in Kleinzschocher vorgekommen. Ein 4jährigeS Kind, das mit Ballwerfen beschäftigt war, hatte den Ball unter das Rad eines stillstehenden Wagens geworfen und wollte ihn wieder aufheben. In demselben Augenblicke zogen die Pferde an, der Wagen riß das Kind um und ging über den Kopf desselben hinweg, sodaß augenblicklich der Tod eintrat. 8 Aus Nordhausen wird über ein schweres, Von Hagelschlag begleitetes Gewitter mitgeteilt: Beim Nachbardorfe Sundhausen wollten gegen 50 Kinder uus Nordhausen, welche Rüben verzogen hatten, vor dem herannahenden Gewitter heimwärts eilen. Die 10jährige Volksschüleriu Ernestine Müller, welche eben noch beim Rollen des Donners gerufen hatte: „Alle Neune" und etwas seitwärts von den anderen Kindern ging, wurde von einem niederznckenden Blitz strahl getroffen und sofort getötet. Der Blitz war ihr durch Kopf und Hals gefahren, wie die vorhan denen Wunden zeigten. Beim Herniedcrfahren des Blitzes stürzten gegen 20 Kinder und der dieselbe be gleitende Verwalter betäubt zur Erde nieder, erholten sich aber bald wieder, bis auf die 10jährige Volks schülerin Wilhelmine Selle von hier, welche vom Blitze am Fuße beschädigt war und heute noch bett lägerig ist. Der Hagel hatte die Größe von Tauben eiern. ß Der am Rigi abgestürzte Berliner, Namens Otto Hermann, soll, Schweizer Blätter zufolge, irrsinnig gewesen sein, und es lüge kein Unglücksfall, sondern Selbstmord vor. Hermann kam morgens in Vitznau an und bestieg mit einem Freunde einen Zug der Rigibahn, um nach Rigikulm zu fahren. Bei der Station Freibergen sprang er plötzlich mit dem Ausrufe: „Ich muß hinaus, man fährt nns in einen Abgrund!" aus dem Zuge heraus und lief mit großer Schnelligkeit dem Schwertwalde zu. Letzteren erreichte er jedoch nicht, sondern stürzte bei der sogenannten Spenzibachfluh in die Tiefe. Der zerschmetterte Leichnam wurde nachmittags aufge funden. Bei Hermann hatten sich schon seit einiger Zeit Spuren von Irrsinn gezeigt. Z Bremen, 6. Juni. Der Sekonde-Leutuant im 75. Infanterieregiment Schröder-Richter machte gestern morgen durch Erschießen seinem Leben ein Ende. Die Motive sind nicht genau bekannt, doch nimmt man allgemein an, daß mißliche Vermögens- Verhältnisse den befähigten jungen Offizier zn der That gebracht haben. Der Verstorbene besaß eine Braut in Harburg, die ebenfalls ohne Vermögen war, und die Aussichtslosigkeit dieses Verhältnisses soll in ihm den Entschluß, sich das Leben zu nehmen, zur Reife gebracht haben. Noch nm vorhergehenden Tage war Richter von dem kommandierenden General, der sich aus Anlaß einer Inspektion des hier garnisonierenden Bataillons in Bremen anfhielt, wegen seines vorzüg lichen Schießens belobt worden. Am Abend war der Bedauernswerte im Offizierkasino noch einer der lustig sten unter den Kameraden. Am nächsten Morgen fand man ihn in seiner Wohnung in der Kaserne auf einem Stuhl sitzend als Leiche vor. Durch einen Schuß in die Schläfe hatte er seinem Dasein ein Ziel gesetzt. § Karlsruhe, 6. Juni. Die Vermählung der Prinzessin Marie von Baden mit dem Erbprinzen Friedrich von Anhalt findet am 2. Juli hierselbst statt. * * Paris, 7. Juni. Der Staatsgerichtshof ließ gestern anfs neue Haussuchungen bei zwei hervorragen den Anhängern Boulanger's vornehmen; dabei sollen zahlreiche Papiere beschlagnahmt worden sein, welche die Beteiligung Boulanger's an einem Komplott gegen die Sicherheit des Staates seststcllen. * * Christiania, 7. Juni. Der Grönlands fahrer Nansen hat von seinen Landsleuten eine Ehrengabe von zehntausend Kronen erhalten. * * London, 7. Juni. Reuters Bureau meldet aus Berlin; Die nächste Sitzung der Samoakouferenz werde wahrscheinlich am Sounabend stattfinden. Deutschland habe das größte Entgegenkommen gezeigt, und es sei den Amerikanern gelungen, den Samoanern eine unabhängige Regierung unter Malietoa oder, wenn dieser nicht gewühlt werden sollte, unter einem andern eingeborenen König, und für Amerika den Hafen Papo Pago zu sichern. * * Auch in England haben in den letzten Tagen desMaiundanfaugsJuniheftigeRegengüsseundGewitter viel Schaden angerichtet. In Liverpool fiel Hagel, welcher teilweise 2 Zoll dick war. In Dundee ver dunkelte sich der Himmel am Sonnabend während des Gewitters so sehr, daß man Licht anzünden mußte. Bei Tattenhall, 8 Meilen von Chester, ergossen sich infolge starken Regens die Fluten eines hochgelegenen Sees in'S Thal und richteten großen Schaden auf den Feldern an. * * New-2)ork, 7. Juni. Den letzten Nach richten aus Scatle zufolge beträgt der durch die Feuersbrunst an Gebäuden angerichtete Schaden 10 Millionen Dollars; der anderweitige Schaden wird ebenfalls auf 10 Millionen Dollars geschätzt. EL wird befürchtet, daß viele Personen umgekommen sind. Die Entstehung der Feuersbrunst wird einer Entzün dung von Terpentin zugeschrieben. * * New York, 7. Juni. Ter für die Ueber- schwemmten gesammelte Hilfsfonds beläuft sich bereits auf zehn Millionen Mark. Die Zahl der Verun glückten wird leider die höchste Schätzung erreichen. Im Connemaughthal sind bis jetzt von der früheren Bevölkerung von 55,000 nur 22,000 Ueberlebende eruiert worden. Trotz größter Anstrengungen sind noch tausende von Leichen unbeerdigt, und die verpestete Luft ist die Ursache einer bedenklichen Zunahme typhöser Krankheiten; in Johnstown sind die errichteten Hospitäler bereits überfüllt. — Bei der gestrigen Untersuchung über die Ermordung Dr. Cronins vor dem Staatsanwalt in Chicago wurde festgestellt, daß Alexander Sullivan von Patrik Egan 500,000 Francs für die Zwecke der irischen Dynamit- Partei erhalten und diese auf der Börse verspekuliert, hat, ferner daß er Cronins Ermordung geplant hat. Sullivans Verhaftung ward deshalb beschlossen. * * New-Uork. Eine Nichte des Königs Kala- kaua, Prinzessin Kalukani von Hawaii, ist in den Ver einigten Staaten eingetroffen, um sich zum Besuche der Ausstellung uach Paris zu begeben. Wie ameri kanische Blätter berichten, ist die Prinzessin erst 15 Jahre alt, soll eine Schönheit ersten Ranges sein und ein Vermögen besitzen, welches sie zu einer vielum- worbenen Person machen dürfte. Sie ist die Tochter der Schwester Kalakauas, der bildschönen und reichen Prinzessin Likiliki, deren tragisches Lebensende seiner Zeit Aufsehen erregte. Die Prinzessin-Mutter beging vor etwa zwei Jahren Selbstmord. Sie litt an der Auszehrung und wußte, daß sie nicht mehr lange zu leben hatte. Zu der Zeit war der Krater Mauna Aoa auf Upolu in Thätigkeit und die ausströmende Lava verwüstete den schönsten Teil der Insel. Nun besteht in Hawaii eine alte Sage, der zufolge dem Ausbruch des Kraters sofort Einhalt gethan wird, wenn sich eine der Prinzessin des Königlichen Hauses in denselben stürzt. Prinzessin Likiliki, eine Anhän gerin der Uebcrlieferungen ihres Hauses, brachte sich selbst zum Opfer dar, um die unterirdischen feindlichen Gewalten zu versöhnen, und sprang eines schönen Tages in den brodelnden Krater. Das Merkwürdigste an der Geschichte ist, daß von dem Augenblicke an der Krater wirklich aushörte, Lava zu speien. * * Sidney, 7. Juni. Der Dampfer „Lübeck" ist hier emgctrossen; derselbe bringt Nachrichten aus Samoa vom 28. Mai. Nack denselben dauert der Waffenstillstand fort. Mataafa berief seine Anhänger wegen des Gerüchtes zurück, daß deutsche Kriegsschiffe ankämen. Tamascse verblieb im Lager von Ätna. Augenblicklich ist kein Kriegsschiff in Apia; der englische Dampfer „Rapid" ist in Fidji. Aus Britsh-Jndien. In Gandscham starben während der letzten Wochen 1313 Personen an der Cholera. Daselbst rückt auch die Hungersnot immer näher. * * Zanzibar, 7. Juni. Nach Einleitung des Gefechts durch das Geschwader nahm Wißmann Saadaui und Uwindji. Deutscherseits ist ein Mann tot, ein Offizier, ein Unteroffizier und 6 Schwarze sind leicht, der Unteroffizier Wilke und ein Zulu schwer verwundet. Die Verluste des Feindes sind noch unbekannt. — Salzbrunn. Die Frage, welche Mittel gegen eine der lästigsten und zugleich verbreitetsten Krank heiten, die Gicht, anzuwenden seien, hat die Aerzte wohl schon seit Jahrhunderten beschäftigt, ohne daß eine bestimmte Behandlungsmethode bisher die Ober hand gewann. Je nach dem Stande der Wissenschaft entschied man sich für die verschiedensten äußeren sowie inneren Kuren, und erst in der allerneuesten Zeit glaubt man endlich ein durchgreifendes Mittel in der ratio nellen Einführung von Alkalien in den Körper ge funden zu haben. Diese Anschauung gelangte denn auch auf dem im vergangenen Monat in Wiesbaden stattgehabten internationalen Kongreß für innere Me dizin zum Ausdruck: es wurde dort vor allem auf die Nützlichkeit von Kuren mit alkalischen Wässern hingewiesen. Thatsächlich haben sich schon seit längerer Zeit sowohl inländische wie ausländische Mineral-Quellen einen gewissen Ruf als Spezifica gegen die Gicht und verwandte Zustände erworben, unter denen die hiesige Kronen-Ouellc mit in erster Reihe Erwähnung ver dient. Es dürfte daher im allgemeinen Interesse an gebracht sein, auf eine erst vor Kurzem im Verlage von Trübner u. Co., London, erschienene Broschüre über diese noch junge Quelle aufmerksam zu machen, welche uns heute vorliegt. Verfasser derselben ist der auf dem Gebiete der Balneotherapie hervorragende englische Gelehrte Professor Dr. Pross. James zu London, welcher in seinerziemlich umfangreichen, auch in deutscher Uebersetzung ausgegebenen Schrift: „Tfia Tüorapgmios vk Lrononquollo ^Vator" die Wirkungen der Kronenquelle gegen Gicht, Nierenleiden rc. ge wissermaßen aus deren chemischen Analyse heraus wissenschaftlich begründet. Als einen besonderen Vorzug der Kronenquelle vor den meisten anderen, ähnlich zusammengesetzten Wässern bezeichnet Prof. James die Haltbarkeit derselben und die dadurch