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Sperlindnest zerstören. Beim Herabsteigen von der Leiter, fiel der Knabe herab auf steinerne Treppen stufen, so daß er besinnungslos liegen blieb. Der Bedauernswerte wurde sofort in die elterliche Woh nung gebracht und in ärztliche Behandlung gegeben. — Langenbach bei Hartenstein, 30. Mai. Bei dem vorgestern mittag hier und in der Umgegend auf getretenen schweren Gewitter schlug der Blitz in das Wohnhaus des Häuslers Kurz, zündete und tötete eine Kuh. Der Brand wurde alsbald gelöscht. — In Grunau schlug der Blitz in eine Scheune, die einge äschert wurde. — Ueber den Wolkenbruch, der in der Nacht zum Mittwoch in der Umgebung von Weinböhla nieder ging, wird unterm3I.Mai weiter berichtet: Das sonst so kleine Wässerchen, welches in der Burggrafen-Heide entspringt und durch Ober- und Niederau fließt, war nach kurzer Zeit zu einem reißenden Strome geworden, alles mit fvrtreißend, was ihm in den Weg kam. Arg hatte hierdurch die zum Rittergut Oberau gehörige Dampfschneidemühle und der herrliche Park gelitten. In ersterer hatte das Wasser den Hof, Keller und die Stallräume durchflutet und einen Bretwagen mit fortgetrieben. Das ganze Grundstück sah noch gestern wüst aus. Im Park hatte sich das Wasser durch eine starke Gartenmauer denWeg gebahnt, eine überzvllstarke eiserneGarteuthür samt Schwellen herausgerissen und fortgeschlemmt. Am traurigsten hat das Unwetter in der zu Gohlis gehörigen Buschmühle des Herrn Kretzschmar (ober halb Obergau gelegen) gewütet. Der hinter der Mühle gelegene, ziemlich große und ungefähr 5 bis 6 Meter tiefe sog. Buschmühlenteich hatte die andrängenden WZsermassen nicht aufnehmen können und daher hatten die Fluten den mit Thon fun dierten, breiten an der Mühle gelegenen Damm durchbrochen. Mit Mühe und Not hatten die Bewohner sich und das Vieh dadurch retten können, daß sie sich selbst im Wohnhaus unter das Dach flüchteten. Dagegen fielen in Kürze die stattlichen Stall- und Nebengebäude, sowie der Schneide mühlenanbau deu Fluten zum Opfer. Alle diese zum teil massiven Gebäude bilden jetzt einen das Wohnhaus umgebenden Schutthaufen. Auch das Wohnhaus hat es sehr mitgenommen, doch hat" es den Wassermassen Stand gehalten. Baumstämme aus der Schneidemühle und ein Mühlenrad hat das Wasser mit Leichtigkeit fortgerissen bez. zerbrochen. Noch gestern (Himmelfahrt) überflutete das Wasser ein unterhalb der Mühle gelegenes ehemaliges Stück Roggenfeld, von dem man nur an wenigen Halmen noch erkannte, was hier gestanden. — Vom herrlichsten Wetter begünstigt, fand am Himmelfahrtstage unter zahlreicher Beteiligung in Abteilung 24, am Fuße des Hausbergs zwischen Kuhstall und Felsenmühle, der von den Militär- und Kriegervereinen der sächsischen Schweiz anläßlich des 800jährigen Wettiner-Iubilänm veranstaltete Feld gottesdienst statt. Die Felsenmühle bot schon vom frühen Morgen an ein buntes Bild, da hier die Militärvereine in ihren kleidfamen Uniformen mit Musik und Fahnen zusammentrafen. Zur Teilnahme an der Feier waren auch die freundnachbarlichen Veteranenvereine von Nixdorf und Einsiedel in Böhmen eingetroffen. Punkt OsIO Uhr stellten sich die Militärvereine in eine Front zur Parade, welche der als Gast eingetroffene Bezirkskommandeur Herr Oberstleutnant Schlaberg aus Pirna nach kurzer Begrüßung mit einem herzlichen „Guten Morgen, Kameraden!" abnahm. Hierauf setzte sich der Zug unter klingendem Spiele nach dem Fest ist bereits da, ich habe mir erlaubt, ihn in Mama's Boudoir zu empfangen." Sie hatte dies alles gesagt, scheinbar in gänz licher Unwissenheit über das Beisein der Fremden, jetzt plötzlich schien sie jedoch ihre Gegenwart zu bemerken: „Ah, Pardon", sagte sie leichthin und drückte ihr Lorgnon vor das Auge, „ich sah Sie nicht, Madame. Mein Gott, man ist so in Anspruch genommen", fuhr sie seufzend fort, daß man faktisch nicht weiß, wo man seine Augen haben soll, Gott, die Gefälligkeit legt einem doch manchmal auch gar zu Schweres auf die Schulter! Denken Sie, meine Liebe, was man zu thun hat, wenn man nur über drei Dienstboten verfügt und dabei 8ouper8, clin6r8 und äsjöunsr8 geben muß!!" Aber Sie sehen so merkwürdig bleich aus, Teuerste, ist das Ihre natürliche Farbe oder wird Ihnen unwohl?" Sie wollte sich mit erheuchelter Teilnahme an die junge Frau drängen, aber Elise wehrte ihr mit der Hand: „Lassen Sie mich, Fräulein", sagte sie hastig, „es ist nichts von Bedeutung, nur ein leichter Schwindel, der sich sofort geben wird, wenn ich an die freie Luft komme." Sie zog schnell ihre Hand schuhe an und verbeugte sich leicht gegen die An wesenden. Schon in der Thür hörte sie noch, wie Isidor Meinzer ihr nachrief: „Madame, also, es war mein letztes Wort, — Sie müssen mir das Geld um jeden Preis schafien." — „Um jeden Preis!" Sie preßte beide Hände auf das hochklopfende Herz — dann eilte sie wie von Furien gejagt die Treppe hinab, im Flur begegnete sie herausgeputzte Wirtsbedienten, sie trugen prächtige Geräte, Körbe mit Wein und platz in Bewegung. Hier angekommen, for mierten die Vereine Carre. Nach dem allge meinen Gesänge: „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut" rc. hielt Herr Pastor Jentsch-Sebnitz die Fcld- predigt, welcher als Text der Psalm 125, Vers 1 bis 5 zu Grunde gelegt war und die als Thema die Devise der Militärvereine „Mit Gott für König und Vaterland" in sich trug. Nach dieser Predigt folgte allgemeiner Gesang des Liedes: „Gott woll' uns hoch beglücken" rc., woran sich ein allgemeines Gebet mit dem Segen schloß. Zur Verschönerung der Feier trug hierauf der Sängerverein Sebnitz einen Männer chor: „Höre uns Saxonia" rc. vor. Nun folgte die Begrüßung der erschienenen Kameraden und Gäste durch Kamerad Voigt-Saupsdorf, welche mit einem Hoch auf Se. Majestät den König Albert und Gesang des Liedes: „Heil Dir im Jubelkranz" rc. endete. Nach einer kurzen Ansprache des Herrn Oberstleutnant Schlaberg defilierten die Vereine vor den erschienenen Herren Offizieren und begaben sich nach dem Kuhstall, woselbst in echt kameradschaftlicher Weise noch einige vergnügte Stunden verlebt wurden, bis die Zeit zum Rückmarsch herannahte. Diese schöne Feier wird den Teilnehmern lange in angenehmer Erinnerung bleiben. — Grimma, 30. Mai. Heute ertrank ein Se minarist von hier in der Mulde. Trotz des strengen Verbotes hatte er beim freien AuSgehen am Nach mittag an einem ihm dem Wasserstande nach unbe kannten Orte in der Mulde gebadet und war dabei in eine tiefe Stelle geraten. Er ist bereits das zweite Opfer, das die Mulde in der diesjährigen Badezeit gefordert hat, nur vor wenig Tagen ertrank ein auf Rittergut Nimbschen bediensteter Unterschweizer. — Plauen i. V., 28. Mai. Die vier ersten Gruppen des geschichtlichen Festzuges bei dem 12. mitteldeutschen Bundesschießen in hiesiger Stadt bringen nach den Zeichnungen des Malers Schenk in Halle Bilder aus der Geschichte unserer engeren Heimat, dem Vogtlande, zur Darstellung. Die erste Gruppe veranschaulicht die Einwanderung der Sorben in's Vogtland. In der zweiten Gruppe erscheint der Graf Adalbert von Everstein (Anfang des 12. Jahr hunderts) in höchst charakteristischer Weise. Dieser war bekanntlich der Erbauer der Johanniskirche und des alten Schlosses. Die dritte Gruppe versinnbild licht einen Einzug des Vogtes Heinrich vom Weida in seine Stadt Plauen (erste Hälfte des 13. Jahr hunderts). Die vierte Gruppe schließt sich ebenfalls an eine historische Thatsackie an, nämlich an die Anwesenheit Kaiser Karl's IV. im Vogtlande 1356 und steht mit dem Charakter des Festes insofern in engster Beziehung, als durch sie eine Jagdszene dargestellt werden soll. Die Gruppe bringt nämlich die Heimkehr Kaiser Karl IV. von einem Jagdzuge vor's Auge. 8 Berlin, 31. Mai. Der Kaiser wird sich nicht zum 10. schlesischen Musikfest nach Görlitz be geben, wie dies anfänglich geplant war. — Aus Dresden find die Großherzogin Marie von Meck lenburg-Schwerin, sowie die Prinzessin Amalie und Louise zu Schleswig-Holstein beute mittag hier ein- getroffen. — Dr. Hammacher soll in Anerkennung seiner Thätigkeit um die Beilegung des rheinisch westfälischen Streikes in den Staatsrat berufen werden. — Bebel bestreitet dem hiesigen sozialdemo kratischen Volksblatt, daß die Sozialdemokratie mit dem rheinisch-westfälischen Bergarbeiterstreik etwas zu thun gehabt habe. Auf eine an ihn ergangene Anfrage habe er erwidert, daß er die Aussichten des Streikes gleich Null erachte. — Die im Gelsen kirchener und Dortmunder Revier noch ausständigen mächtige Torten. Der Wucherer gab ja ein Fest, die Kosten brauchte er dabei ja nicht zu scheuen, wer so leicht Geld erwirbt! „Mein Gott, mit jedem Tropfen trinken sie eine Thräne unglücklicher Menschen", flüsterte das arme Weib und huschte aus dem Hause hinaus. * * Während Frau Elise Halden Straße auf, Straße ab ihrer Wohnung Milte, die in dem ver lorensten Winkel der großen Stadt lag, vergrößerte sich die Geschäftigkeit im Meinzer'schen Hause immer mehr. Isidor aber war noch immer in seinem Comptoir; ehe er Toilette machte, mußte er eine gewisse Angelegenheit noch mit seiner Tochter klären. Das schöne Mädchen lag jetzt nachlässig und nicht eben allzu graziös auf dem alten anapee, sie blickte blinzelnd unter den halbgeschlossenen Lidern zu dem Vater in die Höh', während ihre kleinen fetten Hände mit der goldenen Kette spielten, an der das brillantgeschmückte Lorgnon hing. „Sarah, mein Kind, also Du gelangst wirklich zu keiner anderen Sinnesart? — Denke, wie teuer diese Heirat ist, der Herr Rittmeister, der Herr Baron wird eine reiche Mitgift verlangen." „Lasse ihn doch," erwiderte sie leichthin, „Her mann Vandsbürger verlangt fünfzigtausend — sollte da ein Baron, ein Offizier nicht seine achtzigtausend wert sein?" „Ja, ja, Sarchen, aber die Leute sagen, er ist ein leichtsinniger Patron, sie sagen auch," fuhr er leiser fort, „er sei ein stolzer, eigenwilliger Mensch und seine Frau würde er nicht zum besten behandeln, besonders — wenn —!" Bergleute sind heute vollzählig angefahren und ist der Streik somit beendet. Z Berge-Borbeck, 31. Mai Im ganzen Kohlenrevier sind heute die Belegschaften fast aus nahmslos vollzählig wieder eingefahren. Der Streik ist somit beendet. Z Danzig, 31. Mai. Infolge falscher Wei chenstellung fuhr gestern nachmittag ein Güterzug auf dem Bahnhof Langfuhr in ein totes Geleise, wobei elf Güterwagen zertrümmert wurden. Das Personal blieb unverletzt. 8 Ratibor, 30. Mai. Der Streik im gesamten oberschlesischen Berg- und Hüttenreviere kann thatsäch- lich als beendet erklärt werden. Gestern und heute ist fast auf sämtlichen Gruben eingefahren worden. * * Petersburg, 31. Mai. Der „Regierungs bote" meldet: Beim gestrigen Dejeuner in Peterhof brachte der Kaiser folgenden Toast aus: „Ich trinke auf das Wohl des Fürsten von Montenegro, des einzigen aufrichtigen und treuen Freundes Rußlands." * * Paris, 31. Mai. Nach hier vorliegenden Meldungen ist bei der gestrigen Feier der silbernen Hochzeit des Grafen und der Gräfin von Paris die Verlobung des Herzogs von Orleans, ältesten Sohnes des Grafen von Paris, mit der Prinzessin Marga rethe, Tochter des Herzogs von Chartres, offiziell bekannt gegeben. * * Meran. Die Rekonvalcscenz des Herzogs Karl Theodor in Bayern ist so glücklich und rasch verlaufen, daß derselbe bereits seine ärztliche Thätig keit wieder aufnehmen konnte. Als erster Fall kam ein 82jähriges, an beiden Augen staarblindes Mütter lein zur Operation. * * Rom, 30. Mai. Die in diesen Tagen ver breiteten Gerüchle über den erschütterten Gesundheits zustand des. Papstes sind unrichtig. In Gegenwart des Papstes wurden heute die Dekrete promulgiert, wonach die Vorarbeiten zur Seligsprechung des Bischofs Aneina von Saluzzo und der französischen Missionare Perboyre und Chanel, die im fernen Orient den Märtyrertod gefunden, gestattet werden. Am Morgen zelebrierte der Papst eine Messe, wobei er vorwiegend Fremden die Kommunion spendete. * * Der gntnnterrichtete „Fanfulla" kann betreffs des Eindrucks, den der dem König und Crispi in Berlin bereitete Empfang auf den Vatikan gemacht hat, mitteilen, daß derselbe den Papst geradezu krank gemacht und ihn zu dem Ausruf veranlaßt hat: „In Gott allein müssen wir unsere Hoffnung setzen!" * * Der Aetna bekommt jetzt eine Ringbahn, welche die furchtbarsten Punkte in der Umgebung des Aetna untereinander und mit den Hauptlinien verbinden soll. Der Vertrag, welcher die Ausführung des Unternehmens sichert, ist zwischen der Regierung und der Bank Trewilla unterzeichnet worden. * * Christiani«. Der Grvulandreisende Dr. Nansen ist mit seiner Begleitung am 30. Mai hier eingetroffen und von der Bevölkerung mit enthusiasti schen Kundgebungen begrüßt worden. Die Dr. Nansen entgegengefahrene Dampfschiffsflottille begegnete der Expedition in den Christiana-Fjorden und geleitete sie nach Christiania. Die Schiffe im Hafen, sowie die Häuser der Stadt waren reich mit Flaggen geschmückt. * * Am Donnerstag hat in Cherbourg ein Erdbeben stattgefunden, bei dem drei starke Erderschütterungeu erfolgten und das Gesims der Kirche Trinile herab stürzte. Die Erdstöße wurden bis Granville, Guernsey, Havre und Rouen verspürt. Die Bevölkerung befindet sich in großer Bestürzung; Personen wurden nicht verletzt. * * London. Ein hiesiger Verlagsbuchhändler Er sprach den Satz nicht aus, es war ersichtlich, der Herr Isidor Meinzer fürchtete sich vor seiner wunderschönen Tochter. — Sarah hatte sich blitzschnell aus ihrer liegenden Stellung erhoben, die großen dunklen Augen funkelten in Zo.n und Leidenschaft. „Besonders — wenn?" wiederholte sie. „Nun, nun, Kindchen, Du wirst Deinem alten Vater doch nicht zürnen," erwiderte er schüchtern, „ich sagte, ich, ich meinte nur —besonders — wenn sie nicht von Adel ist. . . Die „von Wintig" sind ein stolzes Geschlecht, Fama erzählt: der Vater des Rittmeisters habe seine Lieblingstochter verstoßen, weil er sie Hand in Hand mit dem Hauslehrer über raschte. Es soll ein durchaus reines Verhältnis mit den beiden bestanden haben und dennoch stieß er, der kleinen Vertraulichkeit wegen, die Tochter aus dem Hause und gab sie einer unsicheren Zukunft preis." „Papa, Du bist langweilig!" Sarah gähnte laut: „Mein Gott, was kümmert mich denn dieser sentimentale Roman?" sagte sie ärgerlich, der Ritt meister hoffiert mich, aus allem, was ich gehört und gesehen, geht hervor, daß er die ernstesten Absichten auf mich hat. — Nun, und ich," sie lächelte kokett, „und ich denke nicht daran, ihm irgend welche Hin dernisse in den Weg zu legen! — Mit einem Wort, aller ka-pa, ich beabsichtige, binnen einem halben Jahr Frau Baronin Wintig zu sein. (Fortsetzung folgt.)