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Mühe! Geschäftige Hände regen sich auf dem Fichtel berge, um das Unterkunftshaus mit dem AussichtS- turm der Vollendung recht bald nahe zu bringen. Dem rührigen Bauleiter Fleischmann aus Oberwiesen thal ist die spatere Bewirtschaftung des Unterkunfts hauses seitens des Erzgebirgsvereins übertragen worden und derselbe wird allen möglichen gerechten und billigen Ansprüchen Rechnung tragen. — Hoffent lich sehen wir in diesen Psi h gstferien recht viele Fremde und darunter manchen alten lieben Freund und Be kannten in unserem freundlichen Gebirgsstädlchen! Glück auf! — Der einem Knaben in Burgberg zugestoßene Unfall, ein Zweimarkstück zu verschlucken, ist glück licherweise ohne üble Folgen für denselben verlaufen, da das Geldstück auf natürlichem Wege den Körper wieder verlassen hat. Das ärztlich angeratene Mittel, viel Kartoffeln zu essen und Oel zu trinken, hat damit besten Erfolg gehabt, andernfalls hätte zu einer nicht unbedenklichen Operation geschritten werden müssen. — Ein Einwohner von Plauen i. V. hat eine unsinnige Wette mit dem Leben bezahlen müssen. Zufolge dieser Wette hat der Mann gegessen: zwei Pfund rohe Leber, sowie je ein halbes Pfund grünen Schmeer und grünen Speck und dazu einen halben Liter Schnaps getrunken. Die genossenen Fleisch massen konnte der Magen nicht verdauen, nach we nigen Tagen war der Mann tot. Die Leiche ist ärztlicherseits geöffnet worden. — Pirna, 25. Mai. Die Ueberreste des durch Blitzschlag in die Luft geflogenen Pulverma-. qazins der Festung Königstein werden jetzt von Strafgefangenen bei feite geräumt; jedenfalls wird in Bälde ein neues Gebäude zu demselben Zwecke dort erbaut werden. — Am Freitag wurden in Röhrsdorf 14 Häuser in Asche gelegt. Dem sehr be trächtlichen Schaden soll nur eine geringe Versicherung gegenüber stehen. Man vermutet Brandstiftung. Z Jena, 27. Mai. Zur Feier des Tages, an welchem Friedrich v. Schiller vor 100 Jahren die erste Vorlesung in Jena hielt, fand vorgestern im hiesigen Theater eine Festvorstellung (Braut von Messina) statt, welche mit einem Festprolog von Wildenbruch eingeleitet wurde. Abends war ein Fackelzug nach dem Griesbach-Haus veranstaltet worden. Gestern nachmittag wurde in der Kollegien kirche ein akademischer Festakt abgehalten, wobei Professor Lorenz, der jetzige Inhaber des Schiller'schen Lehrstuhls, die Festrede hielt. Der feierlichen Ent hüllung des im Garten der Sternwarte errichteten Denkmals Schillers wohnten der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßhcrzog bei. Die Weih rede hielt der Prorektor Professor Löning. K Berlin, 27. Mai. Dem Oberbürgermeister v. Forckenbeck ist aus dem Zivilkabinet Sr. Maj. des Königs von Italien nachfolgendes Schreiben zugegangen: „Der König, mein erhabener Herr, bittet Sie, bei der Bevölkerung dieser berühmten Hauptstadt sich zum Dolmetsch Seines lebhaften Dankes für den glänzenden und herrlichen Empfang zu machen, welcher Ihm bei seiner Ankunft zu teil geworden ist, sowie für die Beweise der aufrichtigen Sympathie, welche Ihn während seines ganzen Aufenthalts bei Seinem erhabenen Wirt und Freund, Sr. Majestät dem Kaiser von Deutschland, König von Preußen, begleitet haben. Se. Majestät dankt Ihnen persönlich, Herr Oberbürgermeister, und dankt dem zweiten Bürgermeister, dem Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung und allen Mitgliedern der Munizipalität für die bei dieser Gelegenheit Die Villa am Rhein. Original-Novelle von Mary Dobson. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Wir werden sehen, Deinen Wunsch zu erfüllen," sagte Wendtorfs, und die Kinder gingen. Elisabeth und Helbert waren allein. „Lassen Sie mich Ihnen nun noch einmal die Frage vorlegen, Elisabeth", sagte er nach einer Pause. „Die Frage, ob Sie sich entschließen können, jetzt die Meine zu werden, nachdem Sie wissen, daß ich Sie so lange unwandelbar und treu geliebt." Wieder folgte eine fast angstvolle Pause, während welcher Elisabeth mit abgewandtem Blicke dastand. Endlich die Augen zu ihm erhebend, sagte sie mit fester Stimme: „Und meine Kinder?" „O, Elisabeth, wie können Sie mich mit dieser Frage kränken?" rief er in schmerzlichem Tone. „Sollen die Kleinen nicht schon wissen, denn ein Kinderauge sieht scharf und ein Kinderherz fühlt tief und wahr, daß ich ihnen die ganze Liebe ent gegenbringe, deren sie als vaterlose Waisen bedürfen werden?" „Sie gleichen vielleicht nicht den Kindern, die Sie bisher gesehen", fuhr Elisabeth ruhig fort, denn sie redete als Mutter, deren ganze Herzensfreude die Kinder waren. „So wie sie sind, müssen sie der Stolz und die Freude jedes Vaters und Mutters sein, auch haben sie gleich in der ersten Stunde mein ganzes Herz auf immer gewonnen!" rief Wendtorff. „Ver- getroffenen Anordnungen. Se. Majestät der König will, daß ich Ihnen in Seinem Namen sage, daß Er von Berlin die angenehmste Erinnerung bewahren wird, indem er Sie versichert, daß Sem Freund schaftsgefühl für die Hauptstadt Deutschlands von Rom und ganz Italien geteilt wird. Schließlich ersucht Se. Majestät Sie, die hier angeschlossene Summe von 20000 Frcs. zu einem wohlthätigen Zweck verteilen zu lassen, Ihnen überlassend, den zu diesem Zweck geeignetsten Weg zu wählen. Genehmigen Sie, H^rr Oberbürgermeister, die Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung. Für den Minister des Königlichen Hauses gez. R. Rattazi." 8 Berlin. Am Freitag hat sich in einem Hause der Linkstraße ein Student erschossen. Wie eine hiesige Korrespondenz ergänzend hinzufügt, war der Lebens müde der Sohn eines vielfachen Millionärs aus Frank furt a. M-, Namens Sp. Der 23jährige Mann hatte sich längere Zeit in Berlin aufgehalten, um sich für das Referendar-Examen vorzubereiten; er bewohnte in der Linkstraße eine ganze erste Etage und führte einen entsprechenden Haushalt. Freitag nachmit tag gegen 4 Uhr ertönte in seinem Arbeitszimmer ein scharfer Knall, der das Dienstpersonal alarmierte und zum Eindringen in das betreffende Zimmer veranlaßte. Dort fanden sie den jungen Mann mit einer Schuß wunde in der rechten Schläfe, die er sich mittelst eines Revolvers beigcbracht hatte, den seine rechte Hand noch krampfhaft umklammerte. In einem zurückgelaffenen Brief giebt der junge Sp. an, daß er aus Verzweiflung darüber, daß er die Prüfung nicht bestanden, seinem Leben ein gewaltsames Ende bereitet habe. 8 Potsdam. Die Wohnzimmer Kaiser Wil helms in Schloß Friedrichskron werden mit Polster möbeln, zu denen die Stoffe eigens nach einer Handzeichnung des Kaisers gewebt sind, ausgestattet. Die Lieferung der Stoffe hat ein Berliner Hoflieferant übernommen, und da die Weberei derselben lange ausgehalten worden, müssen die Tapezierer in größter Eile arbeiten, um die Möbel fertig zu bringen. Das Muster zu den Möbelstoffen stellt buntfarbige Ge- ranienblülen, umrankt von bräunlichen Blättern, auf echt silbernem Untergrund dar. Die Gestelle zu den Polstermöbeln sind vergoldet und laufen an ihren Endpunkten in geschnitzten Köpfen von Windhunden aus. Auch das Sterbezimmer Kaiser Friedrichs wird gänzlich erneuert und mit neuen Tapeten versehen. — Die Halbinsel Tornow bei Potsdam, welch? rechts von dem Wege nach dem Etablissement Templin dem Brauhausberge gegenüber liegt und ein angenehmes, schattiges Restaurant hat, ist von der verwitweten Kommerzienrälin Hoffbauer erworben worden. Einer testamentarischen Bestimmung des Kommerzienrats Hoffbauer zufolge wird die ganze Halbinsel angehöht und in einen Park verwandelt werden, in welchem ein Kranken- und Siechen Haus erbaut werden soll. Z Die Abstimmung über den Gesetzentwurf, betreffend die Juvaliditäts- und Altersversicherung im Reichstage war auf den Antrag der freisinnigen Partei eine namentliche. Mit „Ja" stimmten die Abgeordneten: Ackermann, Dr. Adae, Graf Adel mann v. Adelmannsfelden, Ampach, Graf v. Arnim, Baumbach (Altenburg), Graf v. Behr-Behrenhoff, v. Benda, Dr. v. Bennigsen, Bergmann, Bock (Minden), Dr. Frhr. v. Badenhausen, Böhm, Dr. Böttcher, Bohtz, Dr. Born, v. Brand, Brauer, v. Bredow, Brünings, Buderus, Dr. Bürklin, Dr. Buhl, Burkardt, v. Busse, Buxbaum, Fürst zu Carolath-Beutheu, v. Christen, Dr. Clemm (Lud wigshafen), v. Colmar, Dr. v. Cuny, Dr. Deahna, Dr. Delbrück, Delius, Dietz v. Bayer, v. Dietze , trauen Sie mir ohne Bedenken die Sorge für sie, ihr Glück an, und ich gelobe Ihnen . . ." „Ich glaube Dir", jagte jetzt Elisabeth mit leisem innigem Tone. „Und Du willst mich zum Vater Deiner Kinder machen, mein teures Weib werden, meine geliebte Elisabeth?" „Ja, das will ich!" entgegnete sie fest und entschieden und fühlte sich sogleich von den Armen des Mannes umschlangen, dem ihr Herz von jeher gehörte, von dem aber das Schicksal sie so lange getrennt hatte. Eine Weile standen sie, fast überwältigt von den beseligten Gefühlen, sich nun endlich anzugehören, dann sagte Helbert mit tief bewegter Stimme: „Und wann, Elisabeth, soll ich die Kinder als mein eigen begrüßen? — Kann es nicht sogleich sein, denn ich höre ihr munteres lebhaftes Geplauder." „Warte bis morgen, Helbert", sagte sie lächelnd, „ich weiß ja, daß sie Dich herzlich lieb haben, aber sie würden die Nacht nicht zur Ruhe kommen." „Du hast recht, Geliebte", und,ich füge mich, wenngleich es mir schwer wird, bis morgen warten zu müssen. „Denn", setzte er scherzend hinzu, Du wirst mich doch jetzt auf Rudolfs Vorschlag ein laden?" Dann setzten sie sich auf's Sopha nieder zu einem traulichen Gespräch. Wendtorff wollte seine Verlobung sofort bekannt machen, aber er gab den Vorstellungen Elisabeths nach, nämlich bis zum Verlobungsfest des Doktors mit Hermine zu warten, welche Gelegenheit Elisabeth dann benutzen wollte, auch die ihrige zu verkünden. (Barby), Diffenö, Dodillet, Graf v. Dönhoff-Fried- richsstein, Graf zu Dohna-Finkenstein, Graf v. Douglas, Dr. Drechsler, Duvigneau, Frhr. v. Ell richshausen, Dr. Engler, Dr. Enneccerus, Dr. Esser, Fehling, Feustel, Flefer, v. Fischer, v. Flügge, Francke, Freiherr von und zu Franckenstein, Dr. v. Frege, Friedrichs, Freiherr v. Friesen, v. Funcke, Frhr. v. Gagern, Gamp, Gebhard, Gehlert, v. Gehren, Geibel, Dr. Götz, v. Goldfus, Gottburgsen, Dr. v. Grävenitz, Grub, Grumbt, Günther (Naum burg), Dr. Haarmann, Hahn, Frhr. v. Hammerstein, Dr. Prinz Handjery, Dr. Hartmann, Hastedt, Fürst v. Hatzfeldt-Trachenberg, Hegel, v. Helldorff, Henne berg, Henning, Dr. v. Heydebrand und der Lasa, Hobrecht, Hoffmann (Königsberg), Hvffmann(Sachsen) Erbprinz zu Hohenlohe, Graf v. Holstein, Holtz mann, Frhr. v. Hornstein, Frhr. v. Huene, v. Hülst, Hultzsch, Kalle, v. Kardorff, v. Kessel v. Kleist-Retzow, Graf v. Kleist-Schmenzin, Klemm (Sachsen), Kknmpp, Krämer, Kraft, Dr. Kropatscheck, Dr. Kruse, Kulemaun, Dr. v. Kulmiz, Kurlbaum, Kurtz, Frhr. v. Landsberg-Steinfurt, Leemanu, Leusch ner (Eisleben), Leuschner (Glauchau), v. Levetzow, v. Lüderitz, Frhr. v. Maltzahn-Vanselow, Frhr. v. Manteuffel, Dr. v. Marquardfen, v. Massow, Maubach, Menzer, Merbach, Dr. Miquel, Dr. Graf v. Moltke, Müller (Marienwerder), Dr. Müller (Sangerhausen), Müller (Weimar), Niethammer, Nobbe, Noppel, Oechel- häuser, Dr. Oetker, v. Oheimb, v. d. Osten, Parey, Peters, Dr. Petri (Straßburg), Pfähler, Frhr. v. Pfetten, Graf v. Preysing (Landshut), Graf v. Prey- sing (Straubing), Herzog von Ratibor, v. Reden, Reich, Dr. Reichensperger, v. Nheiubaben, Graf v. Rittberg, Graf v. Saldern-Ahlimb-Ringenwalde, v. Saldern-Plattenburg, Dr. Scheffer, v. Schlteckmann, Schneider, Graf von Schönborn-Wiesentheid, v. Schö ning, Dr. Schreiner, Schuster, Scipio, Sedlmayr, Dr. v. Seydewitz, Siegle, Smiths, Prinz zu Solms- Braunfels, v. Steinau Steinrück, Steinmann, Stöcker (Siegen), Graf zu Stolberg-Wernigcrode, Struckmann, Frhr. v. Stumm, Frhr. v. Tettau, Thomsen, Dr. Tröndlin, Uhdcn, Ulrich, Frhr. v. Unruhe-Bomst, Veiel, Graf v. Waldendorff, Dr. Websky, v. Wedell- Malchow, v. Wedell-Ottesdorf, Frhr. v. Wendt, v. Weyrauch, Wichmann, Woermann, v. Wnsberg, Wunderlich, v. Wurmb, Zeitz. Mit „Nein" stimmten die Abgeordneten: Aichbichler, Baron v. Arnswaldt- Böhme, Baron v. Arnswaldt-Hardenbostel, Dr. Bam berger, Dr. Barth, Dr. Baumbach (Berlin), Bayha, Bebel, Beckmann, Bender, Berling, Biehl, Dr. Bock (Aachen), Dr. Böckel, Borowski, Brand, Brömel, Büsing, Dr. Bulle, Frhr. v. Buol, Burger, Cegielski, Dr. v. Chelmicki, Prinz Czartoryski, Dziembowski, Frhr. v. Dalgwigk-Lichtenfels, Deuringer, Dieben, Dr. Diendorfer, Dommes, Graf von Droste zu Vischeriug, v. d. Decken, Dr. v. Forckenbeck, Fritzen (Aacheu)( Fritzen (Düsseldorf), Frohme, Graf von Galen-Dejanicz, v. Glyszcynski, Göser, Goldenberg, Goldschmidt, Grad, Edler v. Gräve, Graf v. Gra matzki, Grillenberger, Gröber, Guerber, Haanen, Haberland, Harm, Haus, Dr. Frhr. v. Heeremann, Dr. Hennes, Dr. Frhr. von Hertling, Hesse, Hildebrand, Hitze, Graf von und zu Hoens- broech, Hoffmann (Rudolstadt), Holtz, Graf von Hompesch, Horn, Jahns, Jaunez, Johannsen, von Kehler, Keller (Jmmenstadt), Keller (Württemberg), Kersting, Klose, Klotz, Kochann, Dr. Kohli, Dr. v. Komierowski, v. Koscielski, Kröber, Graf Kwilecki, Landes, Lang, Dr. Langerhans, Frhr. Langwerth v. Simmern, Lehner, Lender, Dr. v. Lengerke, Lerche, Lerzer, Lieber, Liebknecht, Limbourg, Dr. Lingens DPK! . '! 4 „Und Dein Vater, Helbert?" fragte Elisabeth plötzlich, da er dessen noch gar nicht erwähnt hatte. „Sei unbesorgt, Geliebte", erwiderte er, „denn ich habe bereits an ihn gedacht", denn jetzt, wo.ich mich glücklich fühle, erwacht auch iu mir die Sehnsucht, ihn wiederzusehen! „Ich will ihm gleich morgen schreiben, ihm unsere Verlobung anzeigen und ihm meinen Besuch für die nächste Zeit in Aussicht stellen." „Er wird Dir vielleicht zuvorkommen und Dich hier aufsuchcn, denn ich weiß, wie sehr er sich nach Dir sehnt." „Das wollen wir ihm überlassen, Elisabeth, und Deinerseits darf er wohl eines freundlichen Empfanges gewiß sein." „Es ist Dein Vater, Helbert, und er hat im Laufe der Zeit durch die Trennung von Dir schwer gelitten!" sagte Elisabeth in mildem Tone. „Nicht mehr als die jungen Herzen, deren Jugendglück und die schönste Hoffnung er mit harter Hand vernichtet hat", erwiderte fast heftig ihr Verlobter. „Laß uns davon schweigen, Helbert, wozu diese Erinnerungen wachrufen, jetzt, wo uns der Himmel vereint, um glücklich zu sein." „Du Haft recht, Geliebte", entgegnete er, während seine Gesichtszüge sich wieder erheiterten, und seine schöne Braut umfassend, begann er mit ihr die Zukunft zu besprechen, bis die Uhr ihm sagte, daß er seinen Besuch schon zu sehr ausgedehnt habe. Von den heitersten Zukunftsplänen erfüllt, schieden sie. 34. Verabredetermaßen waren die beiden nächsten