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gegenHdiesen Brauch geltend. In erster Linie werden sehr oft Gläser durch das Zusammenstößen zerschlagen wie dies die Risse und kleineren Aussprünge an den Glaskanten beweisen. Tritt der Fall ein, daß das vom Rande abgestoßene Glassplitterchen in das Glas hineinsällt, was doch sehr leicht der Fall sein kann, so liegt die Möglichkeit nahe, daß dieser Splitter mit hinuntergetrunken wird; die Folgen können recht ernste werden. Ferner kann es ebenso leicht vorkommen, daß die Lippen beim Ansetzen des Gefäßes durch die scharfen Kanten an den ausgefprungenen Stellen verletzt werden rc. An manchen Orten hat das Ausstößen mit den Gläsern das Anstoßen verdrängt, aber auch hierbei kommen mancherlei Unzuträglichkeiten vor. Ein einfaches Er heben der Gläser mit dem Zuruf „Prosit" oder „Zur Gesundheit", sowie ein freundlicher treuer Blick — welch' letzterer immerhin die Hauptsache bleiben dürfte — könne sehr wohl das Anstoßen ersetzen. — Ucber den diesjährigen Mai teilen Berliner Blätter mit, daß, feit meteorologische Beobachtungen angestellt werden, d. i. seit dem Jahre 1719, noch niemals der Mai so warm war, wie der diesjährige. Der Mitleltemperatur für Berlin im Monat Mai, die mit 13,iGr. 6. angegeben wird, gegenüber ergab der diesjährige eine solche von 19,s Gr. (die Mittel- temperalur des Juli, des heißesten Monat-, beträgt für Berlin nur 19,o Gr.). — Vom Wettiner Jubiläumsfeste. Das Programm für das Armeefest am Wettiner Jubiläum ist nunmehr bis auf die letzte Einzelheit festgestellt worden. In der Arena, welche dem Reitplätze der Kajerne des Garde-Reiter-Regiments angcbaut ist, fanden bisher schon vielfache Proben statt, welche die Gewißheit geben, daß dieses Armeefest unter den Festlichkeiten, die zu Ehren des Wettiner Jubiläums beabsichtigt werden, sicher eine der glänzendsten Huldigungen bilden wird. Schon die Teilnahme von 430Ofsizieren des vater ländischen Heeres an den verschiedenen Aufzügen, Auf führungen, Waffenspielen und Quadrillen verspricht ein prächtiges Schauspiel. Die Musik dabei wird von nicht weniger denn 9 Militärkapellen ausgesührt. Die zu dem Armeefest eigens gebaute Arena umfaßt 1600 Sitzplätze und wird elektrisch beleuchtet sein. Am Freitag, den 14. Juni, findet eine Generalprobe in Kostüm, am Lwnntag, den 16. Juni, die eigentliche Aufführung vor Sr. Majestät dem Könige, Ihrer Majestät der Königin und den Mitgliedern des königl. Hauses statt. Am 18. Juni wird sodann das Armeefest vor Sr. Maj. dem Kaiser Wilhelm und anderen fürstlichen Persönlichkeiten wiederholt. Der Beginn der beiden Aufführungen wie der Generalprobe ist abends 8 Uhr. — Laut einer Mitteilung des Vorsitzenden des Comitös des Armeefestes, HerrnGeneralmajorsz.D. vonMinckwitz, ist nunmehr auch bezüglich der Bestellungen von Zutrittskarten zu dem Armeefeste Entschließung gefaßt worden. Und zwar dahin: daß solche Besteller von Zutrittskarten, welche bisher nicht eine abschlägige Antwort erhalten haben, annehmen können, daß ihre Bestellung Berücksichtigung gefunden hat, gleichviel ob die Bestellung bei dem Vorsitzenden oder bei einem anderen Mitgliede des Comitss bewirkt wurde. Die Verabfolgung der Zutritts karten erfolgt von heute ab im Büreau des Armee festes, Garde-Reiter-Caserne, Stube Nr. 97, Revier der 1. Schwadron. Bestellungen, die erst von jetzt an erfolgen, können nicht mehr berücksichtigt werden. Das Programm, welches den Verlauf der Handlung des Armeefestes, sowie die Namen aller Mitwirkenden enthält, erscheint demnächst. Außerdem erhält jeder Billetbesitzer zu der Vorstellung, auf welche seine Karte lautet, ein solches Programm. — Dresden. An dem am 19. d. M., am Schlußtage des Wettiner Jubiläumsfestes, in Dresden stattftndenden kostümierten historischen Hul digungszuge werden im ganzen 12000 Mann, darunter etwa 900 Berittene teilnehmen, außerdem 63 Schauwagen, unter denen sich 12spännige befinden, und zahlreiche Musikchöre. Die Länge des Zuges wird 5000 Meter, die der Festzugslinie, d. h. der betreffenden Straßenfluchten 4500 Meter betragen. — Die bei Oberrothenbach am 20. Mai herabgestürzte Locomotive ist Dienstag nachmittag gegen 3 Uhr gehoben und auf den Bahnkörper gebracht worden. Man hatte dazu eigens ein Gleis vom Bahnkörper herab nach dem Lagerplatz der Maschine gelegt und auf diesem das verunglückte Dampfroß heraufgeschleift. — In Oberwürschnitz sind beim Gutsbesitzer Anton Rudolph I Pferd vom Blitze erschlagen und 4 betäubt worden. In Neukirchen ist ein Mädchen, das soeben erst in Dienst getreten war, auf dem Felde erschlagen worden. In Adorf wurde dem Gutsbesitzer Nitzsche das erst vor 2 Jahren neuerbaute Stallgebäude durch Blitzschlag eingeäschert. — Waldenburg, 5. Juni. Hier und in der Umgegend hauste gestern abend ein fürchterliches Ge witter. Schlag folgte auf Schlag. Glücklicherweise hat dasselbe hier wenig Schaden angerichtet. In Dürrenuhlsdorf dagegen schlug der Blitz in das Haus des Gemeindevorstandes Landgraf, fuhr durch den Schornstein in eine Kammer und tötete hier den, einen Schirm für seinen Vater holenden einzigen Sohn. — Die Nachrichten, welche über das am Montag über Reichenbach und Mylau niedergegangene Unwetter weiter vorliegen, bestätigen im Wesentlichen die gestern von uns gemachten Mitteilungen, indem sie die näheren Einzelheiten schildern, deren Wiedergabe uns zu weit führen würde. Dagegen lauten die aus Greiz angelangten Meldungen noch weit trostloser, als man es gestern vermuten konnte. Die „Greizer Ztg." schreibt darüber: „Mittag- 1 Uhr zogen sich über unsere Gegend Gewitter zusammen, die nach und nach so an Heftigkeit zunahmen, daß der Donner ohne Unterbrechung rollte. War das Unwetter schon hier von ganz bedeutenden Regengüssen begleitet, so entlud sich in der vierten Stunde die Hauptgewalt über dem Strich Mohlsdors-Reudnitz-ReichenbachO üylau. Alle dort nicdergegangenen Wassermassen wurden aber uns zugeführt und richteten mit ihrer furchtbaren Gewalt auf ihrem langen Wege die schrecklichsten Verwüstungen an, dabei kam die Hoflut mit einer solchen Schnellig keit, daß sich in den betroffenen Stadtteilen die Leute nur mit knapper Not in die oberen Stockwerke retten konnten. Selbstverständlich stand sofort das ganze Aubachthal unter Wasser und bildete einen wild be wegten See. Die vielen in dieser Gegend liegenden Fabriken haben zum teil einen ganz enormen Schaden erlitten, da die Webstühle vollständig verschlemmt sind. Erhöht wurde die Gefahr noch dadurch, daß das Master, welches aus seinem Wege sämtliche Wiesen- scheuncn zerstört hatte, die großen Bohlen und Balken dieser Scheunen, sowie unzählige Garnkisten und vor allem fast den ganzen Bestand an Brettern und Stäm men der Schenderlein'schen Brettschneidemühle mit sich fortführte; diese ungetreueren Holzmasten setzten sich fest und stauten dadurch das ohnehin schon viele Meter hvhe Wasser noch mehr an. Die ungeheuren Betriebs störungen in den Fabriken hatten zur Folge, daß in Reichenbach wenig, in Greiz am Dienstag fast gar nicht gearbeitet werden konnte, so daß mehrere tausend Arbeiter beschäftigungslos waren. In Mohlsdorf haben besonders die beiden Firmen Preller L Coburger und Otto L Vaupel unter den anstürmenden Wasser massen zu leiden gehabt, während alles, was bei Kühlemorgen nicht niet- und nagefest war, mit fort- gerissen wurde. In Hermannsgrün hat in dem nassen Element leider ebenfalls ein Mensch seinen Tod ge-, funden. In Lengenfeld schlug der Blitz in eine Pappel neben der Paul'schen Fabrik und zersplitterte dieselbe; in Waldkirchen entzündete ein Blitzstrahl die Scheune des Gutsbesitzers Barth, wodurch sämtliche GutSge- bäude (Wohnhaus, Scheune, 2 Schuppen) in kurzer Zeit vollständig eingeäschert wurden. Von einem Augenzeugen geht schließlich noch folgender Bericht aus Greiz zu: Die Wasser des bei HermannS- grün und Mohlsdorf niedergegangenen Wolkenbruchs stürzten sich mit ungeheurer Kraft in unser Thal, führten zunächst sämtliche Balken und Bretter der vor Greiz gelegenen Neumühle mit sich fort, und im Nu glich das Änbachthal einem breiten wild dahin fließenden Strom, durch dessen Kraft sämtliche vor der Stadt gelegenen Wiefenscheunen fortgerissen wurden. Glücklicherweise hatte man in den im Aubachthal ge legenen Fabriken rechtzeitig Kunde von der drohenden Gefahr erhalten, sodaß die Arbeiter sich sämtlich retten konnten. Kaum jedoch waren die Fabriken entleert, als auch die Fluten, deren zerstörende Kraft durch die schweren Balken der eingestürzten Scheunen rc. noch verstärkt wurde, mit aller Wucht dieselben traf, wobei zunächst die neu aufgeführtc Mauer der Friedrich Ar- nold'schen Fabrikzerstört wurde. Ein schrecklich schönes Bild bot der Anblick auf dem Platz zwischen der Fabrik der Firma Gebr. Albert und der Schleber'schen Färberei. Die Wassermassen rissen die Zäune und Geländer spielend um, die angehäuften Hölzer, die nach Hunderten umherschwimmenden Kisten stauten sich zu einer ungeheuren Masse an und drückten das spielend zusammen, was der Gewalt der Wogen entgangenwar. Ein schreckliches Getöse von brechenden Stangen, Kisten, einfallenden Schuppen rc.! Ein trauriges Bild bot ein ans dem Platze umherschwim- meuder Reißighaufen, auf welchem eine Hühnerschaar Zuflucht genommen hatte, jedoch nur kurze Zeit; denu gar bald hatten die von den Wogen mit furcht barer Gewalt gegen ihn geschleuderten Bretter und Balken denselben gelichtet, bis alles verschwunden war. Ebenso traurig war das Bild, welches sich auf den Höfen, der beiden genannten Fabriken dar bot. Ein chaotisches unbeschreibliches Durcheinander! Das Bett der Gräßlitz konnte natürlich die Massen des Wassers nicht fassen. Dasselbe suchte sich zu nächst einen Ausweg, indem es den Stadtgraben füllte, der über seine Ufer trat und bald die Grün- rathstraße unter Wasser setzte. Imposant und schreck lich zugleich war der Anblick, den das Wasser im Bette der Gräßlitz selbst gewährte. Die Tiefen desselben wurden aufgewühlt und berghoch türmten sich die Fluten an den Pfeilern der Einfassungs mauern. Von der Jdastraße bis heran an den Straßendamm der Reichenbacherstraße war alles ein wildbewegtes Meer, welches sämtliche Stege der Gräßlitz im wilden Drange mit sich fortriß. — Gelenau, 4. Juni. Heute nachmittag ent lud sich über unsern Ort ein schweres Gewitter, ver bunden mit heftigem Platzregen und Schloßen. Es folgte Schlag auf Schlag, einer der Blitzschläge zün dete in dem Wohnhaus des Gutsbesitzers Schulze, unmittelbar hinter der hiesigen Armenanstalt. Binnen wenigen Minuten stand da» Wohnhaus in Flammen, so daß die Insassen nur durch eilige Flucht aus dem Gebäude das Leben retten konnten. Drei Kühe wurden vom Blitz erschlagen, das übrige Vieh konnte gerettet werden. Der schnell herbeigeeilten Feuerwehr gelang es, das Feuer auf das Wohngebäude zu beschränken, so daß Scheune und Wirtschaftsgebäude unversehrt geblieben sind. — Auch jenseits der sächsischen Grenze hat das gemeldete Unwetter großen Schaden herbeigeführt. Au« Elsterberg wird berichtet: Montag nachmittag gegen flü6 Uhr entlud sich über unsere Pflege ein furchtbares Gewitter, und erfuhren wir kurz darauf durch Telephon, daß in Greiz ein Wolkenbruch nieder gegangen fei. Wir begaben uns sofort nach Greiz und waren Augenzeugen, wie in verschiedenen Häusern das Wasser bis in das zweite Stockwerk gedrungen ist und überall schweren, noch nicht übersehbaren Schaden angerichtet hat. Das Wasser ergoß sich vom Aubachthal in die Reichenbacher Straße hinab auf den Neumarkt. Mitten in der Straße hat es ein Haus halb weggeschwemmt. Die Brücken über den Aubach und die Dämme waren gänzlich verschwunden, das Straßenpflaster war völlig aufgerissen. — Buchholz. Am Sonnabend abends gegen 9 Uhr brach in dem dritten Stockwerke der in der arlsbaderstraße gelegenen Apotheke auf noch unauf geklärte Weise Feuer aus, welches sich mit rasender Schnelligkeit über den ganzen Dachstuhl verbreitete, so daß derselbe in wenigen Minuten über und über in Flammen stand. Der Brand fand in den auf dem Boden lagernden Drogen- und Apothekerwaren reiche Nahrung, sodaß es nur dem raschen und thatkräftigen Eingreifen der Feuerwehren und der herrschenden Windstille zu danken war, daß der Brand auf seinen Ausbruchsherd beschränkt werden konnte. Der Dachstuhl, das dritte Stockwerk, sowie ein Teil des zweiten sind gänzlich ausgebrannt, doch haben auch die übrigen Räume durch das Wasser stark gelitten, sodaß sich eine teilweise Abtragung des Gebäudes nötig machen dürfte. Der Schaden ist ein beträchtlicher. Zum Glück hatten sämtliche Bewohner des Grundstücks versichert. — In den fiskalischen Weinbergen in Cossebaude wurde am Montag in mehreren Winzereien blühender Wein im freien Berge gefunden. Es ist dies ein noch günstigeres Zeichen als in Weinböhla, wo am Sonnabend dergleichen am Spalier gefunden wurde. — Am Sonntag wurde auf der Albrechtsburg in Meißen die 159,808. Karte ausgegeben. Da das Kartensystem seit dem 1. Juni 1882 eingerichtet ist, also seit 7 Jahren, so kommen auf ein Jahr im Durch schnitt 22,829 Besucher. 8 Erfurt, 4. Juni. Einem hiesigen Bankier ist ein Lehrling mit einem Betrage von 10 OM Mark, die er auf der Post erhalten, dnrchgcgangen. 8 Berlin, 5. Juni. Der Schah von Persien trifft am 9. Juni (am 1. Pfingstfeiertage) nachmittags 6 Uhr hier ein. Der Kaiser wird ihn persönlich auf dem Bahnhofe empfangen und nach Schloß Bellevue begleiten, wo der Schah Wohnung nimmt. Der Aufenthalt des Schahs in Berlin ist nur auf 3 Tage bemessen. Der Schah wird auch dem Schrippenfeste (Stiftungsfest des Lehr-Jnfanterie- Bataillons) in Potsdam beiwohnen. Z Berlin. Ueber die Katastrophe in Pennsyl- vanien berichtet ein Newyorker Telegramm des Tage blattes wie folgt: In Johnstown sind bisher 2500 Leichen geborgen und begraben worden. Das ganze Thal ist aber von entsetzlichem Pesthauche erfüllt und das Flußwasser durch die darin verwesenden Leichen vergiftet. Da die meisten Städte dasselbe bis Pitts burg als Trinkwasfer benutzen, bedeutet dies eine große Kalamität und erweckt schwere Besorgnisse. Das Hochwasser hat auch in anderen Teilen Pennstsivaniens ungeheuren Schaden angerichtet und große Opfer an Menschenleben gefordert. Am Susquehanna-Fluß haben Clearfield, Lockhaven, Milton und Williamsport schwer gelitten. 150 Bersonen ertranken. 1M eng lische Meilen Weg-- ang sind sämtliche Brücken abgerissen. 8000 zimmerte Baumstämme und 2 Millionen Bretter sind fortgeschwommen. Die Fall brook Eisenbahn ist auf 20 Meilen fortgerissen. Am Potomak ist auch alles vernichtet. Die Brücke in Washington ist abgerissen. 8 Der Bergmann Siegel, einer der drei, welche vom Kaiser empfangen worden waren, ist von seiner Zeche entlassen worden, jedoch trägt er selbst die Schuld daran. Dies ergiebt sich aus seiner eigenen Erklärung. Sie lautet: Als ich gestern morgen zur Zeche „Zollern" bei Marten ging, um die Arbeit wieder aufzunehmen, wurde ich vom Marken kontrolleur zum Betriebsführer Thüner geschickt, um mich dort zu melden. Derselbe sagte mir, daß in der Kaue von der Direktion angeschlagen sei, daß der, welcher bis zum 30. Mai die Arbeit nicht wieder ausgenommen habe, seine Abkehr erhalte. Ich sei nicht am 30. Mai angefahren, folglich könne ich gleich meine Abkehr mitnehmen. Meine Einwendung, daß am 30. Mai, dem Himmelfahrtstage, überhaupt nicht angefahren sei und fauch ich an diesem Tage nicht hätte anfahren können, blieb fruchtlos. Ich bin also ohne mein Verschulden (?) gemaßregelt. Wie mir ist es schon am Montag auf Zeche „Zollern" den drei Deputierten der Belegschaft und anderen Kameraden ergangen. Es genügt, dieses