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dasselbe wird in der Festwoche verschiedentlich wieder holt werden. Die BeÜiligung höchster und Hoyer Per sonen steht in sicherer Aussicht. Die Festrede hat der bekannte Historiograph Professor Dr. Wilhelm Oncken in Gießen übernommen. Somit ist alle Aussicht vor handen, daß die Enthüllungsfeier des Hutten-Sickingen- Denkmals einen großartigen Verlauf nehmen und den Charakter einer erhebenden nationalen Festlichkeit tragen wird. 8 Bremen, 8. Mai. Der Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd „Ems" ist auf seiner letzten Reise von Newyork nach Bremen nur mit genauer Not einer entsetzlichen Gefahr entgangen. Es war am 29. April, etwa zwei Tagereisen hinter Newyork, in der Nähe der Newfoundlandbank, wo bekanntlich fast immer die Klarheit des Wetters zu wünschen übrig läßt, als plötzlich aus dem dicken Nebel, circa 100 Fuß von der „Ems" entfernt, ein großer englischer Dampfer auftauchte, der mit voller Kraft auf die Breitseite des Lloyddampfers zusteuerte und diesen im nächsten Au genblick etwa in der Mitte durchschneiden mußte. Von den Passagieren, die auf Deck standen, schrieen die Frauen und Kinder laut auf, und selbst die Männer konnten einen Ausruf des Schreckens nicht unterdrücken. Der dritte Offizier, welcher auf der Kommandobrücke stand, während der Kapitän für kurze Zeit in seine Kajüte gegangen war, gab erst Befehl zum Stoppen der Maschine; der Kapitän kam nun heraufgestürzt und ordnete Volldampf an, so daß da auch der eng lische Dampfer nach rechts auswich, die „Ems" in einer Entfernung von etwa 20 bis 25 Fuß an dem englischen Fahrzeug mit rasender Geschwindigkeit vor überschoß. Ein donnerndes Hurrah ertönte aus dem Munde der Lloydpassagiere, als die Gefahr so glück lich überwunden war. Nach genauen Erkundigungen bei Augenzeugen des Vorfalls konnte man trotz des dichten Nebels von der „Ems" aus die auf dem Deck des englischen Dampfers stehenden Leute klar unter scheiden, ein Beweis, wie gering die Entfernung der Schiffe von einander war. Ob das englische Fahr zeug ein Fracht- oder Passagierdampser war, darüber gehen die Meinungen auseinander, da bei der allgemei nen Aufregung derartige Ermittelungen nicht gemacht wurden, doch ist die Ansicht vorherrschend, daß auch der Engländer ein vollbesetzter Passagierdampfer war. 8 Der Schnelldampfer Elbe, Capt. R. Sander, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 27. April von Bremen und am 28. April von Sou thampton abgegangen war, ist am 9. Mai 1 Uhr nachmittags wohlbehalten in Newyork angekommen. 8 Der Schnelldampfer Aller, Capt. H. Christoffers, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 1. Mui von Bremen und am 2. Mai von Sou thampton abgegangen war, ist am 10. Mai 11 Uhr vormittags wohlbehalten in Newyork angekommen. ß Der Postdampser Hermann, Capt. Schmölder, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 24. April von Bremen abgegangen war, ist am 9. Mai 8 Uhr morgens wohlbehalten in Baltimore angekommen. § Der Schnelldampfer Eider, Capt. H. Baur, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 30. April in Bremen und am 1. Mai von Sou thampton abgegangen war, ist am 9. Mai 10 Uhr abends wohlbehalten in Newyork angekommen. * * Sofia, 11. Mai. Prinz Ferdinand ist heute abend nach Burgas abgereist, um dem Beginn der Arbeiten an der Eisenbahn Aamboli-Burgas beizu wohnen. — Die fünf Räuber, welche im vergangenen Jahre in der Nähe von Bellova ihr Unwesen trieben Die Billa am Rhein. Original-Novelle von Mary Dobson. - (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Wie konnten Sie nur solch' sündliches Gelübde thun, Ludwig Albrecht, nachdem sich erst seit einigen Monaten die Gruft über meinem Manne geschlossen? Wie konnten Sie denken, daß ich je im stände sein würde, Ihre Liebe zu erwidern." „Sie haben Ihren verstorbenen Mann nicht ge liebt und betrauern ihn vielleicht kaum!" „Halten Sie ein, Herr Albrecht," rief Elisabeth entrüstet und mit glühenden Wangen, „denn was Sie da auszusprechen wagen — —" „Es ist die Wahrheit, Frau Eschenbach, ant wortete er dreist. „Sie hatten, als Sie Gustav Eschenbach heirateten, einen anderen geliebt, ich weiß alles aus sicherer Quelle, wie auch, daß Sie den noch nicht vergessenen Jugendfreund erwarten, der vielleicht schon heute oder morgen eintreffen wird." Elisabeth stand einen Moment wie versteinert da, dann aber einen Schritt zurücktretend, faßte sie sich und entgegnete mit eisiger Kälte in Blick und Stimme: „Um mich in Zukunft gegen ähnliche Erörter ungen Ihrerseits zu schützen, bleibt mir nur übrig, mich zu entfernen," und sie machte Miene, das Zimmer zu verlassen. Er aber hatte seine Ueber- eclung schon bereut und ihr schnell in den Weg tretend, sagte er in ruhigem Ton: „Verzeihen Sie, Elisabeth, wenn meine leiden schaftliche Liebe mich zu Worten hingerissen " und die von dem Kriegsgericht zum Tod, verurteilt wurden, sind heute früh hingerichtet worden. * * Newhork, 12. Mai. Das Verschwinden des Dr. Crnmn aus Chicago hat eine sensationelle Lösung gefunden. Die aufgefundene Kiste enthielt einen weiblichen Leichnam und wurde von Dr. Cronin dem vor seiner Wohuung angeblich zu seiner Abholung gesehenen Droschkenkutscher mit der Weisung übergeben, den Leichnam in den Erie-See zu werfen, was auch geschehen ist. Dr. Cronin kehrte nicht mehr nach Chicago zurück, sondern flüchtete nach Kanada. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 11. Mai. Der Reichstag setzte die 2. Beratung des AlterS- und Jnvaliditätsgesetzes beim letzten Abschnitt der Vorlage, Schluß-, Straf- und Uebergangsbestimmun- gen, fort. Singer (Soz.) zog die Anträge seiner Fraktion auf Gleichstellung der freien Hilfskassen mit den obligatorischen Kassen zurück, da sich die Abnei gung des Hauses gegen die freien Hilfskassen genü gend dokumentiert habe. Rickert (freis.): Diese Ab neigung spreche so recht gegen den Charakter dieser Art von Sozialreform und sie zeige deutlich, mit welchen Augen der Arbeiter eigentlich angesehen werde. Geh. Rat Bosse wies dem gegenüber nach, daß die Zulassung der freien Hilfskassen thatsächlich nicht möglich war, da man sonst diesen Kassen hätte Ver pflichtungen auferlegen müssen, die sie eben nicht er füllen können. Angenommen wurden die besonderen Bestimmungen für Seeleute, die Bestimmungen über die Beitreibung, die zuständigen Landesbehörden, die Zustellungen, die Gebühren- und Stempelfreiheit und die Rechtshilfe, und zwar wesentlich nach den Kom missionsanträgen, dagegen wurde ein von der Kom mission vorgeschlagener neuer Paragraph auf Antrag des Frhr. v. Stumm gestrichen. Dieser Paragraph bezweckte die Anpassung bestehender Zwangskassen an die Anforderungen des neuen Gesetzes. Bei den Strafbestimmungen beantragte Schrader Streichung der Strafbestimmung wegen falscher Eintragungen der Arbeitgeber in die von ihnen aufzustellenden Nach weisungen oder Anzeigen. Geh. Rat v. Lentha be fürwortete die Bestimmung, welche angenommen wird. Auf Antrag Singers wird die Strafbestimmung gegen Arbeitsgeber, welche Versicherungspflichtige an der Uebernahme ehrenamtlicher Funktionen hindern, wieder hergestellt. Den Termin für das Inkrafttreten über-, läßt die Vorlage dem Bundesrat. v. Bötticher er klärte es nicht für empfehlenswert, das Gesetz vor dem 1. Januar 1890 einzuführen und trat den Ge rächten entgegen, wonach an irgend einer Stelle inner halb der -verbündeten Regierungen der Wunsch gehegt werde, die 3. Beratung der Vorlage bis zum Herbst zu verschieben. Die 2. Lesung ist erledigt. Montag: Anträge, Petitionen. Dienstag: Kougoantrag Windt- Horsts. Donnerstag beginnt die 3. Lesung der Alters vorlage. Vermischtes. * Verwendung der Sägespäne zur Düngung. Die Sägespäne können in verschiedener Form zur Feld- und Wiesendüngung verwendet werden. Häufig werden sie, wie die „Deutsche landw. Presse" anführt, als Streumaterial, namentlich für das Rindvieh, be sonders, wenn sie nicht ausschließlich, sondern neben Stroh zur Anwendung gelangen. Weil die Sägespäne die Jauche und die im Kot enthaltene Flüssigkeit leicht festhatten, wird nicht nur die Reinhaltung des Viehes sehr erleichtert, sondern es wird auch aus „Nein, Herr Albrecht", erwiderte sie, und ihre Züge verrieten ihren vollen Unwillen, „was Sie so eben ausgesprochen, verzeihe ich Ihnen nimmer! Ich frage nicht nach der unlauteren Quelle, aus welcher Sie Ihre Aussagen geschöpft, weil ich dies unter meiner Würde hafte. Dies sind meine letzten Worte, die Sie hoffentlich zur Einsicht bringen werden, wie unwürdig Sie gehandelt haben. Was die Geschäfts angelegenheit betrifft, so werden Sie darüber Weiteres von mir erfahren!" Sie wollte nun das Zimmer verlassen, er faßte ihren Arm und rief mit drohender Stimme: „Hören Sie nun auch meine letzten Worte, Frau Eschenbach. Wollen Sie nicht die Meinige werden, so dürfen Sie auch keinem andern ange hören, es würde ein schreckliches Unglück geben!" Erschrocken stand Elisabeth still, doch faßte sie sich und erwiderte mit fester Stimme: „Das Unglück würde nur auf Ihr Haupt herab fallen, Herr Albrecht, besinnen Sie sich daher eines Bessern!" und sich von ihm losmachend, war sie durch die nächste Thür verschwunden. Ludwig Albrecht stand einen Augenblick regungs los da, dann stürmte er in seiner leidenschaftlichen Aufregung, wie schon einmal durch den Garten auf die Landstraße hinaus. Kaum eine Viertelstunde gegangen, traf er bei einer Biegung des Wrges zwei Männer, von denen der eine, ein Landmann, offen bar zur Stadt gehen wollte, während der andere den höheren Gesellschaftskreisen angehörend, von dort her zu kommen schien. Als sie sich gegenüberstanden, redete der Herr den Bauern an und Ludwig war nahe genug um jedes ihrer Worte zu verstehen. ersterem Grunde ein Dünger erzielt, welcher alle fük ein kräftiges Gedeihen der Kulturpflanzen erforderlichen Nährstoffe enthält, was bei Stalldünger, welchem Vie besonder« reichliche Menge in der Jauche enthaltenen Pflanzennährstoffe fehlen, nicht der Fall ist. Säg mehldünger zeigt, wie ich noch zu bemerken Gelegen heit hatte, eine etwas langsame aber nachhaltige Wir kung; er ist besonders für humusarme Böden, also für schwere Ton- und Sandböden zu empfehlen. Selbst verständlich muß derselbe wie jeder andere Dünger auf der Düngerstätte sorgfältig behandelt und vor Verlusten geschützt werden. Häufig wird aus Säge spänen Kompost bereitet. Zu diesem Zwecke empfiehlt > es sich dieselben mit Erde und allerlei leicht verwe senden und die Verwesung befördernden Stoffen, na mentlich gebrannten Kalk, zu mischen und rn nicht zu große Komposthaufen zu bringen, welche häufig mit Jauche begossen und von Zeit zu Zeit nmgestochen werden müssen. Da« Verbrennen der Sägespäne und die Verwendung der Asche zur Düngung empfiehlt sich deshalb nicht, weil die Sägespäne nur wenig Asche liefern und dieselbe verhältnismäßig arm an wichtigen festen Pflanzennährstoffeu ist. * 40 (XX) Nadelstiche. Vom Rhein wird ge schrieben: Unter verschiedenen Geschäftsleuten in R. kam es unlängst beim Glase Wein zur Weite, indem ein anwesender Meister von der Nadel behauptete, zur Anfertigung eines Ueberziehers seien mindestens 40 000 Stiche nölig. E- wurde nun einem Bäcker ein Ueberzieher angemessen, und unter abwechselnder Beaufsichtizung dreier Meister derselbe von dem wet tenden Schneider gefertigt. Die sorgsame Zählung der Stiche ergab jedoch, daß nur 39 625 Stiche not wendig waren, eine Thatsache, die bewies, daß die Behauptung des Schneiders zwar nicht ganz richtig, aber immerhin ziemlich begründet war. Er hatte den verwetteten Wein zu bezahlen und überdies erhielt er für die Anfertigung des Ueberziehers keine Bezahlung. 6. Ziehung S. Klasse 1LS. König!. Sachs. Landes-Lotterie. Gezogen am 11. Mai 1889. 300000 Mark auf Nr. 3453 13000 Mark auf Nr. 35284 3000 Mark auf Nr. 5162 41102 42605 3000 Mark auf Nr. 353 1933 2192 5064 5678 5523 5671 6057 6047 10610 12464 19903 19580 21213 24253 25038 30280 35752 35215 42383 44990 45053 50903 52145 60357 61577 62194 62383 65444 65972 70500 70443 73892 74912 76501 76430 77713 80034 81186 81165 86987 90832 93868 94483 99396 1000 Mark auf Nr. 474 1918 2039 2592 2561 3533 4214 4620 5704 6276 6329 885211485 12886 12169 12119 13293 14145 19774 24674 24826 24051 29130 30705 34475 35384 38647 39229 41715 41665 45611 45201 47303 48056 53220 53753 54570 55227 55278 56028 56452 60579 62826 62505 63544 65509 66252 66353 68140 72855 81898 84015 85063 88423 90000 94562 94186 98566 500 Mark auf Nr. 2486 3147 4376 5274 6917 7764 16113 20386 23787 23220 32442 33707 34971 35553 37916 37451 44078 45233 46313 47151 48955 48421 49552 49251 51950 56928 57648 57121 61937 61101 62943 62392 62303 67760 69595 72778 76532 77808 77230 81873 84369 86244 90649 90897 91819 91228 94098 94078 94195 95191 98632 98934 300 Mark auf Nr. 1874 1548 3902 4219 4621 5127 5884 9901 10458 10668 11244 12945 13994 16900 16917 17343 19971 20035 20842 „Wie weit habe ich noch bis zur Villa Eschen bach ?" fragte der Herr. „Meinen Sie das Haus, wo Frau Eschenbach wohnt?" fragte schnell der Bauer. „Ja, mein Freund," erwiderte der Herr mit merklich englischem Accent. „Es ist bis dahin Wohl noch eine Viertelstunde, doch können Sie es nicht verfehlen, das Haus liegt im Gurten, hat Stallungen und ein schönes hohes Gitter mit vergoldeten Spitzen!" „Ich danke Ihnen," erwiderte der Fremde, wo- r..uf jeder seinen Weg fortsetzte. „Er ist es — muß es sein!" keuchte Ludwig Albrecht und rannte ebenfalls der Stadt zu. „Wer weiß, ob sie ihn nicht schon heute erwartet und deshalb mich so schnöde abgefertigt hat! — Ich habe gelobt, daß ein Unglück geschehen soll, und ich will Wort halten, denn lebend verlassen wir beide die Villa nicht!" Seine Leidenschaft nahm ihm jede klare Besin nung und in dieser Aufregung kam er in seine Wohnung. Hier holte er aus einem wohl ver wahrten Schrank einen Dolch und eine Pistole hervor, die er beide in seine Tasche steckte. Dann verließ er ungesehen und so schnell, wie er gekommen, das Haus und eilte zurüü und nochmals der Villa zu. ». Dort angelangt, stand er zögernd und späbend einen Augenblick vor dem Gitter, gewahrte jeooch niemand und mit der Oertlichkeit bekannt, betrat er den Garten, wo bald ein dichtes Gebüsch in der Nähe des Hauses ihn aufnahm.