Volltext Seite (XML)
zugleich MDs-Anzchtr ßr Hohildorf, Rsdlitz, Bernsdorf, Büsdorf, St. Wien, Semichsorl, Worienn« und Wulfen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. Nr. N1. »s. Jahrgang. Dienstag, den 14. Mai 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark W Pf. — Einzelne Nummer S Pfennige. — Bestellungenfnehmen außer der Expeditton in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!-Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpüszeile oder, deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. WM Tagesgeschichte. *— L i ch t e r. st e i n , 13. Mai. Der Taub stumme Karl Döhring beabsichtigt mit behördlicher Genehmigung hier und in der Umgegend eine Broschüre unter dem Titel: „Ueber Atmung nebst Anleitung zum Betriebe der wichtigsten und heilsamsten Uebung für die Atmungs-Organe", einen Beitrag zur Gesund heitslehre für jung und alt, zu kolportieren. Der Erlös aus dem Verkauf ist zum Besten des Unter stützungsfonds für ältere, von leiblicher Schwäche und Not heimgesuchte Taubstumme bestimmt. Der - wohlthätige Zweck und der billige Preis der Bro schüre — das Exemplar kostet 60 Pfg. — lassen ein freundliches Entgegenkommen der Bevölkerung von hier und Umgegend erwarten. — Die Entziehung des Einjährigen Berechti gungsscheines halten viele Besitzer desselben für nicht möglich. Darin ist mancher Besitzer jedoch recht im Irrtum. Vor einiger Zeit erging sich ein Sohn an gesehener Eltern in Hamburg in Extravakanzen, be- ' lästigte eine bekannte Schauspielerin mit Liebesbriefen und hatte schließlich die Unverschämtheit, eine fingierte Verlobungsanzeige in die Zeitungsanzeigen zu lancieren. Die Angelegenheit kam zur gerichtlichen Untersuchung und Bestrafung. Als der junge Mann später ins Militär eintreten wollte, verlangte dieses ein neues Führungsattest, auf welchem die Bestrafung natürlich vermerkt war. Es wurde der Berechtigungsschein kassiert, und der junge Mann mußte trotz aller Für sprache auf drei Jahre eintreten. — Unter der Ueberschrift: „Gebet dem Deut schen, was des Deutschen ist!" veröffentlicht in dem „Posener Tageblatt" ein Abonnent folgendes „Ein gesandt": „Es ist ein von Alters her noch bis in die heutige Zeit gepflegter Zopf, unsere nationalen Denkmäler rc., die doch wohl dem „Volke" von den Großthaten der deutschen Nation Zeugnis geben sollen, mit lateinischen Inschriften und in römischen Zahlen ausgedrückten Jahresangaben zu versehen, die natüilich dem weitaus größten Tille des deutschen Volkes un verständlich sind. Ehemaligen Angehörigen der almu water, also den akademisch gebildeten Bürgern, bleiben natürlich diese lateinischen Inschriften rc. kein Buch mit siebe» Siegeln, jedoch für diese allein sind die Denk mäler wohl kaum geschaffen. Deshalb fort mit diesem veralteten Gebrauch, seien wir Deutsche und sagen auf Deutsch dem Deutschen, was unsere nationalen Denkmäler vorstellen sollen!" Man kann diesem Wunsche nur von Herzen zustimmen. — Glauchau, 11. Mai. Heute nachmittag ,3 Uhr hatten sich zur 4. diesjährigen Sitzung des Bezirksausschusses die Herren Bezirksausschußmit glieder im Verhandlungssaale der König!. Amts hauptmannschaft hier in beschlußfähiger Anzahl ein gefunden. Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen nahm der Bezirksausschuß zunächst von 4 Bezirks anstaltsangelegenheiten, (bauliche Herstellungen in der Bezirksanstalt, Verzinsung der Reichenbach'schen Bau-Kaution, Ergänzung der Blitzableitung und Berechnung des Kohlnwerbrauchs für die Heizungs anlage), Kenntnis, worauf beschlosst» wurde, noch eine übersichtliche Zuiammenstellnng der in den ein zelnen Räumen oer nstalt erzielten Temperaturen zu erfordern. Hiera f wurden die Dispensationsge suche Wagner's in L °dorf, Dürrschmidt's in Remse und Forbrigs und C. " 'n Hohndorf in Dismem brationssachen — letztem "beide bedingungsweise — genehmigt. Ebenso fanden das Anlagenregulativ für Weidensdorf, der Beschluß des Gemeinderates zu Schlunzig wegen veränderter Veröffentlichung der Bekanntmachungen, das Gesuch der Gemeinde St. Egidien und des p. Müllers dort um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank am 3. Pfingstfeier tage, sowie die Schankkonzessionsgesuche Müller's in Oberhohndorf — für Kauritz — p. Kahles in Chemnitz — für Ernstthal — und Spohn's in Reinholdshain — für seinen neuen Anbau, — in- gleichen das Gesuch Popp's in Mülsen St. Niklas zum Beherbergen, Genehmigung. Dahingegen wurden das Gesuch des letzteren und Zesch's in Nüdlitz um Gestattung von Singspielen PP., das Schankerlaub nis-Gesuch p. Mehlhorn's in Abteioberlungwitz und das Gesuch p. Ungers in Ernstthal um Errichtung einer Schlächterei abgewiesen, auch beschlossen, dem p. Kögler in Schwaben den beabsichtigten Agentur betrieb auf Grund von 8 35 der Gewerbeordnung zu untersagen. Eine Klage des Ortsarmenverbandes Gersdorf wider den Ortsarmenverband St. Egidien auf Anerkennung des Unterstützungswohnsitzes der Gebrüder Wagner in Gersdorf wurde zu Gunsten des Beklagten entschieden. Nachdem die Knochen- Kochgulgge des p. Sonntag aus Lichtenstein in Stangendorf bedingungsweise genehmigt und derorts- statutarische Beschluß des Gemeinderates zu Schlun zig, nicht eigentliche Gemeindeangelegenheiten betreffend, bestätigt worden, beschloß der Bezirksausschuß, dem Schankwirt Jubel in Crotenlaide die Erlaubnis zum regulativmäßigen Tanzhalten in Aussicht zu stellen und erledigte endlich eine größere Anzahl von Re kursen wegen Heranziehung zu den Gemeindeanlagen. Schluß der Sitzung nachmittags str7 Uhr. — Die Linien Chemnitz-Zwickau, St. Egidien- Lichtenstein-Stollberg und Wüstenbrand Höhlteich wurden am Freitag von Herrn Geheimen Finanzrat Schulze aus Dresden auf einem Revisionszuge bereist. In Begleitung des genannten Herrn befanden sich die Herren Finanzrat Bergmann von der König!. General direktion, Baurat Engelhardt aus Chemnitz, Betriebs- Inspektor Flach aus Chemnitz und Abteilungs-Inge nieur Müller aus Glauchau. — Dresden, 11. Mai. Das Königspaar ist heute vormittag nach Ems abgereist. — Leipzig. 10. Mai. Die hiesige königl. Staatsanwaltschaft erläßt folgende Bekanntmachung: „Unter Bezugnahme auf die diesseitige Bekanntmachung vom 7. Mai wird hiermit bekannt gegeben, daß das königl. Justizministerium für die Ermittelung des Ur hebers des an dem Schänkwirt Eduard Fleischer zu Dornreichenbach in der Nacht zum 3. d. M. verübten Mordes eine Belohnung von 500 M. ausgesetzt hat." — Leipzigs große Fahrrad-Ausstellung im Anfang dieses Jahres hat dermaßen gut rentiert, daß vom 22. Februar bis 2. März nächsten Jahres im Krystallpalast eine solche Ausstellung wieder statt finden soll. — Das „Meißner Tagebl." schreibt: Daß die Meißner Jugend auf der Höhe der Zeit steht, beweist folgende heitere Telephongeschichte, die uns ein Augen- und Ohrenzeuge mitteilt. Der kleine Moritz geht an das Telephon, klingelt und ruft: „Bitte, verbinden Sie mich mit Nummer .P." „Bitte rufen — hier A'., wer dort?" „Ist Max zu Haust?" „Ja!" „Dann bitte ihm zu sagen, er möchte doch einmal an das Telephon kommen." „Sofort." „Max hier!" „Höre mal, Max, ich bin gerade über den Schularbeiten und zerbreche mir den Kopf über die Aufgabe Nr. 56. Ich habe die beiden Fünfecke in Dreiecke geteilt und kann die Gleichheit der nach außen zu liegenden Drei ecke beweisen, nur weiß ich nicht, wie ich die Gleich heit der beiden inwendig liegenden Dreiecke beweisen soll, wie muß ich denn das machen?" „Na, also gieb Acht! Erstens ergiebt sich die Gleichheit dieser Dreiecke aus dem Beweise der Gleichheit der anderen Dreiecke und dann sind die Winkel und 01VX korrespondierende Winkel und die Grundlinie Ll? ist gleich Winkel LUU gleich ktzR. Du hast also die Gleichheit der Dreiecke durch eine Linie und zwei Winkel bewiesen. Wiederhole mir die Lösung. — So, gut." — Danke sehr, Schluß!" H Gera, 11. Mai. Der Wilddieb Baum gärtner ward heute vom Schwurgericht zum Tode verurteilt. Z Ueber den blutigen Zusammenstoß zwischen Bergleuten und Militär auf der Zeche „Graf Moltke" bei Gladbeck liegen folgende nähere Mitteilungen vor: Als am Mittwoch um 10 Uhr eine Kompanie des Regiments Nr. 13 unter Führung des Leutnants v. Strehlendorf vor dem ersten Maschinenhaus auf der Zeche „Graf Moltke" erschien, besetzten unter Schreien und Ausstoßung von Drohungen gegen tausend Per sonen, meist schlesische Bergleute aus Waldenburg, unter Anführung eines kürzlich entlassenen Arbeiters namens Koehler den Zechplatz. Ein sechsmaliges Hornsignal, wie die Aufforderung, auseinanderzugehen, hatte keinen Erfolg; die Streikenden fuhren vielmehr fort, zu toben und die Soldaten zu beschimpfen. Vergebens ermahnte der Obersteiger Geck zur Ruhe. Auf das Vorgehen der Mannschaften erfolgte ein Bombardement mit Steinen. Auf die nochmalige Aufforderung, auseinanderzugehen, antworteten die Streikenden mit einem erneuten Steinewerfen; mehrere Soldaten wurden von Steinen getroffen. Auf das Kommando „Feuer!" gaben nunmehr die Soldaten eine Salve auf die Tumultanten ab, von denen zwei tot und einer verwundet auf dem Platze blieben; außerdem wurden fünf Personen verwundet, von denen zwei bereits gestorben find. Der Rädelsführer Koehler befindet sich unter den Toten. Z Ein großer Brand hat, wie der „Kreuz-Ztg." berichtet wird, in Minsk mehr als 50 Gebäude, darunter die Realschule und die Bureau's dcrLibau- Romnyer Eisenbahn, in Asche gelegt. Der Schaden beträgt gegen 600000 Rubel. Die Bahn hat den weitaus größten Teil ihrer Akten verloren. Eine Person ist tot, mehrere haben schwere Brandwunden erhalten. Vermutlich ist das Feuer angelegt. Es herrscht große Panik, da Zettel ausgefunden sind, wonach ganz Minsk abbrennen soll. 8 Bochum, 13. Mai. Auf der Zeche „Herminen- Glück" wurde Sonnabend früh die Schildwache über fallen. Der Angreifer ward erstochen. 8 Ems, 13. Mai. Der König und die Königin von Sachsen sind am Sonnabend abend 10sti Uhr mit Gefolge hier eingetroffen und in dem Hotel „Zu den vier Türmen" abgestiegen. Am Bahnhof waren der Badekommissar, Kammerherr von Rathenow, der Landrat Johannes und der Bürgermeister Spangen berg zum Empfang anwesend. 8 Kreuznach, 9. Mai. Die Vorbereitungen zu der am Pfingstdienstag stattfindenden Enthüllung des Hutten-Sickingen-Denkmals auf der Ebernburg sind in vollem Gange, und die verschiedenen Festausschüsse befinden sich in eifriger Thätigkeit, um Vie Feier zu einer möglichst glanzvollen und großartigen zu gestalten. Der von dec bekannten Firma Gebrüder Holzmqnn in Frankfurt a. M. aus Odcnwatdgranil hergestellte Sockel befindet sich bereits auf dem Denkmalplatze!, welcher durch Fclssprengungen um 10 m nach der Bergseite hi» erweitert worden ist. Sobald die Auf stellung des Sockels beendigt ist, werden die in der Gießerei Lauchhammer inzwischen vollendeten Figuren hierhergebracht und aufgerichtet. Als Vorfeier wird dem Enthüllungsfeste um Pfingstmontage die Auffüh rung des Bungertschen Hutten-Sickingen-Festspiels in der eigens dazu erbaute» Festspielhalle vorausgehen;