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wichtige Vorteile, welche das Turnen im Gefolge hat, gegenüber: bessere Gesundheit, Kräftigung des ganzen Organismus, Schönheit der Formen, Ent wickelung der Kraft und Gelenkigkeit, verminderte oder vermiedene Fettsucht rc. — Ein Preisausschreiben für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete deS Schutze« gegen Feuers - gefahr ist soeben vom Vorstande der „Deutschen All gemeinen Ausstellung für Unfallverhütung" erlassen worden, nachdem ihm von dem Verbände deutscher Privat-Feuerversicherungs-Gesellschaften der Betrag von 10000 Mark für entsprechende Prämien zur Ver fügung gestellt worden ist. Die bezüglichen Apparate sind bis zum 15. Mai d. I. bei dem Herrn Bauk- direktor Stude, Berlin 81V., Lindenstraße 41, anzu melden und sodann bis zum 1. Juli in den näher zu bezeichnenden Räumen des Ausstellungsgebäudes auf zustellen. Mit Prämien sollen ausgezeichnet werden: u) Apparate und Einrichtungen, welche die Entstehung eines Brandes zu verhüten bestimmt sind, b) Ein richtungen und Konstruktionen, welche geeignet sind, einen entstehenden Brand einzuschränken, und e) Ap parate, welche zum Löschen eines Brandes dienen. Unter den unter u aufgeführten Verhütungsmitteln ist auch die Litteratur berücksichtigt; denn die Konkurrenz erstreckt sich hier auch auf eine Belehrung der Juaend über die Gefährlichkeit des Spielens und fahrlässigen Umgehens mit Streichhölzern, Feuer und Licht. Diese Belehrung kann in Forni einer Unterweisung oder einer Erzählung gehalten und muß geeignet sein, in die Schulbücher der untersten Klassen ausgenommen zu werden. Interessenten, welche sich an den Konkur renzen beteiligen wollen, erfahren alles Nähere hierüber bei dem Vorstande der „Deutschen Allgemeinen Aus stellung für Unfallverhütung." — Der Thaler leitet seinen Namen von dem Orte Joachimsthal in Böhmen ab, wo freilich nicht zuerst, aber doch in vorzüglicher Güte und sehr häufig die Grafen von Schlick um 1518 jene Münze im Gewichte von zwei Lot schlagen ließen. Ursprüng lich hießen sie Joachimsthaler oder Schlickthaler. Die Dukaten ließ zuerst König Roger II. von Sici- lien als Herzog von Apulien im Jahre 1140 mit dem Bilde Christi und mit der Unterschrift schlagen: 8it tibi, Obrwto, datus, guam tu rsgis, isto äueatiw (Es sei Dir, Christus, geweiht jenes Herzogtum, weichest du regierst). Das letzte Wort der lateinischen Legende gab der Münze ihren Namen. Die englische Guinee hat ihren Namen von dem Goldlande Gui nea in Afrika, weil die ersten aus dem dort ge wonnenen Metalle geschlagen wurden. Florin hat seine Bezeichnung von dem Prägorte Florenz. Der Kreuzer führt seinen -Namen von dem von alters her darauf geprägten Kreuze, die italienische Zechine von dem Münzhause La Zecca (arabisch ssklrab, Prägstock) in Venedig. — Einen interessanten Arzneiversuch hat kürzlich, wie die „Pharm. Ztg." berichtet, ein Arbeiter der chemischen Fabrik I. D. Riedel unbeabsichtigt am eigenen Körper gemacht. Derselbe hatte davon gehört, daß das von der Fabrik hergestellte Sulfonal ein Schlafmittel sei, und um seiner Frau, die an Schlaf losigkeit litt, die neuesten Erfindungen zu Gute kommen zu lassen, entwandte er eine Menge Sulfonals. Er beschloß, die schlafmachende Wirkung des Sulfonals zunächst an sich selbst zu erproben und nahm — zwei Eßlöffel davon, etwa 30 Gramm, ein. Die Wirkung war gut, der Mann schlief volle 90 Stunden, erwachte dann auf einige Stunden und schlief aber mals 24 Stunden in einem Zuge fort. Anderweitige nachteilige Wirkung hat das Mittel nicht geäußert. Die Villa am Rhein. Original-Novelle von Mary Dobson. -. - — (drachdruck verböte«.) (Fortsetzung.) „Sie wollte nicht, daß Sie es in der Schweiz erfahren sollten, Herr Bürgermeister", erwiderte Elisa beth, „damit nicht Ihr Vergnügen, auf das Sie sich so lange gefreut haben, gestört würde; erst später sollte es Ihnen Hermine berichten. Da Sie aber hier sind, ist es natürlich, daß ich Ihnen alle statt gehabten Ereignisse und also auch von meiner Mutter den Unfall mitteile." 19. Elisabeth Eschenbach mußte ihren Hochzeitstag, den 8. Oktober, allein verleben, denn es war ihrem Gatten so sehr er dies auch gewünscht, nicht möglich gewesen, bei ihr zu sein, doch wollte er noch spät am Abend in der Villa eintreffen. Sie hatte am Morgen Briefe aus Paris erhalten, welche ihr Glück wünsche für den Tag^ebracht und ihr das andauernde gute Befinden ihrer Mutter wiederholt hatten. Her mine befand sich wohl und hatte auf Zureden der Rätin angefangen, mit Madame Granville die fran zösische Hauptstadt näher kennen zu lernen. Von der Majorin waren ebenfalls Briefe ein getroffen. Ihr Enthusiasmus für das Landleben begann schon zu schwinden, denn bei vorrückender Jahreszeit blieben die Gäste aus, und das einge tretene Herbstwetter hinderte sie, das Gut zu ver lassen, so daß sie auf die Gesellschaft ihres Vetters angewiesen war, der aber als leidenschaftlicher Jäger oft tagelang fortblieb. Auch hatte er davon ge- — Ein wahrer Strom von afrikanischen Tou risten wird sich in diesem Sommer über Europa er- gießen. In New-Bork allein sind bis jetzt 10000 Fahrkarten für die Reise nach Londol gelöst worden. — Wiederholt konnte man in letzter Zeit in Zeitungen lesen, daß Se. Maj. der deutsche Kaiser den Maler Professor Paul Beckert n Berlin mit Anfertigung seines Porträts beauftragt und dem selben zu diesem Zweck gesessen habe. Erst am vo rigen Sonnabend wieder hat Se. Mcj. der Kaiser dem Professor Beckert eine längere Sstung gewährt. Es wird gewiß bekannt sein, daß der genannte ta lentvolle Künstler aus unserer Stadt gebürtig ist und bis vor etwa 15 Jahren das Chenn'.tzer Real gymnasium besuchte. Mit aufrichtiger md dankbarer Verehrung gedenkt er noch, wie er selbw in einem nach dort gerichteten Briefe sagt, des damaligen Leiters dieser Anstalt, des Herrn Schulrates Caspari, der sich des unbemittelten Schülers besonders liebe voll annahm und ihm so überhaupt der- Fortbesuch der Schule ermöglichte. In Berlin hat sich dann Professor Beckert lediglich durch eigene ernste Arbeit, ohne die geringste Protektion zu besitzen, in verhält nismäßig kurzer Zeit unter der dortigen zahlreichen Künstlerjchaft volle Anerkennung versckafft, und wird er jetzt mit Vorliebe von beiden Majestäten sowohl, wie von anderen Fürstlichkeiten mitAufträgen beehrt. — Dresden, 24. April. Ihre Maj. der Kaiser und die Kaiserin, die gestern vormittags I Uhr 35 Minuten mittelst Sonderzuges von Berln in der Königl. Villa zu Strehlen unverhofft eintiafen, be reiteten damit Sr. Majestät dem König Allert durch ihren persönlichen Besuch das schönste Geburtstags geschenk. Der von der Maschine „Chemnitz" geführte, von Herrn Transportdirektor Winkler geleitete, aus drei Salonwagen, einem Speisewagen, mehreren Personen- und einem Gepäckwagen bestehende Sou- derzug fuhr durch Dresden ohne Aufenthalt durch und hielt erst zur angegebenen Stunde vor der Kgl. Wartehalle in Strehlen. Hierselbst hatten mehrere Hundert Personen Aufstellung genommen, die beim Anblick des Kaiserlichen Paares in stürmische, an haltende Hochrufe ausbrachen. Se. Mäjestät der König Albert erwartete den hohen Kaiser!. Besuch in den Gemächern der Königl. Villa, während Ihre Maj. die Königin Carola, die in Begleitung des Königl. Flügeladjutanten Major v. Haugk aus dem Garten getreten war, in der Wartehalle die hohen Geburtstagsgäste empfing. Die Begrüßung war eine überaus herzliche. Freudestrahlend geleitete die Königin die Kaiserlichen Majestäten über die Straße durch den Garten nach der Villa, woselbst eben die Prinz Georg'sche Familie und die Herzog!. Meinin- gischen Herrschaften zur Beglückwünschung eingetroffen waren. Hier in der Königl. Villa empfing Se. Maj. der König das Kaiserl. Paar. Die hohen Herr schaften umarmten und küßten sich wiederholt und auf's herzlichste. Nicht minder freudig war die Be grüßung der übrigen fürstlichen Personen. Das Kaiserpaar verfügte sich sodann in die innerer Ge mächer der Königl. Villa. Die Rückkehr der Kciserl. Gäste nach Berlin erfolgte abends 1/48 Uhr von Strehlen aus. — Waldenburg, 23. April. Am vergangenen Sonnabend, den 20. d. Mts., verließen Ihre Durch- laucht Prinzessin Ernst von Schönburg-Waldenburg mit Prinzessin Tochter Mathilde, Durchlaucht, welche mehrere Tage zum Besuche am Fürstlichen Hofe hier geweilt hatten, Schloß Waldenburg, um nach Gauernitz zurückzukehren. Ihre Durchlaucht Prin- sprochen, wie sonst die Wintermonate auf Reisen zu zubringen und daher gedachte sie gegen Ende Octvber zurück zu kommen. Die Gesundheit ihres Gatten machte Elisabeth fortwährend Sorge, um so mehr, als er selbst in seinen Briefen nur flüchtig davon sprach. Er hatte während seines Aufenthaltes iu Paris ihre Mutter ost besucht, und diese hatte ihr geschrieben, daß er ihrer Ansicht nach der Ruhe und der Schonung be dürfe und daß sie sich deshalb freuen würde, ihn wieder im Kreise seiner Fainilie zu wissen. Das Resultat seiner schnellen Reise nach Paris war leider die Ueberzeugung gewesen, seine dortigen Forderungen verloren geben zu müssen. In London waren dagegen die Angelegenheiten der Art geordnet, daß nach der Wiederaufnahme der Geschäfte das Bankhaus nach und nach seine Gläubiger befriedigen werde. Der Tag war ihr unter den gewohnten Be schäftigungen, den Sorgen für ihre Kinder und ihre Haushaltung vergangen, und die Dämmerung heran gekommen. Sie saß am Fenster des Gartenzimmers, während in dem anstoßenden Gemach die Kleinen mit der Wärterin sich befanden, doch hörte sie kaum deren muntere Stimmen, sondern blickte sinnend in's Weite, in Gedanken mit den traurigen Ereignissen der letzten Monate beschäftigt. Plötzlich durchhallte der Klang der Glocke das stille Haus, und wohl wissend, daß ein Eisenbahnzug angekommen, erhob sie sich schnell und schritt in der Erwartung ihren Gatten zu sehen, der früher, als er gedacht, anye- langt sei, dem Flur zu. Im Vorzimmer trat rhr zessin Luise von Schönburg-Waldenburg begleitete die erlauchten Verwandten nach Schloß Gauernitz und beabsichtigt, besuchsweise einige Tage dort zu ver weilen. — Herrn Brigadier Lohse in Remse ist da allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — Penig, 20. April. Die Patentpapierfabrik zu Penig hat beschlossen, das der gräflich Schön- burgischen Herrschaft gehörige, unmittelbar an die Grundstücke der Gesellschaft angrenzende Parkareal nebst dem „neuen Schlosse" käuflich zu erwerben. Der Kaufpreis beträgt 180000 Mk. — Bischofswerda, 21. April. Das Oster schießen hat auch dieses Jahr seine Opfer im Ge folge. Einem Dienstknechte in Frankenthal, namens Löschner, wurde durch Zerspringen des Pistols die linke Hand förmlich zerrissen. Der Verunglückte wurde im Krankenhause zu Bautzen untergebracht. — Lengefeld, 21. April. Am 18. d. abends stilO Uhr entgleiste in unmittelbarer Nähe der Halte stelle Nennigmiihle und der von Herderschen Papier- und Pappenfabrik die Lokomotive des von Olbernhau 8 Uhr 50 Min. abgehenden Personenzuges. Mehrere Laschcnschrauben wurden zertrümmert und eine Schiene unbrauchbar gemacht. Die nach Pockau zu fahrenden Passagiere mußten den Weg von der Unfallstätte bis dahin zu Fuß zurücklegen, während die von Pockau nach Olbernhau reisenden in inzwischen von Olbern hau herbeigeholte Wagen umsteigen mußten. Die entgleiste Lokomotive wurde erst nach mehrstündiger Arbeit wieder auf die Schienen gebracht und von da nach Pockau gefahren. Die Ursache der Entgleisung ist bis jetzt noch unbekannt. — Wurzen, 20. April. Die Stadt Wurzen wird im Festzug zur Wettinseier durch einen von zwei Herolden geleiteten Bannerträger mit dem Wurzener Stadtwappen vertreten sein. Die ur sprüngliche Absicht, in einer besonderen Gruppe die Industrie der Stadt zur Anschauung zu bringen, ist aufgegeben worden. — Lommatzsch. Der späte Eintritt warmer Frühlingswilterung bereitet in diesem Jahre dem Landwirt arge Verlegenheit. In erster Linie ist es der Futtermangel, der sich bei den geringen Erträgen a„ Heu und Stroh im vorigen Jahre allerdings voraussehen ließ und umsichtige Landwirte veranlaßte, den ganzen Winter hindurch reichlicher als sonst ander weitige Futterersatzmittel zuzukaufen, deren Preise durch den allgemeinen Bedarf erheblich gestiegen sind. Nun mehr aber sind bei vielen die Vorräte an Rauhfutter vollständig erschöpft und noch immer müssen mehrere Wochen vergehen, ehe an frisches Grünfutler zu denken ist. Es ist daher kein Wunder, wenn die Butterpreise eine ganz ungewöhnliche Höhe erreichen. Mit der Frühjahrsbestellung ist man um mehrere Wachen gegen über anderen Jahren zurück, da die Nässe in den Feldern keine Arbeit gestattete. Selbst Kartoffeln früherer Sorten konnten noch nicht ins Land gebracht werden. Fast steht zu befürchten, daß nach geschehener Aussaat durch längere Trockenheit die Entwickelung des Wachstums wieder aufgehalten werde. Lebhafte Klage wird in den Kreisen der Landwirte über die hohen Preise des künstlichen Düngers geführt, welche durch das gegenseitige Abkommen der Fabrikanten und Händler festgesetzt worden sind, ohne daß der Land wirt in der Lage ist, sich dagegen durch anderweitige Deckung zu schützen. 8 Berlin, 23. April. Am nächsten Son nabend, den 27. d., tritt die Berliner Liedertafel eine Sangesfahrt nach Dresden an. Am Sonna bend abend findet dann dort eine große Gesangs eins der Mädchen mit der Meldung entgegen, daß ein Herr gekommen und,sie zu sprechen wünsche. „Ein Herr?" fragte einigermaßen betroffen Elisa beth. „Haben Sie ihn nicht nach seinem Namen gefragt?" „Er will ihn Frau Eschenbach selbst nennen", antwortete die Dienerin. „So führen Sie ihn hierher", erwiderte Elisa beth nach kurzem Ueberlegen, und preßte, als das Mädchen sich entfernte, die Hand auf die Brust, in der einem Augenblick der Atem stockte, denn wer mochte der Fremde sein, und was ihn zu ihr geführt haben? Nach einigen Sekunden ward die Thür geöffnet, und es trat ein Mann ein, der nach einer stummen Verbeugung sich ihr langsam näherte. Er hatte nicht die Größe ihres Gatten, war aber von kräftiger Gestalt, hatte eine leicht gebräunte Hautfarbe, dunkles Haar und schwarze Augen, sowie ausdrucksvolle Gesichtszüge, auf die sie kaum den Blick gerichtet, als sie einen Schritt zurücktrat und im Tone der höchsten Ueberraschung sagte: „Herr Wendtorfs — Sie?" „Verzeihung, Frau Eschenbach", erwiderte Hel- bert Wendtorff, denn dieser war in der That der Eingetretene, mit bewegter Stimme und heftete einen ernsten Blick auf das schöne, erbleichende Gesicht Derjenigen, die er unverändert liebte und die ihn auch nicht vergessen, „Verzeihung, wegen meiner An wesenheit in Ihrem Hause, denn ich habe Ihnen Wort gehalten; nicht mein eigener Wille führt mich zu Ihnen." „Wie habe ich das zu verstehen?" fragte hastig Elisabeth, deren Aufregung einen noch höheren Grad