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de« 1. Bataillons im 2. Grenadier-Regiment, Major v. Hopffgarten, ereilt. Das Regiment sollte auf dem Hellerexerzierplatz mit dem Exerzieren beginnen, Major v. Hopffgarten war eben die Front seine« Bataillons, welches mit präsentiertem Gewehre stand, abgeritten und er war im Begriff vor der Fahne zu salutieren, als er plötzlich abwinkte und vom Pferde abstieg, um zusammenzusinken. Ein Herzschlag hatte ihn getroffen. Hinzueilende Offiziere und ein Lazarethgehilfe brachten ihn in einem zufällig am Platze befindlichen offenen Königl. Wagen nach dem Garnisonlazareth, aber bereits auf dem Transport dahin ist er verschieden. Mit der Führung des Bataillon« ist bis auf weiteres Major von Friesen II beauftragt. Major v. Hopffgarten stand im 44. Lebensjahr. Er hat die Feldzüge von 1866 und 1870 mitgemacht. Am längsten stand er beim Schützenregiment, sodann kürzere Zeit beim 2. Jägerbataillon und dem 104. Regiment in Bautzen, bis er das Kommando des Bataillons im 2. Grcna- dierregiment übernahm. Das Regiment verliert an ihm unzweifelhaft einen überaus befähigten, schneidigen Offizier. — Der Leipziger Kunstverein plant für den Herbst dieses Jahres eine größere Ausstellung älterer Gemälde aus sächsischem Privatbesitz. Die Idee, auf diese Weife der Allgemeinheit einen Einblick in die wenig zugänglichen Privatsammlungen zu ermitteln, einen Ueberblick über die in Sachsen auf diesem Gebiete vor handenen Kunstschätze zu gewinnen und zugleich histo risches und künstlerisches Interesse anzuregen, ist zuerst in Dresden gefaßt und zur Ausführung gebracht worden. Es geschah dies vor 5 Jahren im Orangerie hause an der Herzogin Garten und stand diese Aus stellung unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin. Bei der geplanten Leipziger Ausstellung soll es sich nur um ältere Bilder handeln Wie weit zurück da gegriffen werden darf, ist natürlich nicht zu bestimmen, dagegen soll bezüglich der neueren Zeit nicht weiter als bis zum Ende des vorigen Jahrhun derts gegangen werden, d. h. Bilder, die in diesem Jahrhundert geschaffen wurden, oder richtiger, deren Schöpfer in diesem Jahrhundert wirkten, nicht zur Ausstellung gelangen. — Das Landgericht Zwickau belegte den Weber Carl Friedrich Dietrich aus Crimmitschau, einen jener Kurpfuscher, die nur darauf ausgehen, leichtgläubigen Menschen ihr Geld abzuschwindeln, ohne Rücksicht daraus, ob sie sie auch noch an der Gesundheit schädi gen, wegen im wiederholten Rückfalle verübten Be truges mit einer Zuchthausstrafe von 2 Jahren 9 Monaten und einer Geldstrafe von 1200 Mk., eveut. weiteren 80 Tagen Zuchthaus, und erklärte denselben der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre für ver lustig. — Chemnitz. Beim hiesigen Regiment sind neuerdings die Unteroffiziere mit Patronentaschen neuer Probe ausgerüstet worden. Diese Patronentaschen zeigen in mehr als einer Hinsicht beträchtliche Ab weichungen gegen die älteren. Die Form hat nicht mehr einen scharf rechteckigen Querschnitt, vielmehr sind die Taschen, entsprechend dem Körper, etwas ge krümmt, die vorderen Kanten abgerundet. Das wesent lichste aber ist, daß die Taschen nicht wie bisher nur 20 sondern 30 Patronen fassen. Ferner sind die Schlaufen kürzer und die Taschen liegen daher enger am Koppel an, infolge dessen stören sie auch beim Griffemachen viel weniger als die alten und sind dem entsprechend Beschädigungen durch das Gewehr weniger ausgesetzt. Der Verschluß ist der gleiche geblieben wie früher: an dem Deckel befinden sich beiderseitig Riemchen, welche an Messingknöpfchen angehängt Die Villa am Rhein. Original-Novelle von Mary Dobson. . (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Doktor Bäumer setzte während der folgenden Woche die Besuche bei seinem kranken Freunde fort, doch trat keine Veränderung in dessen Befinden ein. Verabredetermaßen trafen eines Tages beide Aerzte in der Villa zusammen und als sie den Kran ken besucht, und darauf eine längere Unterredung gehabt, begaben sie sich zu Elisabeth, bei welcher sich die Majorin von Falkenberg befand und zwar ver stimmt, weil sie an keinerlei Vergnügen oder Zer streuung denken konnte, so lange ihr Bruder krank lag. Nach flüchtiger Begrüßung sagte Doktor Bäu mer, dessen Züge ernster als sonst waren: „Frau Eschenbach, wir haben in Bezug aus Ihren Herrn Gemahl Ihnen einen Vorschlag zu machen." „Einen Vorschlag?" wiederholte Elisabeth und fragend blickte die Majorin auf die Aerzte. „Ja, Frau Eschenbach, wir halten es für gut, daß Doktor S., welcher, wie Sie wissen, der be deutendste Irrenarzt unserer Provinz ist, von Ihnen zu Rate gezogen wird!" „Ein Irrenarzt?" fragte erschrocken die Majorin. „Er ist doch nicht geisteskrank?" „Nein, gnädige Frau", nahm jetzt Doktor- Schwarz das Wort, „es muß dem aber, wenn mög lich, vorgebeugt werden, und ein Arzt, der nur die Krankheiten des Geistes behandelt, hat auch natür lich in solchen Fällen einen schärferen Blick als wir werden. Zu den beiden vorderen, wie bisher zu beiden Seiten des Koppelschlosses angehängten Taschen, welche also zusammen 60 Patronen fassen, tritt bei völlig feldmäßiger Ausrüstung noch eine dritte mit Raum für 40 Patronen, die am Hinteren Teil des Koppels befestigt wird. Jeder Soldat hat demnach im ganzen bei feldmäßiger Ausrüstung einen Vorrat von 100 Patronen in den Patronentaschen am Koppel. Wenn erst da« neue kleinkalibrige Gewehr nach dem veränderten Mannlicher-System, nach dessen Modell bekanntlich in einer österreichischen Waffenfabrik be reits 250,009 Stück bestellt sind und weitere Bestel lungen in Aussicht stehen, eingeführt worden sein wird, zu dem natürlich viel leichtere Patronen gehören, dann wird auch der Patronenvorrat des einzelnen Mannes noch beträchtlich vergrößert werden können. — Der Oberrabensteiner Gebirgsverein beab sichtigt, einen Aussichtsturm und zwar in nächster Nähe der sogenannten Monoscheinlinde zu erbauen. — N i e d e r s ch l e m a, 26. April. In ver gangener Nacht sind Diebe in das hiesige Postgebäude eingedrungen und haben nach Erbrechung des Geld schrankes einen geringen Teil der Postkasie, wie man hört, ungefähr 16 Mk. in baar und das klebrige in Briefmarken, gestohlen. Der leere Geldkasten ist im Poppeuwalde aufgefunden worden. — Oberwiesenthal. Bei Beginn der besseren Witterung regen sich auf unserem Fichtel berge wieder fleißige Hände, um das Unterkunfts haus, das bis Eintritt des Winters unter Dach ge bracht war, von innen und außen vollends fertigzu stellen. Freilich werden hierzu noch ziemliche Geld opfer erforderlich sein, die flüssig zu machen Ehrensache des Erzgebirges ist. — Als kürzlich der Pfarrherr eines Dorfes bei Weida mit der Fütterung seiner Tauben beschäftigt war, bemerkte er am Halse eines seiner Tiere ein an einem Faden befestigtes Briefchen. Er fing die Taube, entfaltete die eigenartige Postsendung und las zu seinem Ergötzen folgende Botschaft: „Diese Taube ist ein Spitzbube: sie hat mir meinen Feiertagskuchen gefressen." — Zu dem am 12. und 13. Mai d. I. in Hainichen stattfindenden Verbandstag der Gewerbe- und Handwerkervereine im Königreich Sachsen ist fol gende Tagesordnung fcstgestcllt worden: Sonntag nachm. 5 Uhr Vorversammlnng im „Hotel zum gol denen Löwen." Aufnahme der Präsenzliste, Wahlen und Beschlußfassung über Statutenänderung betr. Abstimmungen nach Mitglicderzahl. Abends 7 Uhr: Festkommers. Montag früh: Spaziergang nach den Anlagen, Park, Musik ans dem Rahmberg. Vorm. 9 Uhr: Verbandssitzung im Saale des „Hotels zum goldenen Löwen." 1) Eröffnung der Versammlung und Vortrag des Jahres- und Kassenberichtes. 2) Mitteilung des engeren Komitees (Vereine zu Dres den, Leipzig, Chemnitz und Zittau) über die Wettin- feier — Ausführung der bronzenen Gedenktafel, Fest zug re. 3) Beschlußfassung über eine Wettinstiftung für Handwerker (Handw.-Ver. Dresden). 4) Sub missionsangelegenheiten (Gew.-Ver. Wurzen und Re ferat durch den Vorort). 5) Berichterstattung über Hausierhandel an Sonntagen rc. (Gew.-Ver. Meißen). 6) Weiterer Bericht über Abzahlungsgeschäfte (Gew.- Ver. Glauchau). 7) Besprechung der sogenannten Wirtschaftsvereinigungen (Gew.-Ver. Löbtau). 8) Desgl. der Frage über allgemeine Einführung der Gewerbegerichte (Gew.-Ver. Ernstthal). 9) Aussprache über Hilfskassen zur Ausbildung junger Handwerker (Handw.-Ver. Dresden). 10) Desgl. über Alters- und Jnvaliditätsversicherung (Gew.-Ver. Meißen und anderen. Ihrem Herrn Gemahl, wie allen andern Menschen gegenüber, Frau Eschenbach", wandte er sich jetzt an diese, „würde er als einer unserer Kollegen gelten, der zufällig in unserer Stadt an wesend und dessen Ansicht über die Krankheit uns von Wichtigkeit gewesen! — Wollen Sie uns die Einwilligung Ihres Mannes dazu verschaffen oder ihn vielmehr auf den Besuch des fremden Arztes vorbereiten." „Wenn es zu seinem Willen ist, gewiß", ent gegnete Elisabeth mit Fassung, jedoch mit stockender Stimme, „denn ich bin überzeugt, daß er nach seiner Genesung Ihren jetzigen Vorschlag billigen wird!" „Das ist auch unsere Ueberzeugung", erwiederte Doktor Bäumer, „und damit die Sache ohne Zeit verlust geschieht, will ich diesen Nachmittag selbst hin fahren und mit Doktor S. sprechen. „Ich teile Ihnen von dort brieflich mit, ob und wann er kommen wird!" Die beiden Aerzte verabschiedeten sich, die Ma jorin aber ließ ihrer Aufregung freien Lauf und rief, in Thränen ausbrechend: „Elisabeth, wle kannst Du bei dieser Aussicht, Deinen Mann bald im Jrrenhause zu sehen, so ruhig sein?" und mit hastigen Schritten ging sie im Zim mer auf und ab. „Im Jrrenhause?" wiederholte zitternd Elisa beth und blickte ihre Schwägerin überrascht an. „Aber Karoline, davon ist nicht die Rede gewesen und wird und kann es nie sein!" „Du gestattest aber doch, daß der Irrenarzt ihn ohne sein Vorwissen untersucht", fuhr Frau v. Falken berg mit steigender Erbitterung fort. Referat durch den Vorort). 11) Vortrag über Pa tentrecht und zu erstrebende Verbesserungen (Pdlyt. Ges. Leipzig und Vorort). 12) und 13) Vororts und Verbandsorgan-Angelegenheiten. 14) Bericht der Rechnungskommission bez. Richtigsprechung der Rech nung. 15) Bericht über die Preu«kerstlftung. 16) und 17) Wahl des neuen Verbands- und des neuen Kongreß-Ortes. 18) Festsetzung der Verbandssteuer und Beschlußfassung über Feststellung der niedrigsten Jahresbeitrages auf 2 Mark. Nachm. fls4 Uhr: Festtafel (Tafelkarte 2fl- Mark); abends 8 Uhr: Ball im Saale von Krugs Restauration. — Zittau. Am 22. April waren es 400 Jahre, daß die Bürger der Sechsstädte der Oberlausitz (Bau tzen, Zittau, Görlitz, Kamenz, Löbau und Lauban) das Raubschloß „Landeskrone" bei Görlitz zerstörten. 8 Berlin, 27. April. Der Kaiser trifft nicht vor dem 11. Mai in Braunschweig ein. Auf seiner Rückreise von England wird er vielleicht die norwegische Küste bi« etwa zu den Lofodeninseln besuchen. — Der König von Italien tritt seine Reise nach Berlin am 20. Mai an. Er reist über Triest, München und Leipzig und wird vom Kronprinzen, Crispi, wahr scheinlich auch vom Kriegsminister und einem Gefolge von etwa 15 Personen begleitet sein. In Berlin ist ein 8tägiger Aufenthalt in Aussicht genommen. — Das vom Sohne des Prof. Geffcken beantragte Ent mündigungsverfahren ist eingestellt worden, da die Aerzte den Geisteszustand Gesfckens für vollständig intakt erklärten. Die gestern hier eingetroffenen drei amerikanischen Deligierten zur Samoa-Konferenz wur den heute vom Reichskanzler empfangen. — Dem „Berliner Tageblatt" wurde der Postdebut für Oester reich entzogen wegen eines Artikels über die Kaiserin Elisabeth. — Der Prinz-Regent von Braunschweig hat der Schriftstellerin Claire v. Blümer, z. Z. in Dresden-Blasewitz, die erledigte Stelle einer Konven- tualin im Kloster bez. Stift St. Egidyi in Braun schweig verliehen. Der Schweizer Bundesrat wird am Dienstag über den Fall des deutschen Polizeiinspektor Wohlgemut entscheiden. Die Ausweisung desselben gilt als wahrscheinlich. Auch andere Personen sollen mit in die Affaire verwickelt sein. 8 Eine Blutvergiftung durch Tinte wird von Berliner Blättern berichtet: Der Bureanvor sicher W. hatte am Freitag eine mit Tinte gefüllte Feder auf seinen Schreibtisch gelegt, von welchem sie herunterglitt, mit der Spitze durch die Beinkleider hindurch auf den rechten Unterschenkel fiel und das Bein in unbedentender Weise ritzte. W. achtete nicht weiter darauf, bis er in der nächsten Nacht unter heftigen Schmerzen erwachte. Der Fuß war innerhalb weniger Stunden bis zum Knie ayge schwollen, und der hinzugerufene Arzt erkannte so gleich eine Blutvergiftung, die bereits einen so hohen Grad erreicht hatte, daß eine Rettung nur durch die schleunigste Amputation möglich war. Dieselbe ist wenige Stunden nach seiner Einlieferung in die Charitee an W. vollzogen und ihm das rechte Bein bis zum Knie abgenommen worden. 8 Die Einsegnung zweier Diakonissen, Gräfin Blücher und Frl. v. Borcke, soll in diesen Tagen in der Lazarnskapelle in Berlin erfolgen. Die beiden genannten Damen sind sür die Krankenpflege an der ostafrikanischcn Küste, namentlich mit Rücksicht auf die Wißmann'sche Expedition bestimmt; zunächst werden sie aber im Dienste der evangelischen Missions gesellschaft für Ostafrika zu Sansibar wirken. Diese Gesellschaft beabsichtigt demnächst auch noch einige in Krankenpflege geübte Brüder aus dem Rauhen Hause in Hamburg nach Sansibar zu senden. „Karoline", entgegnete Elisabeth mit großer Entschiedenheit, „ich bitte Dich dringend, das Wort nicht zu wiederholen, denn Du hast die Verhand lungen der beiden Aerzte gehört. Wenn aber diese die Ansicht und den Rat eines so berühmten Man nes, wie es Doktor S. ist, zu erfahren wünschen, so muß ich damit einverstanden sein; liegt mir doch wie ihnen daran, Gustav so bald wie möglich her gestellt zu sehen." Darauf verließ sie das Gemach. Kaum waren ihre Schritte im Hausflur verhallt, als die Majorin halblaut sagte: „Sollten sie wirklich an seine Herstellung glan- ben und denken, daß er je wieder imstande sein wird, seine Geschäfte wie sonst zu besorgen?" — Nein, — nein, das thun sie nicht, denn niemals ist eine Gehirnerweichung, ein so unseliges Leiden, wieder ge heilt worden!" „Alles Unglück ist mit dieser Heirat über uns gekommen, denn seit dem Tage, wo sie ihren Namen geführt, begann das Schicksal uns zu verfolgen! Er selbst würde das nie zugeben, denn er liebt sie und wird sie lieben, bis der Tod seinem Leiden ein Ende bemacht. — Ich aber hasse sie, habe sie behaßt, seit ich ihren Namen als den eines armen Mädchens zum ersten Male habe nennen hören." „Wie sich wohl, wenn Gustav sterben sollte, die Zukunft gestalten wird?" fügte sie nach kurzer Pause hinzu. ,)Von dem, was ich mein nenne, kann ich kaum leben, aber Gustav wird in seinem Testament für mich gesorgt haben, und reicht das noch nicht aus, nun, dann ist die reiche Schwägerin und ihre Mutter da, die schon aushelfen werden."