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berührt werden, bietet ein Anhang die nötigen geschichtlichen Erläuterungen, die sich auch zur Vor bereitung der Feier in den Schulen empfehlen dürften. Das zweite: „Heil dem Hause Wettin" (10 Pf.) ist ein Auszug aus ersterem und enthält die sangbaren Lieder aus demselben, von denen sich einige auch zur Deklamation eignen. Der Verfasser der beiden gewiß willkommenen Merkchen ist der Bürgerschul direktor Fr. Ohnesorge in Sebnitz. M— In der Limbacher Gegend wird seit Monaten äußerst lebhaft für einen Anschluß der Linie Witt- gensdorf-Limbach an die Westbahn, sowie für das Projekt einer Eisenbahnlinie Limbach-Waldenburg- Altenburg agitiert. In Beziehung hierauf sind jüngst Deputationen aus Limbach und Oberfrohna bei Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister von Könneritz vorstellig geworden und haben sowohl bei genanntem Herrn, als auch bei anderen maßgebenden Persön lichkeiten die beste Aufnahme und erfreulichen Bescheid erhalten. Der Herr Staatsminister insbesondere betonte, daß, nachdem acht Linien in Gegenden, die sich einer Eisenbahn noch nicht erfreuten, Berücksich tigung gefunden hätten, unter den als „nützlich" zu bezeichnenden Projekten auch die für Limbach sicher in Erwägung gezogen werden würde. In gleicher Weise, so namentlich günstig für die Linie Limbach- Waldenburg-Altenburg, haben sich die Behörden in Altenburg, bei welchen eine Deputation ans der Enclave Rußdorf thätig war, geäußert. Mit den bezeichneten Besuchen ist zugleich, soweit Oberfrohna und Rußdorf in Frage kommen, die von diesen Gemeinden entworfene Petition mit überreicht worden. — Thalheim, 16. April. Am 14. ds. Mts. abends in der 9. Stunde wurden aus die Schienen der Aue-Adorfer Bahnlinie, zwischen den Stationen 164 und 165, ungefähr 1200 Schritte unterhalb des Bahnhofes von ruchloser Hand 4 Steine, welche die Große eines Hühnereies hatten, gelegt. Durch diese frevelhafte That ist zwar eine Entgleisung des Zuges nicht herbeigeführt worden, jedoch mußte der Zug in folge der Stöße zum Halten gebracht werden. Auf den Schienen war noch ersichtlich, wie die Maschine die Steine zermalmt hatte. Der Betreffende, welcher diesen Bahnfrevel verübt, hat sich vermutlich unbe merkt in der Nähe der Bahn aufgehalten und seine abscheuliche That, nachdem der Personenzug nach Aue diese Stelle passiert hatte, ausgeführt. Von dem Frevler hat man bis jetzt noch keine Spur. — U n t e r t r i e b e l, 16. April. Der Palm sonntag war für die hiesige Kirchengemeinde ein doppelt heiliger und wichtiger Tag. Im Vormit- tagsgottesdienst wurden die diesjährigen Konfirmanden von Herrn Pf. Schlichting in einer herzlichen, tief ergreifenden Rede eingesegnet. Abends 7 Uhr wurde ein Abendgvttesdienst abgehalten, in welchem der von Herrn Gutsbesitzer Fritz Strobel hier in hoch herziger Weisegestiftete Kirchenleuchter mit 42Flammen geweiht wurde. Der Kirchenleuchter ist sehr schmuck voll hergestellt, stammt aus der Fabrik von Adolf Wagner in Chemnitz und kostet 500 Mark ohne Stange. Der Spender hat sich durch die edle Gabe in der ganzen Kirchfahrt ein dauerndes Andenken gesichert. — Bei dem in der jetzigen Zeit so verbreiteten Spiele, mit kleinen Stückchen Blech an Mauern an- Zuschlagen, sprang vor kurzem einem Knaben aus Naundorf bei Leipzig ein derartiges Stück Blech in das Auge. Es wurde sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen. Das eine Auge ist bereits verloren und auch dasandereist von der Entzündung schon ohne Sorge herangewachsen, wem würde wohl in einem solchem Falle, den übrigens der Himmel ver hüten wolle, Gustav die Leitung seines Hauswesens übergeben", setzte sie nachdenklich hinzu, „mir oder der Gerichtsrätiu Waldheim, in deren stetem Gefolge jetzt die mir so verhaßte Hermine Stein ist? Aber wohin führen mich meine Gedanken?" unterbrach sie sich, fast erschreckend. „Gustav und Elisabeth stehen im kräf tigsten Alter, sie ist gesund und blühend schön, er, wie er sagt, ebenfalls gesund, wenn auch jetzt über arbeitet, wie kann ich da an ihren Tod denken! Ich will aber Näheres über Gustavs Geschäft zu erfahren suchen, denn ich muß wissen, wie es damit steht, und kann ich es um so eher, da ich in dem düstern alten Fumilienhause wohne, dessen eiskalte Luft mich fast erstickt. Am sichersten werde ich wohl gehen, wenn ich mich mit dem Buchhalter in Verbindung setze, und Herr Gronau, der in seiner ersten Jugendzeit mir die wärmsten Gefühle seines Herzens geweiht, hat mir gewiß noch viel Anhänglichkeit bewahrt, um mir die gewünschte Auskunft nicht zu versagen!" 17. Die Majorin schritt noch eine Weile weiter, dann aber langweilte sie das Alleinsein, den Hauptwcg be tretend, verfolgte sie diesen und blickte zugleich nach der Villa hinüber, wo indes das vorige Bild ver schwunden war. Die Wärterin fuhr den kleinen Rudolf, welcher anscheinend beruhigt im Wagen lag, und mit dem Schwesterchen entfernte sich Frau Feld mann, Elisabeths erste Bekannte und Pflegerin in der neuen Heimat, der sie ohne Bedenken ihre Kinder anvertraute. Neben Elisabeth in der Veranda aber stand ihr Gatte, welcher, bleicher als sonst, mit un ergriffen, so daß dessen Erhaltung sehr in Frage steht. 8 Berlin, 16. April. Der Kaiser übernachtete in Wilhelmshaven im Salonwagen, welcher auf die Werft übergeführt worden war. Heute früh ging der Kaiser an Bord des „Greif" dem Schulgeschwader entgegen. Tausende erwarteten auf den Mohlen die Rückkehr, welche nach 12fie Uhr mittags erfolgte. Nachm. 2 Uhr trat der Kaiser die Rückreise nach Berlin an. — Die Kaiserin, welche infolge einer Er kältung leit einigen Tagen ans Zimmer gefesselt war, befindet sich wieder auf dem Wege der Besserung. — Der bisherige Kriegsminister Bronsart von Schellen dorff erhielt den Stern der Großkomthure des Haus ordens der Hohenzollern. — Die „Post" hält ihre Nachricht von dem Vorfall, welcher die erbgroßherzog- lich oldenburgischen Herrschaften auf ihrer indischen Reise betroffen, gegenüber dem Dementi der „Kreuz zeitung" in allen Punkten aufrecht. — Die „Nordd." tritt der Behauptung Pariser Blätter entgegen, wonach die Ministerkrisis in Rumänien in Berlin große Ver stimmung hervorgerufen habe, indem sie sagt: „Deutsch land hat in Rumänien nicht mehr Interessen zu ver treten, wie in Bulgarien, und die Thatsache, daß in Rumänien ein Fürst vom Hause Hohenzollern regiert, kann an sich nicht die Politik des Deutschen Reiches in Wege drängen, welche durch das Interesse der deutschen Nation nicht geboten sind. 8 Berlin, 16. April. Heute bot sich auf dem Tempelhofer Felde ein hochinteressantes Schau spiel dar, indem sich dort der Luftschiffer Charles Leroux mittelst Fallschirms aus einem Ballon zur Erde niederließ. Von der Lnftschifferabteilung war dem Luftschiffer ein gefüllter Ballon zur Verfügung gestellt worden, um Leroux in die Höhe zu tragen. Der Fallschirm war mittelst eines eisernen Hakens an der Außenseite des Ballons, wo derselbe den größten Umfang hatte, befestigt und reichte fast bis. zur unteren Spitze desselben. Es ist ein höchst ein fach konstruiertes Instrument, ein Ring von etwa zwei Meter Durchmesser mit einem spitz zulaufenden, wasserdichten Bezüge, der noch etwa einen Meter rings um den Ring hinausragt. Mit Spannung sahen alle Anwesenden dem Ballon nach, der Luft- schiffer hatte für das unbewaffnete Auge nur noch die Größe einer Kinderpuppe, die Luftströmung in den oberen Regionen ließ ihn auf seinem Sitze ge waltige Schwenkungen machen. Da schwang er sich in den neben ihm hängenden, gleichfalls große Schwingungen beschreibenden Schirm, und in dem nächsten Augenblicke sah man Ballon und Schirm sich trennen. Der Ballon stieg, jeder Last befreit, mit außerordentlicher Schnelligkeit in die Höhe und verschwand bald in den Wolken, aller Augen waren aber auf den Fallschirm gerichtet. Zunächst siel derselbe mitziemlicher Geschwindigkeit, dann sah man, wie er die Luft auffing und sich zu einer halbkugel förmigen Gestalt aufblähte, langsam und mit maje stätischer Ruhe sank er eine halbe Meile hinter dem Aufstiegeort senkrecht zur Erde nieder. Der Aufstieg währte drei Minuten, während das Fallen des Schirmes von einer Höhe, die weit über 1000 Meter geschätzt wurde, vier Minuten in Anspruch nahm. ß Ein noch nicht aufgeklärter Zwischenfall hat sich dem „Börs. Cour." zufolge bei der Ankunft der Kaiserin Friedrich auf dem Bahnhof in Hombnrg ab gespielt. Im Kaiserzimmer der Station wurde ein Herr arretiert, der ^»''eits von Berlin aus im Zuge mitgefahren war, sich Unterwegs auffällig benommen und bereits polizeilich signalisiert war. Er war an ständig gekleidet, trug seinen Koffer in der Hand nnd verkeunbarer Aufregung sprach. Ueberzeugt, das etwas Ungewöhnliches geschehen, näherte die Majorin sich schnell, und das Wohnzimmer betretend, fragte sie, ohne ihren Bruder zu begrüßen: „Gustav — Elisabeth, was ist vorgefallen, Euer Aussehen verrät nichts Gutes —?" „Nichts mehr und nichts weniger, Karoline", er widerte ihr Bruder, als was im Geschäftslebcn sich jetzt leider oft ereignet, mir aber große Sorgen macht. Ich habe einen bedeutenden Verlust gehabt." „Einen bedeutenden Verlust?" wiederholte die Majorin, welche einsah, daß ihre Befürchtungen nicht grundlos gewesen. „Durch wen denn?" „Eine große Papierfabrik in Westfalen hat ihre Zahlungen und auch vorläufig ihre Arbeiten einge stellt. Ich bin dabei mit einem Vermögen von 200000 Thalern beteiligt." Betroffen schwieg Frau von Falkenberg einen Augenblick, dann aber antwortete sie ruhig: „Die Summe ist allerdings bedeutend, allein für Dich, Gnstav, kann sie kaum von so großer Wichtig keit sein." „Für einen Geschäftsmann ist eine jede Summe wichtig, Karoline", entgegnete er mit Nachdruck, „und von dieser habe ich schon seit Jahren die Zinsen ein gebüßt. Zudem ist ein zweiter Fall in London —" „Ein zweiter Fall?" wiederholten schnell die Frauen, denn auch Elisabeth hatte davon noch nichts gehört. „Ein dortiges Bankgeschäft, mit dem wir seit Jahren in Verbindung gewesen, hat, wie es heißt, vorläufig geschlossen. Mein Guthaben bei demselben ist ein sehr bedeutendes." erklärte auf die Frage nach seinen Absichten, er habe sich nur den Empfang in nächster Nähe ansehen wollen. Glücklicherweise hatte die Kaiserin Friedrich weder von der Verhaftung, noch von dem ganzen Vorfall irgend etwas bemerkt. 8 Der Zusammentritt der Samoakonferenz wird nun, wie die „Post" schreibt, mit ziemlicher Bestimmt heit am 1. Mai zur That werden. Deutschland wird dabei voraussichtlich durch den Staatsminister Grafen Bismarck und dem Geheimen Legationssekretär Krauel vertreten sein. Da die Konferenz auf deutschem Boden stattfindet, wird Deutschland auch den Vorsitz führen. § Köln, 15. April. Laut Meldung der „Köln. Volksztg." ist der Papst seit gestern unwohl, er hat sich erkältet, doch ist sein Befinden heule bereits wieder etwas besser als gestern. 8 Grandenz, 16. April. Seit zehn Tagen hat cS hier fast dauernd geregnet, heute ist heftiges Schneetreiben eingetreten, Flüsse und Bäche schwellen an. 8 Vor kurzem berichtete man aus Bremerhafen, daß dort ein Australier, der nach manchen abenteuer lichen Irrfahrten im fernen Süd-Australien als Schaf züchter zu einem gewissen Wohlstand gelangt, einge troffen sei. Allein die Polizei erkannte in dem „Australier" einen Hamburger, Namens St. der Anfang der 70er Jahre von einem Husaren-Regiment in Schleswig desertiert sei. In der Annahme, daß Kaiser Friedrichs Gnadenerlaß, von dem er auch in seiner Welteinsamkeit vernommen, sein Vergehen tilge, hatte er, von Heimweh getrieben, die Reise nach Deutschland angetreten. Kaum hatte er indes den heimatlichen Boden betreten, als er wegen Fahnen flucht verhaftet und in das Flensburger Gefängnis transportiert wurde. Die in Hamburg wohnende, hochbetagte Mutter, die inzwischen von der Heimkehr ihres Sohnes vernommen, eilte nach Flensburg, und im Gefängnis, fand das Wiedersehen zwischen Mutter und Sohn statt. In tiefer Trauer verließ die greise Frau den seit Jahren tvtgeglaubten Sohn und fürchtete, daß ihr wiederum eine jahrelange Trennung von ihm bevorstehe; der Heimgekehrte aber sah mit schwerem Herzen seiner Verurteilung wegen Fahnen flucht entgegen. Jetzt ist durch einen Gnadenakt Kaiser Wilhelms das Leid der Mutter und des Sohnes in grenzenlose Freude verwandelt worden. Kaiser Wilhelm hat dem Heimgekehrten jegliche Strafe er lassen. Die Mitteilung der Freudenbotschaft rief eine stürmische Bewegung im Gemüt des Hartge prüften hervor; er war anfangs sprachlos vor Ueber- raschung. Dann brach ein lauter Jubelruf aus seiner Brust hervor, und fast sinnlos vor Freude umarmte er die Umstehenden. Schwerlich ist jemals einem Kaiser aufrichtiger und stürmischer gedankt worden. St. wurde dieser Tage aus der Haft entlassen und hat sich sofort nach Hamburg begeben, wo die betagte Mutter seiner harrt. Nach Australien will er nicht, vielmehr gedenkt er, das Geschäft der Mutter zu übernehmen. 8 Der Schnelldampfer Aller, Kapt. H. Chri stoffers, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 3. April von Bremen und am 4. April von Southampton abgegangen war, ist am 13. April 1 Uhr morgens wohlbehalten in Newyork angekommen. 8 Der Schnelldampfer Eider, Kapt. H. Baur, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 2. April von Bremen, und am 3. April von Sou thampton abgegangen war, ist am 12. April 11 Uhr vormittags wohlbehalten in Newyork angekommen. 8 Der Postdampfer Weser, Kapt. W. v. Schuck mann, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 27. März von Bremen abgegangen war, ist am „Sollte es verloren sein?" fragte in besorgtem Tone die Majorin, während Elisabeth ebenso besorgt auf ihren Gatten sah, dessen bleiche und erregte Ge sichtszüge ihr erst jetzt anffielen. „Nein", erwiderte Eschenbach, „diese Engländer sind ehrliche Geschäftsleute und zahlen, sobald die Angelegenheiten geordnet sind. Ich bekomme vielleicht schon im Herbst einen Teil meiner Forderung, muß diesen aber in London selbst in Empfang nehmen. Schlimmer wird es mir in Paris ergehen, wo eben falls ein uns lange bekanntes Bankhaus nicht sicher ist." „Macht denn diese unglückliche Geldverlegenheit sich überall geltend?" fragte verstimmt die Majorin, welche endlich einsehen mußte, daß ihr Bruder wie ihre Schwägerin nicht zu früh vor Mißgeschick gewarnt hatten. „Ja, Karoline, überall. Es ist für die Geschäfts welt eine allgemeine Krisis, doch wird sie vorüber gehen, wie es schon mit mancher anderen gewesen, wenn sie auch traurige Spuren zurückläßt", erwiderte ihr Bruder, dessen Augen nachdenklich ins Weite blickten. „Hätte ich nur nicht im nächsten Monat die große Auszahlung." „Unter diesen Verhältnissen auch noch eine große Auszahlung?" fragte seine Schwester, deren Sorge weniger um die anderen als um ihre eigene Person mit jeder Minute stieg. „Die sich noch dazu um keinen Tag verschieben läßt. Wir sind schon lange mit den Vorarbeiten dazu beschäftigt." (Fortsetzung folgt.-