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lediglich ermächtigte, Verwendungen bis zum Höchst betrage von 34 Mill. Mark zu machen. Es machte aber diesen Betrag für die bezeichneten Zwecke keines wegs unbedingt flüssig, so daß von Ersparungen oder verfügbar werdenden Mitteln nicht wohl die Rede sein kann. Auch wird sich schwerlich der Be weis dafür erbringen lassen, daß der bezeichnete Weg notwendig ist, um die jetzt Beschädigten im Nahrungs stand zu erhalten und die Herstellung der beschädigten Schutzanlagen zu sichern. 8 Posen, 8. April. Erzbischof Dinder hat heute einen Aufruf erlassen, in welchem er das furcht bare Elend und die große Not schildert, die die Stadt und einen Teil der Provinz durch die Ueber- schwemmung betroffen, und alle, die ein mitleidiges, edles Herz besitzen, auffordert, nach ihren Kräften zur Milderung des Elends beizntragen. K Hamburg, 8. April. Die Polizei ent wickelt eine fieberhafte Thätigkeit, um des Knaben mörders habhaft zu werden; tausend Mark Belohnung sind auf die Ergreifung desselben bereits ausgesetzt. Berittene Schutzleute und zahlreiche Husarenpatrouillen streifen die Gegend ab. § Augsburg, 9. April. Der Zustand der Königin-Mutter von Bayern ist heute höchst besorgnis erregend. * * Wien, 9. April. Die neulich augekündigte endgiltige Entscheidung des Kaisers über die künftige Verwendung von Meyerling ist nunmehr erfolgt. Danach wird das Schlößchen selbst einer Abteilung des Frauenordens der Karmeliterinnen zu dauerndem Wohnsitz überlassen und das Sterbegemach des Kron prinzen zu einer Kapelle umgewandelt. Die das Schloß umgebenden Gebäude werden zu einem Asyl für Erwerbsunfähige verwendet, wobei namentlich die Forstleute aus den Jagdrevieren des Kronprinzen in erster Reihe zu berücksichtigen sind. Meyerling wird im nächsten Herbst diesen Bestimmungen übergeben. * * Ueber das Schicksal der Teilnehmer an der mißglückten Aschinowschen „Kultur-Mission" nach Abessinien, deren auf Raub und Plünderung gerichte tes Endziel den gutgläubigen Mitgliedern allzu spät klar wurde, hat die „Frkf. Ztg." von einem Kor respondenten in Kiew genaue briefliche Mitteilungen erhalten. Danach wurden von den etwa 50 Teil nehmern an dem abenteuerlichen Zuge des „Attamans der freien Kosaken", die man von Odessa nach Kiew geschafft hatte, gegen Ende des vorigen Monats un gefähr 30 nach dem Innern Rußlands transportiert. Die Weiterbeförderung der Leute im Etappenwege hat, wie dem Gewährsmanne des Frankfurter Blattes von dem sie begleitenden Offizier versichert wurde, den ausschließlichen Grund in der absoluten Mittellosigkeit der zu Befördernden. Während ihres dreitägigen Aufenthaltes in Kiew waren die Leute im Gefängnis zu Kiew untergebracht; die Weiterreise mit der Bahn erfolgt in einem vergitterten Nrrestautenwagen unter entsprechender Eskorte. Die Bekleidung der Unglück lichen zeugte von dem größten Elende und doch ver rieten die fast trotzigen sonnverbrannten Gesichtszüge der Leute nichts von den Leiden, die sie erduldet hatten. Mit wahrem Galgenhumor berichteten sie von der „Zielsicherheit" der Franzosen in Sagallo. Unter den Transportierten befand sich auch ein von Kummer gebeugtes Weib, welches unter Thränen ihrer beiden von französischen Geschossen dahinge rafften Kinder gedachte. Ueber die letzten Vorgänge in Sagallo berichteten einige der Leute übereinstim mend, daß sie gerade beim Theetrinken gewesen seien, als das erste Geschoß über sie hinmegsauste. In be greiflicher Verwirrung hätten sie sofort nach Aschinow Die Villa am Rhein. Original-Novelle von Mary Dobson. - (Nachdruck verdaten.) (Fortsetzung.) „Hat er sich dazu schon entschlossen?" „Die Pflicht gegen Frau und Sohn, die sein Tod nur mit sehr bescheidenen Mitteln zurücklassen würde, zwingt ihn dazu. Die unerwartete Ausgabe ist zwar für seine Verhältnisse eine sehr bedeutende und ich muß ihm zu Hilfe kommen." „Kann ich Dir darin nicht beistehen?" fragte zögernd und unter leichtem Erröten die junge Frau. „Nicht in dem Sinne, wie Du meinst, Elisa beth", entgegnete abwehrend ihr Gatte, „doch kannst auch Du ihnen allerdings die Sache erleichtern. Ka roline hat angedeutet, mit dem Knaben, der unterdeß Ferien hat, hierher kommen zu wollen." „Und Du hast doch nicht geglaubt, ich könnte ihrem Wunsche entgegen sein?" fragte Elisabeth, deren Züge demungeachtet ein leiser Schatten überflog, der aber ihrem Gatten entging. „Ich habe wenigstens Deine Ansicht hören wollen, ehe ich ihre Andeutung beantwortete." „Dann bitte ich Dich, sie zur baldigen Herreise aufzufordern und ihr die Versicherung zu geben, daß sie und ihr Sohn mir willkommen sein werden. Wer aber begleitet Falkenberg?" „Während der Reise schließt er sich einem Be kannten an, der sich ebenfalls nach Gastein begiebt und einmal dort wird schon sein Arzt für alles Erforder liche Sorge tragen." Acht Tage später saßen am Morgen Elisabeth geforscht, der indes alsbald nach Erkenntnis der Situation mit seiner Frau das Weite gesucht habe. Mittlerweile seider zweite verhängniSvolleSchuß gefallen, welchem mehrere Menschenleben zum Opfer fielen. Die Verwirrung und Ratlosigkeit, die daraufhin eingerissen, ließen sich gar nicht beschreiben, bis man endlich auf den Gedanken gekommen sei, die weißen Handtücher, deren man sich zum Abtrocknen des TheegeschirreS bediente, herauszuhängen, woraufhin das Bombardement bald eingestellt worden wäre. In Betreff ihrer Beförderung nach Suez berichteten sie, daß der Kapitän des Schiffes, an dessen Bord der Transport erfolgte, ihnen eröffnet habe, daß sie ihrem Wunsche gemäß nach Abessinien gebracht werden würden. „Daß man uns aber wieder in die Heimat zurückgebracht hat, auch dafür haben wir Gott zu danken," fügten die Unglücklichen hinzu. Gegen Aschinow herrschte unter allen eine heftige Er bitterung, da er sie in schmählichster Weise hintergan gen habe. Einer telegraphischen Meldung des „Stan dard" zufolge hat Aschinow die Erlaubnis erhalten, in Rußland zu leben, wo er will, aber er darf sich in keine Unternehmung mehr einlassen ohne Kaiserliche Erlaubnis. Der Priester Paissi soll in ein Kloster, nach eigener Wahl eingesperrt werden. * * Mailand, 8. April. Heute abend fand hier eine von den Radikalen einberufene Versamm lung statt, welcher Cavallotti und andere radikale Deputierte anwohnten. Die Versammlung bot den Anlaß zu mannigfachen Exzessen, die sich unter dem Rufe: „Nieder mit der Regierung!" „Nieder mit dem Parlament!" abspielten. * * London, 8. April. Die „Times" meldet aus Zanzibar: Der Sultan, der sich unpäßlich fühlt, hat sich auf seinen Landsitz zurückgezogen. Seine Antipathie gegen alle Europäer hat einen be denklichen, an Fanatismus streifenden Höhepunkt erreicht; seine Unpopularität steigt bei allen Klassen täglich und ist gefahrdrohend. Die arabischen leiten den Persönlichkeiten sind jedoch entschlossen, jeden Aufstand zu verhindern und die Rückkehr des briti schen Generalkonsuls abzuwarten, von dem man eine Lösung der entstandenen Schwierigkeiten erhofft. Vor zehn Tagen verließ die Sultans-Garnison von Lindi wegen Nichtzahlung ihres Soldes diesen Platz und segelte nach Zanzibar; ihre Dhau wurde von der „Leipzig", dem deutschen Flaggenschiff, angehalten und alle auf derselben befindlichen Soldaten samt ihrem Anführer zu Gefangenen gemacht. Als die Nachricht hiervon Zanzibar erreichte, beschloß die arabische Garnison, Repressalien an den Deutschen Zanzibars zn üben. Der Anschlag wurde jedoch rechtzeitig entdeckt und vereitelt und zwölf der Rädels führer in den Kerker geworfen. * * London, 9. April. Wieden „Daily News" aus Teheran gemeldet wird, hat Persien die berühmte Festung Kclat Nadier in Khorassan an Rußland ab getreten. * * Der Kapitän des englischen Kriegsschiffes „Calliope", welches dem Orkan bei Apia entronnen und in Sydney eingetroffen ist, erzählt, daß selbst die Eingeborenen an Bord der „Calliope" noch zur Zeit, als das Barometer am tiefsten stand und der Orkan bereits sehr stark war, erklärt hätten, es sei nur ein gewöhnlicher Sturm. Allein der Orkan wuchs von Stunde zu Stunde und schließlich wurde es klar, daß die „Calliope" an der Stelle, wo sie war, nicht mehr lange werde Stand halten können. Bereits waren die Ketten von 4 Ankern gerissen und der fünfte und letzte schleppte. Eine Zeit lang glaubte der Kapitän, daß es das Beste wäre, das Schiff an einer weichen Stelle auf den Strand laufen zu lassen, und die Majorin von Falkenberg in der Veranda, während der schon herangewachsene Knabe mit seinem Onkel zur Stadt gefahren war. Nachdem letztere nochmals von dem Leiden ihres Gatten gesprochen, der vorläufig alle ihre Sommerpläne zerstört, begann sie mit einem forschenden Blick auf ihre Schwägerin: „Und nun, Elisabeth, erzähle mir, wie es Dir ergangen ist, seit wir uns zuletzt gesehen! Gustavs Briefe sind stets so wenig ausführlich und die Deini gen stets so sparsam gewesen!" „Du magst in Bezug auf meine Briefe Recht haben, Karoline," entgegnete ruhig Elisabeth, deren Zuneigung zu ihrer Schwägerin keine Fortschritte ge macht, „denn ich war in der letzten Zeit sehr in An spruch genommen." „Das begreife ich nicht; eine reiche junge Frau Hut niemals Zeit zu verlieren", erwiderte mit einem Anflug von Neid die Majorin. „Die große Stadt bietet der Vergnügungen so viele und auch die Win tergesellschaften müssen erwidert werden." „Dazu haben wir unserer sehr häuslichen Lebens weise wegen kaum Veranlassung gefunden", antwortete Elifabeth kühl. „Die Kleine, welche vielfach gekrän kelt, hat mich sehr beschäftigt." „Du hast für sie doch eine Wärterin?" „Die ich aber selten mit meinem Kinde außer Acht lasse!" „Das könnte ich nicht durchführen, mich über haupt nicht zur Sklavin meiner sogenannten Pflichten machen", erwiderte mit leichtem Spotte die Majorin. „Doch darin hat jeder feine eigenen Ansichten und ich würde wohl auch die Deinigen nicht bekämpfen können!" allein die See ging so furchtbar hoch, daß Zweifel entstanden, ob das gestrandete Schiff lange dem An pralle der Wogen werde widerstehen können. Er beschloß daher, die Ausfahrt durch die gefährlichen Riffe zu versuchen. Der letzte Anker wurde losge- lasfen und die Spitze der „Calliope" wandte sich der besten Ausfahrt zu. Die „Calliope" stieß zweimal mit der noch vor Anker liegenden „Vandalia" — einem der amerikanischen Schiffe — zusammen. Trotz des Orkans gelang es der „Calliope", aus dem ge fährlichen Hafen herauszukommen, doch verlor das Schiff alle Boote mit Ausnahme eines einzigen und es erhielt auch sonst Beschädigungen. Nur ein Ma trose wurde ernstlich, aber nicht lebensgefährlich ver letzt. — In Sydney herrschte großer Enthusiasmus über die Leistungen der „Calliope" und Tausende strömten an den Hafen, um das Schiff zu sehen; auch der Gouverneur Lord Carrington besuchte dasselbe, um den Offizieren und der Mannschaft seine Bewun derung auszusprechen und ihnen seine Glückwünsche darzubringen. * * Newyork, 8. April. In San Franzisko ist über China die Nachricht eingetroffen, daß im Gebiete der britischen Borneo-Gesellschaft ein ernst licher Aufstand ausgebrochen ist; es kam bereits zu blutigen Kämpfen mit den Eingeborenen, und fürchtet man für die britische Ansiedlung, wenn nicht recht zeitig Verstärkungen eintreffen. * * Newyork, 9. April. Drei Mitglieder des Ausschusses der Vereinigung der „Ritter der Arbeit" sind unter der Anklage verhaftet worden, das vor 2 Monaten gemeldete Dynamitattentat in Stevensons Brauerei veranlaßt zu haben. Der Vorfall ruft große Aufregung in den Arbeiterkreisen hervor, welche die Anklage für grundlos und eine gehässige Ver folgung halten. * * Von den durch die Wirren auf Samoa ver ursachten Kosten kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man erfährt, daß die Beförderung der Depeschen an Dr. Knappe durch den für diesen Zweck gecharterten Auckländer Dampfer „Wainoi" nicht weniger als 700 L. (14000 Mk.) gekostet hat. — Die von den Anhängern Mataafas (noch vor dem Orkan) angerichteten Verwüstungen sind leider sehr bedeutende und so mancher Kolonist dürfte voll ständig zu Grunde gerichtet sein. Am schwersten ist begreiflicherweise die „Deutsche Handels- und Plan tagengesellschaft" betroffen worden, deren Verluste durch Diebereien allein sich auf 400,000 Mk. bezif fern sollen. Von den 350 schwarzen Arbeitern, die sonst auf der Vailele-Plantage beschäftigt waren, blieben nur noch 7, die übrigen sind geflohen oder zu Mataafa übergegangen. Was diese plötzliche Arbeitseinstellung besagen will, läßt sich am besten daraus erkennen, daß allein in Vailele über 1000 Acker mit Baumwolle bepflanzt sind, die, zum Pflücken reif, jetzt zu Grunde geht. Der Handel liegt voll ständig darnieder. Der Postdampfer „Lübeck", dessen Hauptladung regelmäßig aus Bananen besteht, ist von der letzten Reise nahezu leer nach Sydney zurück gekehrt, da die Mehrzahl der Plantagenarbeiter, wie erwähnt, zu Mataafa übergcgangen ist. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 9. April. Der Reichstag setzt die zweite Beratung des Alters- und Jnvaliditätsversicherungsgesetzes bei dem Abschnitt „Organisation" fort. Nach § 30 sollen von den Landesregierungen zu bestimmende Versiche rungsanstalten Träger der Versicherung sein. Seitens der Nationalliberalen (Duvigneau u. „Das. glaube ich selbst nicht", entgegnete Elisa beth mit feinem Lächeln. „Sprechen wir also von etwas anderem und sage mir, wie sich Deine liebe Mama befindet, von der ich seit der Taufe nichts mehr gehört." „Meine Mutter befindet sich wohl, sehr wohl sogar und der zweite Winter in Italien hat ihr viel Genuß gewährt, denn sie und Hermine haben, nachdem die Doktorin Stein in der Nähe von Palermo un tergebracht, mehrere der größeren Städte Italiens besucht!" „Mich wundert, daß die Doktorin Stein für sich und ihre Tochter einen so teueren Aufenthalt zu be zahlen vermag", konnte die Majorin sich nicht ent halten, zu sagen. „Steins sind nichts weniger als wohlhabend" unterbrach Elisabeth und gab den forschenden Blick ihrer Schwägerin ruhig zurück, „allein meine Mutter und ich, die wir in früheren Jahren von der Familie sehr viel Liebe und Güte erfahren, versuchen uns dankbar zu erweisen und die leidende Frau ihren Kindern zu erhalten, obgleich ihre Krankheit bedenk liche Fortschritte macht!" Die Majorin enthielt sich jeder Bemerkung, be dauerte aber stillschweigend, daß ihre Schwägerin nach Belieben über die Zinsen ihres Vermögens verfügen und diese für ihre Freundinnen verausgabte. Freilich wußte sie, daß ihr Bruder jede Ein mischung abgelehnt, wenngleich sie überzeugt war, daß Elisabeth es ihm mitgeteilt. Nach einer Pause, in der Elisabeth nach dem Garten zu ihrem Kinde hinüberblickte, fuhr die Majorin fort: