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und gar nicht angebracht ist. Kommt nun die Sen- d ung an, so wird die Annahme verweigert — was, n ebenbei bemerkt, dem Briefträger sofort ausge- sp rochen werden muß, sonst nimmt die Post das Paket nicht zurück. Beispielsweise erhielt ich neulich mit dem geschilderten Vorspiele für 23,50 Mark Ci garren, die ihre Rückreise nach B. ungesäumt antreten mußten. — Mein Verfahren ist durch die Notwehr geboten, und ich kann sagen: krobatum ost. ich bin auf diese Geschäftspraxis noch niemals reingefallen. Vielleicht können diese Zeilen dazu beitragen, manchen vor Schaden und Aerger zu bewahren. — Aus Schlesien wird geschrieben: Die schon zu Anfang dieses Jahres begonnene Vermietung von ländlichen Dienstboten und Arbeitern nach Sachsen hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Vergebens wurde von den Kanzeln vor der „Sachsengängerei" gewarnt; da die Löhne in Sachsen erheblich höher sind, ist die Auswanderung dorthin von Jahr zu Jahr ge stiegen. Infolge dieser Arbeitertransporte erleiden die Eisenbahnzüge erhebliche Verspätnngen, so daß die Eisenbahnverwaltnng Arbeiter-Svuderzüge zwischen Breslau und Kohlfurt einlegen mußte. In jüngster Zeit hat sich sogar das Bedürfnis herausgestellt, diese Sonderzüge auch auf verschiedene Linen zwischen Breslau und Oberschlesien auszudehnen. Zur Zeit der Rückkehr der Arbeiter in die Heimat soll das gleiche Verfahren angewendet werden. — Die „N. A. Z." schreibt: „Wir können die in englischen und amerikanischen Zeitungen gebrachte Nachricht bestätigen, wonach Dentschland, England und Amerika während der Dauer des Kongresses nur durch je ein Kriegsschiff vor Apia vertreten sein werden. — Die Angabe, wonach eine Entsendung mehrerer Kriegsschiffe von deutscher Seite in Aussicht genommen sei, ist unrichtig. Thatsache ist nur, daß zunächst die „Sophie" von der ostafrikanischen Sta tion nach Samoa entsandt ist, um dort bis zum Eintreffen der „Alexandrine" zu verbleiben. Diese Korvette, welche demnächst in Wilhelmshaven in Dienst gestellt werden soll und nach den getroffenen Dispositionen voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Monats Juli in Apia ankommen wird, ist dazu bestimmt, die „Sophie", welche sich seit langer Zeit in fremden Meeren befindet, abzulösen. -Dresden, 14. April. Gestern und vor gestern wurde auf Veranstaltung des hiesigen Veteranen- Vereins der Schleswig-Holsteiner von 1849 die 40- jährige Gedächtnisfeier an die am 13. April 1849 erfolgte 12stündige Schlacht bei Düppel (Erstürmung der Düppler Schanzen) durch das 6000 Mann starke sächsische mobile Korps, begangen. Am Freitag wurde Gottesdienst in der Jakobikirche (Predigt des L. Göhler) und abends Festtafel, am Sonnabend im Tivolisaale großer Festaklus bei sehr zahlreichem Besuch abge- balten- Letzterem wohnten bei: Se. Maj. der König, Ihre K. Hoheiten die Prinzen Georg und Friedrich August, deren Adjutanten, mehrere Generale, Oberste rc. Die alten 1849er Veteranen waren von weit und breit herbeigeeilt. Der Festaktus enthielt verschiedene Ansprachen, Deklamationen, Vokal- nnd Instrumental- Vorträge. Herr Vorstand Venns führte an, daß vor 40 Jahren bei Düppel unser König Albert damals als Prinz und Artilleriehauptmann sich die ersten kriegerischen Lorbeeren pflückte. Der Schlachttag kostete dem sächs. Korps 29 Tote (dabei 5 Offiziere) und 98 Verwundete. Mit Hochrufen auf Se. Maj. beschloß Herr Venus seine Festrede. Gestern sind auch die Gräber hervorragender Veteranen von 1849 und die Kriegergräber bei Satrup bekränzt worden. — Dresden, 15. April. Se. K. Hoh. Prinz Die Villa am Rhein. Original-Novelle von Marv Dobson. ------------- (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Die Bankangelegenheiten in London brachten ihm nämlich weit bedeutendere Verluste, als er anfänglich gefürchtet, und ein industrielles Unternehmen, bei dem er mit einer ansehnlichen Summe beteiligt war, drohte ebenfalls unter dem Einfluß der schlechten Zeitver hältnisse unterzugehen. Dies Mißgeschick war aller dings für den Augenblick zu überwinden, aber es konnte andauern, und wie mochte dann das Ende sein! — 16. Nochmals war der Winter vorübergegangen, der Garten und die Billa am Rhein standen wiederum zu anfang des Sommers in voller Pracht und wie vor einem Jahre saß Elisabeth Eschenbach, die fast noch schöner und blühender geworden, in der Veranda. In ihrer Nähe spielte die jetzt mehr als zweijährige Hilda und in dem an ihrer Seite stehenden Korb wagen schlief ihr drei Monate altes Söhnchen, welches offenbar dem Schwesterchen und damit ihr glich und als Stammhalter seines Namens der Stolz und die Freude des Vaters war. In einem Sessel lehnte die Majorin v. Falken berg, welche nach ianger Abwesenheit am Tage zuvor in ihrer Vaterstadt angelangt war und nun der Schwägerin ihren Besuch abstattete. Sie hatte den ganzen Winter mit der Rätin in Italien verlebt und war dann, als sie im März zurückgekommen und erstere sich zu ihren Kindern begeben, zu früheren Be- Friedrich August, welcher bekanntlich vor einigen Tagen das Protektorat über den Wohlthätigkeits- verein Sächsische Fechtschule übernommen hat, empfing gestern die Vertreter des Direktoriums genannten Vereins in Audienz. — Am Mittwoch nachmittag gegen 4 Uhr brachte ein donnerähnlicher Knall die Nachbarschaft der Bürgerschule in Weida in nicht gelinde Aufregung. Im Schulgebäude war eine Esse eingestürzt. Auf dem Trockenboden war dieselbe urplötzlich zusammen gesunken und hatte die Decke der dritten Knabenklasse durchbrochen, in dieselbe massenhaft Geröll hinabsen dend. Die Decke ist arg beschädigt, auch in der 2. Knabenklasse zeigt die Decke infolge der Erschütte rung mehrere Risse. Eine neben der Esse beschäftigte Frau wurde vou dem Luftdruck zu Boden geworfen, kam jedoch mit dem Schrecken davon. Welch' unab sehbares Unglück hätte geschehen können, wenn der Einsturz während des Unterrichts erfolgt wäre! — Die Nachrichten über den Saatenstand im Voigtlande lauten im allgemeinen nicht ungünstig. Die Wintersaaten, sowie die Kleefelder sind zumeist gut durch den Winter gekommen und versprechen bei weiterem günstigen Frühjahrswetter eine kräftige Ent wicklung. Die Frühjahrsbestellung hat sich infolge der lange liegengebliebenen Schneedecke und wegen großer Feuchtigkeit in den Feldern hinausgezogen, ist aber nunmehr im Gange. Wegen der vielen Feuch tigkeit glaubt mau übrigens ein gutes Grasjahr er warten zu dürfen, was auch sehr zu wünschen ist, da hier und da Futtermangel bemerkbar wird. 8 Gera, 13. April. Das hier noch in bestem Andenken stehende Luftschifferpaar Sccurius, welches sich vor zwei Jahre» bei uns alle Sympathien erwarb, wird zum Osterfest 2 große Luftballonaufsahrten veranstalten, und zwar mit dem ganz neuen, hellgelb seidenen Riesenballon „Meteor". Dieser Ballon ist nebst fünf anderen diesen Winter von Herrn Securius und Frau angefertigt worden; er ist der größte von allen und steigt am ersten Osterfeiertage zum ersten mal in das Reich der Lüfte. Dieses Mal wird auch Frau Securius die Luftfahrt mitmachen. Z Gera. Recht eigenartig hat beim letzten Gewitter der Blitz in Belenhausen sein Spiel ge trieben. Er schlug in das Haus des Gutsbesitzers Gerth, wo auf dem Boden viel Weizen aufgespeichert lag. Ohne diesem zu schaden, geriet er in die Putz stube, in welcher er die Vorhänge versengte und den noch vom Weihnachtsfest stehenden Tannenbaum ver brannte. In die Wände schlug er Löcher, aus welchen Feuer hervorbrach, das jedoch gelöscht wurde, ebenso riß er allen Putz los. Dann-fuhr er in die Schlaf kammer und verbrannte dort die Bettdecken, ohne den anwesenden Menschen ein Leids anzuthun. 8 Berlin, 15. April. Der Kaiser trifft morgen früh aus Wilhelmshaven hier wieder ein. Vor seiner Abreise am Sonnabend hatte derselbe noch eine Kon ferenz mit dem Reichskanzler Fürst Bismarck. — Die Kaiserin hat sich eine Erkältung zugezogen und muß infolge derselben das Zimmer hüten. — Der Kaiserin Friedrich gehen infolge der Galliera'schen Erbschaft zahlreiche Bettelbriefe zu. Dieselben werden eingehend geprüft. Die wirklich bedürftigen Personen werden berücksichtigt. — Der König Alexander von Serbien tritt im Juli eine Reise an die europäischen Höfe an. Er begiebt sich zunächst nach Ischl und kommt zum Besuche des Kaisers nach Potsdam. Von hier begiebt er sich nach Paris, wo er mit seinem Vater Zusammentreffen wird. Nach längerem Aufent halte daselbst wird er den russischen Truppenübungen in .Gegenwart des Zaren bei Charkow beiwohnen. kannten nach Posen gereist. Aus besonderer Begün stigung hatte ihr Stiefsohn schon im verflossenen Herbst Aufnahme in der Kadettenanstalt gefunden, so daß sie seinetwegen ohne Sorgen sein konnte. Nach dem sie die kleine Hilda, welcher sie eine italienische Puppe mitgebracht, flüchtig begrüßt und eben so flüchtig nach dem Brüderchen gesehen, von dem sie bedauerte, daß es nicht seinem Vater glich, begann sie ihr trauriges Geschick zu beklagen, das sie zu einem Leben voller Entbehrungen verdammte und sie jetzt nötigte, sich mit den kleinlichen Sorgen ihrer Haushaltung zu beschäftigen, die sie früher ihren Dienern überlassen. „Du wirst Dich daran gewöhnen, Karoline", ent gegnete ruhig Elisabeth. „Das glaube ich nicht!" rief in gereiztem Tone die Majorin, den kostbaren Perlbesatz ihres Trauer kleides mit den feinen weißen Händen ordnend. So bald wie möglich werde ich wieder ans Reisen gehen und zunächst die Familie meines verstorbenen Mannes besuchen. Aber, Elisabeth, wir wollen nicht mehr von meinem Unglück, sondern vom vergangenen Winter sprechen, der durch die Güte Deiner Mutter für mich so schön, für Dich allerdings weniger angenehmer Art gewesen ist! „Wie es das Leben mit sich bringt, Karoline, und wir es hinnchmen müssen", antwortete Elisabeth mit Nachdruck. „Hermine hat mir, da ich oft lei dend war, getreulich Gesellschaft geleistet, und als einzige Abwechslung die kränkliche Doktorin Bäumer besucht." „Sie ist doch Dir und Deiner Mutter auch vielen Dank schuldig", entgegnete die Majorin. „UebrigenS 8 Das Sängerfest in Wien, das im Jahre 1890 stattfinden soll, wird demnächst den Gesamtausschuß des Deutschen Sängerbundes in eingeheMek^AMsd beschäftigen, denn für den Himmelfahrtstag ist eine Sitzung des Ausschusses anberaumt, die in Wien, dem Festorte abgehalten wird. Die Hauptsache dxr Beratungen bildet voraussichtlich das Programm, welches für die zwei Festkonzerte in Aussicht genommen ist. Die Wiener „Lyra" veröffentlicht eine ihr zuge gangene Mitteilung, nach welcher die vom Wiener Mnsikausschuß entworfene Vortragsordnung für die Festkonzerte nur teilweise die Zustimmung de« leitenden Gesamtausschusses in Deutschland gefunden hat, der in einem jüngst in Wien eingetroffenen längeren Schreiben seine kritischen Gegenvorstellungen machte und bekannt gab, daß die endgiltige Festsetzung der Vortragsnummern und dec Liederordnung in gemein samen Sitzungen des Wiener Ausschusses mit den eigens zu diesem Zwecke nach Wien kommenden reichs deutschen Bundesleitungsmitgliedern stattfinden soll. Das scheint auch sehr notwendig zu sein, denn wenn, wie es heißt, ein Mitglied des Gesawtausschusses auf Grund des ihm zu Gesicht gekommenen Programment wurfs einen auf gründliche Aeuderung abzielenden Antrag gestellt hat, der die Zustimmung fast sämt licher 25 Mitglieder des Gesamtausschusses fand, dann kann man nur von der gemeinsamen Beratung das richtige Resultat erwarten. Das dankenswerte Vor gehen des Ausschusses vom Deutschen Sängerbünde giebt eine Gewähr dafür, daß bei dem deutschen all gemeinen Sängerfeste auch die nicht österreichischen Komponisten zum Worte kommen und im rechten Ver hältnis würdig vertreten sein werden. 8 Der im 72. Lebensjahre stehende Herzog Adolph vou Nassau blickt auf ein an Schicksals stürmen reiches Leben zurück. Zu seinen Familien tugenden gesellte sich ein echter Wohlthätigkeitssinn, ein warmes Herz für alles Gute und Schöne, und dieser Sinn hat auch seine Gemahlin stets ausge zeichnet. Als Sportsfreund und vorzüglicher Reiter von jeher bekannt, ist der Herzog auch heute noch ein stattlicher Kavalier, der trotz seines hohen Alters immer noch manchen jüngeren Reiter an Schneidig- keit übertrifft und mit sicherer Hand die feurigen Schimmel seines Viererzuges lenkt. Dem Waidwerk pflegt er ebenfalls immer noch obzuliegen, in den letzten Jahrzehnten jagte er meist bei Hohenburg in Oberbayern, wo er ein Schloß besitzt, in dem er in jedem Sommer mehrere Monate zuzubringen Pflegte; ebenso verweilte er bisher in jedem Sommer längere Zeit in der Villa der Herzogin zu Königstein im Taunus, das übrige Nassau aber hat er seit 1866 nicht wieder betreten. — Am 8. September 1866, am Tage des Abschieds von seinen Truppen, traten diese noch einmal auf dem Felde bei Günzburg zur Parade zusammen. Mit Thränen in den Äugen sagte der Herzog nach der Parade den Offizieren und Truppen Lebewohl, dann gab er seinem Pferde die Sporen und jagte in rasendem Galopp davon, die Gemeinde Günzburg hat auf dem Felde einen Denkstein errichtet, welcher die Inschrift trägt: „Hier sagte Herzog Adolph von Nassau seiner braven Ar mee das letzte Lebewohl — ein schweres Opfer zum Wohle Deutschlands." 8 Braunschweig, 12. April. Unlängst wandte sich, so lesen wir in der „Braunschweigischen Landeszeitung", ein Knabe aus einem Dorfe der Umgegend Braunschweigs an den Prinzen Albrecht von Preußen mit der Bitte, ihm ein Klavier zu mieten, damit der Bittsteller Musik treiben könne. Nachdem der Prinz-Regent hatte feststellen lassen, ist sie, wie ich meine, nach der Taufe Eures kleinen Rudolf wieder abgereist." „Allerdings, aber nur, um ihre kranke Schwä gerin zu pflegen, welche lange an den Folgen eines gastrischen Fiebers gelitten!" versetzte Elisabeth, die erste Bemerkung ihrer Schwägerin, die, wie sie längst bemerkt, Hermine nicht leiden konnte, mit Schweigen übergehend. „Die wird doch längst genesen sein", entgegnete gleichgiltig Frau v. Falkenberg, „und nach allen Auf opferungen wird Fräulein Stein sich ihres Lebens freuen!" „Der Besuch einer Pariserin, welche augenblick lich bei meiner Mutter verweilt, gewährt ihnen aller dings manche Zerstreuung." „Eine Pariserin?" fragte neugierig die Majorin. „Ja, sie haben Madame Granville vor zwei Jahren in Florenz kennen gelernt, die sich ihnen an schloß und ihnen versprochen, sie gelegentlich in Deutsch land zu besuchen." „Wer ist diese Madame Granville?" fragte Frau von Falkenberg. „Das vermag ich nicht zu sagen, doch scheint sie sich im Hause meiner Mutter sehr zu gefallen. Sie ist die Witwe eines reichen Fabrikanten, deren beide Söhne zu ihrer kaufmännischen Ausbildung in London und Hamburg sind, und hat eine besondere Zunei gung zu Hermine gefaßt, welche gleich meiner Mutter einen Teil des kommenden Winters in Paris zubrin-- gen wird!" „In Paris?" fragte die Majorin, nicht ohne einen Anflug von Mißgunst in den Zügen. (Fortsetzung folgt.)