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Wochen- und Uachrichlsblatl zugleich HWfis-Änzchcr für Hohiharf, Nadlitz, Perasdorf, Riisdarf, St. Wit», Heimchssrt, Rlirmiüü md Wse». Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. — »s Jahrgang. ——————— Nr. 76. Sonntag, den 31. März 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn-und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: .1 Mark 25 Pf. - Einzelne Nummer S Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Landrenten und Brandkaffe fällig! rauen inters wo des man mit vielen lustigen Zeremonien das Fest „Sommerbeginn" begeht, als Rest des altheidnischen Festes des Frühlings-Einzug. Denn besiegt ist ja der Winter: der Tod in der Natur, durch den er sehnten Sommer, dessen Kampf am Sonntage Lätare auf sehr mannigfache Weise dargestellt zu werden pflegt. So wird der böse WinterSmann in Gestalt einer Strohpuppe feierlich davongejagt, als verbannt hinausgetragen und verbrannt, ja, es giebt Orte wo man steif und fest daran glaubt, daß dort, wo Den Sommer bringen wir wieder, Das Leben ist zu Hause geblieben, Drum singet fröhliche Lieder!" — So tönt's mit mancherlei Variationen überall, tote, Tod-, oder Totensonntag" heißt, oder Rosen- Sonntag, weil der Papst an diesem Tage die goldene Rose, als Tugendpreis für edle hohe A weiht, oder „Sommertag," wegen des Wi Abzug und des Sommers Ankunft! — „Den Tod haben wir ausgetrieben, die physische Arbeit des Menschen auf ein Minimum zu beschränken uud zugleich in unglaublich kurzer Zeit Resultate zu erreichen, die in ihrer Exaktheit die kühn sten Erwartungen übertreffen. Auf dem Gebiete der Holzverwertung hat die Firma Deutsch-Amerika nische Maschinenfabrik, Ernst Kirchner LCo., Leipzig- Sellerhausen, dieses Problem mit der Konstruktion ihrer neuesten Patentbretterschneidmaschine auf das Glänzendste verwirklicht. Das Prinzip dieser großar tigen Erfindung ist, durch ein neues rationelles Ver fahren dünne Kistenbretter ohne jedweden Verlust durch Sägspäne in großen Massen herzustellen und dabei in einer so vollkommenen Art und Weise, wie dies bis her von keiner Schneideinrichtung erreicht wurde. Fassen wir dieses Verfahren nun näher ins Auge, so werden zunächst die Hölzer in große schmiedeeiserne, zylinderförmige Dämpfer gebracht, in welchen sie einem Dampfbade ausgesetzt werden. So eigens Präpariert, gelangen die Holzklötze auf die eigentliche Bretter schneidmaschine, welche die Brettchen mit enormer Ge schwindigkeit in jeder beliebigen Länge (bis 1630 mm) abschneidet (nicht spaltet oder sägt). Hierauf kommen die geschnittenen Brettchen auf die Dampfvorpressen, welche die infizierten Dämpfe und das Wasser aus den Holzgefüßen derselben auspressen. Solche Brettchen, welche zu Zigarrenkistchen oder Kisten von eleganter Verpackung dienen sollen, passieren hierauf — um ein den edleren Hölzern ähnliches Aussehen zu erhalten — noch eine Beizmaschine und werden dann durch eine hydraulische Dampftrockenpresse in wenigen Minuten ganz trocken, gerade nnd glatt hergestellt. Schließlich erhalten die Brettchen, um das eben er wähnte Aussehen edler Hölzer noch vollständig zu machen, durch eine Jmitiermaschine, der jeweiligen Holz struktur entsprechend, das den Fasern eigenartige Ge präge, und können nun auf Format- und Kreissäge auf die richtige Größe geschnitten werden. Die ge waltigen Vorteile dieses Verfahrens, mit welchem täg lich eine enorme Zahl dünner Kistenbrettchen herge stellt werden, liegen klar auf der Hand. Die bishe rige Herstellung solcher dünnen Brettchen durch Säge schnitt war immerhin ziemlich schwierig und zeitrau bend und — was die Hauptsache dabei war — es verursachten die sich ergebenden Sägespäne einen er heblichen Holzverlust. Alle diese Schwierigkeiten und Nachteile kommen bei der Kirchner'schen neuen Brelter- schneideinrichtung völlig außer Betracht, einesteils durch die Leichtigkeit der Herstellung, von dünnen Brettchen und sodann dadurch, daß der eben erwähnte Holzverlust hierbeivollständig ausgeschlossen ist. Selbst das Hobeln ist erspart, da die Brettchen fast schöner als gehobelt aussehen. Aus dieser Konsequenz ergiebt sich die Möglichkeit, den Holzwert mehr denn je, und zwar total auszunutzen. Ein zweiter wichtiger Vor teil ist der, daß die auf solche Weise hcrgestellten Brettchen, und zwar ästige, wie astfreie, tadellos sauber, glatt und ganz sind. Bemerkt sei hierbei noch, daß bei dieser Schneideinrichtung auch das jahrelange Lagern der Hölzer, um dieselben für die Fabrikation dünner Kistenbretter vollständig austrocknen zu lassen, vollständig in Wegfall kommt, da die Maschine mit besonderem Vorteile frisch gefällte Baumstämme ver arbeitet. Unleugbar ist ferner dieses Schncidverfahren, bei dem statistisch nachgewiesenen Schwinden unserer Nutzwaldungen, von größtem, praktischen Interesse fiir die Volkswirtschaft, und wir sagen nicht zu viel, wenn wir in diesem System radikaler Holzverwertung das der Zukunft erblicken. Interessenten steht vorerwähnte Firma gern mit näheren Auskünften zu Diensten. — Aus Chemnitz wird geschrieben: Wenn „der Tod ausgetragen ist," das ganze Jahr keine ansteckende Krankheit herrschen könne. Oft ziehen auch die Kinder, geschmückte Tannenbäumlein tragend, Lieder singend und kleine Spenden dafür erhaltend, umher als „Sommerkinder" am „Sommertag", durch „Sommergehen" und „Sommersingen" des Sommers Sieg fröhlich zu feiern und wer hörte da nicht gern und freudig zu? — „Freue Dich!" heißt ja „Lätare!" — Wie lange wird man schon in den April geschickt? — Daß der 1. April der „Aller-Narren- Tag"ist, ist leider wohlbekannt, — leider! denn mancher hat schon daran glauben müssen. Wer abe>. der allererste „Aprilnarr" auf Erden war, dürfte schwer lich mit Sicherheit noch festzustellen zu sein. Wohl fühlt man den alten, lustigen Brauch auf uralten indischen Gebrauch zurück, indem der braune Hindu, um diese Zeit sein „Hulifest" begeht, zu dessen Feier er zum Schluffe seinen Nebenmenschen möglichst foppt, und einer den andern zum „Hulinarren" zu machen sich bestrebt. Andererseits will man aber auch unsern berüchtigten „ersten April" ableiten von den Duirinalien, den alten römischen Narrenfestlich keiten, oder man glaubt, daß er an die vergeblichen Gänge „von Pontius zu Pilatus" errinneru solle, ja, sogar das renommiert-unveränderliche April- Wetter wird als Ursprung der beliebten Sitte des Aprilschickens betrachtet, welche in ganz Europa ihr Szepter schwingt, ausgenommen über den stolzen Spanier, dessen Grandezza ihm derlei Allotria ver wehrt, und überfeine nächsten Nachbarn: die Portu giesen. — Auch die würdigen alten Germanen scheinen sich mit so kindischem Scherze nicht befaßt zu haben; erst der leichtlebige Franzose, brachte den tollen Tag, den er selber als Erinnerung an die keltische Zeit und Julius Cäsar konserviert, nach Deutschland, wo er — da Narrheit ansteckend wirkt — sehr bald Anhang, und Einbürgerung fand! — Die Hauptsache aber stimmt bei allen Völkern: ob der Geprellte nun „Aprilnarr", „Aprilgeck" oder wie sonst heißt, daß man nämlich am „Allernarren- oder Versendungstage", am 1. April den Narren schickt, wohin man will! — Gute Verrichtung also allen diesmaligen „Aprilnarren!" — — 30-Pfennig-Markeu. Wenn es sich bestätigen sollte, daß die Anfertigung neuer Briefmarken der deutschen Reichsregierung in Vorbereitung stehe, so wäre der gegenwärtige Zeitpunkt wohl geeignet, einen oft ausgesprochenen, bisher aber beharrlich abgewiesenen Wunsch zu erneuern: die Herstellung von Briefmarken zu 30 Pfennig. Eine ganze Reihe von Se.-dungen: eingeschriebene Briefe, Postanfträge, Wertbriefe bis 600 Mark in erster Zone, Pakete von 6 Kilogramm in erster Zone, endlich Drucksachen im Gewichte von ffs bis 1 Kilogramm, Nachnahme briefe bis zu 5 Mk. in erster Zone rc. ließen sich mit dieser Markenart frankieren, während man bis jetzt sich bei diesen Sendungen mit Zusammensetzungen helfen muß. Die Unbequemlichkeit, die der Post durch Einführung einer neuen Markenart erwachsen würde, müßte ooch reichlich ausgewogen werden durch die Ersparnis an Herstellungskosten für die jetzt zu verwendenden mehrfachen Marken, sowie durch die Erleichterung der Abfertigung derartiger Sendungen. — Kirchners neueste Brettcrschneidmaschinen ohne Verlust durch Sägespäne. Es ist das Gepräge unserer unaufhaltsam vorwärts drängenden Zeit, daß in ihr der menschliche Scharfsinn nie rastloser strebte, als wenn es galt, durch Konstruktion geistreicher Apparate Kurze Rundschau der letzten Tage. Für die Parlamentarischen Verhältnisse des Deutschen Reiches wird der letzte Dienstag, an wel chem der Kaiser einem parlamentarischen Diner seines Kanzlers beiwohnte, als ein für alle Zeiten denk würdiger Merkstein zu betrachten sein. Ist es doch an ihm zum ersten Male geschehen, daß der deutsche Kaiser, daß der König von Preußen mit den Ver tretern des Volks in direkte, zwangslose Berührung gekommen ist. Der Ton ist auf das Wort zwangs los zu legen, denn Vertreter des Volks sind die Präsidenten des Reichstags und des Abgeordneten hauses schließlich auch nur und sie wurden regel mäßig bei Hofe empfangen. Aber das waren dann nur die offiziellen nun einmal geforderten Begeg nungen. Daß aber der Herrscher gleichsam auf neutralem Boden mit den Abgeordneten sich begegnete, ist eine neue Erscheinung der parlamentarischen Ge schichte unseres Landes und sie kann nicht ohne die heften für das Ansehen und die Würde unserer parlamentarischen Körperschaften begleiteten Folgen sein. Dagegen hat das ungarische Abgeordnetenhaus fein Ansehen durch das wüste Gebühren der Oppo sition nicht gerade erhöht. Bis auf die Straße setzt diese ihre Gegnerschaft wider das neue Wehrgesetz fort und täglich wiederholen sich in Pest die tumul- tuarischen Szenen, welche nur durch das energische Einschreiten der Polizei und Militärmacht unterdrückt werden können. Der Sache selbst können derartige Demonstrationen ebensowenig von Nutzen sein, wie der Sache Frankreichs die dem Tierarzt von Metz Herrn Antoine in den jüngsten Tagen dargebrachten stürmischen Ovationen des Volkes von Paris. Diese Ovationen sind doch nichts anderes und sollen auch nichts anderes sein, als ein schärferes Hervor kehren der Thatsache, daß die Revanche der franzö sischen Nation auch nicht die geringste Einbuße erlitten hat. Unter solchen Umständen wird es erklärlich, wenn die englische Regierung im Parlamente auf eine nahende Katastrophe hinweist. Tagesgeschichte. — Lätare! Der 31. März, der 4. Fasten sonntag und 3. Sonntag vor dem Osterfeste, führt nicht nur gar mancherlei verschiedene Namen, fondern wird auch in vielen deutschen wie ausländischen Ge genden immer noch als frohes Volksfest gefeiert: das Fest des „Todaustragens oder Sonnensingens", weshalb „Lätare" d. h. „freue Dich!" — auch „der