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liehen; Markneukirchen bringt den Instrumentenbau, Pirna das älteste Sandsteingewerbe und seine Fort entwicklung bis auf die neueste Zeit, Radeberg Glas industrie, Riesa die Schiffahrt, Borna die Feld- aärtnerei, Annaberg die Spitzenklöppelei zur Dar stellung. Vorläufige Anmeldungen weiterer Gruppen liegen von Schandau, Königstem, Sebnitz, Plauen, Limbach, Schneeberg und einer größeren Anzahl anderer Städte vor. Die Freiberger Bergleute, die Bergleute des Plauen'schen Grundes, und des Zwickauer Steinkohlenreviers werden mit ihren Kol legen von den Braunkohlenwerken und den so schmu cken weiß und blau kostümierten Blaufarbenwerkleuten im Paradeanzug durch Abordnungen am Huldigungs zuge teiluehmen. Ueber die großartige Beteiligung der Militärvereine ist schon berichtet. Auch die säch sischen Feuerwehren und Schützengesellschaften, wie die Turner und Sänger planen gemeinsame Gruppen darstellungen zum Teil unter Anlehnung an die Historie. Gemeinsames Vorgehen ist auch von den Tabakindustriellen in Aussicht genommen, während die Mitglieder der Brauerei-Innung bereits ihren reich geschmückten Zug im Kostüm des 15. Jah- hunderts durch künstlerische Hand entwerfen ließen. Daß die Jagdschutzgenoffenschaft durch Herrn Architekt Hauschild die Vorlage für einen historischen Jagv- zug anfertigen ließ, daß die Bäckerinnungen eine Szene aus dem Lustlager von Zeithain, das Backen des großen Riesenknchens auf einem Schauwagen, darzustellen beschlossen haben, ist schon durch die Presse bekannt geworden. Die drei churfürstlichen Residenzen Meißen, Dresden und Freiberg werden besondere Darbietungen bringen. Die privilegierte Bogenschützengilde von Dresden giebt der Dresdensia in historischem Kostüm das Geleite. Die Schoko ladefabrikanten arrangieren einen sechsspännigen Schmuckmagen, Moritzburg bringt einen Jägerzug und schmucke Waldnymphen, Großröhrsdorf eine Darstellung seiner Band-, Gurt- und Leinwandin dustrie und so fort, während aus der Lausitz außer der Gruppe der Ritterschaft im Kostüm des 30;ährigen Kriegs noch 109 wendische Osterreiter angemeldet sind, die einen Hochzeitswageu nach wendischem Ge brauche geleiten werden. Schon nach den jetzigen Anmeldungen läß sich übersehen, daß der Huldigungs zug viele Tausende von Teilnehmer umfassen und neben den Darstellungen der vergangenen Zeit vor allen Dingen die heutige reiche segensvolle Entwicke lung unseres Sachsenlandes zur Anschauung bringen wird. — Das neueste Verzeichnis der beim Reichs tage eingegangenen Petitionen führt aus Sachsen u. a. folgende auf: Der Verein zur Wahrung der Interessen des Viehhandels zu Dresden bittet da hin zu wirken, daß bei Berechnung der Eiseubahn fracht für lebendes Vieh nur der wirklich benutzte Laderaum in Ansatz gebracht werde. Die landwirt schaftlichen Vereine Frohnau, Zöblitz und Umgegend bitten um Einführung eines Zolles auf Flachs. Eine Petition unseres Leipziger Mitbürgers Heinrich Dietz betrifft den Eintritt Deutscher iu aus ländischen Militärdienst. Hermann Ernst, praktischer Vertreter der Naturheilkunde zu Meißen, und Wilh. Bausch zu Meißen und Genossen bitten um Auf hebung des Jmpfgesetzes. Johann Gottlieb Theilig, Schneidermeister zu Dresden, und Genossen bitten dahin zu wirken, daß den Handwerkern aus den Staatskassen Vorschüsse zur Gründung von Roh stoff- und Produktiv-Genossenschaften gewährt und die Verjährungsfristen herabgesetzt werden, sowie daß die Alters- und Jnvaüditätsversicherung auch auf Die Villa am Rhein. Original-Novelle von Mary Dobson. . (NachdruN verboten.) (Fortsetzung.) „Was kümmert Dich in dieser Beziehung die Meinung der Welt", antwortete ernst Hermine Stein, „die, wenn Dein Glück und die Ruhe Deines Lebens in Frage kommt, sehr geteilt sein dürfte!" Diesen Worten folgte eine längere Pause, die Elisabeth unterbrach und, ihre Freundin ruhig au- blickend, entschiede» und mit Nachdruck erklärte: „Nein, nein, Hermine, es muß bleiben, wie es sich gefügt, und ich muß Gustav Eschcnbachs Frau werden! — Es ist dies auch kein beklagenswertes, sondern gewiß der Meinung vieler nach ein beneidens- würdlges Los und wäre nicht der verhängnisvolle Brief eingetroffen, so wären Worte, wie Du sie soeben gehört, nichr über meine Lippen gekommen! — Sie waren auch nur für Dich bestimmt und Du wirst sie vergessen." Zu einer Antwort blieb der tiefbewegten älteren Freundin keine Zeit, denn die Rätin erschien wieder, und da die Dämmerung eingetreten, wurden die Zimmer erhellt und sämtliche Fenster verhangen, dann ver kündete ein langgezogenes Signal der Lokomotive, daß der Eisenbahnzug sich der Stadt näherte. Bei dem Tone fühlte Elisabeth ihr Herz heftig klopfen und zugleich wechselte die Farbe auf ihren Wangen. Die Rätin bemerkte ihre Erregung und schrieb sie der Freude des Wiedersehens zu, Hermine aber, welche sie ebenfalls gesehen, deutete sie anders, doch enthielten sich beide jeder Bemerkung. die selbständigen Handwerker und Kleingewerbetrei benden ausgedehnt werde. — Die Veteranen von 1849 rüsten sich im ganzen Lande, den Tag von Düppel am 13. April festlicher wie alle Jahre zu begehen. Ganz besonders voran ist Dresden, woselbst ein Verein 1849er besteht. Derselbe fordert die Kameraden im ganzen Lande auf, sich an dem gemeinsamen Feste zu be teiligen. — Glauchau, 27. März. Se. Erlaucht Graf Karl, Graf und Herr von Schönburg-Forderglauchau haben aus Anlaß des jüngst gefeierten Jubiläums dem Verein für freiwillige Armenpflege dahier 300 M., den Frauenvercinen in Glauchau, Penig und Wechselburg je 209 M. und dem Schubert-Stift (Kleinkinderbewahranstalt) in Hohenstein 200 M, übersendet. — Ihre Erlaucht Gräfin Sophie von Schönburg-Forderglanchau hatte, wie wir berichtigend nachtragen, am Sonntag außer 25 Armen der hiesi gen Stadt auch die Insassen des herrschaftlichen Hospitals speisen nnd mit je 3 Mark beschenken und auch den Waisenkindern eine Freude bereiten lassen. — Stollberg, 27. März. Gestern fand an unserer Realschule unter Borsitz des Herrn Prof. vr. Wildenhahn aus Annaberg als Kgl. Kommissar die mündliche Reifeprüfung statt, zu welcher nach voraus gegangener schriftlicher Prüfung sämtlicher Schüler der 1. Klasse zugelassen werden konnten. Es waren dies: Kurt Roser aus Buchholz, Ernst Friedrich von hier, Paul Ebert aus Lichtenstein, Franz Turley aus Oelsnitz i. E., Otto Pomper aus Lichtenstein, William Winkler aus Oelsnitz i. E., Johannes Vogel aus Dresden, Paul Neuhaus aus Oberfrohna, Hermann Oertel aus "Stollberg, Paul Klötzer aus Zwönitz, Rudolf Killig aus St. Egidien, Otto Steglich auS- Ho'heneck, Max Oehmichen aus Werda i. V. Er freulicherweise bestanden alle 13 Prüflinge das Examen und erhielten mit dem Reifezeugnisse zugleich den Be rechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienste im Heere. In Sitten konnte 12 mal die Zensur 1 und 1 mal die Ib erteilt werden; in Wissenschaften wurden zensiert 3 mit Ila, 1 mit II, 5 mit Ilb, 2 mit Illa und 2 mit III. Einer der Abgehenden wird das Real gymnasium besuchen, drei gedenken die Beamtenlauf bahn bei der Post bcz. Eisenbahn einzuschlagen, vier sich technischen Fächern nnd die übrigen dem Kaus mannsstande zu widmen. — In Niederdorf tritt am 1. April eine Postagentur in Wirksamkeit, deren Verbindung durch das Privat-Personenfuhrwerk, zwischen Chemnitz und Stollberg (Erzgeb.) und durch Botenposten zwischen Niederdorf und Stollberg unterhalten wird. — In Penig wurde am Montag Abend eine junge Dame aus Waldenburg, welche den Peniger Jahrmarkt besucht hatte, auf der Bahnhofstraße in der Nähe der Müller'schen Restauration Plötzlich von einem Strolch in räuberischer Absicht angefallen und den dort befindlichen Abhang hinabgestoßen; hierbei hat sich die Dame das eine Fußgelenk dermaßen verstaucht, daß sie mittelst Wagen in die Stadt zu rückgefahren werden mußte. Infolge der Hilferufe sprangen zwar sofort eine Anzahl Personen hinzu, aber dem Strolch, der seinen Zweck glücklicherweise nicht erreichte, gelang es doch, zu entkommen. Am Sonntag siel in Lützen beim Läuten zum Nachmittagsgotiesdienste der 25 IcA. schwere Klöppel aus einer Glocke und traf den Läuter Häsler auf den Kopf, daß er bewußtlos zu Boden stürzte. Ein Hut, den der Genannte ans dem Kopfe trug, hat den Schlag erheblich gemildert und größeres Unglück verhütet. Der Läuter, dem nur die Kopfhaut zer schlagen ist, befindet sich in ärztlicher Behandlung. — Der Grenzaufseher Schuster in Breitenbrunn hat sich in der vergangenen Woche erschossen. Der Genannte war nach 14jähriger ehrenvoller Militär dienstzeit, während welcher er es zum stellvertretenden Direktor bei dem Musikkorps des 104. Regiments gebracht hatte, in den Grenzdienst getreten. Mancher- lei Schicksalsschläge in seiner Familie und ein körper liches Leiden scheinen ihm den Lebensmut genommen zu haben. Z Berlin, 27. März. Bei dem gestrigen parlamentarischen Diner bei dem Fürsten Bismarck hob, den Abendblättern zufolge, Se. Mäj. der Kaiser gegenüber den sächsischen Abgeordneten Klemm, Hartmann und Ackermann hervor, daß in Sachsen ein erhebendes Fest, das Wettiner Jubiläum, bevor stehe, und sagte zu, zum Feste persönlich erscheinen zu wollen. ß Schloß Friedrichskron soll schon am 15. April von dem Kaiser nebst Familie bezogen werden, weshalb die dort stattfindenden Umbauten äußerst beschleunigt werden müssen. Am Sonnabend besichtigte die Kai serin das Schloß. 8 Die männlichen Mitlieder unseres Herrscher hauses haben bekanntlich fast alle irgend ein Hand werk gelernt, so der Prinz Friedrich Leopold von Hohenzollern die Schlosserei. Derselbe hat für die vom 15. Juni bis 30. Juni hierselbst stattfindende Ausstellung der vereinigten Schlosser-, Sporer-, Büch senmacher- und Windenmacher-Jnnung das Protektorat übernommen. ß Mausoleum für Kaiser Friedrich. Nach Aller höchster Bestimmung soll, wie wir der „N. A. Z." entnehmen, der Neubau des zur Ansnahme der sterb lichen Hülle Sr. Majestät des hochseligen Kaisers Friedrich III. bestimmten Mausoleums neben der Friedenskirche zu Potsdam nach Maßgabe des von dem Professor Raschdorff entworfenen Planes unter Leitung des letzteren sofort begonnen und derart ge fördert werden, daß die Einweihung des Mausoleums am 17. Oktober erfolgen kann. Das dem Prof. R. Begas übertragene Grabdenkmal Kaiser Friedrichs wird bis zu jenem Termin als Gypsmodell vollendet sein und an den Orl seiner Bestimmung überführt werden. Das genannte Blatt hört ferner, daß der dem Hof-Baurat Tetens übertragene Erweiterungsbau des Mausoleums im Park von Charlottenburg am gleichen Tage vollendet sein soll. Das im Charlotten burger Mausoleum für Kaiser Wilhelm I. zu errich tende Grabdenkmal, welches Professor Erdmann Encke ausführt, wird alsdann provisorisch als Gypsabguß zu Füßen der Sarkophage seiner erlauchten Eltern aufgestellt werden. Die künstlerische Formengebung des Sarkophages entspricht den beiden Schöpfungen Rauch's; jedoch wird nicht die Heldengestalt des Kaiserlichen Herrn als Marmorgebilde auf dem Sar kophag ruhen, sondern ein knieender Engel, dessen Haupt im Gebet zu Gott erhoben ist und dessen Hände sich wie schirmend über der Kaiserkrone falten, wird denselben in ernst bedeutsamer Weise schmücken. 8 Danzig, 27. März. Auf der Weichsel ist starker Eisgang, bei Kulm ist der Fluß drei Meter gestiegen, so daß starke Eisverstopsung ein trat, es besteht große Gefahr für die Kleinschwetzer Niederung. 8 Bremerhaven, 24. März. Ein schreck licher Unglücksfall wird vom Eversandleuchtturm ge meldet. Der Oberwärter Böschen ist, während er die Frühwachc hatte, von der Turmgallerie, aus einer Höhe von 50 Fuß herabgestürzt. Sein zerschmetterter Kaum eine Viertelstunde später ward hastig die Hausthür geöffnet und Gustav Escheubachs Stimme vernehmbar, welcher einen Kellner des Gasthauses ver abschiedete. Unter leichtem Erröten ging ihm Elisa beth entgegen, er aber schloß sie an seine Brust, be grüßte sie nach der langen Trennung voll inniger Zärtlichkeit und ließ sich von ihr ins Wohnzimmer führen. Hier begrüßte er auch die Rätin in herz licher Weise und ebenfalls nach gegenseitiger Vor stellung Hermine Stein und fügte schließlich hinzu, daß auch seine Schwester und sein Schwager, die mit ihm angekommen, sogleich erscheinen würden. Als der kleine Kreis Platz genommen, wo Her mine den Verlobten ihrer Freundin aufmerksam be trachtete und einen immer günstigeren Eindruck von ihm erhielt, zog dieser aus seiner Brusttasche ein um fangreiches Paket hervor, und sagte, es seiner Braut übergebend, in ernstem bedeutungsvollem Tone: „Erlaube mir, meine teure Elisabeth, Dir schon heute dies Andenken an den Tag unserer ehelichen Verbindung zu überreichen!" Sie nahm es und löste die Umhüllung von dem dunkelroten Sammetetui. Da strahlte ihr ein Dia mantschmuck entgegen, dessen Funkeln sie einen Augen blick blendete und der Rätin und Herminens laute Bewunderung erregte. Gerührt, faßt beschämt und keines Wortes fähig, zu ihm aufblickend, umfaßte er sie sanft und sagte mit tiefer bewegter Stimme: „Elisabeth, dies ist der Brautschmuck meiner Mutter gewesen, den sie kurz vor ihrem Ende mir mit der Weisung übergeben, ihn einstmals in die Hände derjenigen zu legen, die meiner Ueberzeugung nach die Würdigste ihn zu besitzen sei. Dies habe ich jetzt gethan, trage also die Diamanten auch der teuren Verewigten zum Andenken!" „Gustav!" mehr vermochte Elisabeth nicht über ihre Lippen zu bringen, aber ihre Augen blickten ihn mit dem Ausdruck innigsten Dankes entgegen, während die Rätin und Hermine gerührt auf beide sahen und letztere die Zukunft ihrer Freundin in Gustav Escher bachs Liebe und Schutz sicher geborgen glaubte. Der kostbare Schmuck ward auch von ihnen betrachtet und bewundert und dann ihrer Tochter zurückgebend, sagte die Rätin zu ihrem Schwiegersöhne: „Heute — vor kaum einer Stunde hat schon Elisabeth ein unerwartetes Hochzeitsgeschenk bekommen, denn wir haben heute eine so unerwartete Nachricht erhalten." „Darf ich sie erfahren?" fragte Gustav Eschen bach, sie überrascht anblickend. Während nun ihm gegenüber die Rätin zum ersten Male ihres Bruders in Batavia erwähnte, von ihrem langen Zwist erzählte und darauf wiederholte, was sie und Elisabeth durch den Brief erfahren, fand in dem Gasthofe, in welchem die Familie Falkenberg sich anschickte, die Gerichtsrätin Waldheim aufzusuchen,, ein ähnliches Gespräch statt. Der Major hatte, indes seine Gattin noch mit der Toilette beschäftigt war, den Wirt kommen lassen, um von ihm, da ihm die Gebräuche der Stadt bei feierlichen Gelegenheiten fremd waren, einige Auskunft über dieselben bezüglich der Hochzeit zu erhalten. Dieser hatte die gewünschten Mitteilungen gemacht, einige Bestellungen entgegengenommen und sagte, als eben Frau v. Falkenberg das Zimmer betrat: