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Verbindung gesetzt und mit diesen einen Aufruf er lassen, in welchem alle Freunde und Gönner des Erzgebirges aufgefordert werden, die Begründung des „Erzgebirgsheim" durch Beiträge zu fördern. Die Urkunde dieser Stiftung nebst der Liste der Geschenk geber soll als sinnige Huldigung Sr. Majestät dem König zum Wettiner-Jubiläum überreicht werden. Es unterliegt wohl kanm einen Zweifel, daß sich jede Körperschaft, jeder Verein Sachsens, soweit dazu Mittel vorhanden sind, und zahlreiche vermögende Privatpersonen mit Beitrügen, für welche die Sam melstelle bei dem Bankhause Menz, Pekrun & Co., Dresden, Pragerstraße 50, errichtet ist, beteiligen werden. Dem Verein „Erzgebirger" gebührt für sein Vorgehen die wärmste Anerkennung, es ist dies der richtige Weg, auf welchem sich am großen Ehren tage unseres Königshauses die Liebe und Treuedes Volkes zu bewegen hat, — das ist der Weg, welcher in die Hütte der Armen und Leidenden führt. Bester vermag kein Unterthan seinen Herrscher zu ehren, nicht durch Prunk und nicht dnrch Reden, wenn er dazu nach besten Kräften beiträgt, daß das Szepter des Königs über möglichst viel Glückliche herrsche. — Wie verlautet, wäre die Hoffnung, daß auch Kaiser Wilhelm während der Wettiner Jubiläums feier nach Dresden komme, noch nicht ganz aufzu geben. Sollte dies geschehen, so würde als Tag des Besuches wahrscheinlich der 15. Juni, wo das große Armeefest stattfindet, gewählt werden. — Wiederum ist hier ein Fall von Erkrankung an Huudewurmbeule zu verzeichnen. Ein Dresdner Kaufmann, nicht einmal selbst Besitzer eines Hundes, der vielleicht nur zuweilen beim Besuch von Ver wandten einen Hund gefüttert und sich dabei hin nnd wieder hat lecken lassen, begann vor mehreren Wochen über innere Schmerzen zn klagen und es war für die Aerzte nicht leicht, auf die Ursache der Krankheit zu kommen. Schließlich wurde sie aber doch erkannt und vorgestern ist die gefährliche Ope ration auf Leben und Tod — die Hundewurmbeule bildet sich bekanntlich in der Leber, vergrößert sich sehr schnell und es tritt, sobald die Blase platzt, Blutvergiftung ein — vorgenommen worden. Die selbe ist sehr glücklich verlaufen und es ist die beste Hoffnung vorhanden, den Erkrankten am Leben zu erhalten. — In Hohenstein findet am Sonntag, den 31. d., die Weihe der renovierten Kirche statt. — Aue, 18. März. Im Laufe voriger Woche fand ein hiesiger Hotelier in seinem Gelde einen fal schen Frankfurter Thaler mit vor. Das Falsifikat scheint nur aus Zink geprägt zu sein, greift sich sehr fettig an und wiegt nur 13,i Ar., anstatt 18 Ar. Dasselbe trägt auf dem Avers ein weibliches Bildnis und die Schriftzüge der freien Stadt Frankfurt; auf dem Revers das Reichsadterwappen mit Krone, die Schrift Vereinsthaler XXX. und die Jahreszahl 4862. — Aue, 16. März. Vorgestern nachmittag wurde in der Fabrik von Erdmann Kircheis in Klöster- lein dem Arbeiter Arnold aus Lößuitz im Schleiferei raum beim Riemenauflegen eine Hand abgerissen, und mußte infolgedessen dem Bedauernswerten der Arm abgelvst werden. — Schwarzenberg, 18. März. Seit einigen Tagen ist in Bernsbach eine Anzahl Personen unter auffallenden Erscheinungen ertrankt, mehr oder weniger ist auch Fieber bei den Erkrankten eingetreten. Es wird befürchtet, daß Trichinosis vorliegt; die Aerzte haben sich jedoch noch nicht endgiltig über den Cha rakter der Krankheit ausgesprochen. „Wäre sie vor Jahren, als er es gewünscht, mit ihrem Manne und Kinde zu ihm gezogen." „Dann hätte ich sie natürlich nicht kennen ge lernt," fuhr Helbert Wendtorsi fort. „Das ist eine überflüssige Bemerkung von Dir, mein Sohn, Waldheims aber wären dann sicherlich feine Erben geworden, und er hätte nicht die entfern teren Verwandten zu sich kommen lassen. Doch was kümmern uns die Verhältnisse von Leuten, die wir nur oberflächlich kennen und die wir kaum gesprochen, hätte ich es nicht diesen Morgen für notwendig er achtet!" „Deine Worte und Erklärungen aber sind über flüssig gewesen, Vater, denn ich liebe Elisabeth Waldheim —" „Sie kann dennoch die Deinige nicht werden!" „Ich bin mündig." „Helbert," begehe keine Thorheit," sagte nach einigen Sekunden in freundlicherem Tone sein Vater. „Kaum dreiundzwanzig Jahre alt, darfst Du noch lange nicht heiraten und gehst, um Kenntnisse und Erfahrungen zu sammeln, vorerst einige Jahre nach England." „Nicht ohne sie gesprochen und mich ihr erklärt zu haben?" „Und wenn sie Dich abweist?" „Das wird sie nicht thun, denn ich weiß, daß auch ich ihr nicht gleichgiltig bin!" „Für sie haben ihre Vormünder und ihre Mutter zu entscheiden." „Vater", sagte nach abermaliger Pause der junge — Annaberg. Bei seiner letzten Anwesenheit in Chemnitz hat, wie dem hiesigen „Wochenblatt" verbürgt mitgeteilt wird, Staatssekretär von Stephan, Exz., sich dahin geäußert, daß noch in diesem Jahre die Fernsprechverbindung zwischen Annaberg und Chemnitz und somit auch Berlin hergestellt werden solle. — Riesa, 19. März. Heute nachmittag lief die Nachricht hier ein, daß bei Herzberg der Bahn körper überschwemmt und der Verkehr zwischen Röderau und Berlin somit unterbrochen sei. Nach eingezogenen Erknndigungen aber wird der Verkehr durch Ümsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalten. ß Gera, 18. März. Bahnhofsinspektor Senf hier, welcher ziemlich 25 Jahre seines Amtes auf hiesiger Station mit Treue wartet, wurde von einem Unfall betroffen. Bei einer Revision der Rangier züge während der Nacht wurde derselbe von einem abgestoßenen Wagen erfaßt, zu Boden geworfen nnd am Kopf, Rücken und Fuß so verletzt, daß ärztliche Hilfe sofort in Anspruch genommen werden mußte. Nach eingezogenen Erkundigungen hat sich das Be finden nach Umständen gebessert. § Gera, 19. März. Der Gattenmörder Scheibe ist vom Schwurgericht zum Tode verurteilt worden. K In trauriger Weise endete am Sonnabend abend das Gebnrtstagsfeft eines in der Ritterstraße zu Berlin wohnenden Herrn I. Die Gattin hatte ihm und seinen Gästen als Festmahl Fische bereitet, und während der Tafel unterhielt sich I. in fröh lichster Weise mit seinen Tischgenossen. Doch plötzlich verstummte I. Sein Gesicht nahm eine bläuliche Färbung an, konvulsivische Zuckungen verrieten, daß er dem Ersticken nahe sei und nur durch Gesten ver mochte I. seiner Umgebung verständlich zu machen, daß er eine Gräte verschluckt habe. Nach allen Seiten stob die Gesellschaft auseinander, so schnell wie mög lich ärztliche Hilfe herbeizuschaffen, und noch ehe solche zur Stelle, war I. dem Tode durch Ersticken zum Opfer gefallen. 8 Die gesamte preußische Staatsschuld belief sich am 31. März 1888 auf 4,416,201,070,15 Mark, die Staatseisenbahnkapitalschuld betrug am 31. März 1887 4,163,756,407,59 Mark. 8 Als Nachfolger des jetzigen preußischen Kriegs- winisters wird der Gouverneur von Straßburg, Ge neral Werder, genannt. 8 Die Maschinenfabrik Löwe erhielt von der preußischen Negierung den Auftrag zur Lieferung von 450 000 Stück Repetiergewehren für den Preis von 21 Millionen Mark. 8 Griechische Zeitungen melden, daß Se. Königl. Hoh. der Kronprinz Konstantin von Griechenland im Mai bei den Kaiserl. Majestäten in Berlin zum Be such erscheinen werde. ** Aus Schaffhausen schreibt man vom 12. ds.: Vergangene Nacht ist an der Stockhalde oberhalb Grimmelshofen, da wo eine hölzerne Brücke die dort befindliche Schlucht überspannt, eine Lokomotive mit dem daran hängenden Materialzug abgestürzt und liegt in Trümmern drnnten in der Tiefe. Wo die Ursache lag, an der Brücke oder am unvorsichtigen Fahren, wird nachträglich schwer zu ermitteln sein, zumal der Lokomotivführer tot ist. Der Heizer, der beim Sturz noch unter diesen zu liegen kam, ist merk würdigerweise unversehrt. Auch ein Bremser ist ver unglückt. 8 München, 19. März. Wie die hiesigen „N. Nachrichten" melden, wird die Königin-Mutter Marie, die Witwe weiland König Maximilians, ge borene Prinzessin von Preußen, Plötzlich von Lugano, Mann, „laß uns für heute von der Sache schweigen und vielmehr an meine Reise denken." „Das wird jedenfalls richtiger sein", entgegnete ruhig der Fabrikherr. „Lies und prüfe daher den Brief von Mr. Barclay, den Du wohl felbst beant worten mußt! —" Einige Tage nach diesem Gespräch — es war ein Sonntagmorgen — stand die Gerichtsrätin Waldheim am Fenster ihres zwar freundlichen, doch bescheiden eingerichteten Wohnzimmers und blickte, ihre Tochter erwartend, auf die Straße hinaus. Diese, welche die Kirche besucht, kam auch bald, begleitet von einigen jungen Mädchen, dahergegangen und voll inniger Mutterfreude sah sie ihr entgegen. Kaum achtzehn Jahre alt, war Elisabeth Waldheim frisch und blühend wie eine Rosenknospe und der Ausdruck ihrer fem ge schnittenen Züge deutete auf hohe geistige Begabung. Ihre tiefblauen Augen ließen einen vorwiegend sanften Charakter erkennen, wie ihre ganze Erscheinung den Stempel edler Weiblichkeit trug. In reicher Fülle umgab ihr lichtbraunes Haar den zierlichen Kopf und hoch gewachsen hatte dennoch ihre Gestalt das schönste Ebenmaß. Als die jungen Mädchen sich dem Hause näherten, besprachen sie offenbar eine für sie wichtige Angelegenheit und die Rätin Waldheim glaubte eine besondere Erregung ihrer Tochter zu erkennen. Ihre Mutter am Fenster gewahrend nahm sie von ihren Freundinnen, nachdem diese lebhaft hinauf gegrüßt, Abschied, ging ins HauS und betrat nach einigen Augenblicken mit langsamen Schritten die Wohnung. Ihre Mutter kam ihr entgegen und fragte, während sie sich ihres Mantels entledigte und beide sich dann ins Zimmer begaben: wohin sie zur Heilung gereist, nach Hohenschwangau übersiedeln; über den Grund dieses Wechsels erfährt man, daß die Krankheit der Königin-Mutter, Herz- wasfersucht, schlimme Fortschritte macht und leider zu ernsten Besorgnissen Anlaß giebt.i 8 Augsburg, 19. März. In außerordentlich zahlreich besuchter Versammlung erklärten die Augs burger Protestanten ihren Beitritt zum evangelischen Bund behufs Wahrung der deutsch protestantischen Interessen. ** Prag, 19. März. Ans der Franz-Josefbahn entgleisten gestern abend bei Cercan infolge Rad bruches 7 Personenwagen eines Schnellzuges. 4 Passa giere sind lot, 7 sind verwundet. Das Zagspersonal ist unverletzt. Ein Hilfszug wurde abgesandt. In folge Radreisenbruchs rissen die Maschine und der Gepäckwagen von dem übrigen Zuge ab; während jene stehen blieben, kippten dis Personenwagen auf der Böschung um. Die Insassen der am meisten zer trümmerten Waggons dritter Klasse wurden größten teils verwundet. Die vier toten Passagiere wurden in ein Coupee gelegt. Drei davon sind Oesterreicher, die gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet. ** An den Ufern des Zugersees ist der Frühling eingezogen. Die nach Süden gelegenen Hänge sind seit einiger Zeit schneefrei; sie prangen im safiigsten Grün. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 19. März. Der Reichstag beriet die identischen Anträge Ackermann-Hitze auf Einführung des Befähigungs nachweises für ca. 80 Gewerbe. Ackermann begründete den Antrag. Der Befähi gungsnachweis bezwecke, das Handwerk der sozial demokratischen Agitation zu entziehen und das Selbstbewußtsein der Handwerker zu heben. Abg. Frohme (Sozialdcm.): Der Antrag ver lange für das Handwerk ein besonderes Recht auf Arbeit, das man den Arbeitern nicht zuerkennen wolle. Die praktische Tüchtigkeit und Erfahrung, nicht der Zunftzwang garantiere die Zukunft des Handwerkes. Abg. Merbach begründet den Antrag der Reichs partei, nach welchem eine technische Prüfung vor einer für die betreffenden Gewerbe eingesetzten Prü fungsbehörde und zwar nur für diejenigen Gewerbe verlangt wird, welche bei mangelhafter Ansführung das Leben und dieGesundheitderMitbürger gefährden. Für die Schäden des Handwerkerstandes bildet der Befähigungsnachweis keine Universalmedizin, aber er könne bei der vorgeschlagenen Beschränkung segens reiches schaffen. Leute, die nichts gelernt haben, versanken in nichts. Es fehle nicht an tüchtigen Leuten, sondern an der Solidität. An der Unsolidität sei das Pubilkum dnrch die Sucht billig zu kaufen, selbst schuld. Dagegen helfe kein Befähigungsnach weis, wohl aber könne derselbe die gestörten Verhült- nisie der Handwerksmeister zu den Gesellen und Lehrlingen bessern. Der junge Mann müsse wissen, daß er nirgens ordentliche Ärbeit finde, wenn er nicht das Zengnis über seine Ausbildung beibringen könne. Der Schutz des Publikums liege vielfach in der Konkurrenz, aber nicht immer. Der Antrag der Reichspartei schaffe die Mittel, die Unfälle zn verhindern. Abg. Duvigneau (nat.-lib.) ist gegen jeden Be fähigungsnachweis. Höchstens für Baugewerke wäre ein solcher in beschränktem Maße angezeigt. Abg. Oertzen-Parchim ist für den Antrag Acker- „Was hattet Ihr noch so angelegentlich zn be sprechen, Elisabeth. Deine Freundinnen konnten sich ja kaum von Dir trennen?" „Hermine Stein hat uns etwas Neues mitge teilt, Mutter, das sie gestern von ihrem Bruder er fahren", entgegnete leicht errötend die Tochter. „Herr Wendtorf wird in diesen Tagen auf längere Zeit nach England gehen!" und sich abwendend, blickte sie zum Fenster hinaus. — „Nach England gehen?" wiederholte überrascht die Gerichtsrätin. „Davon hat er auf dem Balle doch nichts gesagt." „Er mag es wohl noch nicht gewußt haben." „Das ist möglich", erwiderte erstere, „sonst hätte er Dir gewiß davon erzählt. Es wundert mich in des nicht, daß der reiche Herr Wendtorfs seinen Sohn auf Reisen nach England schickt." In diesem Moment ward nochmals die Thür der Wohnung geöffnet und gleich darauf stand Eli sabeth demjenigen gegenüber, von dem sie soeben gefprochen. Auf ihren Wangen wechselte die Farbe, doch schnell sich fassend, erwiderte sie seinen ebenfalls befangenen Gruß und führte ihn zu ihrer Mutter. Diese blickte ihn überrascht an, beantwortete jedoch seine verlegene Anrede in freundlicher Weise und forderte ihn auf, Platz zu nehmen. Als dies ge- geschehen, Mutter und Tochter sich ebenfalls nieder gelassen, sagte er mit merklicher Bewegung in Blick und Ton: „Verzeihen Sie meine Kühnheit, Fran Rätin, allein ich kann morgen nicht nach Englund reisen, ohne mich Ihnen und Ihrer Fräulein Tochter per sönlich zu empfehlen!" (Fortfitzuna folgt.)