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Wochen- und Nnchrichlsblatl zugleich EMts-AnzeM fiir Hohlldarf, Nöhlltz, Bernsdorf, Riisdorf, St. ßzidien, ScimiOorl, Roriena« und Wsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenftein. ——-— ———-— —— — 88. Jahrgang. — — —— Nr. 59. Sonntag, den 10. März 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekaNNtmachrmg. Am 28. vorigen Monats ist in Mülsen St. Niklas ein nach den angestellten Erörterungen der Tollwut dringend verdächtiger Hund getötet worden. Es wird daher unter Hinweis auf die Bestimmungen in 8 34 fg. des Reichsgesetzes, be treffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen vom 23. Juni 1880, in Verbindung mit den Bestimmungen in Z 22 fg. der dazu gehörigen König!. Sächsi schen Ausführungs-Verordnung vom 9. Mai 1881 für die Stadt und den Flur bezirk Lichtenstein bis zum 8. Juni 1888 hiermit die Huudesperre angeordnet. Es sind daher innerhalb dieser Zeit sämtliche Hunde entweder an Ketten zu legen oder in einem Behältnisse einzusperren, oder, nachdem sie mir einem wohlkonstruierten sicheren Maulkorbe versehen worden, an der Leine zu führen — jedoch dürfen solche an der Leine geführte Hunde nicht über den Bezirk der Stadt und Flur Lichtenstein hinausgeführt werden. Die Benutzung der Hunde zum Ziehen ist dabei unter der Bedingung gestattet, daß dieselben fest angeschirrt, mit einem sicheren Maulkorbe versehen und außer der Zeit des Gebrauchs so, wie oben bemerkt, behandelt werden. Nicht minder kann die Verwendung von Hirtenhunden zur Begleitung der Herde, von Fleischerhunden zum Treiben von Vieh und von Jagdhunden bei der Jagd unter der Bedingung gestaltet werden, daß dieselben außer der Zeit des Gebrauchs gleichfalls so, wie oben bemerkt, behandelt werden. Bezügliche Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu ISO Mk.—- oder mit entsprechender Haftstrafe geahndet werden. Auch werden in Gemäßheit von § 26, Abs. 6 der angezogenen Verordnung Hunde, welche nach Erlaß dieser Bekanntmachung innerhalb der Stadt und Flur Lichtenstein frei umherlanfend getroffen werden, bei ihrem Habhaftwerden sofort getötet werden. Lichtenstein, den 8. März 1889. Der Rat zu Lichtenstein. - Fröhlich. m. Kompanie Ser SLeWM. Feuerwehr. Obengenannte Kompagnie der dienstpflichtigen Feuerwehr hat sich von jetzt ab, desgleichen die III. Kompagnie der Reil,Mannschaft bei Uebungen oder Feueralarm am neuen Spritzenhause hinter dem Rathause zu stellen. Lichtenstein, den 9. März 1889. Der Branddirektor. Hörnig. 7 St. buchene Stämme Von 22—27 ein Mittenstärke I u. 5,5 bis 13 Rm. eichene Böttcherscheite 1050 St. Ndlhlz.-Stämme von 10—22 ein Mittenstärke Stangen Unterstärke fichtene Böttcherscheite 4 Rm. St. Nadelholz-Langhaufen 8 5 33 46 17 im alten Amthof und Stadtwalde 79 21 4 im alten Amthof, Stadt-, Burg ¬ und Neu dörfler Walde, 40 1300 3750 3150 1960 32—57 30-42 9 10—14 unter den vor der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen und sofortiger Be zahlung meistbietend versteigert werden. Fürstliche Forstverwaltung Lichtenstein, den 5. März 1889. 23—30 „ 2-3 „ 4-6 „ 7-9 „ 10-15 „ Nutz- mid Brennholz-Auktion. Auf Lichtensteiner Revier sollen Freitag, den IS. März er., von vormittags halb 10 Uhr an, im Gasthof „zur goldne» Souue", Lichtenstein, dergleichen „ dergl. Klötzer „ eich. u. bu. Stang. „ dergl. „ Im lang Oberstärke 3--4,4 m lang Unterst. 7—9 in lang „ 9—11 in lang Montag, den 18. März er., von vormittags halb 8 Uhr an, Versammlung im Schwalbe'schen Gailhof, Heinrichsort, 50 Rm. Lb.-u. Ndlhlz.-.Br.-Scheite, Rollen , . 90 „ fi. Aeste, Schneidelreißig "" 25 Wellhdrt. Lbhlz.- und Ndlhlz.-Reißig l dorfler Wald, von nachmittags 3 Uhr an, Versammlung im „Schweizerthal", Rm. Laub- und N.-Br.-Scheite, Rollen und Zacken Wellhdrt. dergl. Reißig Sparkassen-Expeditlonstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und sonnabends. Geschäftstage der Sparkasse za Eallnberg: Montag, Donnerstag und Sonnabend. Einlagen werden mit 3'/-°/» verzinst, Zinsen für Ausleihungen möglichst billig vereinbart. Tagesereignisse. —* Lichtenstein, 9. März. Am heutigen 9. März richten sich die Blicke des deutschen Volkes nach jener stillen Stätte bei Berlin, zu welcher das laute Geräusch der Millionenstadt noch nicht hin- zudringeu vermag. Es muß zurückweichen vor dem Genius des Friedens, der an der Pforte des Mauso leums Wache hält, das „eingeweiht für alle Zeiten" ein Heiligtum des deutschen und preußischen Volkes, dem Auge der profanen Welt vei schließt. Tausend und Abertausend wallen im Geist am heutigen Sterbe tage des hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm nach dem einsamen Schloßparke in Charlottenburg. Sie wandeln durch die Allee der hohen, schneebedeckten Edeltannen, die ernst und schweigend auf den kleinen dorischen Tempel weisen, der so viele schmerzliche und doch so erhebende Erinnerungen in den Herzen aller Patrioten wachruft. In den von heiligem, winter lichem Schweigen umhüllten Tempelbau ziehen nun die ungesehenen Schaaren der patriotischen Pilger, um hier an den Marmorsarkophagen Friedrich Wilhelms und Luisens und dem Purpu> sarge ihres kaiserlichen Helde..- sohnes ein Gebet zu sprechen, doch still, unhörbar, damit nicht die heilige Andacht jener edlen jugendlichen Gestalt gestört werde, die jetzt die kleine Freitreppe zur Halle heraufsteigt und in den Kreis des magischen blauen Lichtes tritt, um ernst sinnenden Auges vor den Sarko phagen und dem Purpursarge stehen zu bleiben: Kaiser Wilhelm II. am Sarge seines geliebten und von ihm hochverehrten kaiserlichen Großvaters! Welche Erinnerungen mögen jetzt durch die Brust des jungen Monarchen ziehen! Wie vor unseren, so wird jetzt vor seinen Augen die ganze Welt des Schmerzes noch einmal neu, den uns das verflossene Jahr gebracht hat. Er sieht sich im Geiste noch einmal dem Pur pursarge nachfolgen und gedenkt zugleich seines edlen Vaters, den er wenige Monate später gleichfalls schmerzerfüllt zur letzten Ruhestätte in der Friedeus- kirche geleiten mußte. Wie einst Wilhelm I. an jedem 7. Juni, dem Todestage seines Vaters, diesem ein stilles Gedenken widmete, so erinnert sich am heutigen Tage Wilhelm II. der Heldengröße seines erlauchten Vorgängers auf dem Throne. Doch niast lange ge denkt er der tranervollen Vergangenheit, sein Blick sucht in die Zukunft zu dringen und angesichts der edlen Zeugen seiner Erinnerungen gelobt er sich ihrer auch stets würdig zu bleiben und Thaten zu verrichten, die ihm die Liebe und Bewunderung seines Volkes ebenso zu teil werden lassen, wie den vor ihm ruhenden hohen Ver blichenen. So steht der junge Hohenzollerusproß in Erinnerung versunken und das Herz bewegt von hohen Gedanken, ein Anblick, rührend und erhebend zugleich für jedes Herz! . . . Nach eiuer kleinen Weile from mer Erinnerung verläßt der Kaiser das stille Asyl des Friedens wieder, aber nicht allein. Ungesehen folgen ihm die Schatten, welche Zeugen seiner pietät vollen Huldigung waren und begleiten ihn mit heißen Segenswünschen bis zur Pforte seines Schlosses, wo selbst der Kaiser den Rest des heutigen Tages in stiller Erinnerung gewidmeter Zurückgezogenheit verbringt. — Der „Funkensonntag" wird unter anderen auch der erste Sonntag in der Fastenzeit genannt, der wie kein anderer Sonntag im ganzen laugen Jahr so viele .vielversehiedeue Beinamen besitzt, da einst die Fastnachtssitte herrschte, Freudenfeuer an zuzünden, so hat der Ueberrest des alten Brauches sich jetzt auf diesen sogenannten „Funkenso.mtag" übertragen, wo noch flott „gefunkt" wird, das heißt, mittelst Holz, Stroh, Reisig, Harz, Pech rc. je nach Sitte des Landes und der Gegend in verschiedener Form und mit verschiedenen Zeremonien Feuer ooer Funken entfacht und fortgeschleudert werden. Hei! wie flammt's da im Gebirge auf, von Berg zu Thal feurigen Bogenkreis beschreibend! Was für ein Stolz des schmucken Burschen, manchen landlich stillen Ortes ist es, seiner „Scheibe" (denn auch diese Gestalt zeigen die betreffenden Feuerwerks-Körper zuweilen —) am „Scheibensonutag" die imposante Figur einer Sonne oder eines Sternes zu verleihen, um diese imitierten Gestirne zu Ehren seiner Schönen durch die dunkle Nacht in feurigem Schwünge fliegen und erglänzen zu lassen. Da aber für nichts nichts ist, sondern alles seinen Preis hat, so kommt es vor, daß diese Wackern und galanten „Scheibe.ffchlä- ger" hernach bei den Gehuldigten, denen die glühende Ovation galt, sowie bei anderen Augenzeugen „süße Preise" holen, in dem sie dort „Funkenküchle" oder „Funkeuringe" (ein Gebäck) einsammeln, denn „der große Eßtag" könnte dieser erste Sonntag in der Fastenzeit gerade so gut Hessen, wie: „die alte Fast nacht", Freudeusonutag, Narrheitensonntag, Hutzel sonntag (Hutzel-Backbirnen), Holepfannsonntag (Hole- pfannentiese Pfannen für Krapfen or^o Pfannkuchen), Nach-Fasching, Brod- und Käse-Sonntag (weil teils Bewirtung damit üblich, teils die Hirten an diesem