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gedenkt, so weiß sie doch, daß das Werk des großen Kaisers unerschüttert fortbesteht, daß sein Geist na mentlich auch im dentschen Heere kräftig fortlebt und diesen Geist fernerhin zu hegen und zu pflegen — dieser wichtigen Aufgabe widmet sich Graf Moltke auch in seinem nunmehrigen Wirkungskreise mit be wundernswerter Hingabe. Alle deutschen Stämme bringen daherzum 70jährigen Dienstjubiläum Moltke's, welches der Jubilar in der ländlichen Stille seiner schlesischen Besitzung feiert, ihre innigsten Wünsche dar und diese wiederum vereinigen sich zu dem all gemeinen Wunsche, daß der berühmte Heerführer, der einen so hohen Ehrenplatz in der Geschichte des Vaterlandes einnimmt, noch lange Zeit in Frische des Geistes und Körpers durch das Leben wandeln möge. Tagesereignisse. — Der strenge Nachwinter verursacht dem Wild stande und den Jagdbesitzern nicht unbeträchtlichen Schaden, denn wiederholt wurden Hasen und Hühner, trotzdem auf vielen Revieren reichlich gefüttert wurde und noch gefüttert wird, verendet aufgefnnden. Nach drei strengen Wintern, wie die letzten waren, haben die Jagdbesitzer alle Ursache, mit Sorge der kom menden Jagdsaison entgegenzusehen und es kann jedem einzelnen derselben nicht warm genug empfohlen werden, noch zu thun, was möglich ist, um seinen Wildstand vor dem Untergange zu bewahren. — Bezüglich des am l. Januar d. I. in Kraft getretenen Reichsgesetzes, die Unfallversicherung der in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen betr., wird bemerkt, daß jeder in einem sol chen Betriebe vorkcmmende Unfall binnen 2 Tagen nach dem Tage des Unfalles vom Betriebsunternehmer oder Betriebsleiter bei der Ortspolizeibehörde (Stadt rat resp. König!. Amtshauptmannschaft) zu melden ist und daß auch die im Betriebe des Familienoberhauptes beschäftigten Familienangehörigen (einschließlich der Ehefrau) der Unternehmer gegen die Folgen der bei dem Betriebe sich ereignenden Unfälle versichert sind und daher auch bei einem, diese Personen betreffenden Betriebsunfall, Unfallanzeige zu erstatten ist. — Seit Einführung der obligatorischen Fleisch beschau in Sachsen ist die Möglichkeit der Auffindung von Trichinen eine erhöhte geworden und es ist darum ein Gebot der Klugheit, daß jeder Schweinebesitzer durch Versicherung gegen Trichinengefahr einen für den Einzelnen sehr empfindlichen Verlust von sich abzu wenden sucht. Unter den zahlreichen Trichinenversiche- rungs-Gcsellschaften zeichnet sich diejenige der Herren Buchhardt u. Härting zu Borna vorteilhaft aus, so wohl was die Billigkeit der Prämiensätze, als auch die prompte Regulierung der Schadenfälle anbelangt. Bei dem am 13. Febr. in Wiesa vorgekommenen Falle der Feststellung von Trichinen in einem dem Fleischer meister Lorenz gehörigen Schweine wurde nicht nur der volle Preis des Tieres, sondern auch die Schlacht steuer und eine dem betr. Agenten bewilligte Prämie von 10 Mk. telegraphisch überwiesen. — Bei Ver sicherungen einzelner Schweine rechnen die Herren Buch- Hardt u. Härting für ein Schwein bis 100 Kilogr. 25 Pf., darüber 35 Pf.; bei Massenversicherungen stellt sich der Preis noch billiger. — In Sachsen befinden sich von den nicht dem Staate gehörigen land- und forstwirtschaftlich be nützten Grundstücken mit mindestens 120 Steuerein heiten im Besitze von Personen und Familien 96,s? Proz. der Grundstücke mit 94,r>< Proz. der Einheiten, Gemeinden I,2i Proz. der Grundstücke mit 2,8» Proz. der Einheiten, Kirchen, Schulen, Pfarren und Stif- erschienen wäre, und Fräulein von Waldheim, ohne hin im tiefsten Innern niedergebeugt, wagte nicht mehr, den Blick zu erheben; sie schien vollends zu Boden gedrückt, in dem Verhältnis, unter welchem sie dem Herrn von Erlenburg hier gegenüberstand. „Es wird kaum nötig sein, Sie durch weitläufige Fragen zu beschweren", meinte der Präsident zu Ludwig von Erlenburg gewendet. „Sie kennen den Herrn dort?" „Es ist Dr. Rimoli." „Und jener dort hinten?" „Es ist der Wärter, dessen Obhut ich in der Irrenanstalt anvertraut war." „Glauben Sie, daß dem Wärter ein Teil der Schuld an Ihrer Gefangenschaft beiznmessen wäre?" „Nein", entgegnete Herr von Erlenburg bestimmt. „Giacomo bewachte mich, so weit ihn der Befehl des Direktors gebunden .fi.lt, aber er erwies mir Dienste, wo nur ferne persön iche Meinung zu befragen war. Ich glaube, daß der Mann kein Anteil an dem Vergehen hat." Der Präsident schien zufriedengestellt. Er rich tete noch einige unwichtige Nebenumstände betreffende Fragen an den Freiherrn, vernahm in Kürze die übrigen Zeugen, Diener des St. Salvatore, und schloß dann die Inquisitionen, worauf der Staats anwalt sich in beredten Worten über die Schwere des vorliegenden Verbrechens erging und die härteste Strafe der Schuldigen begehrte. Dann zog sich der Gerichtshof zur Beratung in ein anliegendes Zimmer zurück. Eine halbe Stunde ging vorüber, während welcher Zeit ein jeder von allen, das Publikum nicht tungen 2,>s Proz. der Grundstücke mit 2,ri Proz. der Einheiten, Vereinen und sonstigen Korporationen 0,3r Proz. der Grundstücke mit 0,si Proz. der Ein heiten. Die Besitzverhältnisse erweisen sich daher auch in dieser Beziehung als ganz günstige. Unter den Vereinen und sonstigen Korporationen überwiegen der Zahl nach die Aktiengesellschaften für gewerbliche Unternehmungen, insbesondere solche für Brauerei, Ziegelei, Bergbau re. und Baugesellschaften; in den Händen von Kreditanstalten befinden sich nur wenige Landgüter und diese stets nur ganz vorübergehend, da in der Regel ein Gutsverkauf in kurzer Zeit zu bewirken ist, wenn die Forderung mäßig ist. Es ergiebt sich dies u. a. aus der Thatsache, daß nach den Heberegistern des Landeskulturrats für 1882 in den Amtshanptmannschaften Dresden und Chemnitz, welche zusammen stis der Beiträge anfzubringen haben und zugleich stis der Fläche des Landes ausmachen, dabei aber fast sts der grundbesitzenden Vereine rc. enthalten, im Ganzen nur 2 Kreditanstalten (Vor schußvereine) Besitzer von Gütern waren. — Alle irdische Kraft ist mehr oder minder auf die Einwirkuna der Sonne zurückzuführen: die Sonne treibt unsere Windmühlen, denn durch sie hauptsäch lich wird der Wind verursacht, sie treibt unsere Wasser räder, da sie Wasser aus dem Meere emporhcbt, das als Regen niederfüllt. Sogar unsere Dampfmaschinen werden in letzter Linie durcy die Sonne betrieben, da die Kohlen bei der Verbrennung Wärme abgeben, welche die Sonne vor Jahrtausenden den Wäldern mitteilte, deren Ueberreste die Kohlenlager sind. Man hat berechnet, daß von der Sonne auf unsere Erde eine Kraft von annähernd 3 Billionen Pferdekräften ausgeübt wird. Es ist daher nicht zu verwundern, daß da und dort Vorschläge gemacht wurden, um von dieser ungeheuren Kraft kleine Bruchteile unmittelbar zu benutzen. Vor elf Jahren machte ein französischer Ingenieur den Versuch, Dampfmaschinen durch die Sonnenwärme zu treiben, indem er den Kessel in den Brennpunkt eines Hohlspiegels setzte. Die Vorrich tung war auf der Pariser Weltausstellung 1878 in Betrieb zu sehen. Es gelang, Dampf zu entwickeln, der zum Betrieb einer zweipfcrdigen Maschine aus reichte; indessen hatte die Einrichtung viele Nachteile, in erster Linie die hohen Anschaffungskosten, dann die Ungleichmäßigkeit der Wirkung, die Notwendigkeit, den Hohlspiegel und mit ihm den Kessel stets der Sonne zngewendet zu halten, auch die beträchtliche Größe. Es blieb deshalb bei den Versuchen. Gegenwärtig jedoch ist, ebenfalls in Frankreich, ein Gedanke aufge taucht und wird von der Fachpresse lebhaft erörtert, welcher von den meisten der genannten Nachteile frei ist. Allerdings setzt das vorgeschlagene Verfahren die Sonnenwärme nicht uninittelbar in Arbeit um, sondern in Elektrizität. Die Sonne soll nämlich die eine Hälfte der Lötstellen einer thermoelektrischen Batterie bescheinen und dieselben dadurch auf einen höheren Wärmegrad bringen als die vor direkten Strahlen be schützten, und vielleicht noch dazu durch Wasser ge kühlten übrigen Lötstellen. Der dadurch entstehende Thermostrom soll zur Ladung von Accumulatoren dienen oder auch zum Betrieb von elektrischen Kraft maschinen. Der Vorschlag ist aller Beachtung wert, da er eine ganz vorzügliche Lösung der Aufgabe, die Sonne als treibende Kraft zu benutzen, enthält. In Algier sollen demnächst Versuche angcstellt werden über die Leistungsfähigkeit einer derartigen Anlage. Da man die Thermobatterie so groß machen kann, wie man will, so ist nicht zu zweifeln, daß auf diesem Wege an heißen Tagen nennenswerte Kräfte aufge speichert werden können. Die Anlagekosten werden minder als die Beteiligten, mit wahrhaft größter Spannung dem Richterspruche entgegensah. Gia como zitterte; Dr. Rimoli war vernichtet; Alice, fiebernd an allen Gliedern, hatte nur im Beistand des greisen Priesters die Stütze gefunden, ohne welche ihre Selbstbeherrschung verloren gewesen wäre; mit geisterbleicher Miene, die Wimper glänzend in Thränen, starrte sie vor sich nieder; doch als sie — war es Zufall? — den Blick für einen Moment aufrichtete und zu Ludwig von Erlenburg hinüber sah, bemerkte sie, wie das Auge des Freiherrn mit voller Glut seelischer Empfindung auf sie gerichtet war. In diesem Angenblick wollte es ihr dünken, als ob sie selbst für eine Sekunde erglühte, und beschämt senkte sie die Lider; sie atmete freier auf, als dann nach kurzen Minuten der Gerichtshof wieder an den Richtertisch trat. Eine lautlose Stille herrschte im Saale als der Urteilsspruch nun verkündet ward. Der Präsident, nachdem er die üblichen Formeln hergesagt, verlas das Erkenntnis; es lautete auf „Schuldig" für Dr. Carlo Alfonso Rimoli, Direktor des St. Salvatore, und verurteilte denselben zu fünfjährigem Gefängnis und Herausgabe von sechzigtausend Franken, die er einstmals widerrechtlich Herrnvvn Waldheim quittierte: für den Wärter Giacomo Sorel sprach es auf Freiheit in Anbetracht des Umstandes, daß ihm, als er den Freiherrn von Erlenburg nach St. Salva tore überführte, die ausreichende Kenntnis der Ver hältnisse fehlte. Für Herrn von Waldheim, wie selbstredend, blieb jeder Spruch ohne Wirkung, da er nicht mehr unter den Lebenden war. Starr, mit eisiger Miene, ließ Dr. Rimoli die zwar beträchtlich groß sein, aber durch die Billigkeit des Betriebes bald eingebracht werden können. Für die gemäßigte Zone wird der Wert dieser Erfindung kein hoher sein, umsomehr dagegen für südliche Länder; dort wird es gelingen, durch eine etwa auf dem flachen Dach des Hauses aufgestellte Thermosäule so viel Elektrizität in Accumalatoren aufzuspeichern, um da mit abends und die Nacht hindurch das Haus zu be leuchten. — Am 6. März waren es 17 Jahre, seit Mittel deutschland von einem ziemlich heftigen Erdbeben heim gesucht wurde. Es war am 6. März 1872 uachm. gegen 4 Uhr, als der Erdboden in der Richtung von Südwest nach Nordost zu schwanken begann; die Häuser bewegten sich, die Uhren an den Wänden blieben hier und da stehen, das Geschirr klapperte, Fenster und Thüren klirrten, ein gewaltiger Impuls schien alles Tote und Lebende zu bewegen. Sogleich nach dem Stoße stürzten die Leute aus den Häusern und sahen sich erschreckt an, ein solches Erdbeben hatte noch nie mand von ilmen erlebt. Zum Glück ging es ohne weiteren Schaden ab; nur vereinzelt gab es zerrissene Wände und beschädigte Schornsteine. — Der Hauptansschuß für das siebente deutsche Turnfest in München erläßt nachstehende Einla- dnng: „Zum siebenten Male, seitdem die deutschen Turnvereine sich zu einer großen Bnndesgenossenschaft zusammengeschlosten, rüsten sich dieselben, ihr Ehren fest, das von jeher ein deutsches Nationalfest gewesen ist, aufs neue zu begehen. Der 28., 29. und 30. Juli 1889 sind als die Tage des Festes bestimmt. München wurde zu seinem Schauplatze auserwählt. Mit Stolz blickt die deutsche Turnerschaft auf ihre Geschichte zurück. Sie hat die Aufgabe, die Kraft der deutschen Jugend an Leib und Seele zu stärken, treu erfüllt. Ihre Arbeit steht im Dienste des Vater landes, das Wohl des dentschen Volkes ist ihr End ziel. Jetzt gilt es lwieder Heerschau zu halten, die Fortschritte zu Prüfen, welche das deutsche Turnwesen leit vier Jahren aufzuweisen vermag, und der Zu kunft sichere Bahnen zu bereiten. In diesem Sinne soll das VII. deutsche Turnfest in Bayerns Haupt stadt gefeiert werden. Mit freudiger Begeisterung haben sich Männer aller Lebenskreise den Turnern Münchens angeschlossen, die Tage des Festes der hohen Bedeutung des deutschen Tnrnwesens würdig zu gestalten. Darumeiletherbei aus Eueren Gauen, sei es als Teilnehmer, sei es als Zeugen des fried lichen Wettkampfes! Ihr werdet alle herzlich will kommen sein! Was lieben Gästen freundliches ge boten werden kann, München wird es Euch bieten! Gut Heil zum VII. deutschen Turnfest!" — Der am Abend des 3. März nahe Siegmar überfahrene Mann war nicht aus Wüstenbrand, sondern aus Siegmar. Der Herr war taub und so ist es leicht erklärlich, daß ihm solch Unglück zu- stvßen konnte. — Siegmar, 5. März. In einem heute im hiesigen Schweizerhause geschlachteten Landschweine sind von dem Fleischbeschauer Scheithauer Trichinen in großer Anzahl gefunden und das Schwein auf ortspolizeiliche Anordnung vollständig verbrannt worden, während ein zweites Schwein, welches von demselben Bauer gemästet worden, nicht trichinös war. — Kirchberg. Ein Fleischer aus Weißbach kaufte in den letzten Tagen im nahen Burkersdorf eine kranke Knh. Als das Tier weggeführt werden sollte, brach es in der Nähe des Gehöftes zusammen. Sogleich an Ort und Stelle getötet, wollte es der Fleischer nach Weißbach schaffen. Indessen war die Gendarmerie auf Verurteilung über sich ergehen. Er gab sich nicht einmal die Mühe, zu sagen, daß er die Berufung einlegen werde; ohne aufzublicken, ohne sich zu regen, ohne nur einen Laut von sich zu geben, verharrte er, bis ein Gerichtsdiener, um ihn für die zuerkannte Kerkerhaft abzuführen, Beschlag auf seine Freiheit zu legen kam. Mit derselben eisigen Starrheit ergab er sich dem Beamten und verließ mit ihm den Saal. Währenddessen hatte der Präsident das Urteil erlassen, daß der Betrag von sechzigtausend Franken, als widerrechtlich erhoben aus dem Vermögen des Dr. Rimoli zu ziehen und dem Fräulein Alice von Waldheim, als Erbin des Herrn von Waldheim, ihres Vaters, zurückzuerstatten wäre. „Alicens Brust wogte stürmisch, als ein solcher Spruch ihr zu Ohren kam." „Excellenz!" rief sie, das Auge voll zu dem Präsidenten erhebend, „mein Vater, da der Freiherr von Erlenburg lebt, hatte niemals Vermögen! Wenn mein Vater eine Summe an die Anstalt St. Sal vatore bezahlte, so gehörte dieses Geld dem Erben von Wallersbrunn, dem heute durch Ihre Hilfe die Freiheit zurückgegeben ward!" Mit wohlgefälligem Staunen hatte der Präsi dent das junge Wesen angesehen. Er zögerte ein paar Minuten, auf dieses edle Wort zu erwidern; hätte er es gethan, so wäre seine Mühe vergeblich gewesen, denn schon hatte Alice, unterstützt von dein greisen Priester, der Versammlung den Rücken gekehrt. (Fortsetzung folgt)