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WMMWMM Wochen- und Nachricht-Matt zugleich Ceschasts-Aiizeijier für HohilSorf, Nüdlitz, Bernsdorf, Wdorf, St. KOien, heinrichsort, Uariennu nnd Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. ——- —— AN, Jahrgang. ——— Nr. 57. Freitag, den 8. März 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 35 Pf. — Einzelne Nnmmer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Ansträger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Gekatmtmachurrg. Das alhier an der Glauchauerstraße Nr. 866 L Cat. stehende Spritzenhaus soll Sonnabend, den S. März 1880, nachmittags » Uhr an Ort und Stelle zum Abbruch meistbietend versteigert werden. Erstehungs- lustige werden ersucht, sich gedachten Tags und Stunde am bezeichneten Spritzen haus einzufinden. Lichtenstein, den 1. März 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Die AmnelÄlmg der Kinder von Hohndorf, welche nächste Oster« schnlpstichtig werden, hat in der Woche vom 11. bis 16. März d. I., und zwar Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag nachmittags in der Zeit von 3—5 Uhr, Mitt woch und Sonnabend nachmittags in der Zeit von 1—5 Uhr, unter Beibringung des Impfscheines, für auswärts geborene Kinder auch des Geburtsscheines und Taufzeuguisses, bei dem 1. Lehrer, Herrn Großer, zu erfolgen. Hohndorf, den 5. März 1889. Diac. Riedel. Zum 70jährigen Dieustjubiläum des Geueralfeldmarschalls Grafen Moltke. Ein für Preußen und Deutschland hochbedeutsamer Tag ist mit diesem Freitag herangenaht, denn am 8. März des gegenwärtigen Jahres vollenden sich 70 Jahre, daß Generalfeldmarschall Graf Moltke der preußisch deutschen Armee angehört. Was der greise Feldherr in diesen sieben Jahrzehnten dem vaterländischen Heere Wie der gesamten Nation geworden ist, das steht mit ehernen Lettern in den Tafeln der Weltgeschichte ver zeichnet und in der Gründungsgeschichte des neuen deutschen Reiches wird der Name Helmuth v. Moltke allzeit einen leuchtenden Platz einnehmen. In drei Kriegen, die in ihrem Wesen und Ausgange entschei dend für die Neugestaltung der Dinge in Deutschland waren und in ihrem Höhepunkte, dem großen Kampfe der deutschen Stämme mit dem wälschen Erbfeinde vor nun bald zwanzig Jahren, zur Errichtung des mäch tigen neuen deutschen Reiches führten, hat der geniale Schlachtendenker die vaterländischen Waffen zu immer glänzenderen Siegen geleitet und hierdurch in glück lichster Verbindung mit der Staatskunst des großen Kanzlers uns Deutschen eine neue Aera des nationalen Lebens eröffnet. Wenn aber auch das 70jährige Dieustjubiläum des berühmten Strategen zunächst an seine weltge schichtlichen militärischen Leistungen auf den Schlacht ¬ feldern Schleswig-Holsteins, Böhmens und Frankreichs erinnert, so lenkt es doch zugleich den Blick auf das ganze Wirken dieses Mannes, wie es in mühevoller, jedoch rastloser Arbeit die herrlichen Triumphe der preußisch-deutschen Armee vorbereiten half. Seit mehr als 56 Jahren gehört Graf Moltke dem Generalstabe an, seit drei Dezennien stand er an der Spitze dieses ersten Ressorts der Armee und namentlich in letzterer Stellung hat er mit nie nachlassender Kraft und Reg samkeit des Geistes jene Thaten des deutschen Heeres vorbereitet, die den Namen Moltke unauslöschlich mit der Ruhmesgeschichte unserer Waffen verknüpfen sollten. In dieser seiner dreißigjährigen Thätigkeit als General- stabsches hat sich Graf Moltke als ein unvergleichlicher Führer und Bahnbrecher im Reiche der Gedanken und Anschauungen über das Wesen des modernen Krieges gezeigt und im deutschen Generalstabe den Geist ent wickelt, welcher die Verwendung der Massenheere eines Volkes in Waffen erweckte und zeitigte. Die jetzige Organisation, Gliederung, Ausrüstung, Ausbildung und kriegstüchtige Erziehung des preußisch-deutschen Heeres ist im Wesentlichen das Werk des „großen Schweigers" und dieses wiederum wurde nur dadurch ermöglicht, daß der Generalstab, die Seele des mo dernen Heereswesens, durch das unermüdliche, alle Fächer des praktischen wie theoretischen militärischen Wissens von Grund auf umfassende Wirken Helmuth von Moltkes die hohe Beoeutung erhielt, welche noch heute den deutschen Generalstab als Muster für die gleichen Institute aller anderen Heere erscheinen läßt. Allerdings begeht der greise Feldmarschall seinen heutigen Ehrentag nicht mehr an der L-pitze des Heeres. Er legte inzwischen das verantwortungs reiche Amt, das er so lange Jahre zum Ruhme und zur Größe des gesamten Vaterlandes bekleidet, in die Hände eines seiner jüngeren Schüler nieder; in pietätvollster Weise hat jedoch Kaiser Wilhelm II. den Helden, dessen Name auf ewig sich mit einer der denkwürdigsten Epochen der vaterländischen Ge schichte verknüpft, der Armee erhalten, indem erden Träger so ruhmreicher Erinnerungen zum Präses der Landesverteidigungs-Kommission ernannte. Das deutsche Volk darf hoffen, daß Graf Moltke auch in dieser Stellung noch fernere Jahre zum Wohle des Heeres wie der Nation wirken wird und der Umstand, daß der nun im 89. Lebensjahre stehende ehrwürdige Veteran sich noch einer wunderbaren geistigen Frische wie körperlichen Rüstigkeit erfreut, läßt jene Hoffnung als vollkommen begründet er scheinen. Nur fällt ein leiser Schatten auf den Jubeltag des hochverdienten Greises, die wehmütige Erinnerung daran, daß sich am heurigen 9. März ein Jahr vollendet, seit der Kaiserliche Waffengeführte Moltke's, der ruhmreiche Gründer des neuen Reiches, Kaiser Wilhelm I. aus dem Leben schied. Aber wenn die deutsche Nation dieses Tages schmerzlich Die Erbin von Wollersbrunn. Original-Roman von Marie Romany. - (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Eine Quittung des Dr. Rimoli über 60000 Frk., Abschlagszahlung für die Aufnahme des Herrn von Ludwig in St. Salvatore!" rief er triumphie rend. „Das überführt Sie der Schuld, Herr Doktor", wendete er sich dem mit satanischem Blick auf den Gerichtshof starrenden Direktor des St. Salvatore zu. Wie vom Blitz emporgeschnellt, fuhr Dr. Rimoli bei diesen Worten von seinem Sitz empor. „Das Papier ist gefälscht!" rief er in verzwei felter Empörung. Des Präsidenten Blick traf ihn sekundenlang mit dem Bewußtsein der Ueberlegenheit. „Sind Sie dessen sicher, Herr Dr. Rimoli?" inquirierte er in deprimierendem Tone. „Es ist nicht anders möglich!" rief Carlo Alfonso wiederum. „Wir werden sehen," meinte der Präsident, indem er sein Auge mit demselben Ausdruck des Triumphes, welchen er — er fühlte sich dessen sicher — über den Direktor des St. Salvatore errungen hatte, auf der geisterbleichen Miene des in seinen Augen schon Verurteilten rasten ließ. „Das Papier datiert vom Jahre 18 . .; es ist dies der Termin, zu welchem Herr von Erlenburg in die Anstalt am Tiberstrande ausgenommen ward." „Diese Aufnahme hat keine Gemeinschaft mit der Falsifikation dort!" rief Carlo Alfonso noch einmal. „Wir werden sehen", wiederholte der Präsident in gleichmütigem Tone. Er blätterte in den zur Ver handlung gehörigen Akten, bis er einen Brief ge funden hatte, der unter anderen Papieren von Wich tigkeit, der Beweisaufnahme gegen Dr. Rimoli an geheftet war. „Sehen Sie, daß sich das Gegenstück zu diesem Zeugnis findet", sagte er; .„hier der Brief des Herrn von Waldheim, der zwischen dem Inhalt Ihres Schreibtisches gefunden wurde, behandelt den Gegenstand." Dr. Rimoli sank ächzend auf seinen Stuhl zurück, während der Präsident las: „Geehrtester Herr Doktor! Nach eingehender Betrachtung finde ich den Preis von süttfundsiebenzigtausend Franken als Abschlagszahlung für die Aufnahme des Pa tienten zu hoch begriffen; wollen Sie sich mit dem Betrag von sechzigtausend Franken einver standen erklären, so wäre die Angelegenheit morgen zwischen uns abgemacht. Die Stations gebühren in der Höhe bis zu sechstausend Franken bin ich bereit, in halbjährlichen Ter minen pränumerando zu erlegen. Im Interesse baldiger Ordnung der Angelegenheit ersuche ich um gefl. umgehende Benachrichtigung. Ihr ergebenster Felix von Waldheim." Eine Bewegung des Unwillens durchlief das Publikum. Unruhig wanderten die Blicke aller von Dr. Rimoli zu Fräulein von Waldheim, die, ihrer Sinne kaum mächtig, das thränenschwere Auge starr zu Boden gerichtet, auf den sie stützenden Arm des Priesters gelehnt war. Dr. Rimoli, auf dem die aufmerksamen Blicke der beiden Aerzte hafteten, schien vernichtet. Giacomo, in steter Furcht bebend, hielt in angstvoller Erwartung des zu Kommenden das Auge aus den Gerichtshof gewandt. „Erkennen Sie jetzt die Schuld, Herr Dr. Ri moli?" fragte der Präsident. Carlo Alfonso stierte mit dem Ausdruck der verzweifelten Niedergeschlagenheit den Fragenden an. „Das Papier ist falsch!" entrang es sich ihm, wie der Aufschrei um Rettung eines Ertrinkenden, dessen Auge nichts als das nasse Grab um sich findet. „Die Quittung wurde von meiner Hand nicht aus gestellt!" Der Präsident lächelte mitleidsvoll. „Gegenüber einem so gravierenden Beweise wird Ihr Leugnen fruchtlos sein," meinte er. „Haben Sie sonst keine Einwendung, die den Strafantrag, in einem gewissen Maße wenigstens, entkräften kann?" Dr. Rimoli hielt ein paar Sekunden an. „Ich halte die Behauptung aufrecht, daß jener Schein falsch ist," warf er dann matt hin. „Ich handelte meiner Pflicht gemäß!" Der Präsident nickte stumm. Er ordnete die Papiere und befahl, daß man den Freiherrn von Erlenburg vor den Richtertisch führe. Ein Gemurmel, laut genug, daß es von allen Wänden zurückdröhnte, entstand, als der angeblich Irre nun vor die Assisen trat. Der Direktor des St. Salvatore stierte auf ihn, als ob ein Gespenst