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MMMliiMWIV Wochen- und NochrichlMall zugleich AWts-Ajchkr für Hohndorf, Röülih, Brrnsüsif, NösSttf, Zt. KBit«, HtimiPort, Umieiiliii M Rülftn. Amtsblatt für Zen StaZtrat zu Lichtenstein. ——— — ——-— — »».Jahrgang. ——— -—— —————. Nr. 56. Donnerstag, den 7. März 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Bestellungen nehmen außer der Expedition m Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — InPerate werden die Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. ...., Oeffeutliche EtadtverordNetenfitzimg Donnerstag, den 7. März, abends halb 8 Uhr. Tagesordnung: 1. Beschlußfassung über Bewilligung von Unterstützungs-Beiträgen an die Arbeiter kolonie Schneckengrün, resp. zu Errichtung einer Verpflegstation Mülsen. 2. Beschlußfassung über Aufstellung eines Bebauungsplans der Grundstücke zwischen Glauchauer- und Waldenburgerstraße betr. 3. Wahl eines Bürgers zum Sparkassenausschuß. 4. Justifikation der Schulkassenrechnung. Sparkassen-Expeditronstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Geschäftstage der Sparkasse zu Callnberg: Montag, Donnerstag und Sonnabend. Einlagen werden mit 3V,°/, verzinst, Zinsen für Ausleihungen möglichst billig vereinbart. Tagesereignisse. — Noch immer will der strenge Winter nicht weichen. Die ganze vorige Woche hindurch hielt das Frostwetter an, auch in den Mittagsstunden stieg das Thermometer selten über den Nullpunkt, in den Nächten aber sank es gewöhnlich bis 8 oder 9° 0. unter Null, ja in der Nacht zum Donnerstag ging es sogar bis zu — 15° 0. herab und der letzte Tag im Februar erreichte deshalb nur eine Mitteltemperatur von — 7,00", Auch in anderen Teilen des Landes sind nachts wiederholt 16 und 17" Kälte vorgekommen. Aehnliche Kältegrade wurden auch aus verschiedenen Orten Süddeutschlands gemeldet, ebenso herrscht jetzt noch in den Alpenländern, namentlich in Salzburg und Kärnthen strenger Frost. Auf den Hochstationen wurden natürlich noch tiefere Temperaturen beobachtet als in den Thälern, gewöhnlich gegen 20", auf dem Sonnblick bis zu 24° Grad Kälte. Wie bei uns, so sind auch in den meisten Gegenden Deutschlands während der letzten Woche noch häufig Schneefälle eingetreten, doch waren sie im ganzen nur mäßiger Art; sie haben daher die Schneedecke nicht gerade erhöht, sondern nur bewirkt, daß sich die Schneehöhe nicht wesentlich ver mindert hat. Bei Beginn des neuen Monats betrug sie in der Gegend um Leipzig 14, um Döbeln 8, um Dresden 11 am, Bautzen meldete 15 und Zittau 19 am, ebenso Zwickau 18, Chemnitz 20, Annaberg 22 und Plauen 23, Reitzenhain jedoch 66 am. In Bayern nimmt die Tiefe der Schneedecke ebenfalls mit der Höhenlage der Orte beträchtlich zu, für Bamberg beträgt sie nur 8, für München schon 20 und für den Wendelstein sogar 176 am. — In ganz ähnlicher Weise wie im März vorigen Jahres hat auch gegenwärtig wieder der Wildstand vorzugsweise in den hochgelegenen Ge birgswäldern hart zu leiden, da sich neben den schüchternen und weniger widerstandsfähigen Rehen selbst Hirsche nicht in allen Fällen des dort fast überall massenhaft aufgehäuften Schnees halber bis zu den Futterplätzen durchzuarbeiten vermögen, welche von den Forstperwaltern an vielen Punkten errichtet sind und fortwährend mit gutem Gebirgsheu re. in dankenswerter Weise versehen find. — Die Verteilung des Grundbesitzes an die Landwirtschaft betreibende Bevölkerung in Sachsen ist im ganzen so, wie sie bei gesunden Verhältnissen sein soll: man ist ebenso weit entfernt von der so genannten Zwergwirtschaft, wie vom meilengroßen Großgrundbesitz. Im Leipziger Kreise sind verhältnis mäßig die meisten großen, im Dresdner Kreise die meisten mittleren und im Zwickauer Kreise (Erzgebirge und Vogtland) die meisten kleinen Besitzungen vor handen. Immerhin sind die Abweichungen in den einzelnen Landesteilen von dem durchschnittlichen Besitzverhältnis nicht sehr erheblich und ist allenthalben der eigentlich bäuerliche Grundbesitz der vorwiegende. Güter mit mehr als 50 da befinden sich hauptsächlich in der Amtshauptmannschasl Leipzig, Oschatz und Meißen (6—7 pCt.); im übrigen sind sie über die Kreise Bautzen, Dresden und Leipzig mit 2—4 pCt. ziemlich gleichmäßig zerstreut. In der Zwickauer Kreishauptmannschaft sind cs nur die Bezirke Flöha und Plauen, welche ebenfalls 2,5 bez. 2,4 pCt. von Gütern dieser Größe enthalten, während in den anderen Bezirken nur 0,4 bis 1,5 pCt. von solchen vorhanden sind. Güter von mehr als 500 lla giebt es in Sachsen überhaupt nur 7; von diesen liegen in der Amtshaupt mannschaft Grimma 4 (darunter 1 mit mehr als 1000 da), Zittau, Leipzig und Großenhain, je 1. — Von den voglläudifchen Amtshauptmannschasleu enthalten Güter mit mehr als 200 da Auerbach 1, Oelsnitz 2 und Plauen 9; von den angrenzenden Bezirken enthält die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg —, Zwickau 4. — Nach einer im neuesten Gesetz- und Verord nungsblatt erschienenen Verordnung sind diejenigen Landgendarmen, welche zeither mit Doppelpistolen be waffnet gewesen find, an deren Stelle mit Revolvern versehen worden, welche als dienstliche Schußwaffen der betreffenden Beamten anzusehen sind. — Obwohl über die vertrauliche Sitzung einer Anzahl Landtagsabgeordneter vom Sonnabend tiefstes Stillschweigen beobachtet wird, verlautet doch folgen des: Es ist sicher, daß eine Verschiebung der Feier des Wettiner Jubiläumsfestes nicht stattfindet; die Feier soll vielmehr bestimmt im Juni vor sich gehen und zwar ist der 14. und 15. Juni, unter Umständen auch der 16., in Aussicht genommen. Das sind also der Sonnabend und Sonntag nach dem Pfingstfest. Der Pfingllverkehr auf den Eisenbahnen ist alsdann vorüber, die Pfingstbillets sind bis dahin alle auch auf der Rückfahrt benutzt. Nicht minder ist sicher, daß ein Festzug und zwar als gemeinsamer Huldigungszug des ganzen Landes dem erlauchten Königspaare darge bracht wird. In den nächsten Tagen wird der Vor stand des gesamten Landesansschusses, Herr Kammer präsident v. Zehmen, eine darauf gerichtete Bekannt machung erlassen. In aller Stille hat unterdessen der Dresdner Stadtverordnete Carl den Plan zu einem Festzuge ausgearbeitet, welcher zwar nicht die Pracht einer geschichtlichen Darstellung anfweist, dafür aber die Gegenwart mehr berücksichtigt. Derselbe soll in acht Gruppen die Gewerbe des Landes und alle Be rufsarten veranschaulichen und wird ein sehr farben reiches Bild bieten. Die Kosten würden von den Be teiligten aufzubringen sein. Vorläufig ist das ganze noch ein Projekt; sollte dasselbe seiner Verwirklichung näher gebracht werden, so werden wir unseren Lesern die Einzelheiten mitteilen. — Endgültiger Bestimmung zufolge finden in diesem Herbste beim sächsischen Armeekorps Kaiser manöver, und zwar in der Lommatzscher Gegend statt. Dieselben dürften in die erste Hälfte des September fallen und mit einer Kaiserparade abschließen. — Es scheint völlig vergessen zu sein, daß unser Sachsen bis vor 70 Jahren auf dem Königstein ein Faß besaß, das größer war als das so berühmte liedumwobene Heidelberger Faß, aber in weltabge schiedener Stille dahingefault ist, weil sich kein sangs kundiger Barde zu seiner Verherrlichung gefunden. Der großen Weinfässer hat es auf dem Königstein überhaupt 3 gegeben. Das älteste erbaute Nic. Wolf aus Komotau in Böhmen im Jahre 1624, es faßte 2222 Eimer und 24 Maß; das zweite fertigte Theu- bald Schließler aus Eßlingen 1678—1680, es hielt 3319'/» Eimer und wog leer 900 Zentner. Das Eichenholz dazu lieferte die Görlitzer Heide, wenig stens 240 zweispännige Fuhren wurden zur Beför derung des Holzes verlangt. Am größten war das eingangs erwähnte, welches Hölbe aus Straßburg mit drei Gehilfen 1722—1725 herstellte und daß 3709 Eimer bergen konnte. Gefüllt wog dasselbe 6400 Zentner und nahm 609 Eimer mehr in sich auf, als das große Heidelberger Faß zu thun ver mochte. Seiner Baufälligkeit wegen wurde es 1818 zerschlagen. Bemerkt sei noch, daß dieses größte Faß des Königsteins aus 157 Dauben zusammenge setzt war, 54 Pfosten zu den Böden, 30 eiserne Reifen (ü 7 Zentner), 17 Ellen Länge, 12 Ellen im Durchschnitte am Spundloche und 11 Ellen am Boden hatte. — Einhundertsechsundzwanzig Jahre waren am 1. März verflossen, seit die Bewohner der damals noch Kurfürstlichen Residenzstadt Dresden durch schmetternden Hörnerschall freudig bewegt wurden. 32 Postillone durchzogen hoch zu Roß blasend die Straßen der Stadt, verkündend, daß der dritte der sogenannten schlesischen Kriege, der sieben Jahre lang, 1756—1763, auch unser engeres Vaterland in starke Mitleidenschaft gezogen, beendet und der Friedensab schluß nunmehr erfolgt sei. Bereits am 15. Februar war auf dem Jagdschlösse Hubertusburg bei Oschatz, woselbst die Friedensunterhandlungen gepflogen worden waren, von den Bevollmächtigten Oesterreichs, Preußens und Sachsens der Friedensabschluß unterzeichnet worden. Nach diesen Friedensbestimmungen mußte Maria Theresia zu Gunsten Preußens für immer auf Schlesien Verzicht leisten, während Friedrich II. Kursachsen herauszugeben hatte. Unser Kurfürst, Friedrich August II., der zugleich König von Polen war, weilte in Warschau, wohin mit der Friedcnsurkunde ein Kurier entsendet wurde, der am 26. Februar mit der vom Kurfürsten eigenhändig unterzeichneten Urkunde zurück kehrte. Am I. März erfolgte sodann in dem oben genannten Schlosse der Austausch der Urkunden, Fried rich II., „der alte Fritz", der gerade dnrch den sieben jährigen Krieg seinen Ruhm als Kriegsmann begrün det, hatte während der Friedensverhandlungen in der von Hubertusburg unweit gelegenen Stadt Dahlen Quartier genommen. Die längst ersehnte Friedens botschaft drang in beflügelter Eile bis in die entlegen sten Orte unseres Vaterlandes und mit gerührtem Herzen feierte das Sachsenvolk 3 Wochen später, am 21. Mürz, dem Tage des Frühlingsanfangs, ein all- gemeineszDank- und Freudenfest, das von dem Donner der Kanonen, der diesmal die Herzen nicht erbeben machte, freudig begrüßt wurde. Namenlose Opfer hatte unser Laud in diesem Kriege bringen müssen, 800 000 sächsische Soldaten lagen auf den zahlreichen Schlachtfeldern und 40 bis 50 Millionen Thaler Kriegskontribution waren erhoben worden, ohne hier bei die Niederlage des Handels und Gewerbes zu ge denken. Die Fürsorge der Regierung aber und manche