Volltext Seite (XML)
aß die Hand warm war. In demselben Augenblick prang die vermeintliche Leiche auf und suchte sich aus dem Staube zu machen, wurde indessen festgehalten und in Haft genommen. Man hatte einen Schmugg ler erwischt, denn als der Sarg weiter untersucht wurde, fand man unter den Hobelspänen verborgen Goldsachen im Werte von etwa 24000 Mark, die auf diese ungewöhnliche Weise nach Rußland hatten ein geschmuggelt werden sollen. Aehnliche Schmuggler- Versuche sind an der belgischen Grenze wiederholt vor gekommen. , Hirschberg, 25. Febr. Sämtliche Bau- Handwerker beschlossen, die Arbeit einzustellen, falls ihnen die Erhöhung des Stundenlohues nicht gewährt würde. § Posen, 25. Februar. In Folge eines Rad- reifcnbrnchs entgleiste der gestrige Nachmittagszug von Berlin zwischen Neutomischel und Bentschen, ohne Saden anzurichten. Der Zug kam mit 70 Minuten Verspätung in Posen an. — Seit gestern herrscht hier starker Schneesturm. Trotzdem trafen die Züge bis jetzt regelmäßig hier ein. K Ein wunderlicher Zweikampf fand in der Nacht zum Donnerstag in dem Etablissement des Tierbändigers Karl Hagcnbeck in Hamburg statt. Früh um 5 Uhr wurde Herrn Hageubeck von einem seiner Leute gemeldet, daß ein am Tage vorher ange- kommenes Riesenkänguruhmännchen iu unerklärlicher Weise seinem Stall entsprungen sei und sich iu dem Raum beim Nilpferd befinde. Herr Hageubeck begab sich sofort mit einem großen Netz, welches sonst zum Einfangen von Alligatoren benutzt wird, zur Stelle, wo sich ihm ein höchst komischer Aublick darbvt. Im Bassin des Nilpferdes saß nämlich etwa 2 Fuß tief im Wasser das Känguruh und schlng mit seinen Vorderfüßen wütend nach dem Kopfe des kolossalen Nilpferdes, welches mit offenem Rachen und wüten dem Gebrüll jedesmal, wenn es nach dem Känguruh schnappte, von jenem mit den scharfen Krallen der Vorderfüße an den dicken Lippen leicht verwundet wurde. Mit vieler Mühe gelang es endlich, das Känguruh in dem Netze zn fangen und herauszu ziehen, wobei das Nilpferd den stillen Beobachter spielte, ohne sich von seinem Platze zu rühren. Z München, 24. Febr. Am Donnerstag um Mitternacht wurde die ältere Tochter des in der Nymphenburgerstraße wohnenden Kunstmalers Pero durch einen markdurchdriugenden Schrei aus dem Schlafe geweckt und eilte in das Schlafzimmer der Mutter, aus dem der Schrei ertönte; sie fand ihre Mutter in Flammen im Nachtgewande in bewußtlosem Zustande. Die Frau, welche bereits zu Bett gelegen, war jeden falls wieder aufgestandeu, und ihre Kleider hatten an einem Kerzenlichte, das sie selbst angezündet, Feuer gefangen; man versuchte zwar, die Flammen zu löschen, d'och leider war eine ersprießliche Hilfe nicht mehr mög lich. Gestern mittag wurde die arme Frau nach dem Krankenhause verbracht, woselbst sie abends 7 Uhr unter furchtbaren Schmerzen verstorben ist. Z München, 25. Februar. Gestern nachmit tags, kurz nach 4 Uhr, wurde einer der beliebtesten Prinzen des bayrischen Königshanses, Prinz Alfons, von einem Unglücksfalle betroffen, der leicht schwere Folgen hätte nach sich ziehen können, aber glücklicher weise gut verlief. Prinz Alfons war nämlich eben im Begriff, in seinem zweispänuigen Gefährte mit Generalstabsarzt Dr. Schröder von Nymphenburg nach München zu fahren, als ihm in der Nähe der Wasserburger Brauerei ein ebenfalls zur Stadt fahrender Brückenwagen im Wege war. Er wollte diesem Vorfahren, beide Wagen stießen aber zusammen und das Gefährt des Prinzen wurde mit seinen Insassen um und auf einen Steinhaufen geworfen. Die Pferde des prinzlichen Gefährtes gingen durch, wurden aber bald von emem Pferdewärter der Tram bahn aufgehalten, der bei dieser Gelegenheit einige Verletzungen davontrug. Prinz Alfons und General stabsarzt Schröder wurden m die Wasserburger Brauerei gebracht, wo ein schnell herbeigeholter Ein- jährig-Freiwilliger-Arzt des Garnisonlazaretts kon statieren konnte, daß der Prinz mit einigen Kontu sionen davongekommen war. Die Verletzungen des Generalstabsarztes Schröder waren dagegen erheb licher, indem derselbe an der Hand und im Gesichte verwundet war. Prinz Alfons sorgte in erster Linie für die beiden Verletzten, ohne an sich selbst zu denken. Dr. Schröder wurde in einer Droschke nach seiner Wohnung verbracht, während Prinz Alfons sich ebenfalls eines Fiakers zur Heimfahrt bedieute. Das priuzliche Gefährt ist bedeutend be schädigt. " Wien, 25. Februar. Der Eisenbahnbaron Hirsch hat abermals eine Rieseuspende, diesmal für verschämte Arme Wiens, gestiftet; die jährlichen Zinsen dieser Spende betragen hundertzwanzigtausend Gulden. — Graf Taaffe hat mit den frondierenden tiroler Abgeordneten eine Verständigung erzielt; er machte ihnen Konzessionen betreffs der Äebäudesteuer. Nunmehr wird die Budgetdebatte am Mittwoch be- giuueu. — Der Honvedmajor Augeli, ein Bruder des Malers Augeli, ist irrsiuuig geworden. — Jo hann Dotter, Fabrikant türkischer Shawls, ist wegen Wechselfälschung verhaftet; die bisher bekannte Scha densumme beträgt ungefähr achtzigtansend Gulden. * * Wien, 26. Februar. In einer gestern abend stattgehabten Versammlung der Enquete über die Arbeiterkammeru wurde von mehreren Arbeitern stark auf das politische Gebiet hinübergegriffen. Einige Arbeiter legten entschieden Verwahrung gegen die konfessionelle Schule und konfessionelle Hetze ein. Der Arbeiter Mankowski tadelte den Polenklub, dessen Mitglieder nicht um das Volkswohl, sondern blos um ihre eigene Karriere besorgt seien. Frieml kritisierte scharf die Ausnahmegesetze und erklärte, wenn die Arbeiter in bisheriger Weise behandelt würden, so könnten Ereignisse wie vor hundert Jahren eintreten. Der Arbeiter Tabaczkowski verlangte Bildung und Freiheit fürs Volk, ihre Gewährung sei für den Staat besser, als wenn die Freiheit ge waltsam errungen werden müsse. Der Obmann, Abgeordneter Adamek, unterbrach mehrere Redner und ermahnte sie, bei der Sache zu bleiben. * * Wien, 26. Februar. Ein Fastenhirtenbrief des Kardinals Ganglbaner ist heute versendet; der selbe beginnt mit der Sklavenfrage, streift die Arbeiter frage und geht sodann auf die Ehe über, indem er bemerkt, die Kirche ließe lieber ganze Reiche aus ihrem Verbände scheiden, ehe sie die Unlösbarkeit des Ehebandes preisgeben würde. Der Brief schließt mit dem Versuch des Nachweises, daß Religiosität die staatliche Ordnung verbürge. (Um konsequent zn sein, müßte die Kirche danach das katholische Frankreich, wo die Ehescheidung gesetzlich gestattet ist, „aus ihrem Verbaude scheiden lassen".) * * Nach Mitteilung eines böhmischen Blattes hat in der Ortschaft Espenthvrn bei Karlsbad ein Ausgedinger auf dem Totenbette einen in Wien verübten Mord bekannt, wegen dessen ein Unschul diger zu vierjährigem Kerker verurteilt worden ist. * * Rom, 25. Februar. Kardinal Saceoni, Dekan des heil. Kollegiums, Prodatar des Papstes, ist gestorben. * * Innsbruck, 24. Febr. Der „Bote f. Tirol" meldet: JnJnnichen beschäftigt man sich mit dem Ge danken, das sog. heilige Grabkirchlein, das weiland der deutsche Kaiser Friedrich zum Muster für sein Mau soleum auserwählt hat, künftighin in besserem Stand zu halten, als es bisher geschah, und in dessen Nähe auch ein bleibendes Denkmal zu schaffen zur Erinne rung an den wiederholten Besuch des Kronprinzen Friedrich und seiner Familie, als derselbe im September 1887 zur Erholung in Toblach weilte. * * Zürich, 24. Febr. Vor einigen Tagen ging im kleinen Bergdorf Gadmen im Berner Oberland eine verheerende Schneelawine nieder, welche den oberen Teil des Dörfchens teilweise zerstörte. Einzelne Häuser und Scheunen wurden vollständig von den Grund mauern weggefegt und mehrere hundert Meter weit geschleudert; andere Gebäulichkeiten wurden erdrückt und von dem gewaltigen Schneehaufen begraben. Es erscheint geradezu als ein Wunder, daß bei der so plötzlich hereinbrechenden Katastrophe kein Menschen leben ernstlich gefährdet wurde. Einzelne mußten aus dem Schnee hervorgegrabeu werden; andere hatten sich noch, allerdings ohne Zeit gehabt zu haben, sich auzu- kleiven, in Nachbarhäuser retten können. * * New - Aork. In Plymouth (Pennsylvanien) faud eine Explosion in einer Sprengpatronenfabrik statt, wodurch zahlreiche Arbeiteriniieu umgekom men sind. Sozialismus und Familie. (Schluß.) Die zweite große Schädigung des Familienlebens ist die fortschreitende Vermischung der naturgemäßen Berufs- und Arbeitsteilung zwischen Mann und Weib. Die Fran wird immer mehr aus der verwaltenden in die erwerbende Thütigkeit und damit gleichzeitig ans ihrer Welt, dem Hause, in die Welt des Mannes, die Werkstatt und die Oeffentlichkeit, gedrängt. Wir stehen da vor der Frauenfrage, die uns wiederum eine äußerst gefahrvolle Perspektive eröffnet. Eine Frauenfrage würde es, trotz Eva, nicht geben, wenn jede Frau in die Ehe treten und in derselben als Gattin, Mutter uud Hausfrau den ihr von der Natur zugewiefenen Beruf an der Seite des Maunes finden könnte. Aber das ist für Tausende schon äußerlich unmöglich ge- woideu. Unter den 45 Mill. Einwohnern Deutsch lands überragt das weibliche Geschlecht das männliche um 8Z Millionen. Woher kommt das? Zum Teil wohl von den männermordenden Kriegen und von der überseeischen Auswanderung — denn in den Vereinigten Staaten Amerikas zählt man fast Oe Million niehr Männer als Frauen. Und doch würde an sich das Verhältnis noch erträglich sein, denn ein gut Teil dieser in sozialer Beziehung scheinbar überschüssigen Frauen findet einen echt weiblichen Beruf in der Diakonie uud in mannigrach dienenden und helfenden Stellungen im Anschluß an die Familie. Das Schlimme ist, daß unter den heutigen Verhältnissen eine große Zahl von Männern überhaupt nicht in der Lage sind, einen Hausstand zu gründen. Daher sind so viele unver heiratete Frauen genötigt, nach einem selbständigen Erwerb zu suchen und weil die Tradition ihnen zur Zeit noch eine Reihe von Bernfsarten verschließt, so trachten sie eben nach „Emanzipation", d. h. nach wirtschaftlicher, sozialer und politischer Gleichstellung mit dem Manne. Sie treten damit als Konkurrentinnen des Mannes auf, und in dem Maße, als es ihnen gelingt, neue Berufe zu erobern, drängen sie den Mann zurück, drücken die Löhne nnd Gehälter herunter und berauben dadurch immer mehr Männern der Möglich keit, eine Familie zu gründen und zu erhalten. Wir Die Erbin von Wallersbrunn. Original-Roman von Marie Romany. ----- - (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Gewiß." „Ew. Gnaden werden mir unter solchen Ver hältnissen den baldigen Abgang nicht verwehren", meinte Giacomo wieder. „Es wird ja an Arbeits kräften für die Anstalt nicht fehlen; ein Wärter für meine Patienten, die alle ruhiger Natur sind, wird mit leichter Mühe zu finden sein." Dr. Rimoli sah den Burschen mit jener malitiös wegwerfenden Miene, die sein ganzes Personal vor ihm zittern machte, eine Minute lang an. Giacomo, eingedenk des Zwecks, der ihn hierhergeführt hatte, ertrug diese Miene; er wußte, daß er den Geschmei digen zu spielen habe, wolle er seine Absicht ver wirklicht sehen. „Du kannst morgen fortgehen", sagte plötzlich der Direktor. „Ich gebe Dir Urlaub nach sechs Uhr; um elf mußt Du zurückgekehrt sein." „Es sind zwei Stunden von hier bis nach Rom", meinte Giacomo, „und die Straße, in der meine Braut wohnt, liegt am unteren Ende. Es wird zwölf, bevor ich den Weg zweimal gemacht haben kann." „Also zwölf Uhr," warf der Direktor hin. „Wenn mein Abgang bestimmt ist", meinte Giacomo wieder, sich in geschmeidigster Devotion vor dem Direktor beweaend und dennoch mit unabweis barer Zuversicht reoend, „werden Ew. Gnaden mir den Rest meiner Löhnung bezahlen. Es sind zwanzig Jahre, die ich der Anstalt diente; vierhundert und achtzig Franken pro Jahr waren abgemacht, zwei hundert und zwanzig bekam ich, und zuweilen selbst das nicht; der Rest wird also mehr als fünftausend Franken betragen. Eine hübsche Ersparnis", fügte er wohlgefällig lächelnd hinzn. Dr. Rimoli hatte sein Kassenbuch hervorgeholt und schlng die Notizen nach. „Uebertriebenes Wohlwollen, daß ich Dir einen so hohen Lohn bezahlte; —" „Bezahlte noch nicht," warf Giacomo unter- thänig ein; „was ich erhielt, ist kaum der halbe Betrag." Der Direktor beachtete seine Einwendung nicht. „Es sind fünftausend und dreihundert Franken, welche ich Dir schulde", meinte er, nachdem er die Summen addierte; „wenn Deine Abreise bestimmt ist, ich meine, wenn der Tag festgesetzt ist, an welchem Du meine Anstalt verlässest, wirst Du mir den Betrag quittieren." Ein verschmitztes Lächeln der Zufriedenheit glitt über Giacomos Gesicht. „Ich denke, das wird bald sein," erwiderte er mit gewichtig thuender Miene. „Wenn nach fünf jähriger Bekanntschaft, die erfolglos war, die Ver wirklichung eines erträumten Glückes winkt, eilt man, die Freude zu genießen." Es schien, als habe Direktor Rimoli überhaupt nicht gehört, daß Giacomo etwas erwiderte. ' „Du kannst gehen," sagte er kurzweg, indem er sich dem geöffneten Fenster zuwendete; „wenn ich Deiner bedarf, werde ich Dich rufen. Ueber die Angelegenheit für heute nichts mehr." Giacomo ging. In der Thür drehte er sich noch einmal um, damit er sich kratzfußeud «och einmal vor dem Direktor verneigte, dann eilte er über den Korridor und die Treppe hinan. Direktor Rimoli am offenen Fenster stehend, hing seinem Gedankengange au. Es war kein Abweichen von seiner Konsequenz, daß er, wiewohl er seit jenem Abend, der Fräulein von Waldheim in die Anstalt gebracht hatte, die äußerste Strenge nach allen Richtungen herrschen ließ, Giacomo die Erlaubnis zum Ausgang erteilte; er hatte, da er des Burschen Worten Glauben beimaß, mit schnellem Blick ein Verhältnis betrachtet, welches für seine eigene Position, soweit dieselbe hiermit in Verbindung zu bringen war, vorteilhaft zu werden versprach. Giacomo war die einzige Kreatur in St. Salvatore, die Kenntnis über Ludwig von Erlsnburgs Angelegenheit hatte, und wenngleich Carlo Alfonso vermöge des niederdrückenden Des potismus, welchen er dem Burschen gegenüber bis auf den äußersten Punkt trieb, die Gewalt über ihn behielt, so mußte er vor sich selber doch bekennen,, daß ihm dieser Mitwisser seiner Schuld ein niemals ganz zu bewältigender Stein im Paradiese seiner sonnenglänzenden Lebensstellung war. Es kam ihm daher wie gerufen, daß Giacomo von seiner Aus wanderung nach Amerika sprach. Wenn der Bursche fort war — und Dr. Rimoli nahm sich in diesem Augenblick vor, ihm in möglichster Schnelle zu seinem Abzug nach Rom zu verhelfen —