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wird, um in Verbindung mit seiner Enthüllung das Wettiner-Jubiläum, wie beabsichtigt, am 2., 3. und 4. Juni d. I. feiern zu könne». — Leipzig, 22. Februar. Am gestrigen Nach mittag wurde auf einer Wiese in der Nähe des Frankfurter Reviere» ein junger Mann, anscheinend Arbeiter, tot auf dein Boden liegend aufgefunden. Die Leiche wurde nach dem pathologischen Institute gebracht und hierselbst Herzschlag festgestellt. Die Persönlichkeit des Toten ist bis jetzt noch nicht ermittelt worden. — Glauchau, 22. Februar. Am 20. Febr. nachmittag hielt der Bezirksauschuß im VerhandlungS- saale der Königlichen AmtShauptmannschaft hier seine 2. diesjährige öffentliche Sitzung ab. Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen des Vorsitzenden, Herrn Amtshauptmann Merz, wurden zunächst drei die Be zirksanstalt Lichtenstein betreffende Angelegenheiten m der Weise erledigt, daß die Herren Stadträte Lorentz und Grüner hier um Prüfung der Verwal tungs-Rechnung für 1888 und Erstattung des Re ferates in der Bezirksversammlung ersucht wurden, sowie, daß der Jahresbericht für 1888 dem Bezirks tage vorgelegt und dem Anstaltsvorstand die Er mächtigung zur Vervollständigung der Blitzableitung der Bezirksanstalt zu der Anschladssumme übertragen werden soll. Hierauf wurde das Dispensationsgesuch Kramers und Genossen in Remse in Dismembra tions-Sachen genehmigt, ein gleiches Gesuch des P. Kunz in Wildenfels bezüglich seines Grundbesitzes in Hohndorf aber, über welches Herr Rittmeister Gelbke-Gesau referierte, mangels nachgewiesenen örtlichen Bedürfnisses abgewiesen. Nach Kenntnis nahme von einer Verordnung, den Konrsgewinn beim Verkauf von Wertpapieren des Bezirksvermö gens betreffend, und Annahme der Vorschläge des Herrn Vorsitzenden zur Wahl der Vertrauensmänner zu den Ausschüssen für die Ausstellung der Ge schworenen- und Schöffenliste beschloß der Bezirks ausschuß auf Ersuchen des Vorstands des Vereins für Arbeiter-Kolonien in Sachsen, den seitherigen Bei trag von 100 Mark für die Schneckengrüner Kolonie wieder in den Bezirkshaushaltplan für 1889 einzustellen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurden die Schank-Konzessiousgesnche von Popp in Mülsen St. Niklas, von Pohlers in Grumbach und von Winkler in Grünfeld genehmigt und das Besitz- veränderungs-Abgaben-Regulativ für Remse zu be fürworte» beschlossen, während die Gesuche Reinholds in Ernstthal und Bergelts in Gersdorf um Erlaub nis zum Kleinhandel mit Spirituosen, die Schank- Erlaubnis-Gesuche von Lohse in Reinholdshain und von Grimm in Langenchursdorf, sowie das Gesuch Webers in Langenberg um Gestattung der Abhaltung von Singspielen pp. mangels Bedürf nisses keine Berücksichtigung fanden. Sodann wurde der Bezirkshaushaltplan für das Jahr 1889, sowie die Tagesordnung für den nächsten Bezirkstag ge nehmigt und beschlossen, die bereits geprüfte nnd ohne Erinnerung gebliebene Bezirkskassen-Rechnung für 1888 dem nächsten Bezirkstage vorzulegen. Weiter fanden der Beschluß des Gemeinderates zu Rvdlitz wegen Uebernahme einer bleibenden Verbind lichkeit und ein ortsstatutarischer Beschluß der Ge meinde Abtei-Oberlungwitz Genehmigung, auch wurde der Gemeinde Franken wegen Veröffentlichung ihrer Bekanntmachungen von der Bestimmung in 8 4 des Gesetzes vom 15. April 1884 Dispensation erteilt und endlich noch beschlossen, die Bestätigung der Besitzveränderungs-Abgaben-Regulative für Schlun- zig und Wulm bedingungsweise zu befürworten. Die Erbin von Wallersbrurm. Original-Roman von Marie Romany. - - (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Du schautest nicht um Dich; aber mein Auge hing mit Entzücken an Deiner zarten Erscheinung; ich konnte mich nicht enthalten, Dir zu folgen, bis ich Dich über den Gang des Hinterhauses, welches Du betreten hattest, verschwinden sah." Er hatte in seiner Schwärmerei die Hand um des jungen Weibes Hüfte gelegt. „Am anderen Tage kam ich wieder, sprach er lebhaft weiter; „ich arbeitete wie gewöhnlich, aber meine Gedanken weilten im Hanse, meine Aufmerk samkeit wendete sich den Beschäftigungen der Zög linge zu. Ueber die erste Hälfte des Tages blieb mem Bemühen, Dich irgendwo zu erspähen, fruchtlos; aber während der Nachmittagsstunde, die man Euch zu freien Spielen gewährte, sah ich Dich in Beglei tung einer der würdigen Damen durch den Garten gehen. Mein Herz schlug. O, wie viel würde ich Darum gegeben haben, mit Dir plaudern zu dürfen! Aber Du warst Zögling der Anstalt und ich gehörte nicht zum Hause." Er hielt an. „Seit jenem Tage," ward er wieder lebhaft, „ging mein Sehnen ohne Unterlaß in Eure Anstalt zurück. Ich wußte nichts von Dir, ich kannte nicht Deinen Ramen; aber ich hatte Dein Bild gesehen, in dessen Liebreiz meine Seele verloren war. An jedem Sonntag, zu jener Stunde, wo man Euch in die Messe führte, eilte ich zur Kirche; ich faßte Endlich wurde noch ein Rekurs in einer Gemeinde- anlagen-Sache erledigt. Schluß der Sitzung abends 6 Uhr. — Falkenstein , 21. Febr. Vorgestern abend gegen 7 Uhr wurde einem Kaufmann au« Plauen sein Geschirr, bestehend aus Schlitten, und einem Pferd, welches vor einer hiesigen Restauration aufsichtslos stehen gelassen worden war, weggefahren und gestohlen. Der Kutscher reiste dem unbekannten Diebe nach, holte denselben auf der Straße nach Klingenthal bei Tannenhaus ein und nahm dem Diebe Pferd und Schlitten wieder ab. Der Dieb ist in einem Glaser aus Werdau bei Falkenstein ermittelt worden. — Olbernhau, 21. Februar. Die Eisfahrt auf der Flöha steht immer noch und ist die Flöha infolge des wieder eingetretenen Schneewetters und der kalten Temperatur fest zugefroren. — In Ad orf verschied in der Nacht zu Diens tag der älteste Bewohner der Stadt, der Thürmer Seifert. Derselbe hat das hohe Alter von 92 Jahren erreicht und die reiche Hälfte dieser langen Lebens zeit als treuer Wächter auf seinem Posten ausge harrt, bis ihn nun ein höherer abrief. Seine hinter lassene Witwe ist ebenfalls hochbetagt. Voriges Jahr war es den greisen Eheleuten vergönnt, das Fest der diamantenen Hochzeit zu feiern. — In Frankenberg hat am vorigen Montag vormittag ein alleinstehender, privatisierender Kupfer schmied einen Selbstmordversuch mittelst Durchschnei- deus der Kehle gemacht, au dessen Folgen er einige Tage später im dortigen Krankenhause verstarb. Die Ursache zu der unseligen That ist im Aerger und Gram über einen Vermögensverlust zu suchen, ein Beweggrund, der in diesem Falle um so weniger entschuldbar sein dürste, als die Einbuße (900 B^k.) bei dem Kapitale des Kupferschmieds — man schätzt seine Hinterlassenschaft auf 80- bis 100000 Mark. — sicher nicht als von so schwerwiegender Bedeutung betrachtet werden kann. Der Verstorbene soll jedoch überaus geizig gewesen sein und sich nicht die ge ringste Bequemlichkeit gegönnt haben. Erben sind zwei erwachsene Söhne, welche sich auswärts in wohlsituierten Verhältnissen befinden. — Meißen. Auf dem Platze zwischen dem Bürgerschulgebäude (Kleinmarkt) und der Franziskaner kirche brach am 20. Februar ein Slück von einer der Kellerwölbungen ein, welche noch auf das alte Fran ziskanerkloster zurückzuführen sind, das sich ehedem hier befand. Die sehr dünnen Schlußsteine des Gewölbes waren jedenfalls darch den Frost gelockert worden. Es war ein Glück, daß der Einbruch nicht einige Stunden früher erfolgte, als die sämtlichen Schüler jenes großen Schulgebäudes (mittlere Bürgerschule, Realschule) zur Frühstückspause auf jenem Platze waren. Du-ch Ansfüllen des unterirdischen Hohlraumes mit Sand will man weiterem Nachstürzcn vorbeugen. — Als ein seltenes wie interessantes Jagder eignis ist es anzusehen, daß auf dem Forstrevier des Rittergutes Röhrsdorf bei Königsbrück, nachdem vor wenigen Tagen ein Wildschwein erlegt worden war, auch am 19. d. ein starker Hirsch mit 12 Enden von dem dasigen Revierförster geschossen wurde. 8 Altenburg, 21. Februar. Die ganze Aus führung des Landcsdenkmals Kaiser Wilhelms I. wurde dem Bildhauer Bärwald in Berlin für 45000 Mark übertragen. Das Denkmal besteht aus einem Kaiserstandbild und einer Germania auf erhöhtem polierten Granitsockel. Die Aufstellung auf dem hiesigen Marktplatz soll im Jahre 1890 erfolgen. 8 Berlin, 22. Febr. Das Abgeordnetenhaus beriet die Denkschrift betreffend Maßregeln zur Ab wehr von UeberschwemmungSgefahren nnter spezieller Berücksichtigung der schlesischen GcbirgSflüsse. Dazu lagen Anträge auf eine durchgreifende Revision der Wassergesetzgebung in Preußen und Einsetzung einer eigenen technischen Wafferbehörde vor, wobei insbeson dere auf die in anderen Ländern gewonnenen Erfah rungen hingewiesen wurde. In der Diskussion wurden verschiedene Prohibitivmaßregeln, als Flußreguliernng, Anlage von Sammelbassins, Sperrdämmcn, Hecken- einfasiungen der Ufer nnd Aufforstungen empfohlen. Der LandwirtschaftSminister v. LuciuS hob hervor, daß überall örtliche Verhältnisse berücksichtigt werden müßten. ES sei nicht möglich, die Gebirgsbewohner auS ihren Wohnsitzen zu vertreiben. Gegenüber den großen elementaren Katastrophen, die in 100 Jahren nur ein- oder zweimal vorkommen, sei ein absoluter Schutz durch Gesetze überhaupt nicht möglich. Der Minister sagte zunächst ein Provinzialgcsetz für Schlesien zu. Die Denkschrift wurde schließlich an eine 21er Kommission verwiesen. — Morgen: Etat. 8 Berlin, 22. Februar. Die Nummer 41 der „Volkszeitung" erstes Blatt, und die heutige Nummer der „Neuesten Nachrichten" wurden heute vormittag polizeilich beschlagnahmt. 8 Berlin. Der „Kreuzztg." wird aus Breslau telegraphiert: Die hiesige Strafkammer verurteilte den Rabbinatskandidaten Max Bernstein zu 3 Monaten Gefängnis, weil er einem achtjährigen Knaben Blut abgezapft. 8 Die Verurteilung des Berliner Rabbinatskandi daten Bernstein zu 3 Monaten Gefängnis, weil er einem Christenknaben Blut abgezapft, wird vom Ber liner Tageblatt bestätigt. Bernstein traf eines Tages einen kleinen Knaben in einer Bedürfnisanstalt, wo er ihn fragte, ob er gern Chokoladenplätzchen esse. Auf dessen bejahende Antwort sandte er ihn mit Geld zu einem benachbarten Konditor, um das Gewünschte zu holen. Dann lockie er das Kind nach seiner Wohnung, wo noch viel schönere Bonbons zu haben seien. Dort knöpfte er dem Knaben die Beinkleider aus, ritzte ihn mit einer Nadel und fing einige Blutstropfen in einem bereit gehaltenen Glase auf ohne ihn weiter zu verletzen. Die zuerst auf ein SittlichkeitSverbrechen lautende Anklage konnte nicht aufrecht erhalten werden nnd wurde in eine Anklage wegen Körperverletzung mit einem gefährlichen Instrument umgewandclt. Der Staatsanwalt beantragte 1 Jahr Gefängnis, der Ge richtshof erkannte indes nur auf drei Monate. 8 Die „Köln. Ztg." schreibt: Hier eingetroffenen Depeschen zufolge ist es dem Amerikaner Klein ge lungen, sich der Bestrafung seiner gegen die deutschen Soldaten auf Samoa begangenen Verbrechen durch die Flucht zu entziehen, er hat Samoa heimlich verlassen und ist inzwischen in San Franzisko angekommen. Damit ist er in den Bereich der Gerichtsbarkeit der Vereinigten Staaten zurückgekehrt, und es unterliegt keinem Zweifel, daß die deutsche Regierung sofort bei der amerikanischen Negierung die Verhaftung und Be strafung dieses Verbrechers beantragen wird. Aus den beschworenen Aussagen der beiden Häuptlinge Tuimalealifano und Sila, die im Wortlaut dem jüngsten deutschen Weißbuch beigefügt waren, geht klar hervor, daß Klein der eigentliche Anstifter der Ermor dung deutscher Matrosen und Offiziere war, ja, mög licherweise sich des Mordes selbst schuldig gemacht hat. Die beiden Häuptlinge haben ausdrücklich beschworen, daß Klein am 18. Dezember den Manono-Leuten be fohlen hat, die deutschen Boote zu überfallen, daß er befohlen, auf die deutschen Matrosen zu schießen, und daß er sich selbst am Schießen auf die deutschen Ma trosen beteiligt hat. Ebenso bestätigt der amtliche Be ¬ weinen Stand in der Nähe der Thüre, durch die Ihr ein- und anstreten mußtet; ich sah Dich häufig und war glücklich, obgleich mir jede Annäherung unmög lich war. Vor einem Jahre, als man die reifen Zöglinge vermählte, war ich der erste, der beim Altar war; aber ich mußte zurücktreten, denn das Ideal, nach welchem ich suchte, fehlte. Ich wartete ein Jahr. Da war mir das Schicksal geneigter; ich fand Dich, gewann Dich, Cäcilia!" rieferinder Ueberwallnng der Leidenschaft, die er nicht länger zurückzuhalten imstande war, „wirf die Furcht, die Du vor einem fremden Manne empfindest, von Dir! Paolo Barlo ist Dir kein Fremder! Achtzehn Monate trage ich Dein Bild in mir, achtzehn Monate habe ich Dir meine Grüße gesendet, habe gearbeitet und den Erlös meiner Arbeit zusammen gehalten, damit Dir, wenn ich Dich gefunden und in mein Haus gebracht haben würde, eine traute Heimat bereitet war!" Fest, als lasse er sie nimmer, hatte er die zarte Gestalt des jungen Weibes mit seinem markigen Arnr umfaßt; wie sehr trieb ihn daS Verlangen, einen Kuß auf ihre Stirne zu drücken! aber oas Zittern, welches Cäcilia nicht bewältige* konnte und das er selbst in der Glut seiner Leidenschaft ehrte, bannte ihn. Und Cäcilia, das arme Wesen, wußte nicht, wie mit sich selber umzugehen. „Haben Sie Geduld mit mir", stammelte sie, immer noch unter Thränen, „ich werde mich be mühen, durch Erfüllung meiner Pflichten zu ver gelten, was Sie für mich gethan." Paolo küßte mit Innigkeit ihre Hand. „Und ich", sagte er feierlich, „werde in Dir da? Weib meiner Liebe bewahren und über alles, was die Erde in sich faßt, ehren; und ich vertraue", fügte er hinzu, „daß der Sonnenstrahl des Glückes, den nur die Liebe gewähren kann, auch Deinem Herzen einstmals beschieden sein wird!" Er löste die Myrthe aus ihren Haaren und nahm ihr den Schleier ab. Er führte sie zu Tische, wobei eine Frau, die er für diesen Tag gedungen hatte, servierte. Dann erschienen Freunde, die dem jungen Paare ihre Glückwünsche brachten und in deren Gesellschaft Paolo und Cäcilia bis zum Abend blieb. Cäcilia hatte sich niemals in Gesellschaft von Männern gesehen. In der Scheu, die sie unwill kürlich befiel, wußte sie kein anderes Mittel, als Schutz in der steten Nähe ihres Gatten zu suchen. Und so war es natürlich, daß sie ein geringes Zu trauen erlangt hatte, als der Abend kam. Die Sonne neigte sich zur Ruhe, als die kleine Gesellschaft Abschied nahm. Paolo hatte ihr bis auf die Straße hinaus das Geleite gegeben und nun spazierte er, sein junges Weib umfassend, mit ihr im Gärtchen umher. Es war ein gewinnender Anblick, das junge Paar zu sehen; er zwei und zwanzig Jahre, sie neunzehn, er im sonnverbrannten Teint des Südens, markig, von untersetztem Wüchse, mit schwarzen Augen und schwarzschimmerndem Bart und Haaren, sie zart und goldblond, mit einer Blässe in der Miene, die nicht unter italienischem Himmel ihre Heimat zu suchen schien. Langsam schritten sie umher. (Jorsietzlm, f»lgt.)