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MOiiMckMLM Wochen- und UachrichlMatl zugleich für HHndarf, NöSlih, BmisSmf, Niiskrf, St. KOie», ßtinriihsorl MlnitN» und Wsg«. Amtsblatt für den Stadttat ;« Lichtenstein. — —— SS. Jahrgang. — ———— — — Nr. 35. Sonntag, den 10. Februar 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden' Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!- Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesereignisse. *— Die Dresdner Zeitungen sind heute mutmaßlich wegen Verkehrsstörungen durchSchneewehen ausgeblieben. — Gegenwärtig ist die Jahreszeit für das Be schneiden der Obstbänme noch günstig, man nehme sie wahr. Das abgestorbene Holz mnß beseitigt, die zu dicht aneinander stehenden Zweige gelichtet werden, um die Ertragsfähigkeit des Baumes zu er höhen; auch die Nester von Ungeziefer in den Ast winkeln, in der Rinde und an welken Blättern sind zu entfernen. Das sind Arbeiten, welche sich sicher lohnen werden. — Zu den Obliegenheiten der Landbriefträger gehört bekanntlich auch die Annahme von Postsendun gen auf ihren Bestellgängen. Dieselben haben zu diesem Zweck ein Annahmebuch bei sich zu führen, welches zur Eintragung der von ihnen angenommenen Sendungen mit Wertangabe, Einschreibsendungen, Post anweisungen, gewöhnlichen Paketen und Nachnahme sendungen dient und nach jedem Bestellgange von einem Beamten der Postanstalt durchgesehen wird. Die Auflieferer können derartige Sendungen entweder selbst in das Annahmebuch eintragen, oder die Ein tragung den Landbriefträgern überlassen. Geschieht das letztere, so hat der Landbriefträger das Buch mit dem betreffenden Eintrag dem Auflieferer auf Ver langen vorznlegen. Aus diese Weise ist jedermann in den Stand gesetzt, bei Auflieferung einer Sendung — abgesehen von gewöhnlichen Briefen — durch Ver mittelung des Laudbriefträgers deren richtige und pünktliche Weiterbeförderung von vornherein sicher zu stellen. Postauweisungsbeträge nehmen die Landbrief träger übrigens nur dann entgegen, wenn ihnen gleich zeitig das ordnungsmäßig ausgefüllte Formular zur Postanweisung mit übergeben wird. — Die Stadlgemeinde Zwickau nimmt mit Ge nehmigung der zuständigen Behörden eine 3flsprozen- tige Anleihe von 1800 000 M. auf. Von diesem Betrage kommen am 11. und 12. Februar 1200000 M. in Abschnitten von 1000 M. und 500 M. zur Zeichnung. Die Tilgung derselben geschieht durch jährlich einmalige, im Jahre 1896 beginnende und im Jahre 1951 endende Verlosungen. — Chemnitz, 7. Februar. Ein hiesiger Bürger, welcher den Feldzug von 1870^71 mitgemacht und in der Schlacht bei Sedan verwundet wurde — er erhielt eine Schlüsselbeinverletzung —, hatte seitdem noch von Zeit zu Zeit an dieser Verwundung zu leiden. Auch kürzlich erkrankte er daran wieder schwer; er mußte das Bett hüten, bis vor einigen Tagen ein loser Knochenteil zu Tage gefördert wurde. Herr Schankwirt Emrich, Beyerstraße 4 — das ist der in Rede stehende Invalid — hat sonach jenen losen Knochensplitter, welcher ihm oft große Schmerzen verursachte, volle 18 Jahre in sich herumgetragen. — Chemnitz, 8 Febr. Infolge des heftigen Sturmes, welcher heute, Freitag, abend herrschte, sind auf den verschiedensten Bahnstrecken Bekehrsstockungen vo- gekommen. Mehrere Züge haben größere Verspä tungen erlitten, andere wieder sind überhaupt am Ziele noch nicht cingetroffen. — Auch in der Stadt selbst richtete der Sturm Verherungen an, namentlich unter den für den morgigen Wochenmarkt aufgestellten Buden. — Meerane, 6. Februar. Im Gasthofe zu Weidensdorf bei Remse steht ein Schwein auf Mast, welches bereits das ansehnliche Gewicht von dreißig Stein erlangt hat und in nächster Zeit dem Schlacht messer des Fleischers verfallen soll. Jetzt wird es daselbst noch bereitwilligst gezeigt. -- Auf der Straße zwischen Stollberg und Thalheim wurde am Montag abend ein Raubanfall auf einen daher fahrenden Geschirrführer ausgeführt. Die Angreifer, zwei an der Zahl, suchten die Pferde aufzuhalten und von dem Fuhrmann Geld zu er pressen, doch erwehrte sich derselbe der Ränber durch Hiebe mit dem umgedrehteu Peitschenstiel und fuhr dann schleunigst davon. Die Thäter sind noch nicht ermittelt. — Breitenbrunn, 6. Febr. Eine große Freude ward kürzlich der zur hiesigen Parochie gehörigen armen Schulgemeinde Steinheidel zu teil. Kommerzienrat Niethammer in Kriebstein, welcher zwei Holzschleifereien in dem zu Steinheidel gehörigen Georgenthal besitzt, schenkte genannter Schulgemeinde 500 Mark zur Deckung der Kosten, welche durch den Bau des neuen SchulhauseS entstanden sind. — Altenburg, 7. Februar. In der Kirste schen Torfgrube zu Zumroda ist der Bergmann Malz aus Podelwitz von niedergehenden Kohlenmassen ver schüttet worden. Da man den Verunglückten nach tagelanger Rettungsarbeit nicht auffinden konnte, ist wohl anzunehmen, daß derselbe seinen Tod gefunden hat. — Zu den deutschen Offizieren, welche an der Expedition nach Ostafrika unter dein Hauptmann Wißmann teilnehmen, gehör, auch Herr Leutnant Theremin von Altenberg, welcher sich am Sonntag von seinen Kameraden verabschiedet hat. Auch ein zur Zeit auf Urlaub in Altenburg befindlicher nie derländischer Offizier, Premierleutnant Jese aus Batavia, ein geborener Altenburger, ist bei der nie derländischen Regierung darum eingekommen, die deutsche Afrika-Expedition mitmachen zn dürfen. — Schleiz. Von zuverlässiger Seite erfährt die „Ger. Ztg." über Baumgärtner aus Langen wolschendorf, den Mörder des Waldwärters Sachs, daß derselbe sein Verbrechen am 31. Jannar zwischen 11—12 Uhr vormittags dem Untersuchungsrichter eingestand. Das dem Ermordeten geraubte Gewehr wurde nach Angabe des Mörders in junger Pflan zung mit Moos bedeckt und noch mit Blut befleckt gefunden. Die geraubte Uhr hatte er sechzig Schritte von Zeulenroda entfernt, im linken Chausseegraben unter einer Ueberbrückung (Feldfahrt) versteckt. Da selbst sollte auch nach des Mörders Angabe das geraubte Geld versteckt liegen, doch wurde es bis heute, obwohl die Ueberbrückung gänzlich abgebrochen wurde, nicht aufgefunden. Ebenso sind die Baum- gärtner'schen Gewehre, die derselbe stets im Walde versteckt gehalten hat, noch nicht gefunden worden. Der Mörder Baumgärtner ist aus Lössau gebürtig, besaß dort ein großes Gut im Werte von etwa 27000 Thalern, das er infolge leichtfertiger Be wirtschaftung und leichtsinnigen Handelns schließlich verkaufen mußte. Er zog nach Langenwolschendorf, ernährte sich dort von Wilddieberei, die ihm bereits einige Jahre Gefängnis brachte, und nebenbei von Handarbeit. 8 Halle. Ein beklagenswerter Unglücksfall hat sich am Mittwoch des 6. Februar in der Wohnung einer Arbeiterfamilie hier abgespielt. Die Eheleute waren früh zur Arbeit gegangen, ein acht Jahre alter Knabe befand sich in der Schule, ein jüngeres Kind, ein 6 Jahre altes Mädchen, allein zu Hause. Als der Knabe aus der Schule zurückkehrte, machte er Feuer im Ofen, um dem Vater das Essen zu wärmen, das er demselben znr Arbeitsstätte trug. Inzwischen hatte sich daheim das eingeschlossene Schwesterchen am Feuer zu schaffen gemacht, wahrscheinlich waren die Kleider in Brand geraten, sodaß sich das Kind in's Bett flüchtete. Als der Brand bemerkt wurde, waren die Räume von Rauch erfüllt; das Kind selbst hatte so erhebliche Brandwunden erlitten, daß es in der Klinik alsbald verstarb. § Berlin, 8. Febr. Nach einer Meldung der Dcutschostafrikanischen Gesellschaft aus Zanzibar von heute vormittag ist es den Bemühungen der General vertretung der Gesellschaft gelungen, die Befreiung der von dem Rebellenchef Buschiri gefangenen katho lischen Bencdiktus-Missionare gegen Lösegeld herbeizu führen. 8 Herr Rudolph Hertzog hat dem Aeltestenkolle- gium der Berliner Kaufmannschaft 25 000 Mark zur Verfügung gestellt mit einem Schreiben, worin er sagt: „Bei dem bevorstehenden 50jährigen Jubiläum meines Geschäfts, wobei ich zugleich auf eine 50jährige Zuge hörigkeit zur Korporation der Kaufmannschaft zurück blicke, ist es mir ein Herzensbedürfnis, auch meiner minder glücklichen Standesgenossen zu gedenken. Von den meinem Stande Angehörigen halte ich nun vor allem den weiblichen, als den schwächsten Teil, des Mitgefühls und der Teilnahme besonders wert, und deshalb will ich meine Hilfe auf diesen Teil einschrän ken. Für diesen Zweck gebe ich mir die Ehre, den Herren Aeltesten hiermit 25 000 Mark zur Verfügung zu stellen mit der Bitte, diese Summe unmittelbar — weil ich Lebende erfreuen will — an achtbare, hilfs bedürftige Kausmannswitwen (nicht geschiedene Frauen) und Kaufmannstöchter zur Verteilung zu bringen. § Der Zusammenstoß und Untergang des Dam pfers „Nereid" und des Segelschiffes „Killochan" am verwichenen Sonntag abend im Aermelkanal gehört zu jenen rätselhaften Seeunfällen, die nur daun er klärlich werden, wenn man annimmt, daß einer der beiden Teile mit Blindheit geschlagen ist. Die „Nereid", ein mit Kohlen beladener Dampfer, verläßt, wie die Kölnische Zeitung berichtet, Newcastle Sonntags mor gens, trifft abends im Kanal ein und gewahrt in einer Entfernung von mehr als 3 Kilometer den „Killochan" vor sich, ein weizenbeladenes Segelschiff, das sich auf dem Wege von Neu-Seeland nach London befindet. Beide trugen die Ungeschriebenen Signallichter, die bei dem klaren, sternbesäetcn Himmel deutlich wahr nehmbar waren. Und trotzdem fuhr die „Nereid" in grader Linie auf den „Killochan" los; letzterer kippt sofort um und geht unter; die „Nereid" hatte knapp Zeit, um ein Boot auszusetzen, dann folgte sie dem „Killochan" in die Tiefe. Ohne Zweifel wäre nie mand mit dem Leben davongekommen, um die traurige Geschichte erzählen zu können, wenn nicht der Schlepp dampfer „Red Rose" aus London sich dem Killochan angeschlossen, in der stillen Hoffnung, daß der Killo- chan ihn an der Themsemündung zum Bugsieren dingen würde. Besagter Schleppdampfer setzte sein Boot aus und rettete, was zu retten war: acht Mann vom „Killochan" und elf von der „Nereid", wobei denn siebzehn von jenem, und sechs von dieser ertran ken. Einer der Geretteten starb auf der Fahrt nach Dover an Erschöpfung; daher die Notwendigkeit einer amtlichen Leichenschau mit Geschworenen, welche obige Angaben aus dem Munde des Kapitäns der „Ned Rose" zu Tage förderten. ß Dortmund, 7. Febr. Wie „Glückauf" mitteilt, haben amtliche Ermittelungen ergeben, daß in den Jahren 1861 bis 1887 auf den Zechen des Ober-Bergamts-Bezirks Dortmund 1564 Wetter-Ex plosionen stattfanden, wodurch von einer Gesamtbe legschaft von 1869 851 Mann 1129 zu Tode kamen. 2247 mehr oder weniger verletzt und 3376 Personen nur leicht beschädigt wurden. Tödlich verunglückt sind überhaupt 6329 Personen, davon durch schlagende Wetter 17,84 Prozent. § Al len st ein, 4. Februar. Vorgestern Nacht ist die verwittwete Gastwirtsfrau-Friese in einem be nachbarten Dorfe in ihrem Schlafzimmer ermordet worden. Die Kasse war beraubt. Z Lüdenscheid, 4. Februar. Dieser Tage hatte sich hierselbst ein Herr F. Schopp mit einer Schreibfeder am Finger geritzt. Sehr bald schwoll