Volltext Seite (XML)
l ! früher Wachen- nnd Nachrichisblali zugleich Geschöfts-Aiizeigtr für Hchiimf, Nadlitz, Berndorf, Riisdarf, A. Wdicn, HmniOort, Mariem» and Mülscn. Nr. 28. Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. — — »».Jahrgang. — Sonnabend, den 2. Februar 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postaustalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesereignisse. —* L i ch t e n st e i n, 1. Februar. Im Laufe des heutigen Nachmittags passierte ein Trupp Zigeuner, 4 Wagen mit sich führend, die hiesige Stadt. Die selben wurden von der hiesigen Schutzmannschast bis an das Weichbild der Stadt begleitet. — Der Eintritt von Handlungsgehilfen in ein Konkurrenzgeschäft, wenn solcher von einem vorher gehenden Prinzipale mittelst Vertrages untersagt worden war, ist bereits vielfach Gegenstand der Erörterung in kaufmännischen Vereinen gewesen. Es liegt jetzt ein Urteil des Reichsgerichts in dieser Frage vor. Die Abmachung eines Prinzipals mit seinem Handlungs gehilfen, daß dieser bei seinem Austritt aus dem Ge schäfte des Prinzipals seine Kräfte keinem Konkurrenz geschäfte widme, resp. in ein Konkurrenzgeschäft nicht eintrete, ist hiernach rechtlich wirksam und in der Regel so zu verstehen, daß der innerhalb einer angemessenen Zeitdauer nach dem Eintritt anstretende Gehilfe weder als Gehilfe in ein Konkurrenzgeschäft eintrete, noch ein solches für eigene Rechnung betreibe. Voraus setzung für die Wirksamkeit des Konkurrenzverbots bildet die Entlassung des Gehilfen aus geschäftlich zu billigenden Gründen, dagegen ist das Verbot wirkungs los, wenn der Prinzipal den Gehilfen ohne gerecht fertigten Anlaß verabschiedet. — Nach Z 20 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 ist für den Fall, daß zwei arbeits-^ fähige Ernährer hilfloser Familien, erwerbsunfähiger Eltern, Großeltern oder Geschwister nicht gleichzeitig entbehrt werden können, einer von ihnen zurückzu- stellen, bis der andere entlassen wird. Spätestens nach Ablauf des zweiten Militärpflichtjahres soll der einstweilen Zurückgestellte eingestellt nnd gleichzeitig der zuerst Eingestellte entlassen werden. Nun ist aber oft wahrgenommen worden, daß der ältere Sohn einer und derselben Familie bei seiner Gestellung ans ein oder zwei Jahre zurückgestellt, der jüngere Sohn aber gleichzeitig mit dem ersteren zum Militärdienst eingezogen worden ist. Dies hat nun wiederholt die Veranlassung gegeben, daß Gesuche um vorzeitige Entlassung des einen oder anderen Bruders bei den Behörden eingereicht worden sind, die der gesetzlichen Vorschrift gemäß keine Berücksichtigung finden konnten. Um diesem Uebelstande vorzubeugen, machen wir auch an dieser Stelle darauf aufmerksam, daß derartige Gesuche um Zurückstellung spätestens im Musterungstermine anznbringen sind, anderenfalls werden sie ohne weiteres als verspätet zurückgewiesen. — Leipzig, 30. Jan. Im Konnewitzer Holze wurde gestern der Förster Schmalz mit durchschossener Brust aufgefunden. Der Verdacht der Thäterschaft lenkt sich aus einen Wilderer. Von Seiten der Staats anwaltschaft werden 500 Mark Belohnung auf die Entdeckung des Mörders ausgesetzt. — C h e m n i tz, 28. Januar. Die heiratslustige Witwe eines Waldarbeiters hatte sich dadurch für eine „gute Partie" auszugeben gesucht, daß sie bei einer Spar kasse 3 M. einzahlte und dann dem Einträge die Ziffern 6, 2 und 2 vorsetzte, so daß die Summe auf 6223 M. lautete. Dieses Buch zeigte sie öfters den Leuten und auch einem geldbedürftigen Gutsbesitzer, der sich darauf mit ihr verlobte und, obgleich ein Freund ihn noch am Hochzeitstage bei Seite nahm und von Fälschung des Sparkassenbuches sprach, doch mit der ihre Unschuld beteuernden Frau am 17. Juli die Ehe schloß. Bereits am 23. Juli erschienen Ge richtspersonen im Gute und belegten das Buch mit Beschlag. Die Frau, die ihr eheliches Glück nur 5 Tage hat genießen können, war vor dem hiesigen Schwur gericht schließlich vollkommen geständig und wurde zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt, weil sie unter Vorle gung des gefälschten Buches auch verschiedene Geschäfts leute zu Lieferungen für ihre Ausstattung bewogen hatte. — Zwickau, 30. Januar. Die hiesige Börse, welche bisher nur sächsische Jndustriepapiere zum Verkehr bezw. Handel zugelassen hatte, hat beschlossen, fernerhin auch deutsche Ncichsanleihen, preußische Konsols, sächsische Rente, sächsische Anleihen, Pfand briefe des landwirtschaftlichen Kreditvereins und Obligationen der Altenburger Landesbank zum Ver kehre zuzulassen. Hierdurch wird der Geschäftsum fang unsrer Börse noch weiter gefördert. — In einem der Zwickauer Steinkohlenwerke ist abermals ein Unfall mit tätlichem Ausgang vor gekommen und zwar ist am Dienstag beim Rauben der Zimmerung auf einem Abbauschacht der Zimmer lehrling Schröder aus Lichtentanne von uachstürzen- dem Gestein verschüttet und erstickt worden. Die Leiche wurde mit großer Mühe unter den Geröll massen hervorgearbeitet. — Mülsen St. Jakob. Der hiesige Natur heilverein, welcher anscheinend immer festeren Boden gewinnt und heute bereits 222 Mitglieder zählt, hielt am 28. Januar im Neef'schen Saal sein 5. Stiftungs fest ab. Nach einigen sehr gut vorgetragenen Gesängen von dem Gesangverein „Liedertafel" brachte Herr Pastor Dietel einen spannenden und interessanten Vor trag zu Gehör, worin er ein Bild entrollte über die schreckliche Kälte in der Polargegend im Norden, die großen Gefahren, welchen die Expeditionen, die sie bereisen, ausgesetzt sind, nnd das wunderliche Leben der Eskimos. Lebhafter Beifall ward dem Vortragen den nach Schluß seiner Rede gezollt. Noch ist zu erwähnen, daß die von Herrn Pastor Dietel kompo nierten Pieren für Violine (mit Pianofortebegleitnng) von Herrn Karl Protze mit Verständnis und Gefühl gespielt wurden und der ihm gebrachte Applaus wohl verdient war. Für die so zahlreich erschienenen Mit glieder und deren Frauen, sowie Gäste von Thurm, Glauchau rc. hatte man für eine gesunde und wohl- thätige Körperbewegung in Form eines Tänzchens bestens Sorge getragen und an Beteiligung hierzu gab es, ohne Unterschied des Alters, keinen Mangel. Daß die Naturheilvereinler auch bei heiterem Sinn und guter Laune waren, zeigten deutlich genug die vergnügten Gesichter beiderlei Geschlechts. Bedauerlich ist es, daß der Naturheilverein in anderen Orten keine solche Aufnahme findet, wie hier, und man teilweise mehr mit Bedrückung und Anfeindung zu leiden hat, was nur befremden kann; wir aber wünschen dem ^gturhcilverP mich ferneres Gedeihen mit dem Zu- Ickf: „Ein " Sinn, ein freier Blick führt immer vorwärts, ns" ,uck." — Th, n i. V., 30. Jan. Der „Dresdner Anz." meldet! Am 28. d. M. wurde eine Witwe, S. Müller, gech, Wiehem, in dem hohen Alter von nahezu 92 Jal /r beerdigt, die mit Kaiser Wilhelm I. also nicht lZos ein nnd dasselbe Geburtsjahr, sondern merkwürdigerweise auch ein und denselben Sterbetag (Freitag) und ein nnd dieselbe Todesstunde (vorr-^- 9 Uhr) hat nnd wie er, wenige Tage vor ihrem Geburtstage das Zeitliche gesegnet hatte (geb. am 29. Januar 1797 zu Neubrambäch). Z Berlin, 30. Jan. Bis 7 Uhr abends hatte der Botschafter selbst noch keine offizielle Anzeige von dem Tode des Kronprinzen Rudolf von Oester reich und konnte auf diesbezügliche Anfragen des aus wärtigen Amtes leider keine genügende Antwort geben. Nach Z 5 des Trauer - Reglements umfaßt die Hof trauer für Kinder von Kaisern und fremden Königen die Zeit von 14 Tagen, doch nimmt man an, daß bei den Beziehungen zwischen dem deutschen und österreichischen Hofe die diesseitige Hoftrauer auf drei Wochen ausgedehnt werden wird. Die für gestern Abend angesetzte Hof-Soiree wurde sofort abgesagt. Als Vertreter des Kaisers bei dem Leichenbegängnisse dürfte sich Prinz Heinrich oder Prinz Albrecht nach Wien begeben. K Berlin, 31. Jan. Obschon in hiesigen hohen Finanzkreisen die Nachricht von dem Tode des Kron prinzen von Oesterreich-Ungarn schon in der gestrigen Mittagsstunde bestimmt mitgeteilt wurde, hatte man auf der österreichisch-ungarischen Botschaft hier noch am Nachmittag weder eine offizielle noch eine Private Kunde von dem so überaus schmerzlichen Trauerfall. Das erste Telegramm, welches die Nachricht von Wien nach Berlin meldete, war an Seine Majestät unseren Kaiser gerichtet. Dieser war so tief erschüttert, daß er lange nach Fassung ringen mußte. Nachdem der erhabene Monarch den ersten gewaltigen Schmerz be zwungen hatte, richtete er ein Beileidstelegramm an seinen erhabenen Freund und Verbündeten, den Kaiser Franz Joseph, in welchem er diesem, der Kaiserin und dem ganzen Kaiserlichen Hause sein großes und tiefes Beileid ausdrückte. Alsdann befahl er, es war gegen 4 Uhr nachmittags, seinen Wagen, den er mit dem dienst- thuenden Flügeladjutauteu bestieg, und im schnellsten Tempo nach dem Palais der österreichischen Botschaft Pariser Platz 2 fuhr. Der Kaiserliche Besuch zu so außergewöhnlicher Zeit ließ die Passanten des Platzes stutzen und alles drängte der Botschaft zu, wo in zwischen der Kaiser mit dem Adjutanten schnell den Wagen verlassen, letzterer die Portierglocke gezogen hatte und der Monarch durch das geöffnete Portal bei dem nichts ahnenden Portier vorbei der Treppe zugeeilt war, die er hastigen Schrittes Hinanstieg. Nach einer schleunigen Meldung beim Botschafter, der ihm in der Thür entgegeukam, trat der Kaiser bei dem Grafen Szechenyi ein, diesen, der noch völlig ununter richtet und über den unerwarteten Besuch ziemlich be stürzt war, von der aus Wien erhaltenen Nachricht in Kenntnis setzend. Der Botschafter wurde leichen blaß. Die Kunde hatte ihn derartig überwältigt, daß er kaum fähig war, sich aufrecht zu halten. Auch der Kaiser war derart von Rührung und Seelenschmerz er griffen, daß seine Stimme mitunter zitterte und er sich beim Sprechen öfters unterbrechen mußte. Der Kaiser verweilte eine Viertelstunde in dem Botschafts- Palais; bald nach ihm erschien Se. Hoheit der Erb prinz von Meiningen, Kommandeur des Kaiser Franz- Regiments, um seine Teilnahme auszusprechen. Auch der Staatsmiuister und Staatssekretär des Auswärti gen Amtes Graf Bismarck war längere Zeit beim Botschafter anwesend. 8 Berlin. Der „Reichsanzeiger" bringt an der Spitze des Blattes nachstehende Mitteilung: Durch das gestern morgen erfolgte Hinscheiden des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich sind Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöchstwelche in dem hohen Entschla fenen einen innig geliebten Freund verloren, auf'S schmerzlichste bewegt worden. Mit Sr. Majestät und dem Kaiserlichen und Königlichen Hofe trauert das gesamte deutsche Volk an der Bahre des hoff nungsvollen jungen Fürsten, dessen klarer, weit- fchauender Blick, dessen reiche Gaben des Geistes und edle Eigenschaften des Herzens ihn bestimmt erscheinen ließen, seinen Völkern einst ein großer, gerechter und milder Herrscher zu sein und dem befreundeten Deutschen Reiche ein treuer Verbündeter zu bleiben. Z Berlin, 31. Jannar. Aus Auckland, 30. Januar, meldet das Reutersche Bureau: Nachrichten aus Samoa zufolge ist gegen Mataafa deutscherseits der Krieg erklärt worden. Z Suhl, 29. Januar. Die soeben durch die Tagesblätter gegangene Nachricht vom Ende der Dogge