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runter Drerden-Bodenbach, vermehrte Sonntagrzüge erhalten. — Auch der Personengeldtarif für die säch sischen Staatseisenbahnen kam in der Eisenbahnrats sitzung zur Besprechung. Es wurde in Uebereinstim- mung mit der bereits erfolgten Genehmigung de« Königl. Finanzministeriums beschlossen, vom 1. April d. I. an die Schnellzugfahrgelder zu ermäßigen, und zwar sollen an Stelle der bisherigen sächsischen Ein heitssätze für da« Kilometer (in z Klasse 10 Pf., in II. Klasse 7,5 Pf. und in III. Klasse 5 Pf.) die Sätze von 9 Pf. in I. Klasse, 6,67 Pf. in II. Klasse und 4,67 Pf. in III. Klasse treten. Im Zusammenhänge hiermit soll auch eine Ermäßigung der zeitherigen Zu schlagskartenpreise um etwa die Hälfte eintreten. Auch wurde man sich darüber schlüssig, daß das zeither nur bei Benutzung einfacher Fahrkarten im inneren Bereiche der sächsischen Staatsbahnen übliche Freigepäck von 25 KZ vom 1. April auch den Inhabern von Rückfahr karten gewährt werden soll. Diese Fahrpreisermäßi gungen und Erleichterungen dürften vom reisenden Publikum mit Freude ausgenommen werden und zur Hebung des Personenverkehrs wiederum erheblich bei- tragen. — Zum Beweis dafür, welch kordiales Band Preußens und Sachsens Höfe umschließt, und in welch echt kameradschaftlichem Einvernehmen die beiderseitigen Offiziere zu einander stehen, können folgende interessante Details dienen: Als Se. Maj. der deutsche Kaiser im Sommer seinen treuen Bun desgenossen und väterlichen Freund, den König Albert, und unsere Residenz zuerst vor anderen im Reich besuchte und im Casino des Grenadier-Regi ments „Kaiser Wilhelm" den Imbiß zn sich nahm, da lud er die Herren Offiziere ein, sein 1. Garde- Regiment zu Fuß in Potsdam zu besuchen. Das geschah denn in der Folge auch; die betreffenden sächsischen Offiziere samt ihren nach Berlin komman dierten Kameraden waren bei dem Elite-Regiment zu Potsdam zu Gast und wurden überdies von Sr. Majestät dem Kaiser zum Frühstück geladen. Dn rsvaneüs werden nun die Herren Offiziere des 1. Garde-Regiments den Dresdener Kameraden vom Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm" im anfang März den Besuch heimgeben und sind, wie verlautet, bereits zu dem letzten diesjährigen Hofball (4. März) im Dresdner Residenzschloß befohlen. — Die Vorarbeiten zu dem Ende Juli 1889 in München stattfindenden VII. deutschen Turnfest sind nach den von der Isar kommenden Meldungen soweit gediehen, daß das Kommitee bereits in großen Umrissen das Programm fertiggestellt hat und ein zelne Mitglieder desselben mit der Ausarbeitung der Details beschäftigt sind. Die Arbeit des Kommitees ist eine schwierige, oa einerseits für vielleicht 25000 Teilnehmer Quartiere zu beschaffen find, andererseits die Ausnützung des Platzes für die Produktionen und für die Tribünen der Zuschauer mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist, da nach den strikten Vorschriften der letzten Generalversammlung dafür Vorsorge zu treffen ist, daß auch bei ungünstiger Witterung das Fest an den bestimmten Tagen ab gehalten werden kann und zu diesem Zwecke neben einem gedeckten Uebungsplatze auch Raum für etwa 5000 Zuschauer zn beschaffen ist. — Aus Sachsen wird der „K. Ztg." geschrieben: In den nahe unserer Grenze gelegenen Duxer Kohlen schächten in Böhmen wütet seit Wochen ein starker unterirdischer Brand. Vor einigen Tagen brach das Feuer in einem verlassenen Schachte, dessen Eigentümer Herr Paul Gasse in Dresden ist, zutage durch, indem die Flammen mehrere Meter hoch aus den Strecken- Die Erbin von Wallersbrunn. Original-Roman von Marie Romany. .(Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Ermattet sanken endlich die Arme auf die Brnst herab. Das Herz — o, welches Herz bliebe diesem einzigen Tröster verschlossen — öffnete sich einem neuen Hoffnungsstrahl. Er trocknete die Zähren, flüsterte ein Gebet, was seiner fiebernden Brust Er leichterung gewährte und wendete abermals das Antlitz nach oben, wo einzig für ihn Erlösung aus seinem Jammer zu suchen war. So ging die Nacht vorbei. Die Sterne fun kelten, mit immer gleich berückendem Scheine sendete der Mond seinen Silberglanz auf die Erde herab. Es schien ein Hohn der Gottheit, daß er auch in die Zelle des St. Salvatore leuchtete, in welcher Ludwig von Erlenburg, das geisterbleiche Antlitz unverwandt wie im Traume nach oben gewendet, so manche lange, bange Stunde regungslos neben dem Fenster saß. Ein Hohn der Gottheit schien es, daß er auf solche Erscheinung in der Zelle des Irrenhauses herniedersah. Die noble Gestalt, die edlen Züge, das Haupt von blondem Lockenhaar umwallt, von einem üppigen Vollbart geziert, das seelenvolle Blau der Augen, das Herz voll Wärme, gesunde Glieder, die Brust voll Lebenslust, voll Thatenlust — Großer Gott! das war keine Erschei nung, um sie in den Mauern des St. Salvatore gefangen zu halten! Es war ein Verbrechen, dessen Fluch dem Sündiger in die Ewigkeit voranzog, ihn, der für das Leben geboren worden, der mehr Berech- mündungen bervorschlugen und gewaltige, die ganze Umgegend aufregende Rauchmassen zum Himmel sandten. Von weit und breit eilten die Feuerwehren herbei, weil man an ein oberirdisches Schadenfeuer glaubte. Nach wenigen Tagen jedoch erfolgten so starke Ein stürze des vom Feuer unterwühlten Erdreiche«, daß seitdem die seueratmenden Schlünde mit Geröll zuge- fchüttet erscheinen. Trotzdem ist man noch fortwährend bemüht, durch Aufschüttungen dem unterirdischen Brande den Zutritt der Luft abzuschneiden. Wie jetzt in den Braunkohlenlagern von Dux, so wütete einst in den mächtigen Steinkohlenflötzen der Gegend von Zwickau ein Brand, der vor 400 Jahren bereits entstanden war, bald zur Ruhe gebracht, aber durch Soldaten im 30jährigen Krieg neu entzündet wurde und erst in unserer Zeit sein Ende erreicht hat. Dort hat da» Feuer eine Steinkohlenlage von 66 Meter Tiefe, 300 Meter Länge und 60 Meter Breite zerstört. Seit dem Jahre 1837 machte man sich die Wärme, welche der Erdboden dort, im Orte Planitz, Sommer und Winter ansstrahlte, dadurch zu nutze, daß man Treib gärtnereien anlegte, in welchen man die schönsten Ananas erbaute. Scit einigen Jahren scheint der dortige Brand durch Abbau der Kohlen und Abdämmungen gänzlich unterdrückt zu sein. — Werdau, 9. Februar. Ein unbekannter Schwindler tauchte seit einigen Tagen in hiesiger Gegend und gestern in SteinpleiS auf. Bei einem Sattler erschien am Freitag nachmittag ein Unbekannter, welcher, sich als der Sohn eines Dampfsägewerks besitzers in Weida ansgab und kaufte bei genanntem Sattler einen Schlitten im Preise von 290 M., welchen der Unbekannte aber, da er nur vorübergehend hier sei, nicht bezahlen konnte. Da die Beiden handelseinig waren, so wurde der Schlitten nach dem Werdauer Bahnhof transportiert. Hier hat sich aber der Unbekannte unter dem Vorwande, in der Stadt noch etwas besorgen zu wollen, vom Sattler entfernt. In dieser Zeit nun ging er nochmals zu der Ehe frau des letzteren und verlangte im Auftrage ihres Mannes, welcher auf dem Bahnhofe wartete, 100 Mk., um die Kosten für den Transport des Schlit tens auf der Bahn decken zn können. Die Fran, nichts Betrügerisches ahnend, gab die verlangten 100 M. und der Unbekannte verschwand damit. Alle Nach forschungen »ach dem Schwindler waren ohne Erfolg und konnte derselbe bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Wie es sich mich herausstellte, besteht in Weida eine vom Unbekannten angegebene Firma gar nicht. — Schönheide. In Abteilung 39 des hiesigen Forstreviers wurde vor Kurzem eine Tanne gefällt, die ein Alter von mehr als 200 Jahren aufzuweisen hat. Ihre Jahresringe werden nach dem Rande zu so eng, daß man sie mit bloßem Angen nicht mehr zählen kann; auf jeden Fall sind es aber weit über 200. Der untere Durchmesser beträgt 160 bis 170 6w, und ein Mann von mittlerer Größe ragt kaum über den am Boden liegenden Stamm hinaus, während drei Mann notwendig sind, denselben mit den Armen zu umspannen. Mit Absagen des untersten 2 irr langen Stückes waren 2 Arbeiter einen vollen Tag beschäftigt. Der ganze Stamm hat einen Kubikinhalt von 21 Festmeter und, da das Holz gesund ist, einen Wert von jedenfalls weit über 300 Mark. In der Nähe dieser gefällten Riesentanne steht noch eine zweite von noch größerem Umfange und wahrscheinlich auch höherem Alter, die aber, da sie ihren Platz mitten in einer jungen Kultur hat, beim Fällen viel Schaden verursachen würde, sodaß sie infolgedessen noch eine Reihe von Jahren vor Axt und Säge bewahrt bleiben wird. tigung als irgend jemand an das Glück dieses Daseins hatte, der Freiheit zu berauben, ihn den Freuden der Welt zu entziehen! O, wie unaus- sprechlich viel hatte diese Seele gelitten! Wie viele Stunden nicht zu beschreibender Qualen mußte Ludwig von Eilenburg durchgemacht haben, bis dieser Zeitraum von 20 Jahren im Jrrenhause hingebracht, verflossen war. Anch heute, in verzweiflnngsvollem Trübsinn dahinbrütend, bald flehend, bald jammernd, ging die Nacht für den armen Gefangenen ruhelos dahin. Es existierte nichts, was ihm Trost beschert haben würde; nichts erlöste ihn, nichts unterbrach die Stille nm ihn, als ab und zu ein Stöhnen von ihm oder ein stöhnendes Geflüster, in welchem er das Wort „Erbarmen" oder „Mitleid und Erlösung" oder den Namen „Amalie" rief. Dann war die Nacht vorbei. Der Mond mit seinem Silberscheine war untergegangen und auch das Funkeln der Sterne verlor sich am Firmament. Die Dämmerung stieg auf. Ein tiefes Grau überzog die Fluren, bevor sie zu neuem Leben erwachten, bevor die Schöpfung zu neuer Thätigkeit munter ward. Und Ludwig von Erlenburg, am Geiste mehr noch als am Körper ermattet, sank hoffnungsloser denn jemals auf feine Lagerstatt. Auch, wenn ihn die Müdigkeit nicht dazu veranlaßt hätte, wäre er gezwungen gewesen, sich zu Bette zu begeben; man mußte ihn bei anbrechendem Morgen auf seiner Ruhestatt finden, wollte er nicht den Strafgesetzen des Hauses verfallen sein. V. Alice von Waldheim hatte, wie uns schon 8 Halle a. S., 9. Fcbr. Bei der benachbarte» Station Niemberg verunglückten durch einen Personen- zug eine Anzahl Schneeschaufler. 8 Berlin, 9. Februar. Das Abgeordnetenhaus nahm in 2. Lesung das Gesetz, betr. die Erhöhung der Krondotation um 3ff- Millionen gegen die Stimmen der Abgg. Richter, Virchow, Munckel, LangerhanS, Hermes, Halberstadt und Schmieder an. Abg. Tiede- mann-Bombst (freikons.) befürwortete als Referent die Bewilligung. Abg. Richter erklärte, er würde der Er höhung de« Wittums der beiden verwitweten Kaiserinnen, sowie der einmaligen Ausgabe zugestimmt haben, er kenne aber für die dauernde Erhöhung der Zivilliste kein Bedürfnis an. Abg. Zelle erklärte namens der Mehrheit der Freisinnigen seine Zustimmung. Abg. Virchow enthielt sich der Abstimmung,nd motivierte dies damit, daß ihm in der Kommiffon nicht die nötigen Aufklärungen über daS Bedürfits gegeben worden seien. Auch die beiden Dänen stimmten gegen die Vorlage, die Polen aber dafür. — Alsdmn ward die Beratung der Sekundärbahnvorlage beende. Der Etat des Handelsministeriums ward fortgesetzt) wobei von verschiedenen Seiten die Forderung des gewerb lichen Unterrichtswesens verlangt wurde. 8 Berlin, 10. Februar. Die deutsch-englich amerikanische Konferenz über Samoa beginnt hier sclM nächste Woche. Als Grundlage für die Beratungen der Konferenz werden vorgeschlagen: Die Unabhängig keit der Samoaner und die Gleichstellung der Ver tragsmächte. England und Deutschland stimmen der Veröffentlichung der Protokolle der letzten Konferenz in Washington zu. Staatssekretär Bayard verlangte die Einstellung der Feindseligkeiten während der Kon ferenz. — Graf Wurmbrand, der Kammervorsteher des Erzherzogs Franz Ferdinand, erhielt den preußischen Kronenorden zweiter Klasse. 8 Bonn, 10. Febr. Der Eisenbahnverkehr nach Köln ist eingestellt, bei Sechtem blieb ein Personenzug im Schnee stecken. 500 Mann arbeiteten am Frei legen der Geleise. 8 Hamburg, 8. Febr. Bei dem hier ver hafteten Chcckfälscher wurden für 80,000 M. Brillan ten gefunden. 8 Hamburg, 10. Febr. Nach hier aus Kiel eingetroffencn Nachrichten wird das Schloß daselbst in Stand gesetzt, um den Kaiser Wilhelm nebst Familie während eines längeren Sommeraufenthalts aufnehmen zu können. 8 München, 10. Febr. Nach den hier vor liegenden Meldungen dauern die Schneestürme im ganzen Lande fort und haben überaus zahlreiche Ver kehrsstörungen zur Folge gehabt. An vielen Orten sind die Eisenbahnzüge im Schnee stecken geblieben. Zwischen Türkheim und Buchloe ist ein Güterzug ent gleist. Auf den Sekundärbahnen im Fichtelgebirge ist der Verkehr gänzlich eingestellt. 8 Ein echtes Volksschauspiel, das von 275 Leuten aus dem Volke dargcstellt wird und ein Orchester von 60 Musikern erfordert, plant die Gastwirtsinnung zu Würzburg für den 7. und 8. Juli dieses Jahres. Es handelt sich um das 1200jährige Jubiläum des Martertodes des Fraukenapostels Kilian und seiner 12 Gefährten. Das Volskfestspiel, dessen Verfasser Reichsarchivrat Schäffler ist, soll in diesem Jahre fünf mal (zusammen an 10 Tagen) und in den kom menden Jahren je einmal aufgeführt werden. Den Theaterraum bietet die große Ludwigshalle, welche 1500 Personen fußt. ** In Olah Dobowa (Arvaer Comitat) ist laut einer Preßburger Meldung der Hungertyphus ausge brochen. Von 30 Erkrankten sind bisher 10 gestorben bekannt ist, der Besitzung Wallersbrunn, und zwar für immer, Lebewohl gesagt. Als sie an jenem Morgen den Zug bestieg, hatte sie ein Billet nach der Hauptstadt genommen; es war ihre Absicht, daß niemand, so lange sie es für angemessen hielt, erfahre, weshalb und wohin sie gegangen war. Alice von Waldheim, als sie Wallersbrunn verließ, hatte nicht allein ihrem Gute, sie hatte zu gleicher Zeit ihren Neigungen, Liebhabereien, ihren kindlichen Tändeleien, kurzum allem was ihrer kaum ersproßten Blüte im gesellschaftlichen Leben den größten Reiz verleihen mußte, Valet gesagt. Die Gewalt des Schicksals, das mit so jähem Schlage in ihr junges Leben eingegriffen, hatte aus ihr, die noch vor ein paar Wochen gleich einem Kinde, an unschuldsvoller Betrachtung, an Unerfahrenheit des Lebens gewesen, ein Willensestes, ihrer jnngen Kraft vertrauendes Weib gemacht. Alice war nicht blind lings in die Welt hinausgefahren; ihr Plan war zurcchtgelegt gewesen, bevor sie von Wallersbrunn Abschied nahm. Von Wien aus hatte sie an ihren Vormund, den Pfarrer Bornau, geschrieben; dann traf sie ihre Vorbereitungen, soweit ihr dies schicklich dünkte, und verließ die Hauptstadt, um mit dem nächsten Kourierzuae — nichts hätte ihr noch vor ein paar Wochen den Mut hierzu gegeben — nach Rom zu gehen. Zwei Tage später weilte sie in der ewigen Stadt. In einem bescheidenen Gasthofe der nördlichen Vorstadt hatte sie Wohnung genommen: es war ihre Absicht, alle die Verhältnisse, über welche der Inhalt