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zu machen. Es ist ihm auf diese Weise möglich ge wesen, festzustellen, daß diese Wellen, abgesehen von ihrer ganz ungewöhnlichen Länge, vollständig in ihrem Verhalten den Lichtwellen gleich sind, sowohl was die geradlinige Ausdehnung, als auch was die Polarisation, die Reflexion und die Brechung anbe langt, so daß der Entdecker meint, man könne die Strahlen elektrischer Kraft vielleicht als Lichtstrahlen von sehr großer Wellenlänge bezeichnen. Der wissen schaftliche Wert dieser Entdeckung dürfte in erster Linie darin bestehen, daß sie geeignet ist, Zweifel an der Identität von Licht, strahlender Wärme und elektro-dynamischer Wellenbewegung zu beseitigen. Ueber den technischen Wert der Entdeckung werden uns wohl die privilegierten Erfinder nicht allzulange in Zweifel lassen. — Ueber den wahren Grund der Zunahme der sogenannten Sachsengängerei macht der „Oberschlesische Anzeiger" ein Geständnis. Er begleitet die Mitteilung, daß die „Sachsenwerber" im Oppelner Kreise wieder gute Geschäfte machen, mit der Bemerkung: „Persön liche Erkundigungen in den umliegenden Ortschaften über den Grund der Wanderungssucht nach Sachsen haben die Antwort zur Folge: Man erhalte dort aus reichenden Lohn und erfreue sich besonders einer guten Behandlung." So lange das in Sachsen der Fall ist und in Oberschlesien nicht, werden alle Predigten und obrigkeitlichen Warnungen vor der Aufsuchung von Diensten in Sachsen nutzlos sein. — Dresden, 28. Januar. Die auf Veran lassung des Rates der Stadt Dresden von der Ver waltung der städtischen Gasfabriken in den neuen Häusern an der verlängerten Kreuzstraße und Ring straße veranstaltete Ausstellung von Gasverbrauchs gegenständen hat neuerdings eine Vollständigkeit erreicht, die bei der Reichhaltigkeit und Verschieden artigkeit der Ausstellungsobjekte nunmehr einen systematischen Ueberblick ermöglicht. Ihr Hauptzweck, die Verwendung des Gases zu industriellen und hauswirtschaftlichen Zwecken so erschöpfend als mög lich und auch Praktisch vor Augen zu führen, ist in der That erreicht und wird im Laufe des nächsten Halbjahres (so lange wird die Ausstellung geöffnet bleiben) durch Zuziehung von neuen gastechnischen Erfindungen und Einrichtungen noch vervollkommnet werden. Daß das Unternehmen zeitgemäß ist und einem wirklichen Bedürfnis entspricht, dies zeigt der rege Besuch der Ausstellung und das lebendige In teresse, welches man ihr nicht blos in gewerblichen Kreisen, sondern auch von privater Seite in reichem Maße eutgegenbringt. Neben dem Geschäftsmann, der die Errungenschaft der Gastechnik seinem Klein betriebe mit möglichstem Vorteile dienstbar zu machen sucht, sind es Angehörige der besten Stände, die sich über die zahlreichen zweckdienlichen Einrichtungen unterrichten wollen, welche die Ausstellung in den mannigfaltigsten Systemen und Anwendungen, sei es zur Beheizung oder Beleuchtung von Wohnzimmern oder Arbeitsstätten, sei es zur praktischen Anwendung im Dienste der häuslichen Wirtschaft u. s. w. Mit ebensolcher Befriedigung, wie auf den regen Besuch, darf die Verwaltung der städtischen Gasfabriken auch auf den geschäftlichen Erfolg blicken, da die Ausstellung bereits zu zahlreichen und namhaften Kaufabschlüssen geführt hat. Die Vermittelung der Kaufgeschäfte erfolgt durch die Verwaltung der städtischen Gasfabriken, in deren Vertretung jederzeit ein Beamter zur Entgegennahme von Aufträgen an wesend ist. Die Zahl der Aussteller beziffert sich auf etwa 30, welche ungefähr die dreifache Anzahl von Firmen der verschiedenen Fabrikationszweige in nicht. Ihre Seele war tiefbewegt, und die Kniee beugend, sank sie vor dem Bette ihres Kindes nieder. Mit beiden Arinen umschlang sie dabei die kleine in duftige Stoffe gehüllte Gestalt und die heißen Lippen der jungen Mutter drückten sich leidenschaft lich innig auf das zarte, lächelnde Gesichtchen: „Ich bin so glücklich, mein Gott," hauchte sie dabei. „Und ich danke Dir aus überströmendem Herzen für all das Schöne und Herrliche, mit dem Du mich begnadet! Erhalte mir auch, was Du mir in Deiner Barmherzigkeit gegeben und mache mich immer würdiger der bevorzugten Stellung, zu der mich die Liebe eines guten, braven Mannes erhoben." „Lucie!" flüsterte es da an ihrem Ohr und auf blickend schaute sie in das schöne Antlitz des Gatten, der, besorgt um die geliebte Frau, nach ihr gesucht hatte und sie hier endlich fand. „Meine liebe, teure Lucie", wiederholte er tief bewegt und legte seinen Arm um ihre Taille. „Aber wie blaß Du aussiehst, mein trautes Weib! Ach, ich habe gleich gesagt, wir hätteu die Festlichkeit noch aufschieben sollen — nun macht Dich der Wirrwarr im Schlosse ganz nervös!" „Mein Gott, die Kleine ist ja schon ein halbes Jahr alt," erwiderte sie lächelnd. Ucberdies höre ich ja auch nichts von dem ganzen Trubel. Als „Taufmama" muß ich ja sittig, nachdem der feier liche Akt in der Kirche vorüber, im verborgensten Winkelchen verschwinden. Und doch," setzte sie ernst hinzu, „habe auch ich heute — wider jede Etikette — sogar Herrenbesuch empfangen: Der Justizrat ist bei mir gewesen. Er kam, um mich endlich über Gasmaschinen und Gasapparaten Deutschlands ver treten. Ihrer hauptsächlichsten Bestimmung nach lassen sich die ausgestellten Gegenstände in vier große Gruppen einteilen, und zwar: sür Maschinenbetrieb, für Beleuchtung, für Heizung und für hauswirtschaft liche Zwecke. Hervorragend vertreten sind die Gas kraftmaschinen, die für den Betrieb der Kleinindustrie heutzutage schon fast nicht mehr entbehrt werden können und deshalb immer weitere Verbreitung finden. Man sieht an den ausgestellten Motoren, daß sich die Maschinentechnik ernstlich bemüht hat, die Gas kraftmaschinen in ihrer Konstruktion auf eine Stufe zu bringen, welche ihre Verwendung zum Betrieb von Arbeitsmaschinen im Kleingewerbe und zu Zwecken der elektrischen Beleuchtung in bequemster, billigster und zuverlässigster Weise ermöglicht. Man findet Gaskraftmaschinen ausgestellt, die auf mehr als 90 Ausstellungen Preise davongetragen und im In- und Auslande die allseitigste Anerkennung gefunden haben. Neben der Verwendung des Gases zur Dampferzeu gung spielt auf der Dresdner Ausstellung das Be leuchtungsfach eine große Rolle. Hier tritt so recht der wohlthätige Einfluß zu Tage, den die Konkurrenz des elektrischen Lichtes auf die Verbesserung und auf die billigere und rationellere Verwertung des Gas lichtes hervorgerufen hat. In hohem Grade aner kennenswert, ja überraschend sind die Erfolge der Technik um das Bestreben, dem Leuchtgas neben dem elektrischen Bogenlichte seine Existenzberechtigung zu erhalten, ja sogar ihm in vielen Beziehungen den Vorzug zu sichern. Von vielem Interesse ist eine Anzahl Apparate zur Feststellung nnd Regulierung des Gasverbrauchs. Um den Ausstellern, wie dem Publikum die Möglichkeit zu bieten, gleich an Ort und Stelle Untersuchungen über die Beschaffenheit der Gas flammen, der Brenner rc. hinsichtlich der Lichtstärke vornehmen zu können, ist ein Dunkelzimmer eingerichtet und in demselben ein Apparat zur Bestimmung der Lichtstärken (Bnnsen's Photometer) aufgestellt, mittelst dessen jedermann Lichtmessungen selbst vornehmen und sich über die Richtigkeit der behaupteten Wertbestim mungen bezüglich der Leuchtkraft aus eigener Anschau ung ein Urteil bilden kann. Als dritte Hauptgruppe lassen sich die der Zimmerheizung dienenden Apparate zusammenfassen, die man in Gestalt aller möglichen «Systeme von Gas- und Coaksöfen in großer Mannig faltigkeit ausgestellt findet. Bei den Gasöfen findet man das Nöhrensystem und das englische Kaminofen- system mit strahlender Wärme nach unten am zahl reichsten vertreten. In dieser Abteilung der Ausstel lung ist auch dem Zentralheizungssystem sür Heiß wasser mit Coaksfeuerung eine Stelle eingeräumt. Um die Verwendung des Gases zu hauswirtschastlichen Zwecken zu veranschaulichen, ist eine große Anzahl der verschiedensten Apparate ausgestellt, wie Gasplätten, Gaskocher und Gasherde, Bratvfeu, Badeöfen rc., in den neuesten und bewährtesten Konstruktionen. Alles in allem bietet die Ausstellung ein hochinteressantes Bild über den Stand der heutigen Gastechnik und ist wohl dazu angethan, die Aufmerksamkeit auch weiterer Kreise auf sich zu lenken. — Um die in Zwi ckau neuerrichtete Stelle eines Stadtgärtners, welche mit einem Gehalt von 1800 Mark dotiert ist, haben sich über 100 Personen be worben. — Meerane, 29. Jan. Gestern abend fand man den 86jährigen Weber Christian Eugen Steuden in seiner am Pfarrberg hier gelegenen Wohnung er stickt auf. Derselbe, bereits längere Zeit kränklich, hatte schon vor mehreren Wochen die Absicht geäußert, sich das Leben nehmen zu wollen. Er hatte sich zu das Geschick Deiner — Deiner früheren Braut zu beruhigen." ÄllOlk!" „Still, still, Teurer! Aus mir spricht nicht die Eifersucht; ich weiß ja lange, daß mir Dein Herz allein gehört. Aber eben deshalb peinigte mich oft der Gedanke, daß eigentlich die Liebe zu Dir das Fundament gewesen zu all dem grenzenlosen Verderben, das Hilda Stettmüller über sich gebracht!" Sie seufzte und ihren Kopf an Leos Schulter legend, setzte sie hinzu: „Wie gerne hätte ich ihr Leben noch in andere Bahnen gelenkt, den Schandfleck von dem Namen dieser Frau geuvmmeu, aber ich vermochte es ja uicht. Nun ist es auch zu spät!" „Zu spät!" Lucie neigte den Kopf. Eine Thräne rollte wieder über die blasse Wange der jungen Frau. Dann aber zog sie den Gatten von der Wiege fort in das Nebenzimmer. Und hier erzählte sie ihm von dem Sterben der schönen Hilda und dem Heim gang ihres Gatten. — Lange, lange saßen die Tief bewegten nun noch schweigend neben einander, bis es endlich Lucie war, die den Gatten daran mahnte, daß er heute, an dein Ehrentage seines Kindes, andere Pflichten zu erfüllen habe, als die, welche die Toten aus unsere Schultern legen. 4- -i- Das Fest war vorübergegangen, wie alles vorübergeht im Leben. Auch der letzte Gast, außer den Guntruns und der Doktorin, hatte das Schloß verlassen. Diese aber beabsichtigten noch längere Zeit auf Bergenhorst zu verweilen. diesem Zwecke gestern in seiner Stube eingeschlossen, indem er die Thür noch besonders mit einem Strick zuband, und dann eine Quantität Preßkohlen und Stroh auf dem Fußboden in Brand gesteckt. Vorher aber hatte er in die Mauer des Gemachs ein in die nebenan gelegene Stube seines Schwiegersohnes und seiner Tochter führendes Loch gebohrt, dasselbe mit Stroh ausgestopft und letzteres angezündet, wahrschein lich in der Absicht, das Haus in Brand zu setzen. Der Grund zu letzterer That, deren Folgen indessen glücklicherweise durch das vorzeitige Verlöschen des Strohes vereitelt wurden, scheint häuslicher Unfrieden gewesen zu sein. — Thum. Betreffs des hier ausgeführten Postdiebstahls wird bekannt, daß am folgenden Morgen die Fußspuren des Flüchtlings in dem frischgefallenen Schnee verfolgt wurden. Dieselben führten bis in die Nähe der Wohnung eines Briefträgers, welcher verhaftet wurde und die Begehung der That bereits eingestanden hat. Das Geld wurde unversehrt vor einem fremden Hause ausgefundeu. — Dippoldiswalde. Bei einer Tanz musik zu Berreuth kam es vergangenen Sonntag zwischen den Dienstknechten Holfert und Kaiser zum Streit, wobei der erstere vou einem hinzugeholten Dritten, dem Dienstknecht Natschke, mit Messerstichen am Kopfe arg zugerichtet wurde, während noch mehrere Stiche den Ueberzieher zerfetzten. Der Ueberfallene befindet sich im Krankenhause, während der Thäter gefänglich eingezogen wurde. — Königstein. Zu Ehren des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers wurde am 27. Januar mittags von der Festung aus, nach der Paroleausgabe, ein donnernder Salut gelöst. Die Kanonenschüsse weckten im Elbthale einen majestätischen Widerhall. — In Wurzen beging der Schuhmachermeister Gottlieb Röhr sein 50jähriges Meisterjubiläum. Ausruhen von der Arbeit kann der brave Veteran der Arbeit aber auch jetzt noch nicht, denn trotz em sigsten Schaffens erwarb er keine Glücksgüter, die ihm ein sorgenfreies Alter gestatteten. — Görlitz. Ein grauenerregender Vorfall hat sich hier kürzlich ereignet. Das Dienstmädchen Anna Hanke, mit dem Putzen der Scheiben eines im zweiten Stock belegenen Fensters in einem Hause am Demiani- platz beschäftigt, glitt aus uud schlug herabstürzeud mit dem Kopf so unglücklich auf die Tottoirplatte auf, daß der Schädel zerschmettert wurde. Der Tod trat auf der Stelle eiu. Das zwanzigjährige Mäd chen ist ein Opfer eigener Unvorsichtigkeit geworden, denn entgegen dem erhaltenen Befehle hatte dasselbe das Fensterbrett betreten und so die Fenster geputzt, anstatt sie auszuheben. Z Eine recht gefährliche Eisenbahnfahrt hat dieser Tage ein Wichsehändler aus Asbach in Thüringen ausgcführt, indem er seine Heimreise nach Wernshausen mit dem abends 90-c Uhr von Eisenach abgehenden Werrabahnzuge in der Weise bewirkte, daß er unter einen Personenwagen kroch und sich dort auf die Bremsvorrichtungen legte. Auf drei Querstangen ruhten Kopf, Kreuz und Füße, während er sich an den zu beiden Seiten angebrachten Längsstangen mit den Händen festhielt. In dieser gefährlichen Lage ist der selbe bei grimmiger Kälte die ganze Strecke unbemerkt gefahren, bis ihn ein Bremser bei Prüfung der Achsen bemerkte. Mit Hilfe einiger schnell herbeigekommener Personen wurde der fast steif gefrorene Fahrgast in ein Bett gebracht. Am anderen Morgen, nachdem seine Personalien festgestellt, trollte er zu Fuß seiner Heimat zu. Die verwegene Fahrt dürfte aber noch ein Nach spiel sür ihn haben. Frau Hillmann hatte bis auf weiteres ihre Wohnung in Breslau geschlossen und Herr von Guntrun 86n. ließ seinen lieben Guntrunshof unter der Aufsicht eines durchaus gewissenhaften und tüch tigen Inspektors. Er wußte sein Hab und Gut so wohl gebor gen, daß er sich hier getrost nur der Freude an seinen beiden Enkelkindern hingeben konnte. Beson ders der künftige Erbe von Bergenhorst, Curt von Guntrnn-Bergenhorst war sein ganzer Verzug, und der niedliche Bursche konnte dem Großpapa im wahren Sinne des Wortes auf dem Kopf herum tanzen. — Vierzehn Tage waren verrauscht, seitdem die kleine Letztgeborene im Schlosse in die Gemeinschaft der Christen ausgenommen worden und in der Taufe die Namen Anna Vera Lucie erhalten hatte, als die kleine Gesellschaft der Verwandten in der Veranda saß und bemeinschaftlich den Kaffee einnahm. Man war dabei in der heitersten Laune und Curt machte einen solchen Höllenspektakel, daß sich Tante Emma bereits entrüstet beide Ohren zuhielt. Da trat der alte Haushofmeister, der sich noch immer in seiner gewohnten Stellung sah, an den Schloßherrn heran und flüsterte ihm — sichtlich erregt — ein paar Worte zu, die Leo sofort ver anlaßten, sich zu erhebe» und in das Innere des Schlosses zu eilen. (Schluß folgt.)'