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LKtM-WEtMMM früher Wochen- nnd Nachrichtsblott zugleich KtschW-Azeiger siir HoWorf, RsW, Bernskrf, RiiÄorf, St. Wie«, Heim «Port, Marieioni ««ö Miilsen. Amtsblatt für den Stadtrat ;« Lichtenstein. —-— ————— »s. Jahrgang. — Nr. 17. Sonntag, den 20. Januar 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (nutzer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark SS Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!- Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergcspaltens Korpuszeile oder deren Naum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekaNNtmachMg. Den hiesigen Fuhrwerksbesitzern wird empfohlen, beim Befuhren der hiesigen Gottesackergasse wegen deren Enge das Nmlenkcn wo möglich ganz zu vermei den oder doch mit möglichster Vorsicht zu bewirken, damit die dabei zeither, ins besondere am Hause Nr. 114. Cat. vorgekommenen Beschädigungen vermieden werden. Werden durch das Umlenken Hausbeschädigungen bewirkt, so sind die selben selbstverständlich vom Geschirrfiihrec zu vergüten. Lichtenstein, den 18. Januar 1889. Ter Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 18. Januar. Der Reichstag setzte heute die Beratung des Post etats fort. Auf eine Anfrage Lerche's erklärte Post direktor Fischer, daß von einer Aenderung der Ein kommensverhältnisse der Postsekretäre nichts bekannt sei. Dr. Baumbach fand die Zahl der Hilfsbeamten gegenüber der Zahl der etatmäßig angestellten Beam ten zu groß und wünscht eine Vermehrung der etat mäßigen Stellen. Staatssekretär Dr. v. Stephan erwiderte, daß die Postverwaltung diesem Wunsche bereits zu ent sprechen suche. Rickert fand, daß das Mißverhältnis der Hilfs beamten zu den etatmäßigen bei der Post größer sei als bei irgend einer anderen Verwaltung. Man sollte dann wenigstens die Hilfsbeamten besser bezahlen. Postdirektor Fischer erklärt daraufhin, gerade im vorliegenden Etat sei für eine größere Zahl von Beamten die definitive Anstellung vorgesehen. Auf eine Bemerkung Baumbachs erwiderie Staats sekretär v. Stephan, die Ermittelungen der Ver waltung hätten ergeben, daß in Fällen von Verun treuungen niemals eine durch Gehaltsverhältnisse be dingte Notlage der Beamten vorgelegen habe. Er gab ferner eine Uebersicht über die Ausdehnung der vor handenen Fernsprecheinrichtungen, woraus zu entneh men ist, daß Berlin gegenwärtig das ausgedehnteste Fernsprechnetz der Erde besitzt. Es werden heute schon täglich 500000 telephonische Gespräche in Deutschland geführt, die mindestens 1 Million Briefe entbehrlich machten. In nicht zu ferner Zett werde vielleicht der Verkehr mit ganz anderen Leitungsmitteln eingeführt werden können. Die Verwaltung behalte alle neuen Erfindungen im Auge. Er bitte das Haus, ihr seine Mithilfe nicht zu versagen. Das Gesantt- ordinarium wurde hierauf unverändert angenommen. — Bei den einmaligen Ausgaben für Postneubauten werden die von der Kommission vorgeschlagenen Ab striche allenthalben genehmigt. Bei den Einnahmen wünscht Schulz-Lupitz die Vervollkommnung des Landbestellwesens. Staatssekretär v. Stephan wünscht, daß durch Chausseebauten eine bessere Postbeförderung unterstützt werde. Die Kommission beantragt, die Petition des Gemeindevorstandes in Cotta (der dortigen Postanstalt die Bezeichnung Dresden-Cotta beizulegen und für die zwischen Cotta und Dresden versandten Briefe die Taxe für Ortsbriefe einzuführen) der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Abg. Ackermann begründet eingehend die Pe tition und empfiehlt dieselbe warm dem Wohlwollen der Verwaltung. Dr. v. Stephan ist für Kenntnisnahme. Es handle sich um lokale Verhältnisse, über welche er sich nicht ohne weiteres erklären könne. Bebel verlangt Einführung des 5 Pf.-Portos für Dresden und Umkreis von 5 Meilen. Dr. v. Stephan antwortet, das würde eine Umwandlung der ganzen Organisation des Posttarifs erfordern. Abg. Klemm empfiehlt dringend die Petition unter Hinweis auf das Wachstum Dresdens. Dr. v. Frege verteidigt gegenüber einer Be merkung Stephans die frühere sächsische Postvcrwal- tung. Der Antrag auf Kennisnahme wird hierauf angenommen. Zu der Petition des Vorstandes des deutschen Buchdruckerei-Vereins in Leipzig um Herabsetzung des Portos für Drucksachen im Gewicht von über 50 bis 100 Gramm beantragt die Kommission gleichfalls Kenntnisnahme, Abg. Baumbach Erwägung. Der Antrag auf Kenntnisnahme wird angenommen und der Etat der Reichsdruckerei unverändert genehmigt. Hammacher beklagt die Konkurrenz, welche die Reichsdruckerei der Privatdruckerei namentlich in der Herstellung von Aklien-Obligationen rc. mache. Bundeskommissar Fischer erwidert, die Reichs druckerei übernehme auf Grund eines bestimmten Ge schäftsstatuts Privatarbeiten nur in demselben Rahmen, wie die frühere preußische Staatsdruckerei. Morgen Fortsetzung der Etatberatung Tagesereignisse. — Lichtenstein, 19. Januar. Der „Hambur gische Korrespondent" schreibt u. a. über dieAmberg- schen Vorträge: „Wohl fehlt es nicht an gelegent lichen, auch durch Experimente unterstützten Vorträgen über einzelne Materien aus dem Gebiete der Natur wissenschaften, aber diese genügen dem vorhandenen Bedürfnisse doch nur in beschränktem Maße. Um so mehr Anerkennung verdienen die Bemühungen des in Hamburg wohlbekannten Physikers Herrn Amberg, die interessantesten und neuesten Erscheinungen auf den verschiedenen Gebieten der Physik einem größeren Publikum durch belehrendes Wort und Experiment im Zusammenhänge vorzuführen. Was den Vortrügen des Herrn Amberg besonderen Reiz verleiht, sind die Eleganz uno Leichtigkeit, mit der er seine Experimente vorführt, und die sowohl durch langjährige Uebnng und großes Geschick als auch durch ausgezeichnete Apparate, wie sie kaum ein physikalisches Kabinett besitzt, ermög licht werden. Auf diese Weise werden Amberg's Vor träge nicht blos zu einer Quelle reicher Belehrung, sondern gewähren auch eine geistvolle Unterhaltung und eine prächtige Augenweide. Man glaubt sich dabei in das Kabinett eines mächtigen Zauberers versetzt, dem die Geister auf einen Wink gehorsam sind, und auf dessen Geheiß sie vor unsern Augen die wunderbarsten Dinge verrichten." Wir machen deshalb jedermann auf den Besuch der am Dienstag, den 22 d. M., beginnenden Vorträge des Hrn. Amberg aufmerksam und wolle sich niemand die schöne Gelegenheit entgehen lassen, etwas wirklich Lehrreiches zu sehen und zu hören. *— Der heute vormittag hier eingctretene Regen, dem sofort Glatteis folgte, machte den Verkehr auf den Straßen und Plätzen zu einem recht unbequemen, so daß Zuflucht zum Sandstreueu genommen werden mußte. Nachmittag trat Schnecwetter ein. — Heute Sonntag findet in Bad Hohenstein ein Konzert statt, auf das wir unter Hinweis auf die betr. Anzeige in der gestrigen Nummer unseres Blattes besonders aufmerksam machen wollen. — Achtzehn Jahre liegen hinter uns, seit in dem Spiegelsaale zu Versailles, umringt von den Vasallen und Vertretern der deutschen Throne, Wilhelm der Siegreiche die Kaiserwürde annahm. Eine Summe vou Empfindungen durchdringt uns bei der Erinne rung an das damalige politische Wiederauferstehen unsrer Nation. Wie wir die Errungenschaften jener großen Zeit festzuhalten haben, lehrt uns täglich der kaiserliche Enkel jenes Helden, Wilhelm II. Unter seiner thatkräftigeu Führung tritt das deutsche Reich in das neunzehnte Jahr seines Bestehens. Möge der Geburtstag unsres deutschen Kaiserreiches uns an die Pflicht erinnern, das nationale Bewußtsein als ein Gut von allerhöchstem Werte mit allen Opfern zu behaupten. — Die Mordthat der Schach'schen Eheleute in Dresden hat nun auch noch ein zweites Opfer, wenn auch indirekt, gefordert. Ein im Hause der That wohnender, in den 40er Jahren stehender Privatlehrer ist infolge der Aufregung, die ihn nach Bekanntwerden der Mörder befallen hat, am Nervenfieber erkrankt und an demselben verstorben. — Abermals durcheilt die Kunde von einer frevelhaften Unterschlagung Leipzig. In diesem Falle ist es nicht ein Mann, der sich wie der durch- gebrannte Hahnemann vom Laufburschen bis zum Prokuristen emporgearbeitet hatte, sondern ein aus einer hochangesehenen Familie stammender Reserve offizier, Namens Bayer, der in der Kautschukstempel fabrik von Oskar Sperling als Prokurist angestellt war. Die Unterschlagungen, deren sich Bayer schuldig gemacht hat, belaufen sich auf etwa 30000 Mk. und reichen in die letzten vier Jahre zurück. Bayer ist bereits verhaftet. — Anfang Oktober 1885 hat nach dem „Dr. Tgbl." Bayer die Kasse übernommenuno schon gegen Ende Oktober desselben Jahres beginnen die Unterschlagungen. Sein Vater lebt gegenwärtig als pensionierter Generalmajor in Dresden, während seine Mutter vor einiger Zeit gestorben ist. Seine Frau ist die Tochter eines Geheimen Hofrats in Freiburg. Schon im Hinblick auf diese Familien verhältnisse B.'s glaubte Herr Sperling demselben Vertrauen schenken zu dürfen, und er nahm daher auch keinen Anstand, vor zirka 2 Jahren ihm Pro kura zu erteileu. Im Mai vorigen Jahres brach in der Sperlingschen Fabrik Braud aus, dessen Ent stehungsursache damals jedermann rätselhaft erschien. Derselbe ist merkwürdigerweise in dem im Lagerraum befindlichen Skripturen- und Belegekasten ausge brochen und ein Teil der Portobücher, sowie der Frachten- und überhaupt der Kassenbelege durch das Feuer vernichtet worden. Durch diesen Umstand sind die gegenwärtigen Revisionen der Bücher außeror dentlich schwierig geworden. Der Defraudant befindet sich seit einigen Wochen in Haft, aus der ihn ein von seinem Vater au den König gerichtetes Bittge such nicht zu befreien vermocht hat. — Oelsuitz i. E., 18. Januar. Von verschie denen Seiten wird mitgeteilt, daß heute früh 3 Uhr 29 Minuten hier ein Erstoß wahrgenommen worden ist. (Wir haben nichts gespürt. D. R.) — Am Donnerstag nachmittags in der fünften Stunde verunglückte auf der von Callenberg nach Laugenchursdorf führenden Straße die Frau des Gutsbesitzers St. in Langenchursdvrf, indem das Pferd des von ihr allein geleiteten Gefährtes Plötzlich scheute, wobei der Wagen umgeworfen, die Deichsel abgebrochen und die Insassin herausgewvrsen wurde. Die^Frau trug mehrere Verletzungen am Kopfe davon. Durch das flüchtige Pferd wurde das Pferd eines entgegenkommenden Wagens ebenfalls scheu und brach auch an diesem Wagen die Deichsel ab. In dessen wurde weiterer Schade» durch die Energie des Führers verhütet. — Werdau, 16. Jan. lieber die Entstehung des Namens der Stadt Werdau (bis in dieses Jahr hundert auch noch „Werda" genannt) berichtet die Legende folgendes: „Ein gewisser Bischof, Namens Egidius, soll zu der Zeit, als die Gegend noch Wald