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WMi-UckUrWMt Wochen- und Kachrichksblall zugleich Ceschiifts-Alljkijitr siir hohuhorf, NöSlitz, Pcrliskrf, »iiisilsrf, St. Wien, Hctürichsoit, MmitHün lü-d Miilskii. Amtsblatt für deu Sta-trat zn Lichtenstein. Jahrgang. Nr. 3. Freitag, den 4. Januar. 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (anher Sonn-und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige.— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpnszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LanSrerrterr fällig! Montag, Sen 7. Januar, nachmittag 3 Uhr soll die Anlieferung von IVO cdiu. Steinen aus den Lobsdorfer Brüchen, gir Beschüttung des Michelner Weges, im hiesigen Schützenhaus an die Min- wstsordernden vergeben werden. Lichtenstein, den 3. Januar 1889. Die städtische Banverwaltung. Tagesereignisse. — Lichtenstein, 3. Jan. Heute herrschte eine empfindliche Kälte, so daß der Thermometer, welcher früh 7 Grad Reaumur zeigte, sogar während des Mit tags nur einige Grad zurückging. — Welcher Ort auf Erden hat zuerst Neujahr? Bei uns beginnt das neue Jahr 1889 mit Dienstag den 1. Januar nachts 12 Uhr. Hu derselben Zeit zählt man in Philadelphia, Vereinigte Staaten, erst 31. Dezember 1888, abends 6 Uhr, und in San Franzisko gar erst 3 Uhr nachmittags. Wenden wir uns dagegen nach Osten, nach Asien hin, so finden wir, daß uni dieselbe Zeit, als bei uns „Prosit Neujahr!" gerufen wird, Kalkutta iu Ostindien es bereits 5 Uhr, in Sidney in Australien 9 Uhr, auf Neuseeland gar 11 Uhr am Morgen des Neujahrs tages ist. Neuseeland ist auch derjenige Punkt der Erde, an welchem man das Neujahr zuerst feiert. Insbesondere kann man die zu Neuseeland gehörige, ostwärts gelegene Insel Chatam, die Neujahrsinsel als diejenige bezeichnen, wo zuerst auf der ganzen Erde die Mitternachtsstunde des neuen Jahres eintritt. — Auf den sächsischen Staatseisenbahnen erhalten diejenigen Vereine und Genossenschaften (weltliche und geistliche), welche sich statutenmäßig in Ausübung freier Liebesthätigkeit der öffentlichen Krankenpflege widmen, Fahrpreisermäßigungen in der Art, daß bei Reisen der Vorstandsmitglieder uni der Krankenpfleger bezw. der Krankenpflegerinnen bei Benutzung der III. Wagenklasse aller Züge nur der Militärfahrpreis und bei Benutzung der II. Wagenklaffe aller Züge nur der Fahrpreis einfacher oder Rückfahrkarten lll. Wagen klasse für Personenzug erhoben wird. Mit den Königl. preußischen und den Königl. bayerischen Staatseisen- bahnverwaltungen ist vereinbart worden, daß lei Reisen der Angehörigen dieser Vereine und Genossenschaften denselben die auf jenen Bahnen eingeführten Vergün stigungen gewährt werden, ebenso wie dies bei Reisen von Angehörigen preußischer und bayerischer Vereine in Sachsen der Fall ist. — Von dem Reichskanzler-Amte ist der Betrag der im Jahre 1889 für die Natural-Verpflegung bei Einquartierungen zu gewährenden Vergütung für Mann und Tag a. bei voller Tageskost mit Brod auf 80 Pf., ohne Brod aus 60 Pf., b. bei Mittagskost mit Brod auf 40 Pf., ohne Brod auf 35 Pf., o. bei Abendkost mit Brod auf 25 Pf., ohne Brod auf 20 Pf., ck. bei Morgenkost mit Brod auf 15 Pf., ohne Brod auf 10 Pf. festgesetzt worden. — Das Pfändungs-Pfandrecht, welches durch An legung von Siegeln oder sonstigen Zeichen an den im Gewahrsam des Schuldners belassenen Sachen ent standen ist, geht nach einem Urteil des Reichsgerichts, I. Straf-Senat, vom 25. Oktober v. I. sowohl im Geltungsbereich des gemeinen Rechts als auch in dem des Preuß. Allg. Landrechts nicht durch das Abhan denkommen der Pfandzeichen verloren, und die vor sätzliche Entziehung dieser mit den Pfandzeichen nicht mehr versehenen Sachen aus der Verstrickung ist aus ß 137 d. St,-G.-B. zu bestrafen. — Jahr 1889 wird sich mit einem für die Religi- stchte der Stadt Leipzig hochwichtigen Iu«- binden. Durch den Tod des Landesherrn /s des Bärtigen, am 17. April 1539, rde alsbald nach dessen Hinscheiden durch und Nachfolger, Herzog Heinrich dem Reformation eingesührt. Am 23. Mai begannen die ersten Festlichkeiten des Resormations- werkes in Leipzig, wozu auch der Kurfürst mit seinem Hofprediger Mykonius, Luther, Melanchthon, Justus Jonas nebst anderen berühmten Theologen, vielen Herren und Edelleuten eingetroffen war. Am ersten Pfingstfeiertage fand der erste protestantische Gottes dienst statt, wobei Jnstus Jonas, weil Luther an hef tigem Kopfschmerz litt, in der Thomaskirche die Vor mittags-Predigt hielt. Dafür predigte Luther am Nach mittag beim Bespergottesdienst. Gewaltig sprach zum Herzen des Volkes, daß der Gottesdienst zum ersten Male in nur deutscher Zunge, frei von allem Latein und unverständlichen Einschaltungen stattfand, so oaß jedermann ihm mit Verständnis beiwohnen konnte. Freilich fehlte es nicht an Demonstrationen der Gegen partei, zu welcher auch der Rat und die Universität gehörten. Zwickau. (Oeffentliche Verhandlung vor dem Königl. Landgericht.) Der 1834 in Lichtenstein ge borene, in Callnberg wohnhafte Handarbeiter August Friedrich Rosenzweig wurde überführt, anfangs No vember d. I. dem Schankwirt Hauschild in Lichtenstein 10—12 Paar Strümpfe gestohlen zu haben und des halb unter Berücksichtigung seiner Rückfälligkeit und Unverbesserlichkeit zu einer Zuchthausstrafe von 1 Jahr 3 Monaten verurteilt und der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre für verlustig erklärt. — Glauchau, 2. Januar. Heute, Mittwoch früh in der 3. Stunde entgleiste zwischen Schön- börnichen nnd hier in einem von Zwickau kommenden Güterzug infolge Radbruches ein Güterwagen. Es wurde dadurch das eine Geleise 6 Stunden gesperrt, bis Hilfsmaunschaften aus den Chemnitzer Haupt werkstätten den Wagen wieder in's Geleise gehoben hatten. Währenddem wurde der Zugsoerkehr auf genannter Strecke eingeleisig vermittelt. — Seit vergangenen zweiten Weihnachtsfeiertag hat sich der Strumpfwirker Albin Hallbauer aus dem Stadtkrankenhause zu Limbach entfernt und ist bisher dessen Aufenthaltsort nicht zu ermitteln gewesen. Der au Verfolgungswahnsinn leidende Albin Hall bauer stammt aus Mülsen St. Micheln, hielr sich auch einmal eine Zeit lang in Oberhermsdorf bei Verwandten auf. Hallbauer, 27 Jahre alt, ist mittel groß, etwas schwächlich, trägt dunkelblondes, kurz ge schnittenes H""0 hat graue Augen, vollständige Zähne, Nase und Mund sind gewöhnlich und war bartlos. Bekleidet war Hallbauer mit rehbraunem Jaquett, gestrickter, dunkelgrüner Unterjacke mit Horn knöpfen, schwarzer Stoffhose, Lederschuhen mit Gummi einsatz, schwarzer Tuchmütze mit breitem Deckel und Lackschirm. Wahrnehmungen, die zur Auffindung des Hallbauer dienen könnten, wolle man dem Stadtrate zu Limbach mitteilen. — Jin Jahre 1888 beging die sächsische Militär zeitung „Kamerad" ihr 25jähriges Jubiläum. Das Blatt wurde im Jahre 1863 von einem Veteranen der sächsischen Armee, dem Gerichtswachtmeister F. W. Staub in Pirna gegründet, einem Mann, der um die Interessen des sächsischen Militärvereinswesens sich hohe Verdienste erworben hat und diesem durch sein Blatt ein Organ schuf, für dessen Gedeihen und Be stand er selbst die bedeutendsten Opfer nicht scheute. Als im Jahre 1873 der sächsische Militärvereinsbund gegründet und „Der Kamerad" zum amtlichen Organ des Bundes erklärt worden war, gewann das Blatt erhöhte Bedeutung. Jetzt darf ihm, bei seinem 25- jährigen Jubiläum, die rühmende Anerkennung ausge sprochen werden, daß es alle Bestrebungen zum Ge deihen der Kameradschaft Sachsens teils selbst in's Leben gerufen, teils werkthätig unterstützt hat. —- Am 1. Feiertage hatte Ortsrichter Willkomm in Pottschappel eine Postkarte erhalten, in welcher er aufgefordert wordeu war, binnen 4 Tagen 50 Mk. Geld an eine Säule der Bahneinfriedigung niederzulegen, widrigenfalls sein Haus in die Luft gesprengt werden solle. Auch war hinzu gefügt, der Bedrohte dürfe nichts hiervon sagen, sonst solle es noch schlimmer werden. Die Sache wurde für einen schlechten Witz gehalten, doch hatte die Gendarmerie es ernster ausgenommen, Wache ge halten und am frühen Morgen des bestimmten Tages an der bezeichneten Stelle einen ihr bekannten Hand arbeiter in verdächtiger Weise an dem bezeichneten Platz betroffen. Die weiter gegen denselben ange- stellten Untersuchungen müssen nun doch belastende Dinge zu Tage gefördert haben, denn wie man hört, ist der Manu der Königlichen Staatsanwaltschaft zugeführt wordeu. — Aus Anlaß des Jubiläums des „Vogtländ. Anzeigers" erhielten zwei Arbeiter der Druckerei, der Schriftsetzer Carl Künzel und der Drucker Julius Rascher, von welchen ersterer 44 Jahre und letzterer 21 Jahre im Geschäft von Wieprecht thätig ist, im Auftrage des Königl. Ministeriums des Innern die große silberne Medaille für Treue in der Arbeit. Z Gera. In der Nacht zum 1. Januar ist auf dem hiesigen Bahnhofe der Wagenputzer Queitsch beim Auswechseln von Güterwagen überfahren und am linken Beine, sowie am Kopf schwer verletzt wor den. Der Verunglückte wurde in das hiesige städtische Krankenhaus überführt. H Gera, 31. Dezember. Eine Anzahl Gäste ist neuerdings deshalb in Strafe genommen, weil dieselben in einem hiesigen Restauranr das sogenannte „Tippen" um hohe Einsätze gespielt haben. Bekannt lich ist nach einer Entscheidung des Reichsgerichts dieses Spiel unter solchen Verhältnissen als Glücks spiel zu betrachten. Dasselbe wurde übrigens auch früher schon als ein Hazardspiel angesehen, wenn es mit Variationen als „Schieben", „Hupp und Sprung" u. s. w. gespielt wurde. Vor dem reichsgerichtlichen Erkenntnisse wurden in den meisten Fällen an maß gebender Stelle nur solche Spiele zu den Glücksspielen gezählt, in denen kein „Trumpf" gemacht wird, in denen also das Glück vom Zufall abhängt. Z Halle, 2. Januar. Wie die Saalezeitung meldet, wurde in der Sylvesternacht zu Beesenlaub lingen die Witwe Leibling mit durchschnittenem Halse tot aufgefunden. Es liegt ein Raubmord vor. Z Berlin. Das für den wegen Gattenmordes zum Tode verurteilten, zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigten früheren Schlüchermstr. Gustav Hoffmann aus Lichtenberg eingelegte Gnadengesuch ist abgclehnt worden, wie der erste Staatsanwalt beim Königl. Land gericht II. hier dem Antragsteller, einem ehemaligen Hauswirt des Verurteilten, mitteilt. Es heißt in dem Bescheid, daß eine Prüfung der vorgebrachten Gründe erfolgt ist, diese aber eine Veranlassung zur Befür wortung höheren Oris nicht ergeben hat, so daß der Verurteilte die in lebenslängliches Zuchthaus umge wandelte Todesstrafe abbüßen muß. H Nürnberg, 2. Januar. Beim Schlittschuh laufen auf dem Donau-Main-Kanal ertranken hier- selbst fünf Knaben im Alter von etwa 1.5 Jahren.