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bücher, Vricstcucken und Notizbücher, 3 große Ocl- druckbilder mit Gotdrahmen, 59 Hocken und Papier pakete, Kleider und Wäsche enthaltend, 13 Sommer überzieher, 3 Gehröcke, 4 Damen-Jaquetts, 1 seidener Damenmantel, 1 dergl. Gummimantel, 6 Kindermäntel, 139 Herren- und Damenhüte, 72 Mützen aller Art, auch ein Paket neue Stoffmützen und viele andere Sachen von geringem Werte. — Am 17. ds. Bits, findet eine Mondfinsternis statt, auf welche, da sie auch bei uns sichtbar sein wird, wir die Aufmerksamkeit unserer Leser lenken möchten. Der Beginn der Finsternis ist am genannten Tage 5 Uhr früh, das Ende derselben 8 Uhr. Im Gegen satz zu der letzten Finsternis, die im Winter stattfand, und die sehr unbequem zu beobachten war wegen der großen Höhe, in der der Mond sich befand (er stand ungefähr in der Höhe des Polarsterns), wird die be vorstehende Finsternis, abgesehen von der allerdings etwas ungelegenen Zeit, sehr bequem zu beobachten sein, da bei Beginn der Mond sich etwa in der halben Höhe des Polarsterns und beim Ende sich schon sehr nahe am Horizont befindet. Die Finsternis ist eine partiale, die größte Verfinsterung beträgt ^/co des Monddurch messers. — Die deutschen Ferien-Kolonien im Jahre 1887. Insgesamt versorgt sind, gegen 15884 Kinder im Jahre 1886, 18259 Kinder im Jahre 1887. Hieran haben aber den größten Anteil die ziemlich einfachen, wenig kostspieligen Milchversorgungen mit Spaziergang, den nächstgrößten die Kinderheilstätten in Sool- und Seebädern, während die eigentliche unmittelbare und vollständige Sommerpflege während der Ferien, in Kolonien oder in ländlichen Familien, nur langsam steigt. Die Zahl der Pfleglinge ist nämlich 1887 gegen 1886 gestiegen in geschlossenen Ferienkolonien von 4416 auf 4810, in Familien von 2026 anf 2200, in Kinderheilstätten der Sool- und Seebäder von 5649 auf 6445, und in sogenannten Milchstationen von 3722 auf 4804. Die letzteren finden vorzüglich in großen Städten immer mehr Freunde, da die Erfahrung lehrt, daß selbst diese täglichen Ferienspaziergänge mit ihren Spielen im Freien und der regelmäßigen Milchgabe schon gute Früchte tragen. Beispielsweise wurden im Sommer 1887 in Berlin 792, in Bremen 288, in Dresden 420, in Düsseldorf 475, in Frankfurt am Main 300, in Köln 400 Kinder in dieser Weise versorgt. So verlockend diese Form der Fürsorge schon wegen ihrer Billigkeit ist — man kann mit geringeren Mitteln eine größere Anzahl berücksichtigen — so wird doch von allen Seiten hervorgehoben, daß sie der Unterbringung in Kolonien oder Familien nicht gleichwertig geschätzt werden darf, und daß doch nur die in geringerem Grade schwächlichen Kinder dazu genommen werden sollten. Anders stände es viel leicht um den Eintritt der kleineren, an Mitteln und Kräften schwächeren Städte in diesen gemein nützigen Kreis. Sic fänden in der bequemeren und billigeren Sammlung der schwächlichen Armenkinder zu Milchgenuß und gemeinsamem Spaziergang während der Hundstags-Ferien einen doch auch schon recht lohnenden Anfang. Zwei neue Rücksichten haben sich in das Gesamtgeschäst eingedrängt: für genesende und für besondere Ruhe bedürftige Kinder. Die ersteren dienen armen Kindern nach überstandener schwerer Krankheit, und man möchte wünschen, daß jeder Verein das ganze Jahr hindurch eine solche Station zur Verfügung hätte, um alle kleinen Genesenden erst recht zu kräftigen, bevor die Schule sie wieder in Anspruch nimmt und bevor sie sich in die knappen Hanshaltungsmittel wieder schicken müssen. Die Schloß Bergenhorst. Novelle von Maric Widdern. ------------- (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Dem Auge des Grafen war die Verlegenheit seines Beamten entgangen. Vertraulich legte er jetzt seinen Arm auf den des Generaladministrators und beide Herren gingen dann gemeinsam in das Haus. Hilda war nirgends zu sehen. Aber als man in das Stübchen trat, das die junge Dame der Blinden abgetreten, fiel der erste Blick des Grafen auf die Gestalt des schönen Mädchens. Dieselbe stand an einem kleinen Tischchen nahe dein Sorgenstuhl, auf dem die Blinde Platz genommen, nnd bereitete eine kühlende Limonade für ihren Schützling. Wieder, wie bei ihrem Besuch im Palmenhause, trug sie ein einfaches, weißes Mullkleid. Wieder lag in dem aschblonden, prachtvollen Haar eine weiße Rose und wieder machte dieses Kostüm die Aehn- lichkeit zwischen Prinzeß Vera und ihrer jungen Ver wandten zu einer mehr als frappanten. Aber diesmal war der Graf auf den Anblick vorbereitet. Er erschreckte — überwältigte ihn nicht. Im Gegenteil — m den mächtigen "stahlgrauen Augen leuchtete es wie freudig auf und rasch an das sich tief verbeugende junge Mädchen herantre tend, reichte er ihr seine Hand: „Haben Sie Dank für Ihre Mühen um die arme Kranke da", sagte er weich, „und seien Sie versichert, daß es niemanden giebt, der Ihre Menschenfreundlichkeit höher schätzen kann, als ich!" Niwesiaiioncn haben einen anderen Zweck. Wer die Ferienkolonie öfter besucht hat, wird bemerkt haben, daß mitunter einzelne Kinder an den lebhafteren Spielen oder weiteren Spaziergängen nicht teilnehmen dürfen: eine größere Anzahl solcher Kinder wird aber bereits von den untersuchenden Aerzten als ungeeignet für die Kolonie zurückgestellt. Zumeist sind dies Kinder mit Herzleiden, welche nicht angestrengt laufen und springen, sehr vorsichtig oder gar nicht baden sollen. Für diese Kinder haben nun Leipzig, Frankfurt a. M. u. s. f. eigene Kolonien errichtet. „In diese Kolonien", berichtet Direktor Thomas aus Leipzig, „verweisen wir alle die Kinder, welche einen Herzfehlerhaben oder ganz besonders schwäch lich sind. Solche Kinder halten sich meist in der unmittelbaren Nähe des Waldes auf, und es wird ihnen eine größere Anstrengung, sei es durch auf regende Spiele oder größere Spaziergänge, nicht zu- gemutet. Wollten wir solche Kinder, welche einer Kräftigung ihrer Gesundheit in höherem Grade be dürfen, auch während der Ferien in ihren engen und dumpfen Wohnungen belassen, indem wir sie einer Stadtkolonie zuwiesen, so würde ihnen nicht in dem Maße, wie es wünschenswert ist, geholfen werden können." Für größere Städte scheint diese Einrichtung einer besonderen Ruhestation leicht durch führbar und im Interesse der Herzkranken sehr em pfehlenswert. Schwerer schon ist die Fortsetzung der Pflege im elterlichen Hause den Winter hindurch, wenn sie dringlich erscheint, wozu es aber mitwirken der tüchtiger Frauen bedarf, und die schöne Ausdeh nung der Sommerpflege von den Ferien auf die ganze gute Jahreszeit, von Mai bis September, wenn edle Stifter ooer Stifterinnen wie in Bremen, Leipzig, Landsberg u. s. f. dafür den sonst verküm mernden Kindern der Armut ein Haus im Walde oder wenigstens anf hohem, trockenem Boden in freier, frischer Luft errichten. Lockendere Zwecke für einen umherblickenden, suchenden Opfersinn kann es heutzutage kaum geben. — Die Papierfabrikation des Erzgebirges hat sich in dem vergangenen Jahre wieder recht erfreulich entwickelt und auch hinsichtlich der Ausfuhr ganz erhebliches geleistet. So wurden im vorigen Jahre allein für 2299 Pfd. Sterl. Papier nach den Ver einigten Staaten ausgeführt. In der Zeit vom Januar bis Dezember betrug die Ausfuhr nach dem Auslande insgesamt 950461 Doppelzentner, während sie in derselben Zeit des Vorjahres nur 862447 Doppelzentner erreicht hatte. Die Ausfuhr an Holz stoff war nicht bedeutend, da dieser in Deutschland selbst rar war; man würde, wenn Holzstoff in grö ßeren Mengen erzeugt würde, iu England ein Ab satzgebiet finden, doch müßte dort die norwegische Konkurrenz bekämpft werden. - - Es haben Heuer wieder Laudtagswahlen statt zufinden und zwar sind 28 Abgeordnete zu wählen. Zur Erledigung kommen dabei 16 Sitze der konserva tiven, 3 der nationalliberalen, 8 der fortschrittlichen und 1 der sozialdemokratischen Partei. — Die Zeitschrift des Erzgebirgsvereins „Glück auf!" berichtet über alte Bäume im Erzgebirge. Eine Linde am Gottesacker zu Elterlein besitzt in 1 m Stammhöhe 3'!- in Umfang. Unter den Linden am Schießhause bei Schneeberg sind 3 mit einem Umfange (in 1 in Stammhöhe) von 4, 4V- und 5 in. Eine siebenästige Linde am Schießhans bei Schwarzenberg besitzt sogar einen Umfang von 7,5 in in gleicher Höhe. Bekannt sind die Linden zu Augustusburg und Anna berg, von denen die Sage berichtet, daß sie verkehrt eingepflanzt worden seien. Die Nieseutanne bei Grün- Die gesenkten Augen des Mädchens hoben sich — sie blickten unschuldig in das Antlitz des Grafen. „Ich thue einfach meine Pflicht —- das, was der Tochter des Mannes, dem Sie, Herr Graf, das Wohl und Wehe Ihrer Untergebenen anvertraut, zu thun geziemt." Es lag wieder eine hinreißende Innigkeit in den Worten des Mädchens. Selbst der Graf, den man allgemein einen großen Menschenkenner nannte, sah nicht die Maske, welche Hilda über ihr innerstes Sein gelegt, selbst er glaubte jetzt, daß der Aufent halt bei dem Mitglieds einer Brüdergemeinde Hildas Charakter geläutert, sie zu einem ganz anderen Wesen gemacht habe. Um so berechtigter war er zu dieser Ueberzeuguug, als auch die Blinde jetzt in einen Schwall von Lobsprücheu über ihre Pflegerin ansbrach, als sie immer und immer wiederholte: „Einen Engel, wie Fräulein Hilda, trüge die Erde zum ersten mal wieder, seit die schöne Gräfin Vera heimgegangen." Hilda hatte verschiedentlich versucht, die Rede der Alten zu unterbrechen. Ihr Erröten dabei — das ängstliche Heben der kleinen, weißen Händchen machten sie noch reizender, begannen die Schlinge, welche sie bereits über den Grafen geworfen, lang sam fester und fester zu ziehen. Der alte Herr verweilte nur kurze Zeit in dem Hause seines obersten Beamten. Aber er verließ es doch nicht eher, als — bis sich Hilda einer Einla dung zu erfreuen hatte, ihren Vater am nachmittag auf das Schloß zu begleiten. „Ich habe eine treffliche Bibliothek, Fräulein", hatte der Graf gemeint. thal (500 Jahre alt) ist leider im vorigen Jahre ab gestorben, dieselbe hat in einer Höhe von 1,4 m einen Durchmefser von 2,10 m. — Das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium hat der im Monat November vorigen Jahres einge weihten restaurierten Kirche in Mülsen Sk. Micheln eine neue Orgel im Werte von 4000 Mark bewilligt. — Dresden, 9. Jan. Auf Grund des Reichs gesetzes, den Verkehr mit Sprengstoffen betr., wurde heute der Guts- und Steinbruchsbesitzer Heinrich Hermann Scherber aus Laughennersdorf zu der exemplarischen Strafe von 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Der noch unbestrafte Angeklagte kam am 16. Juli v. I. von Lohmen nach Copitz gefahren. Ihm entgegen, etwas bergauf, fuhr ein von Freiberg kommender und nach Radeberg bestimmter, mit Dy namit beladener zweispänniger Wagen, der sich durch zwei schwarze Fahnen mit darauf befindlichen weißen „v" schon von weitem kenntlich machte. Vor der gefährlichen Ladung schritt der Polizeidiener Krebs und dieser hob als Warnungszeichen für den Ange klagten beide Arme fortgesetzt in die Höhe, rief Scherber'n auch, als dieser, der Warnung ungeachtet, im scharfen Trabe weiter fuhr, mit Stentorstimme die Worte „Dynamit!", „Pulver!", „Cigarre weg!" zu. Trotzdem fuhr der Angeklagte schnell und mit brennender Cigarre weiter nnd als der Polizeibeamte Krebs im Moment des Vorbeifahrens auf den Wagen Scherbers sprang, bedachte ihn Scherber noch mit groben Redensarten. Damit war der Thatbestand des erwähnten Vergehens gedeckt und bei Abmefsung der Strafe ging das Gericht noch über das Straf minimum von 3 Monaten Gefängnis hinaus. — Leipzig. An der Leipziger Börse bildete vor gestern die bei dem Bankhause Hammer L Schmidt vorgekommene Unterschlagung eines Beamten, wobei es sich um einen größeren Betrag handelt, vielfach den Gesprächsstoff. Das „Lpz. Tgbl." erfährt über den Vorgang folgendes: Der seit 27 Jahren in dem Bankhause Hammer L Schmidt angestellt gewesene Buchhalter Hahnemann, welchem seit einiger Zeit Kollektiv-Prokura übertragen war, hatte am Schluffe des vergangenen Jahres angeblich wegen Kränklich keit seine Stellung aufgegeben. Jetzt stellt sich nun heraus, daß Hahnemann schon seit längerer Zeit das seitens seiner Prinzipale in ihn gesetzte große Vertrauen anf das Schändlichste getäuscht hat, indem derselbe sich Defraudationen dadurch schuldig gemacht hat, daß er die bei ihm eiugegaugenen, in blanko gerierten Wechsel unterschlug und weiter diskontierte nnd den Erlös in seinem Nutzen verwendet hat, wobei er, um sein Verbrechen zu verdecken, in der raffiniertesten Weise Fälschungen und Rasuren in den Büchern vornahm. Unterschlagungen von Effekten oder baren Geldern haben aus dem Grunde nicht stattfinden können, da dem Hahnemann weder die Kasse, noch die Effektenbestände zugänglich waren. Die Summe der unterschlagenen Wechsel stellte sich, soweit bis jetzt festzustellen war, anf ca. 70,000 M., und dürfte dieser Betrag voraussichtlich nicht über schritten werden. Dem flüchtigen Verbrecher ist man bereits auf der Spur. — Leipzig, 10. Januckr. Der flüchtige Prokurist Hahnemann vom Bankhause Hammer L Schmidt in Leipzig ist in Port Said verhaftet worden. In seinem Besitze fanden sich noch ca. 70,000 Mark vor. — Ein aus Leipzig wegen Obdachlosigkeit in seine Heimath Halle polizeilich ^verwiesenes 14jäh- riges Mädchen legte den Weg von Leipzig bis Wei ßenfels auf dem Verdeck eines Güterwagens zurück. „Und da Sie unzweifelhaft an gute Bücher gewöhnt fein werden, so stelle ich sie Ihnen zur Disposition. Entnehmen sie ihr, was Ihnen beliebt." Hilda verbengte sich, aber während sie mit vol lendeter Grazie ihren schlanken Körper neigte, znckte es blitzartig auf in den schönen, schwarzen Lubostrow- schen Augen. Vater und Tochter hatten den Grafen, der die Blinde reich beschenkt, bis zu seinem Wagen geleitet. Als sie dann Arm in Arm in das Haus zurück- kebrten, flüsterte Hilda lächelnd in das Ohr des Aoministrators: „Sagte ich Dir nicht, er ist anch nur ein Mann! Vater, mein Wort darauf, wenn ein Vier teljahr in das Land gegangen, bin ich die Herrin der Bergenhorstschen Güter nnd habe mich an dem Ungetreuen gerächt!" „Hilda, man könnte sich vor Dir fürchten!" erwiderte Stettmüller und blickte fast scheu auf sein schönes Kind nieder. Dann strich er sich mit der Hand über die Stirn und den Arm des Mädchens fester in den seinen ziehend, setzte er hinzu: „Laß uns noch nicht in das Haus zurückgehen, Kind! Es ist fo schön hier draußen unter den Bäumen." Eine kleine Erzählung bist Du mir auch noch schuldig", fuhr der Administrator fort, „eine Auf klärung, wie sich der Bruch vollzogen zwischen Dir und dem Erben des Grafen." „Dem Erben des Grafen?! Hilda lachte laut auf. Es klang schrill und häßlich von den frischen Lippen." „Nenne den Narren doch nicht mehr so, Vater! Er ist nicht mehr der Erbe — er wird es nie werden!"