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K» Ärmlich «rschriuen drei Rvmtmrn. Präimmerttivn«- Pr«i» 22^ Sgr. (j Tblr.) »«tteliabrlrch, !i Tblr. sür das ganz« Jahr, »bne Er- >»hong, !n aUr» Theile» bk« Peenftischen Monarch«. Magazin für die Ma» pr1m:mcnrt auf dies«» Beiblatt der Allg. Pe. Staat«. Zeitung in Berlin in der Expedition sMobren - Strafte Nr. 14); in der Provinz so wie im Au-lande bei de» Wohllöbl. Polt - Rennern. Literatur des Auslandes. 1L4 Berlin, Frcikag den 2». Dezember 1836 Persien. Em Blick auf Persiens jepigen Zustand. Au« dem Schreiben eines Engländers"). Teheran, den 20 August I81N. Bor wenigen Tagen sab ich die Truppcu de« Schab'« (denen Sc. Majestät selbst folgte) aus ihrem Lager bei FirauSku, etwa 25 Zarsang östlich von ter Hanplstadt, sich in Bewegung setzen. Wie mau sagt, werden sie einen Theil ter Hccre«machl bilden, die gegen Herat bestimmt ist, Es ist allgemein bekannt, welchen wesentlichen Anlhcil England daran gehabt bat, tag nach dem Tode Zeich Ali Schah s dessen Enkel, der jetzige .König, den Thron von Persien bestieg. Die Polygamie schwächt hier das Siecht der Erstgeburt in solchem Grade, daß nach dem Tode eines König« immer Kämpfe nm die Krone entstehen. Derjenige, welcher die stärkere Partei auf seiner Seile hat. wird von der Nation als rechtmäßiger Fürst anerkannt. Ler neue König schien seine Ber- dindlichkeit gegen England anfänglich lebhaft zu fühlen; und e« darf uns nicht Wunder nehmen, wenn man seit der Zeit etwas zu großes Vertrauen auf seine freundschaftliche Gesinnung gesetzt hat. Die Treu losigkeit und Undankbarkeit, welche dem Pcricr angeboren scheinen, sind nicht genug in Anschlag gebracht worden: schon cic ersten bedeutenden Schrille des jetzigen König« zeugen nicht bloß von gänzlicher Nichl- deachlung ter Interessen Englands, sondern auch von betrübender Takt losigkeit in der Handhabung seiner eigenen Angelegenheiten. Erwägen wir die schreckliche stnanzielle Zerrüttung PerstcnS, die im ganzen Lande vorherrschende Armnlb und Erschöpsung, de» Instand der Unruhe und Unuchrrheit in viele» Provinzen, und die Zucht und Zü gellosigkeit des Pöbelbausen«, der hier das Königliche Heer beißt, so wird es un« klar, daß der regierende Monarch, hält' er auch nur einen Grau staalsmaunischer Klugheit, vor Allem dahin gcstrcbl haben würde, seinem Lande eine Zeitlang den Frieden zu erhallen und das Frcundschafl«-Bündniß mit England, als derjenigen Macht, die ibn zum Throne verholten, immer fester zu knüpfen. Statt dessen linlernimmi er, nichtige Gründe vorschützend, eilten Feldzug gegen eine» Slaal, der wohl fünfzig Tagereisen von dem Punkte, wo die Armee aufbrach, entlegen ist. Diese Truppen, größlcntheiis rohe Bauern, Hal man aus allen Ecken des Reiches zusammengelrlcbcn. Selbst rie noch kürzlich rebellischen Kurden-Stämme sind gezwungen worden, sich anzuschließeu. Die ganze sogenannte Hccresmachl soll nicht stärker sepn, als 20,000 Mann. Da« Persische Laud, seit Jahrhunderten verödet und entvölkert, kann die kriegerischen Schaarcn, die es früher besaß, nicht mehr ins Feld stellen; und selbst die erwähnte geringe Zahl ist für die Hülssquclle» der jetzigen Regierung noch viel zu bedeutend. Schon vor ihrem Aufbruche von Firausku waren die Truppen, obgleich den Korn- Distrikten nabe, mit ihre» Rationell acht Tage im Rückstand; wie wird e« ihnen erst gehen, wenn sic die Berge und Wüsten Eborassan's im Nuckelt haben! Der Schatz enthielt zur Zett ihres Abmarsches etwa fünfzehnhundert Psund Sterling!! Thatsachen dieser Art tonnten in Europa unglaublich scheinen; und doch bat sich der König steif und fest vorgenvmme», einen lang wierige» Feldzug zu unternehmen; die Armee führt mitten in einem Persischen Sommer Maschinen mit sich, die unmittelbar vor dem Ab marsche angcsertigt wurden, um den Schnee vor dem schweren Ge schütze wegzuschaffen. Man sagt, der Premier-Minister, Hadschi Mirsa Agassi, die einzige Person, welche dem Schah Rath geben darf, habe ibn zu diesem unsinnigen Kriege bewogen. Hadschi Mirsa ist, wie sein Herr, den Lehren dec mystischen Sekte der Susi zugciban, sonst aber ei» sittenloser Mensch und unverschämt in seinen Ausdrücken. Der Minister des AnswÄrligen, Mirsa Masud, ist in Aderbidsckan geboren und Hal seine diplomatische Laufbahn in Rußland begonnen. Ji, eilicr solche» Krisis muß die Anwesenheit dc« Britischen Gc sandten außerordentlich wünschcn«wcrlb sepn. Man darf hoffen, das; dieser keine Zeil verlieren werbe, um von dem Schab mit Bestimmtheit - ') Es rührt dieses «schreiben augenscheinlich von einem unzufriedenen Britischen Orftzier her, der es dem kungcn Schah nicht verzeihen kann, dali er nicht so viele Vorliebe sur die Engländer, als sein verstorbener Vater, der Prinz Abbas Mirsa, besitzt Nach einige» Zeitungen hatte der Britische Gc sandte, Herr Ellis, der bereits wieder aus Persien zurückgckehrt ist, die Ver sicherung crthcilt, daß Englands Einstuß beim Hose von Teheran unvrrmin dert sc»: die ponsoner Sppoßtions-Blatter behaupten »doch, daß Rußlands Macht über icden anderen Einstuß in Persien den Sieg davvngetragen habe Der gc-enwartigl: Pries ist unstreitig im Geiste dieser Behaupt»»« abgefaßt. zu erfahre», nach welchen Drniztpicn er zu banbclu gedenkt. Da mau weiß, daß der Britische Gesandte em Talentvoller und mit Persien wohl bekannter Manu ist,, so sürchlen die vorhin erwähnten zwei Minister, er werde so vielen Einstuß beim Könige gewinnen, daß er ibn wohl zu anderen Maßregeln bestimmen dürste. In diesem Augenblick ist jedoch wenig Aussicht, daß dcr Schab einem Engländer sein Vertrauen schen ken werde, bevor er durch Unglück weise gemacht ist. Bor einiger Zeit kehrte ein Britischer Stabs-Offizier"), der die beste Zeil seines Lebens tcm Persischen Dienste gewidmet nnd in Persien -verdiente Popularität erlangt Hai, in dicsts Land zurück. Dieser Offizier batte nicht nur dazu mitgewnki, das; .Seine Majestät eine Malestäi wurde, sondern auch durch seine klugen Maßregeln dem Schah da« Leben gerettet. Damals ging dcr Schab so lvcit, ibm zu versprechen, daß er „immer seine Heere befehligen solle." ' Die Ausnahme, die dieser Offizier nach kurzer Abwesenheit bei seiner Rückkehr sand, war sehr zweideutig und paßte schlecht zu den frühere« pomphaften Versprechungen. Al« er in energischem, doch ehrerbietigem Ton eine bestimmte Antwort auf sein erneute« Dienst-Anerbieten ver langte, übertrug man ihm endlich in pomphaften Ausdrücken den tnu- lairen Oberbefehl de« „ disziplinirtcn Eorps" — ich sage den litu- laircn, weil fast alle subalterne Befehlshaber offen und ohne Scheu seiner Autorität sich widersetzten — und doch konnte diese Tbatsachr dem Schah sowohl als dem Premier-Minister nicht unbekannt bleiben. Wa« den Letzteren betrifft, so Hal er schon dculljch bewiesen, daß e. dem Britischen Inlercffe sehr abgeneigt ist. Wir erinnern nur an die posilive Weigerung, in den kürzlich vorgeschlagcncn Handel«-Traktat cinzuglhen. Ler Offizier, dessen ich eben gedachte, ist bei dem Schah sonder Zweifel besser angeschricbcn, al» jeder andctc Engländer; und dem hat er so wenig für sich erwirkt. Diese und ähnliche Thatsachen lehren uns zur Genüge, daß Seine Majestät keine allzu große Neigung fühlt, ein Europäisch tisziplinirles Hrer zu unlcrhalten, oder dessen Einrichtungen dem Europäischen Svsteme anzunähcrn. Seitdem ter jungc König regiert, ist da« unter seinem Baier Abba« Mirsa durch Englische Offiziere organistrte Eorp« cin zuchtloser Haufe geworden. Die Britischen Osfizirrc habrn sich mit eigenen Augen da. von überzeugt, wie sehr man eine Sache geringschätzl, zu deren Förde rung sie nach Persien gekommen waren. Da alle diese Offiziere neben ihrer treffliche» mililairischcn Bildung auch da« Persische sehr gut ver stehen, so müßten ihre mannigfachen Talente einem Staake, wie Per sien, von nnschätzbarcm Wertste sepn. Was für ein Geschäft wird man ihnen jetzt anverirancn? Ohne Zweifel die Leitung eines ordnungs- loscn Herrhaufen«, welcher Indische Stämme bekriegen soll, die wir viel lieber unabhängig, als von Persien abhängig wissen. Herr Farram, ein Ossizier im Dienste der Ostmdikchcn Evmpagnie, weicher mit allen Erfordernissen eine« iüchligen Kavallerie-Offizier« große Erfahrung verbinde!, sollle zu einer regelmäßigen Kavallerie tu Persien den Gr»nd legen Kurz vor dem Tode Felch Ali'« kam er nach Persien und begann sein Werk mil Einerercirnna einer Schwadron von 150 Man» leichter Kavallerie. Diese« kleine Eorp« war in kurzem so vortrefflich erercirl und kisz,pliuiri, daß dcr jetzige König selbst den Leistlingen des Herrn Farrani seine Be»underung nicht versagen konnte Er crklätte sogar, er wolle die Schwadron bis aus 1000 Mann ver stärken; stall dessen wurden aber die Retter bald nachher sammi ihre» Pferden nach Hause geschickl, und zwar auf viele Monate, bi« man sie vor einigen Tagen wieder in« Feld rief. Unterdcß waren einige Pferde gefallen, andere lahm geworden nnd alle in einem erbärmlichen In- stande; denn die Reiter ballen sic au« eigenen Mitteln unterhalten müsse». So zeigt die Persische Negierung bald übertriebene Berschwen düng, bald übel berechnete Sparsamkeit. Wäre der jetzige Schah — er zählt jetzt beinahe dreißig Jahre — ein Mann von gefunden Urthcilskraft, so könnte man wohl hoffen, daß kiese« Land von seinem gesunkenen Instand allmälig wieder sich erboste — daß c« nationale Unabhängigkeit bewahrte und ein nützlicher Bunde« genösse England« würde. So lange aber knabenhafte Unfähigkeit die überall Stoff zum Argwohn aufsindct und den wahren Freund von dem verkappten Feind nicht zu mtterscheidcu weiß, cm der Spitze der Gc schäfte steht, ist für diese« unglückliche Land keine Hossmmg. Mn Hülse des gutgesinnten England« wär' es Persien leicht geworden, ein regel mäßiges Eorp« von 40 — 50,000 Mann zn organisiren, dessen Unter- Haltung gewiß nicht viel mehr gekostet hätte, al« die dc« gegenwärtigen undisziplinirttn Heere« Bon ciner solchen Aegi« geschirmt, konnte Unitreitig Sie Henev Bethune.