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2) K,k Ucbecsctzang Anquetil'«, nach de» mündlichen AuSlkguilgen o'ogesaßl, die ihm seine Lehrer zu Surale in Neu-Persischer Sprache gäbe». Da diese Leute selbst von einer Pehlwi »Uebersetzung Ge brauch machten, so war Anquetil s Arbeit eine Uebersetzung in der vierten Sprache. 3) Endlich eine barbarische Sanskrit-Uebersetzung aus dem li-len Jahrhundert, deren Verfasser, ein gewisser Ncriosiug, und bei der ebenfalls nur die Pehlwi-Uebersetzung zum Grunde liegt. Aber das nützlichste Hülfsmittel Burnoufs war unstreitig die Ana logie, die scharfsinnige Vergleichung des Zend mit ankeren zu derselbe» Familie gehörenden Sprachen, vorzüglich dem Sanskrit. Herr Burnouf besitzt in hohem Grade jenen genialen Forscherblick, der die Geheimnisse der inneren Struktur der Sprachen enthüllt. Er tritt rüstig in die Fußsiapsen eines Grimm und Bopp, zweier Deutscher Forscher, die iu unserem Jahrhundert einer neuen Wissenschaft ihr Dasevu gegeben. Zugleich Anatomie und vergleichende Physiologie der Svrache», dringt diese Wissenschaft aus dem Wege der Anawsis in ihr wunderbares Ge webe und bestimmt das Dauernde wie das Veränderliche in ihrer Orga nisation. Für sie sind die Sprachen belebte Wesen, die ihre eigenlhüm- lichen Formen haben; allein das Zufällige und Variirende kann aus einen stehenden TvpuS zurückgcführt werden. Diese Wesen, die »ach bestimmten Gesetzen entstehen, sich entwickeln, sich wieder erzeugen und ^untergeben, sind durch Bande der Verwandtschaft verkettet, deren Grad 'man zu ermessen fähig ist. Jedes hat seine Physioguomieen, seine In stinkte, Gewohnheiten und ÄnNpachieen; wir können vorahnen, was diese oder jene Sprache in diesem oder jenem Falle ihn», welche Form sie anuehmen, welchen Weg sie einschlagen wird. Von solchem Stand punkte betrachtet, gewinnt das Sprach-Studium das ganze Interesse einer Natur-Wissenschaft. Das Zend ist einer der bedeutendsten Ringe jener unermeßlichen Kelle verwandter Sprachen, die sich fast ohne Unterbrechung vom Gan ges bis nach Island ausdehnt. Es bildet ein Mittelglied zwischen dem Sanskrit und den Germanischen Idiomen und giebt, als nahe Bluts- freuudin der alten Brahmanen-Sprache, manchen Ausschluß über räihsel- hafte Formen des Sanskrit selber. Außerdem ist die Zend-Sprache merkwürdig, wenn man den Grad der Entwickelung ins Ange faßt, den sie in Zoroaster's Zeitalter erreicht hatte. Herr Burnouf ist durch ge. nauc Analyse des Zend-Alphabets zu folgendem Schluffe geleitet wor den : „Alle» verkündet uns ein Idiom, das an einem Punkte still steht, wo man die Sprachen sehr selten belauschen kann, an einem Punkte, wo sämmtliche Elemente ihrer Organisation ins Leben getreten sind, die Thätigkeit selbst aber, welche eines dieser Elemente durch das andere nwdifiziren sollte, damit ein vollkommener Organismus entstünde, Nütz lich stockt und ihr Werk unvollendet läßt." Die Methode eines scharsstnnigcn Sprachforschers bat auch für den Laien viel Anziehendes. Burnouf löst die Wurzel zunächst von allen grammatische» Modifikationen, die sic erlitte» haben kann, und stellt sie daraus mit einer Sanskrit-Wurzel zusammen, die ihr gleicht, und die den wahrscheinlichen Sinn des zu erklärenden Wortes giebt. Allein er begnügt sich nicht mit jener unbestimmten Wurzeln- Analogie, die kein sicheres Ergcbniß herbeisübrt; er muß in der eigenl- ihümiichcn Form des Radikals den besonderen Ebarakler dcrZcud-Sprachc wiedersinden. Die Französische Uebersetzung Anqnciil's und die Sanskri tische von Nerioseng lassen Herrn B. ost den Sinn einer Stelle im Allgemeinen erkennen; aber das ist ihm nicht genug; cs ist sein Zweck, die Bedeutung jedes Wortes und den grammatischen Werth jedes Lau tes baarschars zu bestimmen. Das Interesse, mit welchem der Leser sei nen Operationen folgt, hat etwas Dramatisches: bald sehen wir ibn sich Verliesen und in tausend unterirdischen Krenz- und Quergängc» beinahe verschwinden, bald lancht er wieder zum Lichte empor und bringt lrium- phirend den Sinn eines schwierigen Wortes, gleichsam eine glänzende Erzspur, die er im Schachte der Sprache gefunden hat Eines der bedeutendsten Ergebnisse des Herrn Vurnons ist, daß die Zend-Sprache besonders ausfallende Achnlichkcilcn mit dem ältesten Sanskrit, dem Sanskrit der Wcda's, zeigt. Diese Sprache ist also nicht eins Tochter, sondern eine Schwester des Sanskrit. Dasselbe kann mau von mehreren anderen Sprachen der großen Jndo-Slavo-Gcrma- nlschen Familie sagen: das Latein ist keine Tochter des Griechischen, und beide Idiome sind keine Töchter des Sanskrit; wohl aber sind alle diese sprachen divergircnde Zweige einer gleichen Stammes. Man findet im Lateinischen zuweilen eine Form, die älter und ursprünglicher ist, als die entsprechende Sauskril-Form. Eben so ist es mit den Völ kern: die alten Lateiner, die Gothen, die Perser, dje Slawen kommen nicht aus Indien, sondern sie haben, wie die Indier selbst, eine ge meinsame und unbekannte Wiege. Ader auch die Verdienste unseres Autors um das Sachliche sind gar nicht niedrig anzuschlagen. Schon wirst seine liefere Kcnntniß des Zend neues Licht auf gewisse Puukle der allen Geographie des Orients. Er hat, durch die Etymologie der Orts-Namen, die Ausdehnung und die Gränzen Aria'« bestimmt, d. h. desjenigen Landes, wo man den Urfitz der Sprache und Religio» Zoroaster's suche» muß. Einen Inbegriff der Lehren Zoroaster's kann uns das erste Kapitel de« Iaßna allerdings noch nicht geben. Der Weg, den Burnouf eingeschlagen hat, ist lang, aber sicher: um ein Buch analysiren zu können, muß cs zuvor gelesen sey», und durch das Buchstabiren lernt man erst lesen. Die allchristlicht Idee von der Auferstehung des Fleischt« sollte nach Anquelil im Zend-Avesta sich finden. Nach Hrn. Burnouf unter liegt dies manchem Zweifel; welligsten« kann er für das Wort, welche« Anquetil so übersetzt, nur die Bedeutung Frage sguosliun) ermitteln. Es könnte fast tollkühn erscheine», wenn ma» sich's unlerfangen wollte, den Sinn Zoroaficr'« besser zu ergründen, als die Parsen selbst; gleich wohl beweist Hrrr Burnouf a» mehreren Stellen mit guten Gründen, daß in der Uebersetzung des Neriosing, und vermuihlich sogar schon in der Pehlwi-Uebersetzung, eine buchstäbliche und grob materielle Aus- fassung den wahren Sinn verdrängt Hal. Zuweilen machen auch die Parsischen Uebrrsetzcr au« abstrakte» Begriffen wirkliche Wesen. Endlich verdanken wir Hr». Burnouf schon jetzt einige interessante Aufschlüsse über das Verbältniß der Religion Zoroaster's zu dem ältesten Brahmanen-Glauben. Diese Entdeckungen führen uns über die Epoche der Scheidung beider Sprächet! und Völker hinaus und bis auf ihre» ältesten Ursprung zurück. Bis jetzt habe ich die wichtigste der Anwendungen, welche Herr Burnouf von dcm scldstgeschaffencn Wcikzcuge gemacht, unberührt ge lassen. Seine gründliche Kcnnwiß der Zend-Sprache hat ihm bei einer schwierigen Umcrnchmung mächtigen Beistand geleistet: diese war die Entzifferung der in Hamada», dcm altcu Ekbalana, gcsammcltcn In schriften, deren Alphabet dcm ans den Ruincu von Perscpolis gleicht. Erst vor etwa dreißig Jahren schrill ma» zu der Entzifferung dieser seltsamen Schrift, die ganz ans keilförmigen Buchstaben besteht. Dir Ziegelsteine der Ruine» vo» Babvlon sind damit überdeckt: sic bcglcitct tic vcrschicdencn Bildwerke, deren wahrscheinliche Erklärung sie enthält. Ihre vollständige Entzifferung dürste uns wohl i» einige Geheimnisse der Religio» und der Weisheit Ehaldäa's blicken lassen. Man weiß schon, daß cs drei Arien dieser Alphabete giebt, die ein gleiches Grund-Element, den Keil, habcu und nur in dem größeren oder geringere» Grade ter Eomplicatiou ihrer Buchstabe»-Figuren von einander abwcichcn. Bis jetzt Hal ma» erst Eines dieser Alphabete ent ziffert; da aber dieselben Inschriften in den drei alphabetischen Systemen ost sich wiedcrboleii, so darf man veriwnsliger Weise hoffen, daß die Enlrälhselung des ri»cn auch zur EMrälbsclung dcs anderen führe» werde, wie die Rosmeschc Jnschlist zur Erklärung der Hieroglyphe» drn Weg gebahnt bar. Dasjenige Alphabcl nun, mit dessen Entzifferung der Anfang ge macht war, und wovon Herr Burnouf eine weil vollständigere und be friedigendere Erklärung gegeben hat, als alle seine Vorgänger, ist genau dasselbe, welches aus den Monumenten von Perstpolis sich findet. Die Sprache jener Inschriften muß »oihwendig die alt-Pcrsische gewesen sey»; und man begreift daher, wie schr Herrn Eurnous bei dcm Ver suche, jene Inschriften zu lese», seine Kenntniß ter ZcnL-Sprache gc- iiützt haben müsse. Seine Verdienste um da« Alphabet von Persepolis lernen wir erst recht würdigen, wenn wir auf die Ergebnisse der Be mühungen sciuer Vorgänger eine» Blick werfen. Der erste Schritt war nicht glücklich. Im Jahre 1803 publizirlc der Deutsche Lichtenstein ein vollständige« Entzifferungs-System; aber leider war dieser Gelehrte von der falschen Prämisse ausgegangcn, daß die Buchstaben der Keilschrift, wie die Semitischen, von der Rechten zur Linken geordnet scven. Dieser einzige Jrrlbum machte seine ganze Arbeit unnütz. Erst Grolcsend brach die Bahn zum wahren Vcr- ständniß der Keilschriften von Persepolis, obgleich er die Sprache nicht kannte, in der sie geschrieben waren. Herr Grolcsend verfuhr dabci i» solgcnkcr Art. Er ließ es mit der Svrache dahingestellt sey» und fragte sich bloß: „Was für einen Gegenstand mag die mir vorliegende Inschrift betreffens" Man hatte aus neuere» Dcukmälcru Inschriften in Prhlwi-Sprachc gesunden, die da lauteten: „König A., Sohn des Königs B." Sollten die keil förmigen Ebaraktcre nicht etwas AehnlichcS ausdrnckcnk Und siebe da! die Vcrmulhung wurde Gewißheit. Ohne diesen glücklichen EinsaU würde man noch jetzt de» Schlüssel zu dcm Alphabete von Persepolis vergebens suchen. Herr Grolcsend saglc sich ferner: „Wenn es ein König Persiens und ter Sohn cincs andercn Königs von Persien ist, so kann inan wohl ans Kambvscs, den Soh» des Kyros, rachen — doch nein! in diesem Falle müßten die beiden unbekaniile» Wörter mit demselben Buchstaben ansangcn. Wie aber, wen» cs.Terpes, Sohn des Darius, wäre?" Dieser war cs auch wirklich! So verschaffte Herrn Grolcsend sein vom Glücke begünstigter Scharfsinn den Besitz einer Anzahl Buchstaben, welche die beiden Eigennamen Terpe« und Darius darstellien. Er nahm richlig an, daß die Inschrift in der Zend- Sprache abgcfaßl sey; aber die sebr unvollständige kleine Wörtcrsamm- lung Anquelil Duperron's konnte ihm über den wahre» Werth einiger Buchstaben krinc Auskunft geben. Der Dänische Sprachforscher Rask ciildeckte in der Keilschrift das M und N, die man vor ihm für Lokal-Zeichen angesehen Halle. Burnouf endlich, in die Gesetze des Organismus der Zend-Sprache ein- geweiht, kam auf die Eindeckung eines neuen Werlhes von zwölf Zei chen. Es gelang ihm, von zwei Inschriften eine Uebersetzung zu geben, die das Gepräge großer Wahrscheinlichkeit in sich trägt. Nur sehr wenige Buchstabe» der Keilschrift können noch Gegenstand der kontro verse seyn. Herr Professor Lassen in Bonn, der die Keilschriflcn gleichzeitig zum Gegenstand seiner Forschung machte, ist von sciuer Seite auf Er gebnisse gekommen, die in der Hauptsache mit dcucn Bnrnous'S über- cinstimmcn. Alle« beweist, daß man des räihselhaften Alpbabel« vo» Persepolis wirklich Meister ist, und daß nun auch die Entzifferung der Inschriften Assyriens und Babylon « nicht ferner al« ein Ding der Unmöglichkeit erscheint. ift st. >1, ffl). England. Dir Menagerie im RegentS-Park vvti London- Lon Leigh Hunt. Einen sonderbaren Kontrast bildet unsere eigene Rube, die Lang samkeit unserer Bewegungen Men die rege Lebendigkeit der hier hinter EisengiNern bi» und her laufenden Geschöpfe; wir lieben diesen Kon trast «nd wissen daher nicht, ob wir uns freuen oder getäuscht fühlen sollen, wenn wir einige von ihnen so harmlos uni sich blicken, so schwach und vhumächlig sehen. In unserer Phantasie haben wir Wolf und