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LLSchenttick erscheinen bett Nummern. Prünumeealion», Drei» 22j Sqr. sj LHIr.) viertthährtich, Z Ddtr. für da- ganze Jahr, odne l!r> Höhung, in allen TbeiU» der PrenSischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt auf dieseii Beiblatt der Altg. Pr. Staat»- Zeitunz fn Berlin in Ler Erpedition (Mohren > Straße Nr. 34); in der Provinz s» wie im AuSlande bei den Wohllödl. Polr-Äemiern. Lltcratur des Auslandes. IL7. Berlin, Freitag den 3st. Dezember 1836 Persien. Die Zcnd-Tprache, Anquetil Duperron und Emil Burnouf. Bon I I. Amp «re. Die hciligctt Bücher der Parsen, Zoroaster's lebendiges Wort, sink in einer Sprache geschrieben, die schon lange nicht mehr zn den leben den gebürt. Diese Sprache, eine Schwester des Sanskrit, ist die Mut ter des Nen - Persischen, zn dem sic ungefähr in demselben Verhältnisse steht, wie da- Lateinische zum Italiänischcn. Wollte man Zoroaster's Lehre kenne» lernen, so mußte» vor Allen, die Fcnd-Bücher aufgesunden werden, und zunächst war die E»ttälhsclung der Original-Sprache uoth- wendig. Beide wichtige Entdeckungen verdankt man zweien Franzosen: Anquetil Duperron Hal im vorigen Jahrhunderte den heiligen Codex der Parsen-Lehre von seinen gefahrvollen Reisen milgebrachl, und Herr Burnouf Hal in nnseren Tagen den Schlüssel zu Zoroaster's Gedanken ansgefunden. Diese Thatsachc ist so merkwürdig, daß der Leser uns wohl erlauben wird, etwas langer dabei zu verweilen Die Religio» der Feueranbeter wurde bei der Eroberung Persiens durch die Araber nicht ganz ausgerottel. Eine Anzahl ihrer Bekenner blieb in Kermem; Andere begaben sich, wohl hundert Jahre später, nach der Insel Ormus im Persische» Meerbusen und fluchteten endlich von dort weiter nach Guzurale, an Indiens westlicher Küste. In jener Gegend wohnt noch bcnlzntagc ein Völkchen Parsen oder Gebern, das seil einem volle» Jahrtausend dem Gesetz und Glauben seiner Urväter treu geblieben ist. Die Parscu von Indien hatte» mit der Zeil di« Schriften Io- roastcr's verloren. Aber diese Bücher wurde» ihnen gegen Ende des l4tcn Jahrhunderts durch einen Priester, der sic aus Pcrstc» milbrachte, wieberzngesührl. De» Original-Text, dcr, wie gesagt, im alten Ze ul geschrieben war, begleitete eine Uebersetzung in der Pehl wi - Sprache. Das Pehlwi ist bi» letzt nur unvollkommen bekannt; man weiß nur so viel, daß diese Sprache von Semitischen Elementen wimmelt, d. h. von Ele menten, die einer ganz anderen Sprachcn-Familic als Zcnd und Sans krit — der Familie des Hebräischen und Arabische» — ange- börem Lic Pehlwi-Spräche scheint in Persien dem Zeud gefolgt unb dem Neu-Persischen vorangcgangen zu sevn. Die bculigcn Parsen Ostindiens verstehen viel besser das Pcblwi als das Zeud; auch studiren sie Zoroaster's Bücher zumeist in der Pehlwi-Sprache. Was sie übrigens von dem heiligen Codex besitzen, das ist, «ach ihrer Versicherung, nur ein Zwauzigiheil des Urwcrkes; cs sind mehrere Fragmente, vorzüglich liturgischen Inhalt« — ein Bruch stück des All Persischen Ritual». In Europa verdankt Man dieses ehrwürdige Bruchstück, wie schon bemerkt, dein rühmlichen Eifer und der bewundernswürdigen Ausdauer eine» Franzosen. Im Jahre 1754 faßic ei» unbemittelter Jüngling von 22 Jahren den kühnen Entschluß, die Bücher Zoroaster's, von denen mehrere schon nach England gebracht waren, und die Weda » dcr Indier, die man bis dahin nur dem Namen nach kannte, im Orient selbst aiifzusuchen. Von allen Geldmittel» entblößt, schloß sich dcr junge Anquetil als gemeiner Soldat den Truppen an, die man nach Poudich.-ri schickte, und die der Auswurf des Französischen Heeres wa ren. Er marschirte im Winter mit seine» sauberen Kameraden von Pari» »ach dem Hass» l'Orienl; seine ganze Bagage bildeten Mon taigne'» »ub Charron'» Werte, eine Hebräische Bibel, zwei Hemden, zwei Taschentücher und ein paar Strümpfe. Als er in l'Orienl äuge- kommen war, empfing er eine Bestallung von Seilen des Ministers. Von seinem Eifer gerüllrl, hatten ihm einige Gelehrte, unter denen auch Barthölemi sich befand, eint Pension von SM Livres und freie Uebersahrt nach Pondichüri ansgewirkl. In Ostindien halte Anquetil mit Schwierigkeiten und Hindermsscn aller Art zu kämpfen. Al» er dem Gouverneur der Französischen Etablissements sein Empfehlungs schreiben überreichte und seinen Pla» auseinandersetzte, antwortete ihm dieser, ohne ib» eines Blicke» zu würdigen: „Wollen sehen!" — und steckte den Bries in di« Lascht. Das eiste Debüt war nicht ermutdigend. Anquetil halte damals nur einen verworrenen Begriff von dem Gegenstand seiner Nachforschungen. Er schwankte zwischen den Weda's und den Büäicr» Zoroaster's, die er, eines wie das andere, aufsucken und in sein Vaterland bringen wollte. Ohne Führer, ohne Anweisung, ohne Geld und eben so wenig des Sanskrit al« des Zend kundig, batte er keinen anderen Schatz, keine andere Stütze, als einen imer- schüticrlichcu Willen und leidenschaftlichen Enthusiasmus. Nachdem der blühend schöne Jüngling gegen Krankheiten, die ihn mehrmals an den Rand des Grab-« brachten, und gegen die Versuchungen, denen seine Jugend, seine Gestalt, die Sitten und das Klima Indiens ihn be ständig aussetzten, wacker gckämpst halte, wurden seine Pläne noch durch die Drangsale des Kriege» gestört, und endlich stürmten sogar Hohn und Verleumdung aus den Edle» ein, ter freiwillig und mit Gefahr seines Leben» bei dem Nabob um Hülse für das angegriffene Tschander- nagor nachgesucht Halle. Bon unsinnigem Argwohn lief gekrankt, reist er, allein und zu Fußt, mit demselben Bündel, das seine beiden Hem- dcu, seine Bibel und seinen Montaigne enthielt, von Tschandernagor nach Pondichöri; er reist ab, um einen Weg von -MLieucs von Nor den »ach Süden zurückznlegei!, eineii Weg. den kein Europäer vor ihm durchwandert Halle. Damit noch nicht zusriedcn, macht er unmittelbar daraus eine fast eben so große Wanderung von Süden nach Norden, um Zoroaster's Schüler und Bücher in Surale zu finde». In Surale Halle er bei den Dcstur'S lParsischen Priestern) mit neuen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sic bolcn ihm anfänglich verslum, melle Texte an, mit der Versicherung, daß diese die vollständigen Schriften de» Zoroaster sepen. Es gelang ihm nicht, eine mehr als oberflächliche Kcnntniß dcr Zcnd-Sprache von ihnen zu erlangen; und Burnouf hat, ohne Paris zu verlassen, durch bloßen Scharfsinn und durch Schlüsse, die ihm eine sorgsältigc Sprachen-Vergleichung an die Hand gab, mehr gelernt, als Anquetil unter den Parsen in Surate, obgleich ter berühmte Mobed Darab ihm Unterricht crthcillc. Oester körperlich leidend und während seiner Genesung von einer Krankheit bei Hellem Tage mit Mordwaffen verrälherisch angesallcu, setzte Anque til deimoch seine Studien mit nie erkaltendem Eifer fort. Endlich reiste er mit allen Fragmenten der Bücher Zoroaster'«, welche die Gc bcrn azifbewahrt, »ach Europa, nachdem er nntck dem Beistand dec Parsische» Schrisigclchrtcn von Surale eine Uebersctzung des Texte« angeserligt batte. Da» Schiff, welches alle diese Schätze trug, wäre beinahe üntcrgcgangcn, und endlich landete Anquetil — als. Kriegsge- sangener in England. Erst am 18 März 1762 konnte er seinen mit so vicle» Gefahren und Drangsalen crkauslen Zoroaster auf der Königs Bibliothek zu Pari« nicderlegen. Dies ist der Tert, den Herr Burnouf ganz herausgegeben hat, und wovon er einen Theil zu entziffern und auszulegcn begonnen. Anquetil s Uebersetzung. die 1771 erschien, war lauge nicht vollkom men befriedigend. Trotz dieser Unvollkommenheit war die Veröffentli chung derselben schon reicher Gewinn für die Orientalische Literatur. Derjenige, dem man sowohl diese erste Uebersetzung, als den unendlich wichtigeren Tert verdankte, wurde zum Lohn für seine Leiden, sein« Ge fahren und seinen Heldenmutb in einer kleinen, sonst recht geistreichen Broschüre spöttisch dnrchgebechclt. Al« den Bcrsasser dieser „Neidschrist voll Gist und Galle", wie Rask sie treffend bezeichnet, muß man leider den hochverdiente» William Iones nennen, der nachmals die Astatische Socielät von Kalkutta gründete"). Das Ioncssche Pamphlet ist ein wabree Muster sarkastischer Albernheit, welche geringschätzt, was sic nicht kennt, und ihre Armuth an Gründen hinter Witzeleien versteckt. Der pikante Stil erinnert zu< weilen lebhaft an Voltaire; doch beweist er ehe» so wenig gegen Anque til und Zoroaster, al« Voltaire's amüsante Scherze gegen Shakespeare etwas bewiesen haben. Statt über den bizarren Charakter gewisser liturgischer Formeln der Bücher Zoroaster's sich lustig zu machen, bat Herr Burnouf um das Verständniß dieser uralten Texte sich bemüht. Er fing damit an, daß er den Text in der Ursprache publizirte, und setzte so die Philologen in Stand, ihre Kreiste daran zu erproben. Dan» ging er selber an« Werk: er wählte da» Haß na oder Buch der Opfer und begann, selbiges zu übersetzen. Diese Uebersetzung au« einer Sprache, von der man weder eine Grammatik »och ein Wörterbuch besitzt, konnte nur ein mühseliges Geschäft sehn. Schon die Auslegung des ersten Kapitel« umfaßt zwei Quarlbände; aber der Grundstein eine« neue» Studiums ist nun ge legt; da« Studium der Zend-Sprache ist wissenschaftlich begründet"). Die Hülssmittel, welche Herrn Burnouf bei seiner neuen Uebersetzung zu Gebote stehen, sind: I) Der von ihm edirle Urtext. "i Sie >ft7iran,ösisch geschrieben und stehr im 1l>ten Bande Ler gesammel ten Werke dieses „roßen vrientalilten "> Herr Amvi-re Patte hier nicht überleben sotten, Laß Herr Professor Bovp in Bertin, ganz unabhängig von Burnout, schon im I ttvl dtcwich- tiastcn Beobachtungen über atte Theile der Zend-Svra«be zu einer Sram- matik iusammcnaestettt und veröffentlicht b»B Diese selbstständigen, Bur noufs Ansichten oster berichtigenden Beobachtungen sind in der „Berqleichcn- deii Grimmaiik" LeS Deutschen (Yclehrten eräanjt und weiter bcqründet, übrigen« aber auch von Burnouf selbst bereitwillig «»erkannt worbt»